Strandfußball: Volkssport an der Copacabana

Am Freitag werden die Gruppen für die WM 2014 in Brasilien ausgelost. 32 Teams zwischen Hoffen und Bangen - eines ganz besonders: das des Gastgebers. In einer sechsteiligen Serie bis zur Auslosung stellt DFB.de das Land des Rekordweltmeisters vor, das Spiel, die Fans, die Menschen. Diesmal hat sich Korrespondent Tobias Käufer an der Copacabana bei den Strandfußballern umgesehen.

Das Trainingsrevier ist eines Weltklassespielers würdig: Ausgerechnet im Schatten der Countdown-Uhr zur WM 2014 in Brasilien haben sich die Kids der Beach-Soccer-Schule von Junior Negão (JRN) die Trikots übergezogen. Es ist der erste Montag im Dezember, da beginnen die Trainingseinheiten bei Einsetzen der Dämmerung, um der südamerikanischen Sommerhitze aus dem Weg zu gehen. Negão ist ein Held in Brasilien, dreimal hintereinander gewann er die WM. Er gilt als der beste Strandkicker aller Zeiten.

Im Abendlicht verwandelt sich die Copacabana, Rio de Janeiros berühmtester Strand, in eine riesige Outdoor-Fitness-Arena. Fußball- und Volleyballschulen sowie Fitnesstrainer übernehmen bis in die Nacht die Herrschaft über den breiten, vier Kilometer langen Strandabschnitt. Überall tauchen plötzlich Netze, Tore und Hütchen auf. Die Trainer geben Kommandos, pfeifen, rufen, klatschen, loben.

Fußball-Einmaleins auf Sand

Fußballschulen wie die von Junior Negão übernehmen ein Stück weit die Funktion, die in Deutschland die Vereine ausüben. Trainer erklären den Kids das Fußball-Einmaleins auf Sand, ohne Fußballschuhe und Stollen. Natürlich ist das auch ein kleines Geschäft. Der Name Negão lässt sich gut vermarkten, viele Kinder wollen einmal so berühmt sein wie das große Idol. Seine Schule expandiert, erst vor wenigen Monaten hat er eine weitere Filiale in Manaus eröffnet, obwohl die Amazonas-Stadt gar nicht am Strand liegt.

Der Begeisterung für Beachsoccer tragen auch die großen Klubs wie FC Santos, Flamengo Rio de Janeiro, Corinthians São Paulo oder CR Vasco da Gama Rechnung, die allesamt eigene Strandteams haben. Rogerio Vilela, Trainer von Flamengo, veröffentlichte erst in dieser Woche ein Buch, das alle Anhänger in die Technikfeinheiten der Sportart einweihen soll.

Dass brasilianische Teams die - inoffizielle - Klubweltmeisterschaft im November an der Copacabana dominierten, ist deshalb keine Überraschung. Die Corinthians aus São Paulo gewannen die "Mundialito de Clubes", für den FC Barcelona und den AC Mailand blieben nur die hinteren Plätze.

Der organisierte Ligabetrieb floriert

Fußball am Strand hat für die Brasilianer eine ganz besondere Bedeutung. Tausende Kilometer ist die zerklüftete Atlantikküste lang, ein schier unerschöpfliches Reservoir an natürlichen Fußballfeldern. Doch Kicken am Strand ist keineswegs nur Spaß. Wenn am Wochenende der organisierte Ligabetrieb ruft, dann steht der Wettkampf im Vordergrund.

Nichts unterscheidet die Mannschaften von ihren Mitbewerbern auf dem grünen Rasen. Alle tragen Trikots, es gibt offizielle Schiedsrichter - und auch die Trainer verzweifeln an der Seitenlinie genauso wie ihre Kollegen im Stadion. Die organisierte Meisterschaft lockt zahlreiche Fans an, wirklich reich werden aber nur die Superstars Junior Negão .

Keine Geschlechtergrenzen

Natürlich gibt es auch den unorganisierten Beachsoccer. Den Strandfußball der einfachen Leute, die fast noch bis Mitternacht kicken, ohne Trikot und ohne Schiedsrichter. Besonders bemerkenswert: Männer und Frauen, Jungs und Mädchen spielen hier gemeinsam. Nichts trennt die Geschlechter, der Fußball vermittelt Gemeinschaftsgefühl. Hier ist der brasilianische "Futebol" noch am ursprünglichsten.

Ein paar Meter weiter an den Strandbuden ist dann wieder die ganz normale Fußballwelt zu Hause. Auch die Kids von der Fußballschule "JRN" machen hier eine kurze Pause, bevor es mit dem Bus oder dem Fahrrad nach Hause geht.

Auf den TV-Bildschirmen verkündet Ex-Weltfußballer Ronaldinho, dass er sich ein Comeback in der Selecao, der brasilianischen Nationalmannschaft, durchaus vorstellen könne. Sofort beginnt eine lebhafte Diskussion unter den Kindern, die deutlich macht: So schön der Fußball an der Copacabana auch ist - die ganz großen Stars spielen dann eben doch auf dem grünen Rasen.

[tk]

Am Freitag werden die Gruppen für die WM 2014 in Brasilien ausgelost. 32 Teams zwischen Hoffen und Bangen - eines ganz besonders: das des Gastgebers. In einer sechsteiligen Serie bis zur Auslosung stellt DFB.de das Land des Rekordweltmeisters vor, das Spiel, die Fans, die Menschen. Diesmal hat sich Korrespondent Tobias Käufer an der Copacabana bei den Strandfußballern umgesehen.

Das Trainingsrevier ist eines Weltklassespielers würdig: Ausgerechnet im Schatten der Countdown-Uhr zur WM 2014 in Brasilien haben sich die Kids der Beach-Soccer-Schule von Junior Negão (JRN) die Trikots übergezogen. Es ist der erste Montag im Dezember, da beginnen die Trainingseinheiten bei Einsetzen der Dämmerung, um der südamerikanischen Sommerhitze aus dem Weg zu gehen. Negão ist ein Held in Brasilien, dreimal hintereinander gewann er die WM. Er gilt als der beste Strandkicker aller Zeiten.

Im Abendlicht verwandelt sich die Copacabana, Rio de Janeiros berühmtester Strand, in eine riesige Outdoor-Fitness-Arena. Fußball- und Volleyballschulen sowie Fitnesstrainer übernehmen bis in die Nacht die Herrschaft über den breiten, vier Kilometer langen Strandabschnitt. Überall tauchen plötzlich Netze, Tore und Hütchen auf. Die Trainer geben Kommandos, pfeifen, rufen, klatschen, loben.

Fußball-Einmaleins auf Sand

Fußballschulen wie die von Junior Negão übernehmen ein Stück weit die Funktion, die in Deutschland die Vereine ausüben. Trainer erklären den Kids das Fußball-Einmaleins auf Sand, ohne Fußballschuhe und Stollen. Natürlich ist das auch ein kleines Geschäft. Der Name Negão lässt sich gut vermarkten, viele Kinder wollen einmal so berühmt sein wie das große Idol. Seine Schule expandiert, erst vor wenigen Monaten hat er eine weitere Filiale in Manaus eröffnet, obwohl die Amazonas-Stadt gar nicht am Strand liegt.

Der Begeisterung für Beachsoccer tragen auch die großen Klubs wie FC Santos, Flamengo Rio de Janeiro, Corinthians São Paulo oder CR Vasco da Gama Rechnung, die allesamt eigene Strandteams haben. Rogerio Vilela, Trainer von Flamengo, veröffentlichte erst in dieser Woche ein Buch, das alle Anhänger in die Technikfeinheiten der Sportart einweihen soll.

Dass brasilianische Teams die - inoffizielle - Klubweltmeisterschaft im November an der Copacabana dominierten, ist deshalb keine Überraschung. Die Corinthians aus São Paulo gewannen die "Mundialito de Clubes", für den FC Barcelona und den AC Mailand blieben nur die hinteren Plätze.

Der organisierte Ligabetrieb floriert

Fußball am Strand hat für die Brasilianer eine ganz besondere Bedeutung. Tausende Kilometer ist die zerklüftete Atlantikküste lang, ein schier unerschöpfliches Reservoir an natürlichen Fußballfeldern. Doch Kicken am Strand ist keineswegs nur Spaß. Wenn am Wochenende der organisierte Ligabetrieb ruft, dann steht der Wettkampf im Vordergrund.

Nichts unterscheidet die Mannschaften von ihren Mitbewerbern auf dem grünen Rasen. Alle tragen Trikots, es gibt offizielle Schiedsrichter - und auch die Trainer verzweifeln an der Seitenlinie genauso wie ihre Kollegen im Stadion. Die organisierte Meisterschaft lockt zahlreiche Fans an, wirklich reich werden aber nur die Superstars Junior Negão .

Keine Geschlechtergrenzen

Natürlich gibt es auch den unorganisierten Beachsoccer. Den Strandfußball der einfachen Leute, die fast noch bis Mitternacht kicken, ohne Trikot und ohne Schiedsrichter. Besonders bemerkenswert: Männer und Frauen, Jungs und Mädchen spielen hier gemeinsam. Nichts trennt die Geschlechter, der Fußball vermittelt Gemeinschaftsgefühl. Hier ist der brasilianische "Futebol" noch am ursprünglichsten.

Ein paar Meter weiter an den Strandbuden ist dann wieder die ganz normale Fußballwelt zu Hause. Auch die Kids von der Fußballschule "JRN" machen hier eine kurze Pause, bevor es mit dem Bus oder dem Fahrrad nach Hause geht.

Auf den TV-Bildschirmen verkündet Ex-Weltfußballer Ronaldinho, dass er sich ein Comeback in der Selecao, der brasilianischen Nationalmannschaft, durchaus vorstellen könne. Sofort beginnt eine lebhafte Diskussion unter den Kindern, die deutlich macht: So schön der Fußball an der Copacabana auch ist - die ganz großen Stars spielen dann eben doch auf dem grünen Rasen.