Tag des Blindenfußballs: Rasselball vor Reichstag

Fußballer möchten zeigen, was sie können, egal ob sie blind sind oder sehend. Und so war für Alexander Fangmann der "Tag des Blindenfußballs" am Donnerstag in Berlin denn auch vor allem "eine gute Bühne, eine Chance, unser Können zu präsentieren".

Direkt an den Stufen des Reichstagsgebäudes hatte die DFB-Stiftung Sepp-Herberger das 20 mal 40 Meter große Kunstrasenfeld der Blindenfußballer aufgebaut. Neun Tonnen Granulat waren nachts noch ausgestreut worden. „Die Bühne“, die der angeschlagene Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ansprach, war also in der Tat imposant. Und historisch passend für das erste Heimspiel der deutschen Blindenfußballer.

"Sie können mir glauben, wir können uns vor Anfragen nicht retten. Verbände und Firmen wollen hier vor dem Reichstag ihre Veranstaltung abhalten, und natürlich müssen wir meistens absagen. Diese Anfrage habe ich aber gerne akzeptiert, denn wir wollen heute ein Zeichen setzen“, sagte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert, als er den "Tag des Blindenfußballs" am Donnerstag um 11 Uhr eröffnete. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hatte die Schirmherrschaft übernommen. Als Höhepunkt traf die deutsche Blindenfussball-Nationalmannschaft auf die Türkei und setzte sich 3:2 (1:0) durch. Den Siegtreffer erzielte der Kölner Michael Wahl drei Minuten vor Spielende.

Vier Jahre nach einem ersten Demonstrationswettbewerb in Berlin kehrte der Blindenfußball in die Hauptstadt zurück. Der Rasselball rollte vor dem Parlamentsgebäude als sicht- und hörbares Zeichen, dass der Sport in der Mitte der Gesellschaft angekommen war.

Tag des Blindenfußballs in Berlin

Deutschland gehört zur Elite Europas

Seit der Geburtsstunde des deutschen Blindenfußballs ist viel geschehen. Eine Nationalmannschaft und eine Bundesliga wurden gegründet. „Vor vier Jahren haben wir noch rumgestümpert, jetzt bin selbst ich manchmal über die Ballfertigkeit meiner Spieler verblüfft“, sagte Ulrich Pfisterer, Trainer der deutschen Nationalmannschaft, die mittlerweile zu den besten fünf Teams in Europa zählt. Die Qualifikation für die Paralympics 2012 in London ist das nächste große Ziel. „Wir sind blinde Leistungssportler, dieser Fokus muss deutlich werden“, sagt Pfisterer, der auch den Meister MTV Stuttgart trainiert.

„Die Sepp-Herberger-Stiftung hat dem Blindenfußball zu Rang und Namen verschafft. Das Engagement des DFB ist wesentlich dafür, dass die Sportart bekannter wird“, betonte Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière, der wie auch die Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag die laufende Sitzung des Parlaments verlassen hatte, um die deutsche und türkische Nationalmannschaft zu begrüßen, die am Nachmittag vor dem Reichstag zu einem Länderspiel, dem Heimdebüt der Deutschen, antraten. Ebenfalls anwesend waren DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach sowie der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel.

„Nach nur vier Jahren ist der Blindenfußball ein integraler Bestandteil des Behindertensports in Deutschland“, sagte DFB-Vizepräsident Karl Rothmund, der in Berlin ankündigte, dass man über ein Blinden-Länderspiel vor dem nächsten Frauen-Pokalfinale in Köln nachdenke.

Frankreich, Spanien und England sind Europas führende Nationen. Weltweit haben 20 Länder eine Blinden-Nationalmannschaft, aber nur in Deutschland gibt es eine nationale Spielklasse. Anfang Juni endet die dritte Saison der Deutschen Blindenfußball-Bundesliga (DBFL) mit einem Spieltag in Hamburg.

Noch fehlt dem Blindenfußball die Breite. Gerade mal neun Mannschaften spielen in der Bundesliga, darunter gibt es keinen geregelten Spielbetrieb. Doch von geschätzt 145.000 blinden Menschen in Deutschland sind nur sechs Prozent 18 Jahre oder jünger. Das Durchschnittsalter der blinden Menschen in Deutschland liegt bei über 70 Jahren. „Wenn wir in ein paar Jahren 50 Mannschaften haben, wäre das ein riesiger Erfolg“, schätzt der Vizepräsident des Deutschen Blinden und Sehbehindertenverbandes, Hans-Werner Lange.

Dass der Blindenfußball indes auch einen weiteren positiven Effekt im alltäglichen Leben hat, verriet Alexander Fangmann, der mit einem stark bandagierten Knöchel gegen die Türken auflaufen wollte: "Ich höre wesentlich besser und auch meine Reaktionszeit hat abgenommen. Seitdem ich spiele, sind die Kollisionen mit Schildern deutlich weniger geworden."

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Fußballer möchten zeigen, was sie können, egal ob sie blind sind oder sehend. Und so war für Alexander Fangmann der "Tag des Blindenfußballs" am Donnerstag in Berlin denn auch vor allem "eine gute Bühne, eine Chance, unser Können zu präsentieren".

Direkt an den Stufen des Reichstagsgebäudes hatte die DFB-Stiftung Sepp-Herberger das 20 mal 40 Meter große Kunstrasenfeld der Blindenfußballer aufgebaut. Neun Tonnen Granulat waren nachts noch ausgestreut worden. „Die Bühne“, die der angeschlagene Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ansprach, war also in der Tat imposant. Und historisch passend für das erste Heimspiel der deutschen Blindenfußballer.

"Sie können mir glauben, wir können uns vor Anfragen nicht retten. Verbände und Firmen wollen hier vor dem Reichstag ihre Veranstaltung abhalten, und natürlich müssen wir meistens absagen. Diese Anfrage habe ich aber gerne akzeptiert, denn wir wollen heute ein Zeichen setzen“, sagte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert, als er den "Tag des Blindenfußballs" am Donnerstag um 11 Uhr eröffnete. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel hatte die Schirmherrschaft übernommen. Als Höhepunkt traf die deutsche Blindenfussball-Nationalmannschaft auf die Türkei und setzte sich 3:2 (1:0) durch. Den Siegtreffer erzielte der Kölner Michael Wahl drei Minuten vor Spielende.

Vier Jahre nach einem ersten Demonstrationswettbewerb in Berlin kehrte der Blindenfußball in die Hauptstadt zurück. Der Rasselball rollte vor dem Parlamentsgebäude als sicht- und hörbares Zeichen, dass der Sport in der Mitte der Gesellschaft angekommen war.

Tag des Blindenfußballs in Berlin

Deutschland gehört zur Elite Europas

Seit der Geburtsstunde des deutschen Blindenfußballs ist viel geschehen. Eine Nationalmannschaft und eine Bundesliga wurden gegründet. „Vor vier Jahren haben wir noch rumgestümpert, jetzt bin selbst ich manchmal über die Ballfertigkeit meiner Spieler verblüfft“, sagte Ulrich Pfisterer, Trainer der deutschen Nationalmannschaft, die mittlerweile zu den besten fünf Teams in Europa zählt. Die Qualifikation für die Paralympics 2012 in London ist das nächste große Ziel. „Wir sind blinde Leistungssportler, dieser Fokus muss deutlich werden“, sagt Pfisterer, der auch den Meister MTV Stuttgart trainiert.

„Die Sepp-Herberger-Stiftung hat dem Blindenfußball zu Rang und Namen verschafft. Das Engagement des DFB ist wesentlich dafür, dass die Sportart bekannter wird“, betonte Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière, der wie auch die Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag die laufende Sitzung des Parlaments verlassen hatte, um die deutsche und türkische Nationalmannschaft zu begrüßen, die am Nachmittag vor dem Reichstag zu einem Länderspiel, dem Heimdebüt der Deutschen, antraten. Ebenfalls anwesend waren DOSB-Präsident Dr. Thomas Bach sowie der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel.

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„Nach nur vier Jahren ist der Blindenfußball ein integraler Bestandteil des Behindertensports in Deutschland“, sagte DFB-Vizepräsident Karl Rothmund, der in Berlin ankündigte, dass man über ein Blinden-Länderspiel vor dem nächsten Frauen-Pokalfinale in Köln nachdenke.

Frankreich, Spanien und England sind Europas führende Nationen. Weltweit haben 20 Länder eine Blinden-Nationalmannschaft, aber nur in Deutschland gibt es eine nationale Spielklasse. Anfang Juni endet die dritte Saison der Deutschen Blindenfußball-Bundesliga (DBFL) mit einem Spieltag in Hamburg.

Noch fehlt dem Blindenfußball die Breite. Gerade mal neun Mannschaften spielen in der Bundesliga, darunter gibt es keinen geregelten Spielbetrieb. Doch von geschätzt 145.000 blinden Menschen in Deutschland sind nur sechs Prozent 18 Jahre oder jünger. Das Durchschnittsalter der blinden Menschen in Deutschland liegt bei über 70 Jahren. „Wenn wir in ein paar Jahren 50 Mannschaften haben, wäre das ein riesiger Erfolg“, schätzt der Vizepräsident des Deutschen Blinden und Sehbehindertenverbandes, Hans-Werner Lange.

Dass der Blindenfußball indes auch einen weiteren positiven Effekt im alltäglichen Leben hat, verriet Alexander Fangmann, der mit einem stark bandagierten Knöchel gegen die Türken auflaufen wollte: "Ich höre wesentlich besser und auch meine Reaktionszeit hat abgenommen. Seitdem ich spiele, sind die Kollisionen mit Schildern deutlich weniger geworden."