Supercup gegen Chelsea: Gegen die Erinnerung, für Briefkopf

Wenn beim Endspiel um den europäischen Supercup gegen den FC Chelsea die Bilder vom "Drama dahoam" wieder wachgerufen werden, geht es für Bayern München um mehr als nur Revanche für das verlorene Finale der Champions League 2012. "Wir haben 2012 überflüssigerweise verloren, aber das lässt sich nie mehr ändern. Der Supercup ist uns wichtig, der fehlt uns noch auf dem Briefbogen - und wir hätten ihn da gerne drauf", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

In der Eden Aréna in der tschechischen Hauptstadt wollen die Bayern heute (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky) nicht nur das Duell der beiden Trainerkontrahenten Pep Guardiola und José Mourinho für sich entscheiden. Es geht auch darum, den paradiesischen Erfolg vom 25. Mai zu veredeln. Der Triumph in der Königsklasse vor drei Monaten gegen den Dauerrivalen Borussia Dortmund (2:1) machte das erneute Duell mit dem Europa-League-Sieger Chelsea erst möglich.

Revanche für 2012

Die Wunden von 2012 sind laut Präsident Uli Hoeneß längst vernarbt: "Wir haben die Champions League in der vergangenen Saison mit großem Abstand gewonnen. Wir waren wirklich die beste Mannschaft in Europa, deshalb hege ich keine Revanchegelüste." Doch der ein oder andere Spieler denkt noch an die albtraumhaften Szenen vom Mai 2012, als der sicher geglaubte Triumph auf dramatische Weise entglitt. "Wir haben da noch eine kleine Rechnung offen, die wollen wir begleichen", sagte Torhüter Manuel Neuer im Gespräch mit uefa.com.

Besonders Bastian Schweinsteiger dürfte an Revanche denken, der Vize-Kapitän war mit seinem verschossenen Elfmeter die Symbolfigur der unglücklichen Niederlage. Doch Schweinsteiger ist angeschlagen, zog sich beim 1:1 beim SC Freiburg am Dienstag eine Verletzung am rechten Sprunggelenk zu. Er flog allerdings ebenso wie der zuletzt geschonte Spanier Javi Martínez mit nach Prag. Ob Schweinsteiger mitwirken kann, ist indes fraglich. Sicher nicht dabei ist Martinez-Landsmann Thiago.

Der letzte noch fehlende Titel

"Wir haben den Supercup dreimal gespielt", erinnerte Rummenigge an die Pleiten gegen Dynamo Kiew (1975/0:1, 0:2), den RSC Anderlecht (1976/2:1, 1:4) und den FC Liverpool (2001, 2:3), "zweimal war ich als Spieler dabei - und immer standen wir am Ende mit leeren Händen da. Es wird höchste Zeit, diese Statistik mal etwas aufzupolieren." Zumal es nach Weltpokal, Champions League, UEFA-Cup und Europapokal der Pokalsieger der letzte große Titel ist, der den Bayern fehlt.

Früher oder später, meinte Guardiola, werde sich der FC Bayern diesen Pokal in die Vitrine stellen. Keine Frage, dass ihm früher lieber wäre. Am liebsten am Freitag gegen seinen Kollegen Mourinho. Der ließ in der gemeinsamen Zeit der beiden Star-Trainer in Spanien (2010-2012) keine Gelegenheit aus, gegen Guardiola und dessen Klub FC Barcelona zu stänkern. Auch im Vorfeld des Supercups stichelte der Portugiese: "Der FC Bayern des Jupp Heynckes war das beste Team Europas. Jetzt haben sie einen neuen Trainer und neue Spieler - und ich bin nicht mehr sicher, ob sie immer noch so gut sind."

Chelsea holte Supercup 1998

Chelsea holte sich den Cup 1998 (1:0 gegen Real Madrid), Mourinho aber hat den seit 1972 ausgespielten Wettbewerb noch nicht gewonnen. 2003 unterlag er mit UEFA-Pokal-Sieger FC Porto dem AC Mailand. Sein Lieblingsfeind Guardiola holte die Trophäe viermal mit Barça (1992 und 1997 als Spieler, 2009 und 2011 als Coach).

Nicht zuletzt wegen der Erfolge Guardiolas meinte Hoeneß, dieser habe das Duell gegen Mourinho in der Vergangenheit "um Längen gewonnen". Guardiola selbst antwortete nicht auf die Spitzen des Kollegen. "Ich habe großen Respekt vor ihm als Trainer und vor seiner Karriere. Aber wir dürfen nicht vergessen: Es spielt Bayern gegen Chelsea", sagte er.

Wie die Bayern haben auch die Londoner ihre Generalprobe nicht gewonnen. Das 0:0 bei Meister Manchester United, mit Zugang André Schürrle in der Startelf, wurde aber als Erfolg gewertet. Mourinho spricht von den Bayern als einer "großen Herausforderung".