Stielikes Tendenz: "Bayern im Finale gegen Real"

Frage: Was tun Sie inzwischen, wenn Sie nicht als Co-Kommentator tätig sind?

Stielike: Ich wohne seit kurzem in Andalusien, bin aus Katar weggezogen. Ich würde gerne noch mal im Fußball tätig werden, sei es als Trainer, Sportdirektor oder Manager. Ich habe in vielen Ländern trainiert, spreche viele Sprachen, da bin ich absolut offen.

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Bayern München gegen FC Barcelona am Dienstag (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) und Borussia Dortmund gegen Real Madrid am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky) - die Champions League geht mit zwei Krachern ins Halbfinale.

Ex-Nationalspieler Ulli Stielike, mit dem DFB-Team Vizeweltmeister 1982 in Spanien, ist immer noch der Deutsche mit den meisten Einsätzen und Toren für den spanischen Rekordmeister Real Madrid. Im aktuellen SID-Interview spricht der frühere "Königliche" über die deutsch-spanischen Halbfinals in der Königsklasse.

Frage: Herr Stielike, die deutsch-spanischen Champions-League-Halbfinals stehen an. Wo verfolgen Sie die Gigantentreffen?

Ulli Stielike: Ich fliege nach Katar und kommentiere dort beide Spiele für den TV-Sender Al-Dschasira. Ich habe Bayern München gegen Juventus Turin gemacht, Bayern gegen Wolfsburg, ich bin da auf der Bayern-Schiene. Meistens mache ich es auf Französisch, teilweise auf Spanisch, auf Deutsch oder Englisch - je nachdem, was gebraucht wird.

Frage: Sie haben acht Jahre für Real Madrid gespielt, haben bis heute die meisten Einsätze und Tore eines Deutschen für den Verein zu verzeichnen. Wie eng ist der Kontakt zu den Königlichen?

Stielike: Nicht vorhanden. Ich habe heute mehr Kontakte zu Bayern München, zu Jupp Heynckes, zu Uli Hoeneß, da ist eine persönliche Ebene. Bei Real kenne ich doch längst keinen mehr.

Frage: Demnach drücken sie ihrem Ex-Klub nicht die Daumen?

Stielike: Als ich sieben Jahre alt war, habe ich mich in den Ball verliebt, nicht in einen Verein. Der Ball ist immer neutral. Der Bessere soll gewinnen.

Frage: Madrid spielt gegen Dortmund, die Bayern messen sich mit Barcelona. Wer wird am Ende der Beste sein?

Stielike: Die stabilste Mannschaft scheinen die Bayern zu sein. Was wir in Turin gesehen haben, diese Stärke, diese Dominanz, das war überragend. Barcelona in Vollbesetzung und Bestform wäre der Favorit, aber so haben die Bayern die beste Ausgangsposition. Meine Tendenz lautet: Bayern im Finale gegen Real. Dortmund hat nur eine Chance, wenn es in Madrid auf Konter spielen kann. Sie brauchen im Hinspiel einen knappen Sieg oder vielleicht ein 0:0. Die Bayern sehe ich mit einem knappen Sieg zu Hause und dann wie in Turin, so souverän - aber nur, weil Barcelona diese Verletzungssorgen hat. Da geht es gar nicht um Messi, auch Puyol ist unersetzlich.

Frage: Sie selbst haben 1977 mit Borussia Mönchengladbach das Landesmeisterpokalfinale verloren, 1981 mit Real Madrid - beide Male gegen den FC Liverpool. Haben Sie Zeit Ihrer Karriere diesem Pokal nachgejagt?

Stielike: Letzendlich wollte ich natürlich unbedingt das Ding holen. Es macht keinen Spaß, solche Finals zu verlieren. Aber heute denke ich mir: Wer bekommt dazu überhaupt die Chance? Die Zeit heilt viele Wunden.

Frage: Nun greifen wieder zwei deutsche Nationalspieler mit Real nach dem Titel. Wie schätzen Sie die Entwicklung von Mesut Özil und Sami Khedira ein?

Stielike: Özil ist in Madrid ein echter Mann geworden, er hat Härte gewonnen. Khedira ist seinen Weg weitergegangen, aber bei Özil ist die Leistungsexplosion größer.

Frage: Werden Deutschland und Spanien künftig die großen Titel unter sich ausmachen?

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Stielike: Deutschland und Spanien werden um die Vorherrschaft in Europa kämpfen. Barca und Real bilden quasi die Nationalmannschaft, der BVB und die Bayern auch. Die Engländer haben einen zu hohen Ausländeranteil, da sehe ich keine Gefahr. Juventus Turin dominiert Italien, aber sie sind extrem weit von den Bayern weg. Da gibt es eine enorme Lücke. Die Franzosen könnten wieder Land gewinnen, aber das dauert noch einige Jahre.

Frage: Was tun Sie inzwischen, wenn Sie nicht als Co-Kommentator tätig sind?

Stielike: Ich wohne seit kurzem in Andalusien, bin aus Katar weggezogen. Ich würde gerne noch mal im Fußball tätig werden, sei es als Trainer, Sportdirektor oder Manager. Ich habe in vielen Ländern trainiert, spreche viele Sprachen, da bin ich absolut offen.