Stiepermann: Von der U 19 in den Profifußball

Wenn die "aufgehenden Sterne" bei der U 19-Europameisterschaft in Baden-Württemberg (11. bis 24. Juli) am Fußball-Firmament auftauchen, weisen die erfahrensten Spieler im DFB-Team jeweils nur wenig mehr als insgesamt 30 Länderspiel-Einsätze in den Altersklassen U 15 bis U 19 auf.

Exakt 54 Länderspiele in diesen Altersklassen plus drei weitere U 20-Länderspiele stehen hingegen auf dem Konto von Marco Stiepermann (25), ohne dass der offensive Mittelfeldspieler des Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth viel Aufhebens darum macht. Die meisten Mitmenschen wissen es überhaupt nicht. "Stiepi", wie er von seinen Kameraden genannt wird, findet das aber in Ordnung: "Das ist Vergangenheit." Vor der U 19-EM blickt er für DFB.de jedoch gerne noch einmal auf seine Karriere als Junioren-Nationalspieler zurück.

Der gebürtige Dortmunder hat direkt beim BVB in der F-Jugend angefangen. Naheliegend, weil sich sein Vater Egon beim Bundesligisten als Jugendcoach engagierte. "Aber mich hat er nie trainiert", schränkt Marco ein. Auch der fünf Jahre ältere Bruder Marcel war beim BVB und später noch in der Regionalliga am Ball, ehe er aufgrund diverser Verletzungen seine sportliche Laufbahn beenden musste. Auch Mutter Konny ist total vom Virus Fußball infiziert. "Sie lebt Fußball", erzählt Marco begeistert. Die Geburtsdaten der Eltern und des Bruders trägt er auf dem linken Arm tätowiert, "weil sie mich alle immer total unterstützt haben".

Torschütze im ersten Länderspiel

Ausgestattet mit Technik, Torgefährlichkeit und einer guten Grundschnelligkeit ließ das erste Länderspiel für den 15-jährigen Marco Stiepermann nicht lange auf sich warten. Im September 2006 berief ihn DFB-Trainer Jörg Daniel zu zwei Länderspielen im nordöstlichen Niedersachsen gegen Nordirland. Das erste fand in Rotenburg an der Wümme statt, dem Wohnort des neuen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel. "Stiepi" traf in der 15. Spielminute zum 1:0, Deutschland gewann schließlich 2:1.

"Ich bin der Spieler, der für den Jahrgang 1991 das erste Länderspiel-Tor überhaupt erzielt hat. Das war damals der pure Wahnsinn. Meine Gefühle fuhren Karussell. Das sind Momente in einem Fußballerleben, die man nie vergisst", sagte Stiepermann.  Und dann später die Reisen: "Dubai, Israel - der DFB hat uns schon viel geboten in jungen Jahren. Dafür bin ich heute noch dankbar." Auch Mazedonien. Da wird Stiepermann nachdenklich: "Sehr lehrreich, die Eindrücke. Da haben wir Jungs auf einmal deutlich gemerkt, wie gut es uns allen geht in Deutschland."

EM-Teilnahmen und DM-Titel verpasst

Was gefehlt hat in Stiepermanns langer Länderspiel-Karriere, war die Teilnahme an Europameisterschafts-Endrunden. Endstation war jedes Mal die UEFA-Eliterunde. Marco erinnert sich genau: "Mit der U 17 fehlte uns in Irland im Endeffekt ein Tor im direkten Vergleich gegenüber Griechenland und mit der U 19 haben wir in den Niederlanden das letzte Spiel gegen die Gastgeber verloren. Das was ausschlaggebend." Der Mittelfeldspieler stellt das schon mit Bedauern fest, "denn die Teilnahme an einer Europameisterschaft ist schon noch einmal eine Steigerung mit dem ganzen Flair und der einmaligen Atmosphäre."

Was Deutsche Meisterschaften betrifft, verhält es sich ähnlich. Mit den A-Junioren verlor Borussia Dortmund gegen den FSV Mainz 05, der von Thomas Tuchel gecoacht wurde, mit 1:2, mit den B-Junioren bei der TSG Hoffenheim 4:6. Im Siegerteam der Hoffenheimer standen mit Pascal Groß (jetzt FC Ingolstadt 04), Manuel Gulde (Karlsruher SC) und Marco Terrazzino (VfL Bochum) drei Akteure, mit denen er gemeinsam im Nationalteam spielte.

Hochzeit am 4. Juni

In der Dortmunder Mannschaft stand jeweils u.a. auch Marc Hornschuh (jetzt FC St. Pauli), der wie Stiepermann selbst insgesamt über 50 Länderspiele bestritten hat. Klar wie Kloßbrühe, dass der ständige Nationalmannschafts-Kumpel von einst auch zu Marcos Hochzeit am 4. Juni nach Dortmund kommt. Mit der künftigen Ehefrau Yasmin wohnt Marco zehn Autominuten von Fürth entfernt auf dem Land. Beide fühlen sich dort sprichwörtlich pudelwohl, auch wenn ihr Vierbeiner ein Labrador namens Louis ist.

Marco und Yasmin kennen sich beide "fast schon zehn Jahre", wie er sagt. Am Anfang der Beziehung hatte Yasmin mit Fußball nicht viel am Hut. "Aber", sagt Marco anerkennend, "sie hat sich so richtig reingearbeitet in die Materie." Und fügt fast bewundernd hinzu: "Manchmal erzählt sie mir aktuelle Neuigkeiten aus dem Fußball, von denen ich selbst noch nichts weiß."

Für Borussia Dortmund bestritt Stiepermann nach dem Übertritt aus der Jugend unter Trainer Jürgen Klopp sieben Bundesliga-Spiele (1 Tor). Doch die Konkurrenz für den Teenager war riesengroß. Bevor er in Fürth landete, hießen die weiteren Stationen Alemannia Aachen und Energie Cottbus. Beide stiegen jeweils aus der 2. Bundesliga ab. Als dieses Schicksal in der vergangenen Saison beinahe auch Greuther Fürth ereilte, wurde Marco Stiepermann medial beinahe schon als das personifizierte Abstiegsgespenst bezeichnet. Keine einfache Zeit für ihn. Doch Stiepermann selbst sieht es im Nachhinein gelassen: "Da muss man halt durch. Als Profi gibt es neben Licht auch Schatten wie im ganz normalen Leben. Aber ich glaube, ich habe mit ordentlichen Leistungen zum Klassenerhalt von Fürth beigetragen. Damit ist das Thema auch vom Tisch, zumal wir uns inzwischen als Mannschaft auch weiterentwickelt haben."

Kritik an den jungen Wilden

Die heutige Generation der Fußball-Teenager betrachtet Stiepermann mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite lobt er die Nachwuchs-Leistungszentren für die qualitativ hochwertige Ausbildung, auf der anderen gibt es aber auch kritische Worte für die jungen Wilden: "Sie müssen aufpassen, dass sie nicht zu sehr verhätschelt und verwöhnt werden." Neben Engagement gibt Marco Stiepermann den jungen Wilden mit auf den Weg, dass sie respektvoll mit älteren Spielern umgehen sollten, so wie auch er es einst gelernt hat.

Sein Weg soll über kurz oder lang wieder in die Bundesliga führen, wo neben Groß auch weitere ehemalige Nationalmannschaftskameraden wie Patrick Herrmann (Borussia Mönchengladbach) oder Christian Clemens (FSV Mainz 05) kicken. In Aachen habe sich der junge Stiepermann selbst zu stark unter Druck gesetzt. Inzwischen abgeklärter und reifer geworden, setzt er sich "etappenweise andere Ziele". Aber die Endstation Sehnsucht heißt nach wie vor Bundesliga. "Klar", sagt er, "dort will jeder Fußballer hin. Ich bin doch erst 25 und kann noch zehn Jahre spielen, wenn ich gesund bleibe." Ernsthafte Gedanken an einen anderen Job hat sich der Fußballprofi nicht gemacht. "Ich habe den Realschluss-Abschluss gemacht. Alles andere war nicht wirklich ein Thema, weil ich für mich den schönsten Beruf ausüben darf, den man sich nur wünschen kann."

[hg]

Wenn die "aufgehenden Sterne" bei der U 19-Europameisterschaft in Baden-Württemberg (11. bis 24. Juli) am Fußball-Firmament auftauchen, weisen die erfahrensten Spieler im DFB-Team jeweils nur wenig mehr als insgesamt 30 Länderspiel-Einsätze in den Altersklassen U 15 bis U 19 auf.

Exakt 54 Länderspiele in diesen Altersklassen plus drei weitere U 20-Länderspiele stehen hingegen auf dem Konto von Marco Stiepermann (25), ohne dass der offensive Mittelfeldspieler des Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth viel Aufhebens darum macht. Die meisten Mitmenschen wissen es überhaupt nicht. "Stiepi", wie er von seinen Kameraden genannt wird, findet das aber in Ordnung: "Das ist Vergangenheit." Vor der U 19-EM blickt er für DFB.de jedoch gerne noch einmal auf seine Karriere als Junioren-Nationalspieler zurück.

Der gebürtige Dortmunder hat direkt beim BVB in der F-Jugend angefangen. Naheliegend, weil sich sein Vater Egon beim Bundesligisten als Jugendcoach engagierte. "Aber mich hat er nie trainiert", schränkt Marco ein. Auch der fünf Jahre ältere Bruder Marcel war beim BVB und später noch in der Regionalliga am Ball, ehe er aufgrund diverser Verletzungen seine sportliche Laufbahn beenden musste. Auch Mutter Konny ist total vom Virus Fußball infiziert. "Sie lebt Fußball", erzählt Marco begeistert. Die Geburtsdaten der Eltern und des Bruders trägt er auf dem linken Arm tätowiert, "weil sie mich alle immer total unterstützt haben".

Torschütze im ersten Länderspiel

Ausgestattet mit Technik, Torgefährlichkeit und einer guten Grundschnelligkeit ließ das erste Länderspiel für den 15-jährigen Marco Stiepermann nicht lange auf sich warten. Im September 2006 berief ihn DFB-Trainer Jörg Daniel zu zwei Länderspielen im nordöstlichen Niedersachsen gegen Nordirland. Das erste fand in Rotenburg an der Wümme statt, dem Wohnort des neuen DFB-Präsidenten Reinhard Grindel. "Stiepi" traf in der 15. Spielminute zum 1:0, Deutschland gewann schließlich 2:1.

"Ich bin der Spieler, der für den Jahrgang 1991 das erste Länderspiel-Tor überhaupt erzielt hat. Das war damals der pure Wahnsinn. Meine Gefühle fuhren Karussell. Das sind Momente in einem Fußballerleben, die man nie vergisst", sagte Stiepermann.  Und dann später die Reisen: "Dubai, Israel - der DFB hat uns schon viel geboten in jungen Jahren. Dafür bin ich heute noch dankbar." Auch Mazedonien. Da wird Stiepermann nachdenklich: "Sehr lehrreich, die Eindrücke. Da haben wir Jungs auf einmal deutlich gemerkt, wie gut es uns allen geht in Deutschland."

EM-Teilnahmen und DM-Titel verpasst

Was gefehlt hat in Stiepermanns langer Länderspiel-Karriere, war die Teilnahme an Europameisterschafts-Endrunden. Endstation war jedes Mal die UEFA-Eliterunde. Marco erinnert sich genau: "Mit der U 17 fehlte uns in Irland im Endeffekt ein Tor im direkten Vergleich gegenüber Griechenland und mit der U 19 haben wir in den Niederlanden das letzte Spiel gegen die Gastgeber verloren. Das was ausschlaggebend." Der Mittelfeldspieler stellt das schon mit Bedauern fest, "denn die Teilnahme an einer Europameisterschaft ist schon noch einmal eine Steigerung mit dem ganzen Flair und der einmaligen Atmosphäre."

Was Deutsche Meisterschaften betrifft, verhält es sich ähnlich. Mit den A-Junioren verlor Borussia Dortmund gegen den FSV Mainz 05, der von Thomas Tuchel gecoacht wurde, mit 1:2, mit den B-Junioren bei der TSG Hoffenheim 4:6. Im Siegerteam der Hoffenheimer standen mit Pascal Groß (jetzt FC Ingolstadt 04), Manuel Gulde (Karlsruher SC) und Marco Terrazzino (VfL Bochum) drei Akteure, mit denen er gemeinsam im Nationalteam spielte.

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Hochzeit am 4. Juni

In der Dortmunder Mannschaft stand jeweils u.a. auch Marc Hornschuh (jetzt FC St. Pauli), der wie Stiepermann selbst insgesamt über 50 Länderspiele bestritten hat. Klar wie Kloßbrühe, dass der ständige Nationalmannschafts-Kumpel von einst auch zu Marcos Hochzeit am 4. Juni nach Dortmund kommt. Mit der künftigen Ehefrau Yasmin wohnt Marco zehn Autominuten von Fürth entfernt auf dem Land. Beide fühlen sich dort sprichwörtlich pudelwohl, auch wenn ihr Vierbeiner ein Labrador namens Louis ist.

Marco und Yasmin kennen sich beide "fast schon zehn Jahre", wie er sagt. Am Anfang der Beziehung hatte Yasmin mit Fußball nicht viel am Hut. "Aber", sagt Marco anerkennend, "sie hat sich so richtig reingearbeitet in die Materie." Und fügt fast bewundernd hinzu: "Manchmal erzählt sie mir aktuelle Neuigkeiten aus dem Fußball, von denen ich selbst noch nichts weiß."

Für Borussia Dortmund bestritt Stiepermann nach dem Übertritt aus der Jugend unter Trainer Jürgen Klopp sieben Bundesliga-Spiele (1 Tor). Doch die Konkurrenz für den Teenager war riesengroß. Bevor er in Fürth landete, hießen die weiteren Stationen Alemannia Aachen und Energie Cottbus. Beide stiegen jeweils aus der 2. Bundesliga ab. Als dieses Schicksal in der vergangenen Saison beinahe auch Greuther Fürth ereilte, wurde Marco Stiepermann medial beinahe schon als das personifizierte Abstiegsgespenst bezeichnet. Keine einfache Zeit für ihn. Doch Stiepermann selbst sieht es im Nachhinein gelassen: "Da muss man halt durch. Als Profi gibt es neben Licht auch Schatten wie im ganz normalen Leben. Aber ich glaube, ich habe mit ordentlichen Leistungen zum Klassenerhalt von Fürth beigetragen. Damit ist das Thema auch vom Tisch, zumal wir uns inzwischen als Mannschaft auch weiterentwickelt haben."

Kritik an den jungen Wilden

Die heutige Generation der Fußball-Teenager betrachtet Stiepermann mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite lobt er die Nachwuchs-Leistungszentren für die qualitativ hochwertige Ausbildung, auf der anderen gibt es aber auch kritische Worte für die jungen Wilden: "Sie müssen aufpassen, dass sie nicht zu sehr verhätschelt und verwöhnt werden." Neben Engagement gibt Marco Stiepermann den jungen Wilden mit auf den Weg, dass sie respektvoll mit älteren Spielern umgehen sollten, so wie auch er es einst gelernt hat.

Sein Weg soll über kurz oder lang wieder in die Bundesliga führen, wo neben Groß auch weitere ehemalige Nationalmannschaftskameraden wie Patrick Herrmann (Borussia Mönchengladbach) oder Christian Clemens (FSV Mainz 05) kicken. In Aachen habe sich der junge Stiepermann selbst zu stark unter Druck gesetzt. Inzwischen abgeklärter und reifer geworden, setzt er sich "etappenweise andere Ziele". Aber die Endstation Sehnsucht heißt nach wie vor Bundesliga. "Klar", sagt er, "dort will jeder Fußballer hin. Ich bin doch erst 25 und kann noch zehn Jahre spielen, wenn ich gesund bleibe." Ernsthafte Gedanken an einen anderen Job hat sich der Fußballprofi nicht gemacht. "Ich habe den Realschluss-Abschluss gemacht. Alles andere war nicht wirklich ein Thema, weil ich für mich den schönsten Beruf ausüben darf, den man sich nur wünschen kann."