SVN Zweibrücken: Vorbei an vielen Traditionsvereinen

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis. Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Heute: der Regionalligist SVN Zweibrücken.

Es gibt Klubs, die von ihrer glorreichen Vergangenheit zehren und die nicht ganz so grandiose Gegenwart vor allem deshalb ertragen, weil sie sich an der Erinnerung an die goldenen Zeiten festhalten. Der SVN Zweibrücken ist kein solcher Verein. Die Westpfälzer erleben nämlich aktuell die beste Phase, die ihr Fußballklub je gesehen hat. 2013/2014 spielt der SVN, im Jahr 1929 als SV Niederauerbach gegründet, die erste Regionalligasaison seiner Vereinsgeschichte. Vierte Liga, das gab es für den Zweibrücker Stadtteilklub noch nie

"Die Jungs denken teilweise noch wie in der Oberliga"

Dass die Zeiten beim SVN gerade besonders rosig sind, merkt man allerdings nicht, wenn man sich mit Zweibrückens Trainer Peter Rubeck, der die Mannschaft seit 2007 betreut, unterhält. Der Schock der 0:3-Heimniederlage vor Wochenfrist in der Regionalliga Südwest gegen Eintracht Trier sitzt noch zu tief. "Die erste Halbzeit war eine Demonstration", erinnert sich der gebürtige Zweibrücker Rubeck. "Nach vier Punkten aus den ersten beiden Spielen dachten viele hier schon, dass es weitergeht wie bisher." Doch der souveräne Oberligameister der Vorsaison muss sich umstellen.

Weil die Zweibrücker in der Partie gegen den früheren Zweitligisten aus Trier so deutlich die Grenzen aufgezeigt bekamen, hat der Klub reagiert. Vier Akteure sind gegangen, drei Neue gekommen. "Sportlich muss sich bei uns einiges ändern", stellt Rubeck fest. "Die Jungs denken teilweise noch wie in der Oberliga. Aber wir müssen einen größeren Aufwand betreiben, die Spieler müssen sich umstellen, sich professioneller verhalten und vorbereiten. Wer da nicht mitmacht, der bekommt ein Problem."

Der Trainer hat einst Miro Klose betreut

Einige, die nicht mitziehen wollten, wurden mittlerweile vom ehrgeizigen Trainer, der in seiner Zeit als Chefcoach des FC Homburg auch einst Nationalstürmer Miroslav Klose betreute, aussortiert. Die drei Zugänge sollen dagegen die Qualität im Kader deutlich anheben. "In den vergangenen Jahren haben wir oft im August noch Spieler geholt", so Rubeck. "In der letzten Saison haben wir so den Aufstieg verpflichtet, in dieser Spielzeit sollen die Neuen uns den Nichtabstieg sichern."

Die Methode hat sich also bewährt, auch weil man im August Spieler verpflichten kann, die acht Wochen vorher noch kein Interesse an einem Wechsel hatten. Das Ende der Fahnenstange ist ohnehin noch nicht erreicht. Rubeck sagt: "Wir holen auf jeden Fall noch einen Außenstürmer." Das Ziel: die Findungsphase in der Regionalliga so kurz wie möglich zu gestalten.

Ein Ziel, das am vierten Spieltag der Regionalliga Südwest allerdings verfehlt wurde. Beim ambitionierten Ligakonkurrenten SG Sonnenhof Großaspach verloren die Zweibrücker trotz ihrer Zugänge 0:2. Es bleibt also noch viel Arbeit für Trainer und Mannschaft.

Die Regionalliga ist das Limit

Das Ziel Klassenverbleib zu realisieren wird schwer, darüber sind sich alle Beteiligten im Klaren. Auch, weil noch gar nicht feststeht, wie viele Mannschaften am Saisonende wieder den Weg zurück in die Oberliga antreten müssen. Und bei allen Appellen an die Leistungsbereitschaft der Spieler, wissen die Verantwortlichen auch, dass der Klub in der Regionalliga an sein Limit kommt. Der Vereinsvorsitzende Richard Denger sagt: "Bei der Infrastruktur und den Sponsoren stoßen wir momentan an unsere Grenzen. An andere Dinge als den Klassenerhalt in der Regionalliga zu denken, wäre fatal."

Denn Zweibrücken liegt in einer strukturschwachen Region im Pfälzer Wald an der Grenze zum Saarland. Viele Traditionsklubs aus der Umgebung wie der FK Pirmasens, der FC Homburg oder Borussia Neunkirchen müssen längst kleinere Brötchen backen als in der Vergangenheit. Dass die Zweibrücker viele dieser großen Namen mittlerweile hinter sich gelassen haben, erfüllt sie durchaus mit Stolz.

Rubeck bilanziert: "Wir haben aus unseren Möglichkeiten das Optimale herausgeholt. Durch den Erfolg haben wir neue Sponsoren für uns gewinnen können." Auch die Stadt hat sich engagiert und dem Klub ein neues Trainingsgelände gebaut. Nun muss das heimische Westpfalzstadion allerdings noch Regionalliga-tauglich gemacht werden. Bis dahin trägt der SVN seine Heimspiele im Stadion des Lokalrivalen FK Pirmasens aus. Bis zum Gastspiel des SC Pfullendorf am 4. September sollen jedoch unter anderem die erforderlichen Zäune zur Trennung von Heim- und Gästefans errichtet worden sein. Erst dann können die Zweibrücker Anhänger echte Heimspiele in der Regionalliga genießen.

Schon zweimal im DFB-Pokal

Vielleicht wäre es dann sogar möglich, DFB-Pokalspiele zu Hause auszutragen. Bei den zwei bisherigen Pokalteilnahmen (2008 ein 1:5 gegen den 1. FC Köln, 2011 nur 1:2 nach Verlängerung gegen Mainz 05) musste der SVN einmal nach Pirmasens und einmal nach Homburg ausweichen.

Langfristig möchte sich der Klub in der Regionalliga etablieren, auch wenn Peter Rubeck weiß, dass es nicht leicht wird: "Zunächst müssen wir weiter gute Arbeit machen. Außerdem braucht der Verein in der Regionalliga langfristig einen Vollzeittrainer. Ich arbeite im öffentlichen Dienst und will meinen Job nicht aufgeben. Ich könnte höchstens den sportlichen Leiter machen, einen Job, den ich im Moment ohnehin noch nebenbei erledige."

Und so bleibt der Eindruck eines Klubs, der hart daran arbeitet, den Klassenverbleib in der Regionalliga zu sichern und die längerfristigen Aussichten des Vereins zu verbessern. Schade nur, dass offenbar zwischen dem Planen der Zukunft und dem Organisieren der Gegenwart kaum Zeit bleibt, innezuhalten und zu realisieren, was in Zweibrücken gerade passiert. Nämlich, dass der SVN Zweibrücken aktuell in der vierten Liga spielt und damit den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte feiert.

Das meinen DFB.de-User:

"Ich finde es großartig, was der SVN bisher erreicht hat, und wünsche ihm alles Gute. Auf dass der Abstieg verhindert werden kann und man sich in der Regionalliga etabliert." (Karl Veit, Leonberg)

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, an der Basis. Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Heute: der Regionalligist SVN Zweibrücken.

Es gibt Klubs, die von ihrer glorreichen Vergangenheit zehren und die nicht ganz so grandiose Gegenwart vor allem deshalb ertragen, weil sie sich an der Erinnerung an die goldenen Zeiten festhalten. Der SVN Zweibrücken ist kein solcher Verein. Die Westpfälzer erleben nämlich aktuell die beste Phase, die ihr Fußballklub je gesehen hat. 2013/2014 spielt der SVN, im Jahr 1929 als SV Niederauerbach gegründet, die erste Regionalligasaison seiner Vereinsgeschichte. Vierte Liga, das gab es für den Zweibrücker Stadtteilklub noch nie

"Die Jungs denken teilweise noch wie in der Oberliga"

Dass die Zeiten beim SVN gerade besonders rosig sind, merkt man allerdings nicht, wenn man sich mit Zweibrückens Trainer Peter Rubeck, der die Mannschaft seit 2007 betreut, unterhält. Der Schock der 0:3-Heimniederlage vor Wochenfrist in der Regionalliga Südwest gegen Eintracht Trier sitzt noch zu tief. "Die erste Halbzeit war eine Demonstration", erinnert sich der gebürtige Zweibrücker Rubeck. "Nach vier Punkten aus den ersten beiden Spielen dachten viele hier schon, dass es weitergeht wie bisher." Doch der souveräne Oberligameister der Vorsaison muss sich umstellen.

Weil die Zweibrücker in der Partie gegen den früheren Zweitligisten aus Trier so deutlich die Grenzen aufgezeigt bekamen, hat der Klub reagiert. Vier Akteure sind gegangen, drei Neue gekommen. "Sportlich muss sich bei uns einiges ändern", stellt Rubeck fest. "Die Jungs denken teilweise noch wie in der Oberliga. Aber wir müssen einen größeren Aufwand betreiben, die Spieler müssen sich umstellen, sich professioneller verhalten und vorbereiten. Wer da nicht mitmacht, der bekommt ein Problem."

Der Trainer hat einst Miro Klose betreut

Einige, die nicht mitziehen wollten, wurden mittlerweile vom ehrgeizigen Trainer, der in seiner Zeit als Chefcoach des FC Homburg auch einst Nationalstürmer Miroslav Klose betreute, aussortiert. Die drei Zugänge sollen dagegen die Qualität im Kader deutlich anheben. "In den vergangenen Jahren haben wir oft im August noch Spieler geholt", so Rubeck. "In der letzten Saison haben wir so den Aufstieg verpflichtet, in dieser Spielzeit sollen die Neuen uns den Nichtabstieg sichern."

Die Methode hat sich also bewährt, auch weil man im August Spieler verpflichten kann, die acht Wochen vorher noch kein Interesse an einem Wechsel hatten. Das Ende der Fahnenstange ist ohnehin noch nicht erreicht. Rubeck sagt: "Wir holen auf jeden Fall noch einen Außenstürmer." Das Ziel: die Findungsphase in der Regionalliga so kurz wie möglich zu gestalten.

Ein Ziel, das am vierten Spieltag der Regionalliga Südwest allerdings verfehlt wurde. Beim ambitionierten Ligakonkurrenten SG Sonnenhof Großaspach verloren die Zweibrücker trotz ihrer Zugänge 0:2. Es bleibt also noch viel Arbeit für Trainer und Mannschaft.

Die Regionalliga ist das Limit

Das Ziel Klassenverbleib zu realisieren wird schwer, darüber sind sich alle Beteiligten im Klaren. Auch, weil noch gar nicht feststeht, wie viele Mannschaften am Saisonende wieder den Weg zurück in die Oberliga antreten müssen. Und bei allen Appellen an die Leistungsbereitschaft der Spieler, wissen die Verantwortlichen auch, dass der Klub in der Regionalliga an sein Limit kommt. Der Vereinsvorsitzende Richard Denger sagt: "Bei der Infrastruktur und den Sponsoren stoßen wir momentan an unsere Grenzen. An andere Dinge als den Klassenerhalt in der Regionalliga zu denken, wäre fatal."

Denn Zweibrücken liegt in einer strukturschwachen Region im Pfälzer Wald an der Grenze zum Saarland. Viele Traditionsklubs aus der Umgebung wie der FK Pirmasens, der FC Homburg oder Borussia Neunkirchen müssen längst kleinere Brötchen backen als in der Vergangenheit. Dass die Zweibrücker viele dieser großen Namen mittlerweile hinter sich gelassen haben, erfüllt sie durchaus mit Stolz.

Rubeck bilanziert: "Wir haben aus unseren Möglichkeiten das Optimale herausgeholt. Durch den Erfolg haben wir neue Sponsoren für uns gewinnen können." Auch die Stadt hat sich engagiert und dem Klub ein neues Trainingsgelände gebaut. Nun muss das heimische Westpfalzstadion allerdings noch Regionalliga-tauglich gemacht werden. Bis dahin trägt der SVN seine Heimspiele im Stadion des Lokalrivalen FK Pirmasens aus. Bis zum Gastspiel des SC Pfullendorf am 4. September sollen jedoch unter anderem die erforderlichen Zäune zur Trennung von Heim- und Gästefans errichtet worden sein. Erst dann können die Zweibrücker Anhänger echte Heimspiele in der Regionalliga genießen.

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Schon zweimal im DFB-Pokal

Vielleicht wäre es dann sogar möglich, DFB-Pokalspiele zu Hause auszutragen. Bei den zwei bisherigen Pokalteilnahmen (2008 ein 1:5 gegen den 1. FC Köln, 2011 nur 1:2 nach Verlängerung gegen Mainz 05) musste der SVN einmal nach Pirmasens und einmal nach Homburg ausweichen.

Langfristig möchte sich der Klub in der Regionalliga etablieren, auch wenn Peter Rubeck weiß, dass es nicht leicht wird: "Zunächst müssen wir weiter gute Arbeit machen. Außerdem braucht der Verein in der Regionalliga langfristig einen Vollzeittrainer. Ich arbeite im öffentlichen Dienst und will meinen Job nicht aufgeben. Ich könnte höchstens den sportlichen Leiter machen, einen Job, den ich im Moment ohnehin noch nebenbei erledige."

Und so bleibt der Eindruck eines Klubs, der hart daran arbeitet, den Klassenverbleib in der Regionalliga zu sichern und die längerfristigen Aussichten des Vereins zu verbessern. Schade nur, dass offenbar zwischen dem Planen der Zukunft und dem Organisieren der Gegenwart kaum Zeit bleibt, innezuhalten und zu realisieren, was in Zweibrücken gerade passiert. Nämlich, dass der SVN Zweibrücken aktuell in der vierten Liga spielt und damit den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte feiert.

Das meinen DFB.de-User:

"Ich finde es großartig, was der SVN bisher erreicht hat, und wünsche ihm alles Gute. Auf dass der Abstieg verhindert werden kann und man sich in der Regionalliga etabliert." (Karl Veit, Leonberg)