Schiedsrichter

Steigende Zahlen im Jahr der Schiris

11.07.2023
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Gute Nachricht im Jahr der Schiris: Im ersten Halbjahr 2023 hat der deutsche Fußball fast 35 Prozent mehr Neulinge verzeichnet als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres. Rund 5000 Personen absolvierten in diesem Jahr zwischen dem 1. Januar und 30. Juni erfolgreich einen Schiri-Neulingslehrgang, im Jahr zuvor waren es in diesem Zeitraum 3700 gewesen. Im Jahr der Schiris soll die Zahl der aktiven Unparteiischen weiter steigen.

In der vergangenen Saison 2022/2023 leiteten rund 53.600 Unparteiische die insgesamt rund 1,3 Millionen Spiele. Eine besondere Bilanz. Denn: Erstmals seit mehr als 15 Jahren war die Zahl der aktiven Schiris zwischen zwei Spielzeiten, die keinen Corona-Einschränkungen im Spielbetrieb unterworfen waren, damit nicht rückläufig.

"Werden die Welt nicht in wenigen Monaten komplett verändern können"

"Schiedsrichter mit Flasche beworfen", "Morddrohungen gegen Bundesliga-Schiri Stegemann", "Vater droht Schiedsrichter mit dem Tod". Die öffentlichen Schlagzeilen während der letzten Saisonwochen vermittelten jüngst den Eindruck, der Mangel an Respekt bis hin zu gewaltsamen Angriffen gegenüber Schiedsrichtern habe zugenommen. Konterkarieren diese Vorfälle das Jahr der Schiris?

Nein.

"Wir werden die Welt nicht in wenigen Monaten komplett verändern können bei einer Problemstellung, die schon länger besteht", hatte Ronny Zimmermann bereits zum Start der Initiative im März angekündigt. Nach den erschütternden Vorfällen im Mai machte der DFB-Vizepräsident deutlich: "Schiris unter dem Deckmantel der Emotion als Zielscheibe eigenen Unmuts zu nutzen – damit muss endlich Schluss sein."

Mehr weibliche Schiris in Württemberg und Niedersachsen

Was in der Berichterstattung rund um diese Vorfälle häufig zu kurz kommt: Die Entwicklungen im Amateurfußball geben Hoffnung. Im Vergleich der ersten Halbjahre 2022 und 2023 wuchs die Anzahl der Schiri-Neulinge um satte 34,2 Prozent. Der Trend ist in kleinen Landesverbänden wie dem Saarland oder Südwest zu erkennen, aber auch die Landesverbände mit der höchsten Anzahl an aktiven Unparteiischen weisen deutlich höhere Zahlen auf: In Niedersachsen liegt der Zuwachs bei 34 Prozent, in Württemberg sind es sogar 53 Prozent.

Einen maßgeblichen Anteil an dieser Steigerung haben dort die Frauen, die neu angefangen haben: In Württemberg waren es 56 neue Schiedsrichterinnen in der abgelaufenen Saison, in Niedersachsen sogar 71 allein im ersten Halbjahr 2023. An anderen Orten – besonders in städtischen Gebieten wie zum Beispiel Frankfurt am Main – werden aktuell durch zusätzliche Lehrgänge die Wartelisten für Interessenten abgearbeitet.

Aufmerksamkeit schaffen, Unterstützung leisten, Wertschätzung ausdrücken – mit diesem Dreiklang werden der DFB und die Landesverbände ihr Engagement im Jahr der Schiris fortsetzen, um den positiven Trend erfolgreich weiterzuführen.

Das sind die Bausteine im Jahr der Schiris

Aufmerksamkeit schaffen: Im Jahr der Schiris sollen die Leistungen und das Engagement der knapp 54.000 Schiedsrichter*innen ins Rampenlicht gestellt werden. Ein Ansatz ist dabei auch, Perspektiven zu verändern. Besonders die Startaktion mit Anton Stach und Nils Petersen als Unparteiische und Deniz Aytekin als Schiri-Beobachter bei einem Bezirksligaspiel griffen zahlreiche Medien auf. Exemplarisch sammelte ein Videobeitrag von SWR-Sport auf YouTube bereits knapp eine halbe Million Aufrufe.

Große Bühne beim DFB-Pokal: Die Endspiele in Berlin (Männer) und Köln (Frauen) nutzte der DFB ebenfalls, um Aufmerksamkeit für die Rolle der Schiris zu schaffen. Daniel Siebert und Fabienne Michel wurden jeweils in die Pressekonferenz am Vortag der Finalspiele eingebunden und liefen mit einem Sondertrikot auf, das die Leitidee der Initiative "Liebe den Sport. Leite das Spiel." trug. Die Leitidee fand sich zusätzlich auf einer Sonderbande wieder, die der DFB nicht nur bei den DFB-Pokalendspielen vor einem großen Publikum ausspielte. Bei den Heimländerspielen der Männer- und Frauen-Nationalmannschaft ist sie momentan ebenfalls zu sehen.

Unterstützung leisten: Ein zweiter Schwerpunkt im Jahr der Schiris sind konkrete Hilfsangebote für Amateurvereine. Zum Beispiel die Schiri-Toolbox, dort können mit wenigen Klicks Werbematerialien zur Neugewinnung (z.B. Plakate, Social-Media-Grafiken und Flyer) erstellt werden. Im Praxisprofi werden zahlreiche Best-Practice-Beispiele gesammelt und vorgestellt, wie Vereine neue Schiris gewinnen können oder der Umgang zwischen Trainer*innen, Spieler*innen und Schiedsrichter*innen verbessert werden kann. Beim DFB-Verbandsdialog Ende Juni erarbeiteten Vertreterinnen und Vertreter Niedersachsen, Westfalen, Sachsen, dem Saarland und Baden weitere Lösungsansätze, die vor Ort in den Landesverbänden und Kreisen erprobt werden sollen.

Hürden für den Einstieg abbauen: Um bei interessierten Personen den Beginn einer Schiri-Laufbahn zu erleichtern, startet in Kürze das Pilotprojekt "DFB-Junior-Referee". An teilnehmenden Schulen wird jungen Fußballbegeisterten im Rahmen einer Projektwoche ermöglicht, einen Schiri-Lehrgang inklusive Prüfung zu absolvieren.

Wertschätzung ausdrücken: In den ersten Monaten des Jahres haben der DFB und die Landesverbände bereits zahlreichen Unparteiischen ihre Wertschätzung ausgedrückt. Unter anderem erlebten im April 25 Amateur-Schiris einen unvergesslichen Tag am DFB-Campus. Bei "Der beste Tag" trainierten sie gemeinsam mit den Bundesliga-Schiedsrichtern Daniel Siebert, Harm Osmers, Sascha Stegemann und Robert Hartmann zunächst mit einem Regel-Biathlon ihre Fitness. Im Anschluss erhielten sie exklusive Einblicke in das Analysetool der Bundesliga-Schiris und stellten ihre Fragen an die prominenten Kollegen. Die zweite Ausgabe ist für Ende September schon geplant. Im Mai zeichnete der DFB zusammen mit Das Örtliche, dem Offizieller Partner der DFB-Schiedsrichter*innen, am Campus in Frankfurt bei der Veranstaltung "Danke Schiri." 65 Unparteiische für ihr außergewöhnliches Engagement aus.

Einmaliges DFB-Pokalwochenende: Ein außergewöhnliches Beispiel für Engagement im Schiri-Bereich ist Familie Kocak aus Württemberg. Hasan-Fazli Kocak leitete im vergangenen Jahr 170 (!) Spiele im Amateurfußball. Sein Bruder Ozan ist ebenfalls seit Jahren als Schiri aktiv, sein Sohn Altay auch. Kürzlich kam sogar Neffe Oguzhan hinzu, der im Februar 2023 seine ersten Partien leitete. Gemeinsam erlebte die Familie ein außergewöhnliches Wochenende beim DFB-Pokalfinale in Berlin. Meet & Greet mit Final-Referee Daniel Siebert, Einbindung in die offizielle Pressekonferenz am Vortag des Endspiels und sechs Tickets fürs Finale bildeten ein rundes Paket. Gekrönt wurde die Aktion dadurch, dass die Söhne von Hasan-Fazli Kocaks Cousin an der Seite der Schiri-Assistenten mit den Mannschaften beim Finale im Berliner Olympiastadion einliefen. Fazit Hasan-Fazli Kocak: "Das war ein Highlight nach dem anderen!"

Weitere Aktionen im Jahr der Schiris geplant

Neben diesen Aktivitäten des DFB und der Landesverbände, die ihre Schiedsrichter*innen unter anderem beim Finaltag der Amateure ins Rampenlicht rückten, setzen sich im Jahr der Schiris tausende Menschen in den Schiri-Vereinigungen und Amateurvereinen täglich dafür ein, dass die positiven Seiten des Hobbys an der Pfeife noch stärker in den Mittelpunkt rücken.

Der aktuelle Trend zeigt, dass die faszinierenden Facetten des Schiri-Daseins wieder mehr Menschen anziehen – besonders Frauen und Jugendliche.

Kategorien: Schiedsrichter

Autor: tn