Steinhaus: "Ich könnte auch gut ohne das Endspiel leben"

Frage: Sie wurden einmal als „pfiffigstes und blondeste Ablenkungsmanöver“ der Bundesliga bezeichnet. Stören Sie solche Bezeichnungen?

Steinhaus: Solche Aussagen wurden zu Beginn meiner Einsatzzeit in der Bundesliga sicherlich gemacht. Heute gibt es solche Sätze nicht mehr. Was mir sehr recht ist. Ich bediene die Schublade „Frau in Männerdomäne“ ungern. Darum geht es auch nicht, sondern um die Leistung eines Schiedsrichters.

Frage: War ihr Beruf als Polizistin hilfreich, sich als Schiedsrichterin durchzusetzen?

Steinhaus: Es sind beides Exekutiv-Berufe. Sie sind sich in der Art der Ausübung ähnlich. Das passt gut.

Frage: Sie waren bereits als 4. Offizielle bei einigen Bundesliga-Spielen im Einsatz. Wie sind ihre bisherigen Erfahrungen?

Steinhaus: Bei dieser Aufgabe wird wirklich das ganze Spektrum der Kommunikation abgefordert. Ich glaube, die Hemmschwelle, gegenüber einer Frau verbal beleidigend zu sein, ist höher als von Mann zu Mann. Ich kann mir vorstellen, dass es für einen Mann eher schwierig ist, eine Frau zu attackieren.

Frage: Ihre Erfahrungen sind also positiv?

Steinhaus: Bisher gibt es wirklich nur Positives zu berichten. Die Kollegen, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, haben sich eine hohe Akzeptanz auf der Bank und auf den Rängen erarbeitet. Dann ist es auch einfacher für einen 4. Offiziellen zu agieren.



[bild1]

Die Generalprobe für die Europameisterschaft der Frauen in Finnland ist geglückt. Beim 2:2 im Zweitliga-Duell zwischen dem FC Augsburg und Rot-Weiß Oberhausen präsentierte sich Bibiana Steinhaus als souveräne Spielleiterin.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" redet sie mit Mitarbeiter Jörg Runde über das anstehende Großereignis, ihre Ziele als Schiedsrichterin und ihre Rolle als Frau im Business Männer-Fußball.

Frage: Frau Steinhaus, wie geht es Ihnen so kurz vor einem Karriere-Höhepunkt?

Bibiana Steinhaus: Ich bin in einem Zustand konzentrierter Anspannung. Ich freue mich riesig, denn es ist eine große Ehre, bei einer Europameisterschaft dabei sein zu dürfen. Ich empfinde derzeit eine sehr angenehme Nervosität.

Frage: Sie sind also voll fokussiert auf das Großereignis?

Steinhaus: Für uns Schiedsrichter geht das Turnier ja schon vor dem 23. August los. Wir treffen uns am 20. August, um uns final auf das Großereignis einzustimmen. Deshalb gibt es auch für mich einen gedanklichen Zeitplan.

Frage: Welche Bedeutung haben solche Einstimmungsrunden?

Steinhaus: Bei so einem herausragenden Turnier ist es wichtig, dass die Schiedsrichter die Regel einheitlich interpretieren. Als Gruppe ist es wichtig, zusammenzufinden.

Frage: Was erwarten Sie persönlich von dem Turnier?

Steinhaus: Ich erwarte hochklassige Spiele. Die Vorbereitungsturniere haben gezeigt, dass das Niveau der Mannschaften sehr hoch ist. Entsprechend anspruchsvoll wird die Aufgabe für die Schiedsrichter. Ansprüche möchte ich keine formulieren. Wenn ich pfeife, mache ich das, so gut ich kann.

Frage: Sie spekulieren nicht mit einem Einsatz in den Finalspielen?

Steinhaus: Für uns Schiedsrichter ist es ja so, dass die Einsätze auch maßgeblich vom Abschneiden unseres Heimat-Verbandes abhängen. Und da bin ich doch ganz Lokalpatriot und drücke dem DFB-Team die Daumen. Ich könnte gut damit leben, nicht bis zum Endspiel in Finnland zu sein, wenn sich die deutsche Elf für das Finale qualifizieren würde.

Frage: Reisen Sie eigentlich mit einem ganzen Schiedsrichter-Gespann?

Steinhaus: Viererteams, wie bei den Herren, gibt es bei den Frauen noch nicht. Ich reise mit Marina Wozniak. Wir bilden ein Team. Es ist grundsätzlich so, dass von den einzelnen Ländern eine Schiedsrichterin und eine Assistentin nominiert sind. Diese Teams werden dann vor Ort zu Vierer-Gespannen zusammengesetzt.

Frage: Wie haben Sie sich auf die EM vorbereitet?

Steinhaus: Ein Schwerpunkt ist die Video-Analyse. Ich habe mir Spiele der beteiligten Nationen angeschaut, um Spielsysteme und taktische Kniffe zu erfassen - alles natürlich, ohne voreingenommen in die Spiele zu gehen.

Frage: Und wie sah das Training aus?

Steinhaus: Physisch habe ich natürlich hart trainiert. Die Spieldichte bei der EM ist deutlich höher als im normalen Spielbetrieb. Im Sommer lag mein Schwerpunkt auf Ausdauer, zuletzt ging es um Schnelligkeit und Koordination.

Frage: Müssen Sie sich für die EM Urlaub nehmen?

Steinhaus: Meiner Schiedsrichter-Tätigkeit gehe ich ausschließlich in der Freizeit nach. Für Turniere, die mit längerem Auslandsaufenthalt verbunden sind, nehme ich Urlaub oder baue Überstunden ab. Es handelt sich also um ein reines Privatvergnügen.

[bild2]

Frage: Reisen ist eines ihrer Hobbys. Hängen Sie nach der EM noch eine Woche dran, um Finnland richtig kennenzulernen?

Steinhaus: Das kann ich leider nicht In Deutschland läuft der ganz normale Spielbetrieb. Ich werde also zeitnah zurückreisen, um wieder Spiele leiten zu können.

Frage: Sind denn demnächst weitere Einsätze bei den Herren in der 2. Liga oder im DFB-Pokal geplant?

Steinhaus: Das kann ich noch nicht absehen. Es wird kurzfristig und nach Leistung angesetzt.

Frage: Sie wurden einmal als „pfiffigstes und blondeste Ablenkungsmanöver“ der Bundesliga bezeichnet. Stören Sie solche Bezeichnungen?

Steinhaus: Solche Aussagen wurden zu Beginn meiner Einsatzzeit in der Bundesliga sicherlich gemacht. Heute gibt es solche Sätze nicht mehr. Was mir sehr recht ist. Ich bediene die Schublade „Frau in Männerdomäne“ ungern. Darum geht es auch nicht, sondern um die Leistung eines Schiedsrichters.

Frage: War ihr Beruf als Polizistin hilfreich, sich als Schiedsrichterin durchzusetzen?

Steinhaus: Es sind beides Exekutiv-Berufe. Sie sind sich in der Art der Ausübung ähnlich. Das passt gut.

Frage: Sie waren bereits als 4. Offizielle bei einigen Bundesliga-Spielen im Einsatz. Wie sind ihre bisherigen Erfahrungen?

Steinhaus: Bei dieser Aufgabe wird wirklich das ganze Spektrum der Kommunikation abgefordert. Ich glaube, die Hemmschwelle, gegenüber einer Frau verbal beleidigend zu sein, ist höher als von Mann zu Mann. Ich kann mir vorstellen, dass es für einen Mann eher schwierig ist, eine Frau zu attackieren.

Frage: Ihre Erfahrungen sind also positiv?

Steinhaus: Bisher gibt es wirklich nur Positives zu berichten. Die Kollegen, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, haben sich eine hohe Akzeptanz auf der Bank und auf den Rängen erarbeitet. Dann ist es auch einfacher für einen 4. Offiziellen zu agieren.

Frage: Wünschen Sie sich mehr Schiedsrichterinnen in Deutschland?

Steinhaus: Ich kann für mich sagen, dass die Entscheidung, einen Schiedsrichter-Lehrgang zu besuchen, wohl eine der besten meines Lebens überhaupt war. Ich kann jedem jungen Menschen nur raten, diesen Schritt auch zu gehen. Die Schiedsrichter-Tätigkeit hat mein Leben entscheidend geprägt. Ich habe gelernt, mit Menschen umzugehen, Situationen zu leiten, Regeln umzusetzen. Und ich habe viele interessante Menschen kennengelernt. Deshalb hoffe ich, dass sich mit dem rasanten Aufstieg des Frauen-Fußballs auch die Zahl der Schiedsrichterinnen erhöht.

Frage: Was tun Sie persönlich für eine positive Entwicklung?

Steinhaus: Es ist wichtig, den Kontakt zu den Schiedsrichter-Kolleginnen zu pflegen und zu intensivieren. Auch ich gebe bei Lehrgängen meine Erfahrungen weiter und stehe Rede und Antwort. Das ist selbstverständlich.