"Student des Fußballs": Krautzun beim Wissenschaftskongress

Vor gut einer Woche feierte Eckhard Krautzun seinen 75. Geburtstag. Das Leben eines Rentners führt er deswegen noch lange nicht, im Gegenteil. China, Darmstadt, Berlin – die Trainerlegende ist dieser Tage viel gefragt und unterwegs. Am Donnerstag und Freitag weilte Krautzun in Frankfurt beim 3. DFB-Wissenschaftskongress und bildete sich weiter. "Man muss bis zum Ende seiner Karriere ein Student des Fußballs bleiben" ist sein Motto. Der Weltenbummler spricht im DFB.de-Interview mit Redakteur Norman Arnold über den Einfluss der Wissenschaft auf den Fußball, seine Arbeit in der internationalen Entwicklungshilfe und seine ganz persönlichen Erkenntnisse des Wissenschaftskongresses.

DFB.de: Herr Krautzun, warum ist der DFB-Wissenschaftskongress für Sie interessant?

Eckhard Krautzun: Der Wissenschaftskongress ist ein absolutes Highlight für mich. Ich bin zwar kein Trainer einer Mannschaft mehr, aber ich gebe ja jetzt meine praktische Erfahrung aus 40 Jahren Coaching an die Jugend und jüngere Trainerkollegen weiter. Deswegen glaube ich, dass man up-to-date bleiben muss – zumindest so lange ich als Ausbilder tätig bin. Man muss nicht nur die neuesten Systeme und Taktiken im Fußball kennen, man muss auch die Sportwissenschaft mit einbeziehen und sich das herauspicken, was für den Fußball wichtig ist.

DFB.de: Sie sind nach wie vor in internationalen Projekten des DFB tätig. Was genau machen Sie da?

Krautzun: In China bilde ich zum Beispiel Lehrer in den verschiedenen Altersklassen in der Grundthematik der Fußballpädagogik und des Trainings aus. In Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und dem DOSB machen wir zudem zwei Trainerlehrgänge pro Jahr: Anglophone und frankophone Entwicklungshilfe. Auf dem Level unserer B-Lizenz bilden wir Trainer aus den Entwicklungsländern aus. Das findet alles in der Sportschule Hennef statt und ich bin dort einer der Instruktoren. Ich bin sozusagen ein Multiplikator der Erkenntnisse, die hier beim Wissenschaftskongress vorgestellt werden.

DFB.de: Welche Erkenntnisse waren das?

Krautzun: Ganz verschiedene, zum Beispiel aus den Bereichen Trainingslehre oder Sportmedizin. Das Spiel hat sich in Sachen Schnelligkeit und Intensität enorm verändert. Man muss individueller trainieren. Aus der Sportwissenschaft kann man mitnehmen, wie man die Ausdauer verbessert. Man weiß, dass man heutzutage viel mehr Sprints macht. Die Regeneration ist wichtig – dazu haben wir hier beispielsweise einen ausgezeichneten Vortrag von Tim Meyer gehört. Diese Dinge müsste eigentlich jeder Trainer wissen. Vor allem, wenn er als Instruktor tätig ist wie ich.

DFB.de: Beim Kongress gab es ein sehr breites Spektrum an Themengebieten. Welche sind für Sie besonders relevant?

Krautzun: Ich glaube, dass das Regenerationstraining sehr wichtig ist. Und da ich mich im Moment sehr intensiv mit dem Jugendtraining beschäftigte, interessiert mich noch besonders die Entwicklung in den einzelnen Altersstufen, was Technikausbildung oder taktische Dinge betrifft. Wir haben einen interessanten Vortrag von Professor Lochmann zum Thema "Fußball 4.0" gehört und gelernt, wie viele Fehler im Jugendtraining noch gemacht werden. Das kann man alles mitnehmen.



Vor gut einer Woche feierte Eckhard Krautzun seinen 75. Geburtstag. Das Leben eines Rentners führt er deswegen noch lange nicht, im Gegenteil. China, Darmstadt, Berlin – die Trainerlegende ist dieser Tage viel gefragt und unterwegs. Am Donnerstag und Freitag weilte Krautzun in Frankfurt beim 3. DFB-Wissenschaftskongress und bildete sich weiter. "Man muss bis zum Ende seiner Karriere ein Student des Fußballs bleiben" ist sein Motto. Der Weltenbummler spricht im DFB.de-Interview mit Redakteur Norman Arnold über den Einfluss der Wissenschaft auf den Fußball, seine Arbeit in der internationalen Entwicklungshilfe und seine ganz persönlichen Erkenntnisse des Wissenschaftskongresses.

DFB.de: Herr Krautzun, warum ist der DFB-Wissenschaftskongress für Sie interessant?

Eckhard Krautzun: Der Wissenschaftskongress ist ein absolutes Highlight für mich. Ich bin zwar kein Trainer einer Mannschaft mehr, aber ich gebe ja jetzt meine praktische Erfahrung aus 40 Jahren Coaching an die Jugend und jüngere Trainerkollegen weiter. Deswegen glaube ich, dass man up-to-date bleiben muss – zumindest so lange ich als Ausbilder tätig bin. Man muss nicht nur die neuesten Systeme und Taktiken im Fußball kennen, man muss auch die Sportwissenschaft mit einbeziehen und sich das herauspicken, was für den Fußball wichtig ist.

DFB.de: Sie sind nach wie vor in internationalen Projekten des DFB tätig. Was genau machen Sie da?

Krautzun: In China bilde ich zum Beispiel Lehrer in den verschiedenen Altersklassen in der Grundthematik der Fußballpädagogik und des Trainings aus. In Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt und dem DOSB machen wir zudem zwei Trainerlehrgänge pro Jahr: Anglophone und frankophone Entwicklungshilfe. Auf dem Level unserer B-Lizenz bilden wir Trainer aus den Entwicklungsländern aus. Das findet alles in der Sportschule Hennef statt und ich bin dort einer der Instruktoren. Ich bin sozusagen ein Multiplikator der Erkenntnisse, die hier beim Wissenschaftskongress vorgestellt werden.

DFB.de: Welche Erkenntnisse waren das?

Krautzun: Ganz verschiedene, zum Beispiel aus den Bereichen Trainingslehre oder Sportmedizin. Das Spiel hat sich in Sachen Schnelligkeit und Intensität enorm verändert. Man muss individueller trainieren. Aus der Sportwissenschaft kann man mitnehmen, wie man die Ausdauer verbessert. Man weiß, dass man heutzutage viel mehr Sprints macht. Die Regeneration ist wichtig – dazu haben wir hier beispielsweise einen ausgezeichneten Vortrag von Tim Meyer gehört. Diese Dinge müsste eigentlich jeder Trainer wissen. Vor allem, wenn er als Instruktor tätig ist wie ich.

DFB.de: Beim Kongress gab es ein sehr breites Spektrum an Themengebieten. Welche sind für Sie besonders relevant?

Krautzun: Ich glaube, dass das Regenerationstraining sehr wichtig ist. Und da ich mich im Moment sehr intensiv mit dem Jugendtraining beschäftigte, interessiert mich noch besonders die Entwicklung in den einzelnen Altersstufen, was Technikausbildung oder taktische Dinge betrifft. Wir haben einen interessanten Vortrag von Professor Lochmann zum Thema "Fußball 4.0" gehört und gelernt, wie viele Fehler im Jugendtraining noch gemacht werden. Das kann man alles mitnehmen.

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DFB.de: Nehmen Sie von den Vorträgen also Impulse für weitere Nachforschungen mit oder ganz konkrete Inhalte?

Krautzun: Das sind schon einige Erkenntnisse, die für die tägliche Arbeit helfen. Bleiben wir beim Beispiel Regeneration, da habe ich mich bestätigt gefühlt. Dass die Regeneration wichtig ist und die verschiedenen Methoden unterschiedliche Wirkungen haben – ob das zum Beispiel Kältebehandlung ist oder Stretching oder wie wichtig auch der Zeitpunkt der Regenerationseinheit ist. Heute habe ich auch gehört, wie wichtig die Individualisierung von Schuhen ist. Wir sollten nicht alle dieselben Schuhe anziehen, weil einfach jeder Fuß anders ist – das betrifft die Muskulatur der Wade und die ganze Konstellation des Fußes. Wenn wir da individualisieren, dann werden auch die Verletzungen reduziert.

DFB.de: Inwiefern fließen die Erkenntnisse in Ihre Arbeit bei internationalen Projekten ein?

Krautzun: Die große Kunst ist ja, nicht automatisch alles aus Deutschland ins Ausland zu exportieren. Man muss sich an die Gegebenheiten des Landes anpassen – an Kultur, Klima, Mentalität. Wer das nicht kann, der ist schon verloren. Es geht also darum, dass Wissen aus Europa sorgfältig in den Entwicklungsländern einzubringen. Aber der Fußball ist überall gleich. Die Regeln sind überall gleich. Überall wird elf gegen elf gespielt. Man kann also schon vieles mitnehmen, um den sehr wissensdurstigen jungen Sportlehrern und Trainern einiges zu vermitteln.

DFB.de: Hier beim Wissenschaftskongress spielt sich das meiste – logischerweise – auf theoretischer Ebene ab. Wie kann ein Trainer die wissenschaftliche Forschung auf den Platz bringen?

Krautzun: Ganz wichtig ist: Es gibt keinen Ersatz für die persönliche Erfahrung. Sie müssen aber die Ohren aufhalten, das sage ich allen jungen Trainern. Man muss bis zum Ende seiner Karriere ein Student des Fußballs bleiben. Sie müssen sich weiterbilden, sowohl was das Spiel auf dem Platz angeht als auch Trainingslehre und wissenschaftliche Erkenntnisse. Auch die moderne Technik spielt da eine Rolle, die wir in unsere Trainingsarbeit einbinden müssen. Ohne Videoanalyse und Computer kommt man schon lange nicht mehr aus. Dabei darf man aber nicht vergessen: Das Spiel soll einfach bleiben. Nach dem Motto K.I.S.S. – keep it smart and simple.

DFB.de: "Die Wahrheit liegt auf dem Platz" und "Nichts ist mehr unberechenbar, außer der Ball" – wie löst man den Spagat zwischen diesen beiden Einstellungen?

Krautzun: Sie dürfen als Trainer nie Ihre eigene Linie und Ihre eigenen Vorstellungen vom Fußball verlassen. Man muss seinen eigenen Stil beibehalten und auf die Intuition vertrauen, auch dazu haben wir hier von Professor Gigerenzer einen hervorragenden Vortrag gehört. Aber man muss immer beide Augen und Ohren offen haben, und da spielt die Wissenschaft eine ganz wichtige Rolle.

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