SVM-Kapitän Wagner: "Wir mussten die Grundtugenden neu lernen"

Die zweite Saison nach einem Aufstieg ist immer die schwerste: Diese Fußballweisheit trifft auf den SV Meppen bisher durchaus zu. Nach einem hervorragenden siebten Rang in der ersten Saison der Vereinsgeschichte in der 3. Liga zeichnet sich aktuell ab, dass die Norddeutschen um ihren Kapitän Martin Wagner um den Klassenverbleib bangen müssen. Dank sieben Punkten aus den zurückliegenden drei Spielen hat der SVM die Abstiegsränge vorerst verlassen - allerdings nur wegen der besseren Tordifferenz gegenüber Fortuna Köln (beide 19 Zähler nach 18 Partien). Im DFB.de-Interview spricht der 32 Jahre alte SVM-Kapitän Martin Wagner mit Miarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über den bisherigen Saisonverlauf, das Verletzungspech - und warum er als gebürtige Regensburger seit fünf Jahren im Norden spielt.

DFB.de: Vor einigen Wochen hatte Trainer Christian Neidhart angekündigt, gerne auf einem Nichtabstiegsplatz überwintern zu wollen. Hat die Mannschaft da ganz genau zugehört, Herr Wagner?

Martin Wagner: Das musste er gar nicht groß sagen. Unser aller Ziel ist es, die Ausgangslage bis zur Winterpause so positiv wie möglich zu gestalten. Über dem Strich ins neue Jahr zu gehen, wäre ein Traum. Damit würden wir nicht zuletzt auch den Druck auf die Konkurrenz erhöhen. Und wir könnten Weihnachten und Neujahr in aller Ruhe genießen.

DFB.de: Wie gut taten die beiden Siege hintereinander gegen die direkten Konkurrenten Fortuna Köln und den FC Carl Zeiss Jena?

Wagner: Enorm gut. Wir hatten zuvor viele Nackenschläge einstecken müssen. Unter anderem haben wir mehrere Spiele erst in den letzten Sekunden weggegeben. Die Siege in den wichtigen Duellen mit Köln und Jena haben uns noch mal gezeigt, dass wir gut daran tun, den Weg konsequent weiterzugehen.

DFB.de: Wie haben Sie als Kapitän versucht, die Stimmung hochzuhalten?

Wagner: Ich will als Spielführer - gerade auch in schweren Zeiten - vorweggehen und den Optimismus vorleben. In den vergangenen Wochen habe ich viele Gespräche geführt. Ich versuche, meinen Mitspielern mit meiner Erfahrung zu helfen, damit sie trotz des gestiegenen Drucks einen klaren Kopf behalten.

DFB.de: Was war ausschlaggebend für sieben Punkte aus den vergangenen drei Begegnungen?

Wagner: Schon beim 1:1 in Zwickau hatten wir eine richtig gute Körpersprache. Endlich mal wieder in Führung zu liegen, tat gut. Den Gegentreffer kurz vor Schluss konnten wir leider nicht verhindern. Mentalität und Siegeswille haben aber absolut gestimmt. Das haben wir mitgenommen in die folgenden Spiele.

DFB.de: Warum hatte es zuvor nicht konstant geklappt, Punkte zu sammeln?

Wagner: Es gab Spiele, zum Beispiel das 1:3 gegen Hansa Rostock oder das 0:3 beim SV Wehen Wiesbaden, die haben wir regelrecht hergeschenkt. Da stimmten beispielsweise die Basics nicht. Wir mussten ein Stück weit neu lernen, die Grundtugenden wieder konstant auf den Platz zu bringen. Also genau das, was uns in der Aufstiegssaison ausgezeichnet hatte. Leider mussten wir die Mannschaft auch wegen einiger Verletzungen häufig umbauen.

DFB.de: Wie ging die Mannschaft mit dem Verletzungspech um?

Wagner: Wir alle sind Fußballer und wissen, dass so etwas passieren kann. Dennoch leidet man mit seinen Kollegen. Wir alle versuchen, für die Verletzten dazusein, sie zu unterstützen und einzubinden, so gut es geht.

DFB.de: Gegen den 1. FC Kaiserslautern und die Sportfreunde Lotte stehen jetzt noch zwei Heimspiele an. Das Ziel ist klar, oder?

Wagner: Wir wollen das Maximale herausholen. Gerade im eigenen Stadion, wo wir noch mal ein anderes Gesicht zeigen. Allerdings warten mit dem FCK und Lotte schwere Brocken. Ich hoffe, dass unser Stadion zweimal richtig voll wird und wir uns vielleicht sogar ein kleines Polster auf die Abstiegsplätze erarbeiten können.

DFB.de: Stellen Sie sich darauf ein, dass es möglicherweise bis zum 38. Spieltag um den Klassenverbleib gehen wird?

Wagner: Davon müssen wir erst mal ausgehen. Denn die Liga ist extrem ausgeglichen, und erstmals gibt es vier Absteiger. Man müsste schon einen Riesenlauf erwischen, um sich sicher abzusetzen. Wir benötigen wohl eher den langen Atem.

DFB.de: Sie spielen mittlerweile seit mehr als fünf Jahren für den SV Meppen. Was macht den Verein für Sie aus?

Wagner: Meppen ist die mit Abstand längste Station meiner Laufbahn. Der Verein ist wie eine große Familie. Wir haben auch schon einiges miteinander durchlebt. Als ich hierherkam, haben wir vor 500 Zuschauern in der Regionalliga gespielt. Jetzt kommen im Schnitt mehr als 7700 Fans zu unseren Spielen der 3. Liga. Das ist nicht zuletzt das Resultat besonnener und kalkulierter Entscheidungen. Hier verfällt niemand in Aktionismus, wenn es mal nicht so gut läuft. Der Verein kümmert sich auch um seine Spieler. Ich konnte zum Beispiel nebenher eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolvieren.

DFB.de: Sie sind gebürtiger Regensburger. Was schätzen Sie am Norden?

Wagner: Ich schätze die hohe Lebensqualität. Im Vergleich zu Regensburg ist Meppen beschaulicher und ruhiger. Ich mag auch den Menschenschlag. Dass die Familie in Bayern weit entfernt wohnt und man nicht mal eben mit dem Auto hinfahren kann, ist selbstverständlich schade.

DFB.de: Mit einer Körpergröße von 1,68 Metern gehören Sie nicht gerade zu den längsten Spielern in der 3. Liga. Welche Vor- und Nachteile hat das?

Wagner: Wäre ich Innenverteidiger, würde ich bestimmt nicht in der 3. Liga kicken. (lacht) Im Mittelfeld spiele ich meistens im Zentrum. Ich kann aber nach links oder rechts ausweichen. Mein Spiel habe ich so ausgelegt, dass ich meine Stärken wie Wendigkeit oder den schnellen Antritt zur Geltung bringen kann. Auch mein Kopfballspiel ist nicht ganz so schlecht. Ich habe ein ganz gutes Timing und kann mich durchsetzen.

[mspw]

Die zweite Saison nach einem Aufstieg ist immer die schwerste: Diese Fußballweisheit trifft auf den SV Meppen bisher durchaus zu. Nach einem hervorragenden siebten Rang in der ersten Saison der Vereinsgeschichte in der 3. Liga zeichnet sich aktuell ab, dass die Norddeutschen um ihren Kapitän Martin Wagner um den Klassenverbleib bangen müssen. Dank sieben Punkten aus den zurückliegenden drei Spielen hat der SVM die Abstiegsränge vorerst verlassen - allerdings nur wegen der besseren Tordifferenz gegenüber Fortuna Köln (beide 19 Zähler nach 18 Partien). Im DFB.de-Interview spricht der 32 Jahre alte SVM-Kapitän Martin Wagner mit Miarbeiter Thomas Palapies-Ziehn über den bisherigen Saisonverlauf, das Verletzungspech - und warum er als gebürtige Regensburger seit fünf Jahren im Norden spielt.

DFB.de: Vor einigen Wochen hatte Trainer Christian Neidhart angekündigt, gerne auf einem Nichtabstiegsplatz überwintern zu wollen. Hat die Mannschaft da ganz genau zugehört, Herr Wagner?

Martin Wagner: Das musste er gar nicht groß sagen. Unser aller Ziel ist es, die Ausgangslage bis zur Winterpause so positiv wie möglich zu gestalten. Über dem Strich ins neue Jahr zu gehen, wäre ein Traum. Damit würden wir nicht zuletzt auch den Druck auf die Konkurrenz erhöhen. Und wir könnten Weihnachten und Neujahr in aller Ruhe genießen.

DFB.de: Wie gut taten die beiden Siege hintereinander gegen die direkten Konkurrenten Fortuna Köln und den FC Carl Zeiss Jena?

Wagner: Enorm gut. Wir hatten zuvor viele Nackenschläge einstecken müssen. Unter anderem haben wir mehrere Spiele erst in den letzten Sekunden weggegeben. Die Siege in den wichtigen Duellen mit Köln und Jena haben uns noch mal gezeigt, dass wir gut daran tun, den Weg konsequent weiterzugehen.

DFB.de: Wie haben Sie als Kapitän versucht, die Stimmung hochzuhalten?

Wagner: Ich will als Spielführer - gerade auch in schweren Zeiten - vorweggehen und den Optimismus vorleben. In den vergangenen Wochen habe ich viele Gespräche geführt. Ich versuche, meinen Mitspielern mit meiner Erfahrung zu helfen, damit sie trotz des gestiegenen Drucks einen klaren Kopf behalten.

DFB.de: Was war ausschlaggebend für sieben Punkte aus den vergangenen drei Begegnungen?

Wagner: Schon beim 1:1 in Zwickau hatten wir eine richtig gute Körpersprache. Endlich mal wieder in Führung zu liegen, tat gut. Den Gegentreffer kurz vor Schluss konnten wir leider nicht verhindern. Mentalität und Siegeswille haben aber absolut gestimmt. Das haben wir mitgenommen in die folgenden Spiele.

DFB.de: Warum hatte es zuvor nicht konstant geklappt, Punkte zu sammeln?

Wagner: Es gab Spiele, zum Beispiel das 1:3 gegen Hansa Rostock oder das 0:3 beim SV Wehen Wiesbaden, die haben wir regelrecht hergeschenkt. Da stimmten beispielsweise die Basics nicht. Wir mussten ein Stück weit neu lernen, die Grundtugenden wieder konstant auf den Platz zu bringen. Also genau das, was uns in der Aufstiegssaison ausgezeichnet hatte. Leider mussten wir die Mannschaft auch wegen einiger Verletzungen häufig umbauen.

DFB.de: Wie ging die Mannschaft mit dem Verletzungspech um?

Wagner: Wir alle sind Fußballer und wissen, dass so etwas passieren kann. Dennoch leidet man mit seinen Kollegen. Wir alle versuchen, für die Verletzten dazusein, sie zu unterstützen und einzubinden, so gut es geht.

DFB.de: Gegen den 1. FC Kaiserslautern und die Sportfreunde Lotte stehen jetzt noch zwei Heimspiele an. Das Ziel ist klar, oder?

Wagner: Wir wollen das Maximale herausholen. Gerade im eigenen Stadion, wo wir noch mal ein anderes Gesicht zeigen. Allerdings warten mit dem FCK und Lotte schwere Brocken. Ich hoffe, dass unser Stadion zweimal richtig voll wird und wir uns vielleicht sogar ein kleines Polster auf die Abstiegsplätze erarbeiten können.

DFB.de: Stellen Sie sich darauf ein, dass es möglicherweise bis zum 38. Spieltag um den Klassenverbleib gehen wird?

Wagner: Davon müssen wir erst mal ausgehen. Denn die Liga ist extrem ausgeglichen, und erstmals gibt es vier Absteiger. Man müsste schon einen Riesenlauf erwischen, um sich sicher abzusetzen. Wir benötigen wohl eher den langen Atem.

DFB.de: Sie spielen mittlerweile seit mehr als fünf Jahren für den SV Meppen. Was macht den Verein für Sie aus?

Wagner: Meppen ist die mit Abstand längste Station meiner Laufbahn. Der Verein ist wie eine große Familie. Wir haben auch schon einiges miteinander durchlebt. Als ich hierherkam, haben wir vor 500 Zuschauern in der Regionalliga gespielt. Jetzt kommen im Schnitt mehr als 7700 Fans zu unseren Spielen der 3. Liga. Das ist nicht zuletzt das Resultat besonnener und kalkulierter Entscheidungen. Hier verfällt niemand in Aktionismus, wenn es mal nicht so gut läuft. Der Verein kümmert sich auch um seine Spieler. Ich konnte zum Beispiel nebenher eine Ausbildung zum Industriekaufmann absolvieren.

DFB.de: Sie sind gebürtiger Regensburger. Was schätzen Sie am Norden?

Wagner: Ich schätze die hohe Lebensqualität. Im Vergleich zu Regensburg ist Meppen beschaulicher und ruhiger. Ich mag auch den Menschenschlag. Dass die Familie in Bayern weit entfernt wohnt und man nicht mal eben mit dem Auto hinfahren kann, ist selbstverständlich schade.

DFB.de: Mit einer Körpergröße von 1,68 Metern gehören Sie nicht gerade zu den längsten Spielern in der 3. Liga. Welche Vor- und Nachteile hat das?

Wagner: Wäre ich Innenverteidiger, würde ich bestimmt nicht in der 3. Liga kicken. (lacht) Im Mittelfeld spiele ich meistens im Zentrum. Ich kann aber nach links oder rechts ausweichen. Mein Spiel habe ich so ausgelegt, dass ich meine Stärken wie Wendigkeit oder den schnellen Antritt zur Geltung bringen kann. Auch mein Kopfballspiel ist nicht ganz so schlecht. Ich habe ein ganz gutes Timing und kann mich durchsetzen.

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