Talentsichtung: Karriere-Sprungbrett Wedau

Von Musterschüler Polanski bis Dahoud

Zwei aktuelle Profis von Borussia Mönchengladbach sind jüngste Beispiele dafür, wie die DFB-Sichtungsturniere in Wedau zum Karriere-Sprungbrett dienen können: In der vergangenen Spielzeit schaffte Mahmoud Dahoud den Durchbruch als Bundesligaspieler. Der Deutsch-Syrer, der beim SC Germania Reusrath seine Laufbahn begann, wurde beim DFB U 16-Junioren-Sichtungsturnier 2012 zum besten Spieler des Turniers gewählt und für die U-Nationalmannschaft nominiert. Sein Gladbacher Teamkollege Julian Korb durchlief ebenfalls alle Stationen der Talentförderung in Wedau, kletterte auf der Karriereleiter vom Heimatverein TuS Preußen Vluyn über den MSV Duisburg zu Borussia Mönchengladbach auf und trug rund 50-mal für verschiedene U-Nationalmannschaften das Trikot mit dem Bundesadler.

"Ein echter Musterschüler war Eugen Polanski", erinnert sich Bode an den Mittelfeldspieler, der heute für 1899 Hoffenheim spielt: "Eugen war in der Jugend immer Leistungsträger und Führungspersönlichkeit. Er hat war ein echter Überflieger." Der in Polen geborene Polanski begann seine Laufbahn bei Concordia Viersen, schaffte nach einem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach über die DFB-Sichtungsturniere in der Sportschule Wedau den Sprung in die U-Nationalmannschaft, ehe er sich entschied, als A-Nationalspieler für sein Herkunftsland Polen zu spielen.

"Beim Länderpokal für höhere Aufgaben empfehlen"

Auf eine lukrative Karriere, die in der "Talentschmiede Wedau" begann, blickt auch Marcell Jansen zurück. Der Abwehr- und Mittelfeldspieler präsentierte sich als hoffnungsvoller Nachwuchsspieler von Borussia Mönchengladbach auf dem Wedau-Rasen. "Auch Marcell war als Nachwuchsspieler feste Größe bei den Sichtungsturnieren in der Sportschule, hat aber erst relativ spät die entscheidende Entwicklung genommen, als er enorm an Schnelligkeit zugelegt hat; sein riesiges Tempo wurde sein großes Plus", urteilt Verbandssportlehrer Bode über den Ex-Profi, der beim Hamburger SV und davor beim FC Bayern München unter Vertrag stand, seine Karriere aber bereits im Alter von 29 Jahren beendete.

Beim 1. FC Bocholt begann mit Simon Terodde ein Spieler seine Laufbahn, der heute in der 2. Bundesliga für den VfB Stuttgart stürmt und zuvor beim VfL Bochum für Furore sorgte. Die Spiele mit der FVN-Auswahl beim Sichtungsturnier in Wedau waren ein Meilenstein für den heute 28-Jährigen: "Simon hat sich beim Sichtungsturnier für höhere Aufgaben empfohlen, als er als Spieler, der beim MSV Duisburg im zweiten Glied stand, nach starken Leistungen als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde", erinnert sich Trainer Bode.



In jedem Jahr kommen die besten deutschen Nachwuchskicker an den Niederrhein. In der Sportschule Duisburg-Wedau werden die Besten der Besten ausgewählt. Die Karrieren vieler Fußball-Idole haben in den U-Nationalmannschaften so richtig Fahrt aufgenommen. Der Weg in die Eliteauswahlen der 15 bis 18 Jahre alten Nachwuchstalente führt auch über die Sichtungsturniere in Deutschlands größter Sportschule. Spieler wie der WM-Held von 2014, Mario Götze, Welttorhüter Manuel Neuer oder Jungstars wie Leon Goretzka, Joshua Kimmich oder Max Meyer spielten in Wedau vor.

Wo kommen eigentlich die Nationalspieler von morgen her? Wie finden die talentiertesten Fußballspieler und Fußballspielerinnen den Weg nach ganz oben? Und wer entscheidet darüber, ob das ehrgeizige Talent aus dem Verein auch das Zeug zum (Jung-)Nationalspieler hat? Wer Antworten auf diese Fragen sucht, schaut am besten mal in der Sportschule Duisburg-Wedau vorbei. Wenn dort die besten deutschen Nachwuchs-Fußballer in verschiedenen Altersklassen vorspielen, ist die Motivation für die hoffnungsvollen Talente die gleiche wie für die Vorbilder in den Profi-Ligen.

Wer hat das beste Team? Wer hat die besten Spieler? Bei den jährlichen DFB-Sichtungsturnieren - bis vor einigen Jahren hießen die Wettbewerbe noch traditionell "DFB-Länderpokal" - handelt es sich um Vergleichsturniere von Auswahlmannschaften einer bestimmten Altersklasse. Diese Auswahlteams vertreten die 21 Landesverbände im Deutschen Fußball-Bund (DFB). Somit sind die Sichtungsturniere in erster Linie eine Leistungsschau der Talentförderung in den einzelnen Landesverbänden. Mittlerweile wird beim männlichen und beim weiblichen Nachwuchs in jedem Jahr jeweils in drei Altersklassen ausgespielt, wer die hoffnungsvollsten Top-Talente hat.

Toptalente im Fokus

Ein bemerkenswerter Rückblick: Juli 2007 - wie in jedem Jahr in den Sommerferien trafen sich die U 15-Auswahlmannschaften aller 21 DFB-Landesverbände zum großen Kräftemessen in der Sportschule Wedau. Beim DFB U 15-Sichtungsturnier (damals noch "DFB-Schülerlager"), zu dem die rund 330 besten Nachwuchs-Fußballer ihres Jahrgangs nach Duisburg kommen, stand jedes einzelne der 14 und 15 Jahre alten Top-Talente im Fokus. Schließlich ging es um die Bewerbungen der ambitioniertesten unter ihnen für einen Platz in der U-Nationalmannschaft - dem Sprungbrett für ganz große Kicker-Karrieren.

Einer der rund 330 Jungs, die sich in den Sommerferien 2007 auf dem Wedau-Rasen präsentierten, war Mario Götze. Einen Monat nach seinem 15. Geburtstag schnürte das Ausnahmetalent, das sechs Jahre zuvor vom kleinen Verein seines Wohnortes, Eintracht Hombruch, zum großen Bundesligaklub Borussia Dortmund gewechselt war und den Sprung in die Verbandsauswahl schaffte, die Fußballschuhe für das Team aus Westfalen. Der Teenager erzählte im Talente-Porträt, dass er auf dem Dortmunder Helene-Lange-Gymnasium das Abitur machen möchte und es ein tolles Erlebnis sei, sich unter den besten Kickern seines Alters für höhere, internationale Fußball-Aufgaben zu empfehlen. Götze schoss sein Team aufs Siegertreppchen und sich in die U-Nationalmannschaft - der weitere Weg des bis heute 58-maligen Nationalspielers ist bekannt...

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Von Götze über Neuer bis Draxler

Wie Mario Götze stammten mit Welttorhüter Manuel Neuer, dem Ex-Dortmunder Ilkay Gündogan, den Schalker Bundesliga-Youngstern Leon Goretzka und Max Meyer, dem heute in Liverpool spielenden Ex-Schalker Joel Matip, Nationalspieler Antonio Rüdiger oder Weltmeister Julian Draxler zahlreiche aktuelle Fußballstars aus den Auswahlmannschaften des Westfälischen Fußballverbands. Entsprechend zählen die Teams aus Westfalen - neben den ebenfalls stets starken Auswahlen aus Württemberg, Niedersachsen, Hessen und Bayern - zu den erfolgreichsten Gästen in Duisburg-Wedau.

Als die größte deutsche Sportschule bietet Wedau mit seinen sieben Fußballplätzen und mehreren hundert Übernachtungsplätzen die nötigen Bedingungen für das größte Sichtungsturnier in Deutschland. Der Wohnturm, der als "Bettenturm" Generationen von Spielern, Trainern und Mannschaftsbetreuern begleitete, im Zentrum des Sportparks in den Duisburger Himmel ragt und nach umfassender Renovierung in jüngster Vergangenheit auch modernen Ansprüchen genügt, ist längst ein (sportliches) Markenzeichen der Region.

Als "Lokalmatadoren" gehen in allen Turnieren die Auswahlmannschaften des Fußballverbands Niederrhein (FVN) auf den Wedau-Rasen. Für die Kicker der Niederrheinauswahl, die von einer großen Fußballkarriere träumen, ist die "Talentschmiede Wedau" gleich doppelt von Bedeutung: Bevor es ein Talent in den Kader der FVN-Elite schafft, muss es sich in den (mit den DFB-Sichtungsturnieren vergleichbaren) Kreis-Sichtungsturnieren behaupten und für höhere Aufgaben empfehlen. Hier treten die Auswahlteams aller 14 Kreise im FVN an, spielen um einen Siegerpokal, präsentieren sich aber in erster Linie den hiesigen Verbandsfußball-Lehrern.

"Leistungsschub von ter Stegen im späteren Jugendbereich"

Einer von ihnen ist Gerhard Bode. Der 58-jährige Duisburger ist seit 25 Jahren als Verbandssportlehrer im Fußballverband Niederrhein für die Talentförderung mitverantwortlich und hatte schon viele hoffnungsvolle Talente unter seinen Fittichen. Aus vielen sind längst gestandene Profis geworden. Die meisten der heutigen Fußballstars, die bei den Sichtungsturnieren in der Sportschule Wedau die Farben der gastgebenden FVN-Auswahl unter Trainer Bode (oder dessen Trainerkollegen Udo Hain) vertraten, stammen aus kleinen Vereinen vom Niederrhein.

TuS Preußen-Vluyn, 1. FC Bocholt, Concordia Viersen oder Germania Reusrath – diese Vereine kennen Sportfreunde nicht gerade als den Nabel der (Fußball-)Welt. Gemeinsam haben diese Klubs aus der Region aber eines: In ihnen lernten einst hoffnungsvolle Nachwuchskicker das kleine Fußball-ABC, aus denen auch dank der Talentschmiede in Wedau Profis geworden sind und die heute sehr wohl im Rampenlicht stehen und beweisen: Die Talent- erweist sich oft auch als "Karriereschmiede". Die Karrieren der Ausnahmetalente verlaufen ganz unterschiedlich, wie Gerd Bode weiß. Der FVN-Fußball-Lehrer hat die heutigen Profis über Jahre mit gefördert.

Ein ganz prominentes Beispiel ist Marc-André ter Stegen: Der 24 Jahre alte Nationaltorhüter, der zum Kader der deutschen Mannschaft bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich gehörte und seit zwei Jahren beim spanischen Spitzenklub FC Barcelona unter Vertrag steht, fand während seiner Jugendzeit bei seinem Heimatverein Borussia Mönchengladbach zunächst den Weg in die U-Nationalmannschaft - natürlich bei den Sichtungsturnieren in Wedau. "André war gar nicht so ein Spieler, von dem man von Beginn an die Profikarriere erwartet. Er hat noch im späteren Jugendbereich den entscheidenden Leistungsschub bekommen", erinnert sich Bode daran, "dass André natürlich die Verbandsauswahlen aller Altersstufen durchlaufen hat und bei den Talentsichtungen in Wedau überzeugte." Und ter Stegen selbst schätzte seinerzeit diese Erfahrungen: "Natürlich waren die Spiele dort wichtig für meine Entwicklung, weil man sich in der Verbandsauswahl im frühen Alter mit anderen Spielern auf hohem Niveau messen kann."

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Von Musterschüler Polanski bis Dahoud

Zwei aktuelle Profis von Borussia Mönchengladbach sind jüngste Beispiele dafür, wie die DFB-Sichtungsturniere in Wedau zum Karriere-Sprungbrett dienen können: In der vergangenen Spielzeit schaffte Mahmoud Dahoud den Durchbruch als Bundesligaspieler. Der Deutsch-Syrer, der beim SC Germania Reusrath seine Laufbahn begann, wurde beim DFB U 16-Junioren-Sichtungsturnier 2012 zum besten Spieler des Turniers gewählt und für die U-Nationalmannschaft nominiert. Sein Gladbacher Teamkollege Julian Korb durchlief ebenfalls alle Stationen der Talentförderung in Wedau, kletterte auf der Karriereleiter vom Heimatverein TuS Preußen Vluyn über den MSV Duisburg zu Borussia Mönchengladbach auf und trug rund 50-mal für verschiedene U-Nationalmannschaften das Trikot mit dem Bundesadler.

"Ein echter Musterschüler war Eugen Polanski", erinnert sich Bode an den Mittelfeldspieler, der heute für 1899 Hoffenheim spielt: "Eugen war in der Jugend immer Leistungsträger und Führungspersönlichkeit. Er hat war ein echter Überflieger." Der in Polen geborene Polanski begann seine Laufbahn bei Concordia Viersen, schaffte nach einem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach über die DFB-Sichtungsturniere in der Sportschule Wedau den Sprung in die U-Nationalmannschaft, ehe er sich entschied, als A-Nationalspieler für sein Herkunftsland Polen zu spielen.

"Beim Länderpokal für höhere Aufgaben empfehlen"

Auf eine lukrative Karriere, die in der "Talentschmiede Wedau" begann, blickt auch Marcell Jansen zurück. Der Abwehr- und Mittelfeldspieler präsentierte sich als hoffnungsvoller Nachwuchsspieler von Borussia Mönchengladbach auf dem Wedau-Rasen. "Auch Marcell war als Nachwuchsspieler feste Größe bei den Sichtungsturnieren in der Sportschule, hat aber erst relativ spät die entscheidende Entwicklung genommen, als er enorm an Schnelligkeit zugelegt hat; sein riesiges Tempo wurde sein großes Plus", urteilt Verbandssportlehrer Bode über den Ex-Profi, der beim Hamburger SV und davor beim FC Bayern München unter Vertrag stand, seine Karriere aber bereits im Alter von 29 Jahren beendete.

Beim 1. FC Bocholt begann mit Simon Terodde ein Spieler seine Laufbahn, der heute in der 2. Bundesliga für den VfB Stuttgart stürmt und zuvor beim VfL Bochum für Furore sorgte. Die Spiele mit der FVN-Auswahl beim Sichtungsturnier in Wedau waren ein Meilenstein für den heute 28-Jährigen: "Simon hat sich beim Sichtungsturnier für höhere Aufgaben empfohlen, als er als Spieler, der beim MSV Duisburg im zweiten Glied stand, nach starken Leistungen als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet wurde", erinnert sich Trainer Bode.

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Frauen und Mädchen legen nach

Längst spielt auch der Frauen- und Mädchenfußball eine bedeutende Rolle in der Talentsichtung und -förderung durch den Deutschen Fußball-Bund und seine Landesverbände. Die großen Erfolge der deutschen Fußballfrauen in den vergangenen Jahren und das Nachrücken junger Spielerinnen in jüngerer Vergangenheit spiegeln die Philosophie wider. Entsprechend werden seit Beginn der 1980er-Jahre die Länderpokal- und Sichtungsturniere auch im Frauen- und Mädchenbereich ausgetragen - zunächst in den Altersklassen U 20, U 17 und U 15, aktuell treffen sich die besten Nachwuchsspielerinnen der Kategorien U 18, U 16 und U 14 jeweils einmal pro Jahr zum Leistungsvergleich in Duisburg.

Große Namen waren auch hier von Beginn an vertreten. So war Duisburgs Ikone Martina Voss, selbst 125-malige Nationalspielerin und heutige Trainerin der Schweizer Frauen-Nationalmannschaft, in ihrer langjährigen Funktion als FVN-Verbandssportlehrerin für die Talentförderung im hiesigen Mädchenfußball verantwortlich. Die ehemalige Spielerin und Trainerin des lange erfolgreichen FCR Duisburg führte die seinerzeit mit Duisburger Nachwuchsspielerinnen gespickten Auswahlteams vom Niederrhein bei den Turnieren ebenso zu Spitzenplatzierungen und einzelne Talente in die Juniorinnen-Nationalmannschaften wie ihre Nachfolgerin: Vor rund acht Jahren übernahm Wiltrud Melbaum die Verantwortung als Verbandssportlehrerin in der Talentschmiede Wedau.

Olympiasiegerin Alex Popp- ein leuchtendes Vorbild

Mit der heutigen Wolfsburger OlympiasiegerinAlexandra Popp, die mehrere Jahre für den Vorgängerverein der MSV Duisburg-Frauenabteilung, den FCR Duisburg, spielte, und Lina Magull, die heute für den SC Freiburg in der Frauen-Bundesliga am Ball ist, profitierten zwei aktuelle Nationalspielerinnen mit westfälischen Wurzeln von der Talentsichtung in Wedau.

Zahlreiche weitere deutsche Nationalspielerinnen und Juniorinnen-Nationalspielerinnen machten ihre ersten großen Karriereschritte in der Talentschmiede Wedau - zu ihnen gehörten beispielsweise die 79-malige Nationalspielerin Lira Bajramaj (heute Alushi), Lena Lotzen vom aktuellen Deutschen Meister FC Bayern München oder Meike Kämper und Sofia Nati, die aktuell für den Bundesliga-Aufsteiger MSV Duisburg am Ball sind.

Noch zwei DFB-Sichtungsturniere gehen in diesem Jahr in der Sportschule Wedau über die Bühne: Ab Freitag (bis kommenden Dienstag, 4. Oktober) treffen sich die U 18-Frauen zum Leistungsvergleich, und direkt im Anschluss, ab dem 6. Oktober, spielen die Auswahlteams der U 18-Junioren am Niederrhein vor.

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