SV Lippstadt: Wie Phönix aus der Asche

Sie waren am Tiefpunkt angekommen. Sportlich, finanziell und das Image hatte sowieso mächtig gelitten. Das war im April 2009. Nach zwei Abstiegen in Folge musste der SV Lippstadt 08 sogar in der Westfalenliga um den Klassenerhalt bangen. Ein weiterer Absturz hätte wohl das endgültige Aus bedeutet. Aber dann kam Daniel Farke – und mit dem 36-Jährigen als Sportlichem Leiter und Trainer in Personalunion gelang die wundersame Auferstehung.

Inzwischen strahlt der SV Lippstadt in neuem Glanz. Der Klub hat sich weiter nach oben gearbeitet, als er jemals zuvor war. Im Sommer haben sie gemeinsam die beiden größten Erfolge der Vereinsgeschichte gefeiert. Erst den beinahe sensationell souveränen Aufstieg in die Regionalliga West. Und kurz danach den Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals – trotz einer 2:4-Niederlage im Halbfinale des Verbandspokals gegen Arminia Bielefeld. Lippstadt ist plötzlich auf der großen Bühne des deutschen Fußballs vertreten. Und will dort heute den Champions-League-Teilnehmer Bayer 04 Leverkusen ärgern (ab 15.30 Uhr, live bei Sky).

Daniel Farke: Hochgelobt und doch bescheiden

Im Umfeld gibt es wenig Zweifel daran, dass an dieser spektakulären Rückkehr Daniel Farke entscheidenden Anteil hat. Aber der Hochgelobte gibt sich bescheiden: "Das ist ein Verdienst des gesamten Teams. Alleine wäre das nicht möglich gewesen. Allerdings ist es wirklich wahnsinnig toll, was sich hier in den vergangenen gut vier Jahren entwickelt hat."

Farke hat bereits eine Vergangenheit als Spieler in Lippstadt. Mit 28 Treffern war er Torschützenkönig in der Oberliga-Saison 2002/2003. Danach ging es unter anderem zum SV Wilhelmshaven, Bonner SC, SV Meppen. Dann beendete er seine aktive Karriere in Lippstadt, um dem Verein als Trainer zu neuem Ruhm zu verhelfen. Die Vergangenheit aber ist schon längst abhakt. Er arbeitet in der Gegenwart an der Zukunft. Seit dem Sommer macht er seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef.

"Die West-Staffel der Regionalliga ist unglaublich stark"/p>

Seine Erfolge haben sich rumgesprochen. Immer wieder gibt es Verantwortliche, die ihm eine neue Herausforderung anbieten. Aber Farke hat im Moment keine Lust auf Veränderung. Er hat alle Anfragen abgelehnt. Mit der Trainerausbildung und dem Abenteuer Regionalliga ist seine Zeit voll ausgereizt. Das sind zwei Dinge, die jetzt seine totale Konzentration in Anspruch nehmen: "Der Klassenerhalt wäre eine große Überraschung. Wir gehen mit dem kleinsten Etat in die Saison und sind wahrscheinlich der einzige echte Amateurverein. Die West-Staffel der Regionalliga ist unglaublich attraktiv und stark. Wir freuen und sehr darauf."

Das größte Spiel der Vereinsgeschichte jedoch wird heute gegen Bayer 04 Leverkusen stattfinden. Das Stadion wird ausverkauft sein. Die Fans erwarten ein Duell der Gegensätze. Genau das macht den Reiz des Wettbewerbs aus. Bei Lippstadt gehen alle zur Arbeit oder zum Studium. Bei Bayer 04 laufen die Vorbereitungen auf die Königsklasse des europäischen Fußballs schon längst auf Hochtouren.

Leverkusen: das große Los im DFB-Pokal/p>

"Das ist ein großartiges Los für uns", sagt Farke. "Bei uns gibt es viele Fans von Schalke, Dortmund oder dem FC Bayern. Aber auch Leverkusen wird hier für eine riesige Euphorie sorgen." Von einer Sensation jedoch träumen sie beim SV 08 nicht: "Wir wissen ganz genau, dass das völlig unrealistisch ist. Es geht für uns darum, den Verein deutschlandweit positiv zu präsentieren. So präsent war der Klub noch nie."

Lippstadt hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich – sportlich wie namentlich. Alles begann im März 1908 als Teutonia. 1997 kam es zur Fusion mit Borussia. Es war die Geburt des SV 08. Bundesweit bekannt wurde Borussia Lippstadt als Heimatverein der deutschen Nationalspieler Michael und Karl-Heinz Rummenigge. "Ich finde es großartig, dass es dort jetzt wieder aufwärts geht", sagt Michael Rummenigge: "Die Verantwortlichen machen seit einigen Jahren tolle Arbeit. Der DFB-Pokal ist eine großartige Sache, sportliche wie finanziell. Die Region hat sich dieses Ereignis verdient." Rummenigge verfolgt das Geschehen in Lippstadt natürlich noch ziemlich intensiv. Seine Wurzeln vergisst man nicht. Er hat den eindrucksvollen Siegeszug durch die Ligen mit Wohlwollen beobachtet.

Aufstieg 2012 nur knapp verpasst/p>

Schon vor einem Jahr wäre der Aufstieg in die Regionalliga möglich gewesen. Aber in zwei dramatischen Relegationsduellen verlor das Team gegen den die SSVg Velbert. "Wir hatten eine überragende Saison mit nur einer Niederlage gespielt", erinnert sich Farke. "Alle waren dann nach diesem Rückschlag enttäuscht und niedergeschlagen. Aber rückblickend muss man sagen, dass der Schritt vielleicht zu früh gekommen wäre. Wir sind sowieso schon von unserer Entwicklung überrollt worden."

Aber sie nehmen das in Lippstadt gerne mit. Das Lob, die Erfolge, die Anerkennung. Sie sind inzwischen so stark, dass sie niemand in der Regionalliga als Abstiegskandidat Nummer eins einstuft. Und das ist schon eine besondere Auszeichnung für einen Aufsteiger, der unter Amateurbedingungen arbeitet. Besonders ihre Heimstärke verschafft ihnen Respekt. Seit fast eineinhalb Jahren haben sie kein Meisterschaftsspiel mehr verloren. Farke weiß schon gar nicht mehr genau, gegen wen das überhaupt war.

Niederlagen spielen keine große Rolle mehr. Die Vergangenheit spielt keine große Rolle mehr. Die Zukunft erscheint viel zu verheißungsvoll, um lange zurückzublicken. Regionalliga West. Erste Runde DFB-Pokal. Bayer 04 Leverkusen. Das sind die Dinge, mit denen man sich in Lippstadt beschäftigen darf. Sie waren am Tiefpunkt. Jetzt sind sie am Höhepunkt. Bei der Entwicklung muss man wohl eher sagen: am vorläufigen Höhepunkt.

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Sie waren am Tiefpunkt angekommen. Sportlich, finanziell und das Image hatte sowieso mächtig gelitten. Das war im April 2009. Nach zwei Abstiegen in Folge musste der SV Lippstadt 08 sogar in der Westfalenliga um den Klassenerhalt bangen. Ein weiterer Absturz hätte wohl das endgültige Aus bedeutet. Aber dann kam Daniel Farke – und mit dem 36-Jährigen als Sportlichem Leiter und Trainer in Personalunion gelang die wundersame Auferstehung.

Inzwischen strahlt der SV Lippstadt in neuem Glanz. Der Klub hat sich weiter nach oben gearbeitet, als er jemals zuvor war. Im Sommer haben sie gemeinsam die beiden größten Erfolge der Vereinsgeschichte gefeiert. Erst den beinahe sensationell souveränen Aufstieg in die Regionalliga West. Und kurz danach den Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals – trotz einer 2:4-Niederlage im Halbfinale des Verbandspokals gegen Arminia Bielefeld. Lippstadt ist plötzlich auf der großen Bühne des deutschen Fußballs vertreten. Und will dort heute den Champions-League-Teilnehmer Bayer 04 Leverkusen ärgern (ab 15.30 Uhr, live bei Sky).

Daniel Farke: Hochgelobt und doch bescheiden

Im Umfeld gibt es wenig Zweifel daran, dass an dieser spektakulären Rückkehr Daniel Farke entscheidenden Anteil hat. Aber der Hochgelobte gibt sich bescheiden: "Das ist ein Verdienst des gesamten Teams. Alleine wäre das nicht möglich gewesen. Allerdings ist es wirklich wahnsinnig toll, was sich hier in den vergangenen gut vier Jahren entwickelt hat."

Farke hat bereits eine Vergangenheit als Spieler in Lippstadt. Mit 28 Treffern war er Torschützenkönig in der Oberliga-Saison 2002/2003. Danach ging es unter anderem zum SV Wilhelmshaven, Bonner SC, SV Meppen. Dann beendete er seine aktive Karriere in Lippstadt, um dem Verein als Trainer zu neuem Ruhm zu verhelfen. Die Vergangenheit aber ist schon längst abhakt. Er arbeitet in der Gegenwart an der Zukunft. Seit dem Sommer macht er seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef.

"Die West-Staffel der Regionalliga ist unglaublich stark"/p>

Seine Erfolge haben sich rumgesprochen. Immer wieder gibt es Verantwortliche, die ihm eine neue Herausforderung anbieten. Aber Farke hat im Moment keine Lust auf Veränderung. Er hat alle Anfragen abgelehnt. Mit der Trainerausbildung und dem Abenteuer Regionalliga ist seine Zeit voll ausgereizt. Das sind zwei Dinge, die jetzt seine totale Konzentration in Anspruch nehmen: "Der Klassenerhalt wäre eine große Überraschung. Wir gehen mit dem kleinsten Etat in die Saison und sind wahrscheinlich der einzige echte Amateurverein. Die West-Staffel der Regionalliga ist unglaublich attraktiv und stark. Wir freuen und sehr darauf."

Das größte Spiel der Vereinsgeschichte jedoch wird heute gegen Bayer 04 Leverkusen stattfinden. Das Stadion wird ausverkauft sein. Die Fans erwarten ein Duell der Gegensätze. Genau das macht den Reiz des Wettbewerbs aus. Bei Lippstadt gehen alle zur Arbeit oder zum Studium. Bei Bayer 04 laufen die Vorbereitungen auf die Königsklasse des europäischen Fußballs schon längst auf Hochtouren.

Leverkusen: das große Los im DFB-Pokal/p>

"Das ist ein großartiges Los für uns", sagt Farke. "Bei uns gibt es viele Fans von Schalke, Dortmund oder dem FC Bayern. Aber auch Leverkusen wird hier für eine riesige Euphorie sorgen." Von einer Sensation jedoch träumen sie beim SV 08 nicht: "Wir wissen ganz genau, dass das völlig unrealistisch ist. Es geht für uns darum, den Verein deutschlandweit positiv zu präsentieren. So präsent war der Klub noch nie."

Lippstadt hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich – sportlich wie namentlich. Alles begann im März 1908 als Teutonia. 1997 kam es zur Fusion mit Borussia. Es war die Geburt des SV 08. Bundesweit bekannt wurde Borussia Lippstadt als Heimatverein der deutschen Nationalspieler Michael und Karl-Heinz Rummenigge. "Ich finde es großartig, dass es dort jetzt wieder aufwärts geht", sagt Michael Rummenigge: "Die Verantwortlichen machen seit einigen Jahren tolle Arbeit. Der DFB-Pokal ist eine großartige Sache, sportliche wie finanziell. Die Region hat sich dieses Ereignis verdient." Rummenigge verfolgt das Geschehen in Lippstadt natürlich noch ziemlich intensiv. Seine Wurzeln vergisst man nicht. Er hat den eindrucksvollen Siegeszug durch die Ligen mit Wohlwollen beobachtet.

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Aufstieg 2012 nur knapp verpasst/p>

Schon vor einem Jahr wäre der Aufstieg in die Regionalliga möglich gewesen. Aber in zwei dramatischen Relegationsduellen verlor das Team gegen den die SSVg Velbert. "Wir hatten eine überragende Saison mit nur einer Niederlage gespielt", erinnert sich Farke. "Alle waren dann nach diesem Rückschlag enttäuscht und niedergeschlagen. Aber rückblickend muss man sagen, dass der Schritt vielleicht zu früh gekommen wäre. Wir sind sowieso schon von unserer Entwicklung überrollt worden."

Aber sie nehmen das in Lippstadt gerne mit. Das Lob, die Erfolge, die Anerkennung. Sie sind inzwischen so stark, dass sie niemand in der Regionalliga als Abstiegskandidat Nummer eins einstuft. Und das ist schon eine besondere Auszeichnung für einen Aufsteiger, der unter Amateurbedingungen arbeitet. Besonders ihre Heimstärke verschafft ihnen Respekt. Seit fast eineinhalb Jahren haben sie kein Meisterschaftsspiel mehr verloren. Farke weiß schon gar nicht mehr genau, gegen wen das überhaupt war.

Niederlagen spielen keine große Rolle mehr. Die Vergangenheit spielt keine große Rolle mehr. Die Zukunft erscheint viel zu verheißungsvoll, um lange zurückzublicken. Regionalliga West. Erste Runde DFB-Pokal. Bayer 04 Leverkusen. Das sind die Dinge, mit denen man sich in Lippstadt beschäftigen darf. Sie waren am Tiefpunkt. Jetzt sind sie am Höhepunkt. Bei der Entwicklung muss man wohl eher sagen: am vorläufigen Höhepunkt.