Steffen: "Einige Spieler muss man in den Arm nehmen"

Steffen: Ich habe viele Erfahrungen sammeln dürfen. Es war spannend, sich Jahr für Jahr auf unterschiedliche Charaktere einzustellen. Als Trainer hat man seinen Stil und seinen Plan vom Fußball. Beides musste ich aber ständig an andere Spieler anpassen. Man darf nicht immer nur nach einem Schema vorgehen. Flexibilität im Umgang ist gerade bei jungen Spielern sehr wichtig. Der eine benötigt eine deutliche Ansprache, den anderen muss der Trainer auch einmal in den Arm nehmen. Über die Jahre habe auch ich viel von meinen Spielern gelernt.

DFB.de: Was zeichnet die höchste Liga für U 19-Spieler in Deutschland für Sie aus?

Steffen: Der Fußball hat durch die Entwicklungen in der A-Junioren-Bundesliga an Qualität gewonnen. Die Trainingsinhalte und die Intensität sind ständig gewachsen. Alle Trainer versuchen, ihre Mannschaft kombinieren und damit Fußball spielen zu lassen. Es gibt so gut wie keine Mannschaften, die sich ausschließlich auf die Defensive beschränken. Das fördert bei den Spielern Kreativität und Individualität. Die Liga wird außerdem attraktiv für Zuschauer.

DFB.de: Würden Sie etwas ändern?

Steffen: Das ist schwer zu sagen. Ab und zu gab es recht lange Pausen wegen der Abstellungen von Auswahlspielern. Die U-Nationalmannschaften sind allerdings auch Aushängeschilder des deutschen Fußballs und von daher sind diese Unterbrechungen auch notwendig.

DFB.de: Mit den Stuttgarter Kickers läuft es für Sie recht gut. Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt dank einer Aufholjagd aktuell vier Punkte!

Steffen: Die vier Zähler sind nur eine Momentaufnahme. Aber in der Tat ist es so, dass es recht gut läuft. Vor allem haben sich erste Erfolge schnell eingestellt. Das hat es sicher etwas einfacher gemacht. Wir sind aktuell so weit, dass wir an guten Tagen gegen jeden Gegner in der Liga gewinnen können. Andersherum können wir aber auch gegen jede Mannschaft verlieren. Das verhindert, dass wir unaufmerksam werden.

DFB.de: Was waren Ihre wichtigsten Veränderungen?



Seit mehr als zehn Jahren gibt es die A-Junioren-Bundesliga. Schnell hat sie sich als Sprungbrett etabliert - für heutige Nationalspieler wie Sami Khedira ebenso wie für Fußball-Lehrer, die mittlerweile Bundesligaprofis trainieren, zum Beispiel Christian Streich. Zum Jubiläum beleuchtet DFB.de die wichtigste Junioren-Spielklasse aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Heute: Trainer Horst Steffen, der erst in dieser Saison von der U 19 von Borussia Mönchengladbach zum Drittligisten Stuttgarter Kickers wechselte.

Der Umstieg ist Horst Steffen nicht schwer gefallen. Ende September hatte der 44 Jahre alte Ex-Profi als Trainer die U 19 von Borussia Mönchengladbach nach knapp drei Jahren verlassen und sich dem Drittligisten Stuttgarter Kickers angeschlossen, der damals einen Abstiegsrang belegte. Mit den nach wie vor abstiegsbedrohten Schwaben rangiert er aktuell - vor allem dank einer guten Heimbilanz - vier Zähler vor der Abstiegszone.

In der A-Junioren-Bundesliga hatte Steffen zuvor Erfahrungen als Trainer des MSV Duisburg und von Borussia Mönchengladbach gesammelt. Als Profi stand er einst 207-mal in der Bundesliga für den MSV, Mönchengladbach und Bayer 05 Uerdingen auf dem Platz. Im DFB.de-Interview mit dem Journalisten Thomas Ziehn spricht Horst Steffen über die größten Unterschiede zwischen A-Junioren-Bundesliga und 3. Liga, über seine Zeit als U 19-Trainer und die Arbeit mit jungen Talenten.

DFB.de: Ende September hatten Sie die A-Junioren-Bundesliga verlassen. Haben Sie diesen Schritt bisher schon einmal bereut, Herr Steffen?

Horst Steffen: Nein. Ich hatte mir das Ganze damals schließlich gut überlegt. Selbstverständlich war der Schritt nicht ohne Risiko. Es ging für mich weg vom gewohnten Umfeld zu einer Mannschaft, die in der 3. Liga einen Abstiegsplatz belegte. Ich wurde in Stuttgart aber sehr gut empfangen und aufgenommen.

DFB.de: Was hatte für Sie den Ausschlag gegeben, in das "Haifischbecken" Profifußball zu wechseln?

Steffen: Wenn man zu lange ausschließlich im Nachwuchsbereich arbeitet, dann bekommt man fast automatisch den Stempel eines guten Juniorentrainers. Das ist zwar nicht so schlecht, aber es besteht die Gefahr, dass einem dann kaum jemand zutraut, auch im Männerbereich erfolgreich arbeiten kann. Es war für mich deshalb Zeit für eine neue Herausforderung. Ich wollte neue Dinge kennenlernen, es mussten neue Inhalte her. Zum Beispiel hatte ich zuvor fast ausschließlich im Westen gearbeitet. Eine neue Stadt sowie das größere Medien- und Zuschauerinteresse haben mich gereizt.

DFB.de: Wie lautet Ihr erstes Fazit?

Steffen: Ich bin sehr zufrieden. Die Zusammenarbeit mit dem Sportlichen Leiter Michael Zeyer, den ich noch aus gemeinsamen Duisburger Zeiten kenne, sowie dem gesamten Team und der Mannschaft macht großen Spaß. Nicht zuletzt stimmt auch die sportliche Entwicklung.

DFB.de: Was war die größte Umstellung für Sie beim Wechsel vom Junioren- in den Männerbereich?

Steffen: Mit einer Seniorenmannschaft arbeitet man als Trainer anders. Es geht in erster Linie immer darum, das nächste Spiel zu gewinnen. Darauf arbeitet man eine Woche lang hin. In der A-Junioren-Bundesliga spielt der Faktor der Talentausbildung und -förderung die größte Rolle. Man richtet das Training deshalb darauf aus, den Einzelnen weiterzubringen. Der sportliche Erfolg ist zwar auch nicht unwichtig, spielt aber nicht die alleinige Hauptrolle. Ich konnte mich in Stuttgart jedoch schnell an die neuen Gegebenheiten anpassen.

DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie die A-Junioren-Bundesliga noch?

Steffen: Die Arbeit bei den Kickers ist sehr zeitintensiv. Ich verfolge aber selbstverständlich die Ergebnisse und die Aufstellungen meiner ehemaligen Mannschaft. Es gibt auch ab und zu Gespräche mit den Verantwortlichen, zu denen ich nach wie vor ein freundschaftliches Verhältnis pflege. Ein Spiel der Borussia konnte ich aber noch nicht besuchen.

DFB.de: Können Sie sich vorstellen, einen Ihrer ehemaligen Schützlinge aus Gladbach nach Stuttgart zu holen?

Steffen: Das ist sicher vorstellbar. Es gibt mehrere Kandidaten, denen ich eine erfolgreiche Karriere zutraue. Einige werden es vielleicht sogar direkt bei der Borussia schaffen. Allerdings ist der direkte Sprung von der A-Junioren und auch noch von der U 23 in die Bundesliga gewaltig. Die 3. Liga ist für junge Spieler ganz sicher kein schlechtes Sprungbrett. Hier wird körperbetonter Männerfußball gespielt, der die Talente fördert und auf einen guten Weg bringt.

DFB.de: Rund vier Jahre standen Sie insgesamt in der A-Junioren-Bundesliga an der Seitenlinie. Was ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?

Steffen: Ich habe viele Erfahrungen sammeln dürfen. Es war spannend, sich Jahr für Jahr auf unterschiedliche Charaktere einzustellen. Als Trainer hat man seinen Stil und seinen Plan vom Fußball. Beides musste ich aber ständig an andere Spieler anpassen. Man darf nicht immer nur nach einem Schema vorgehen. Flexibilität im Umgang ist gerade bei jungen Spielern sehr wichtig. Der eine benötigt eine deutliche Ansprache, den anderen muss der Trainer auch einmal in den Arm nehmen. Über die Jahre habe auch ich viel von meinen Spielern gelernt.

DFB.de: Was zeichnet die höchste Liga für U 19-Spieler in Deutschland für Sie aus?

Steffen: Der Fußball hat durch die Entwicklungen in der A-Junioren-Bundesliga an Qualität gewonnen. Die Trainingsinhalte und die Intensität sind ständig gewachsen. Alle Trainer versuchen, ihre Mannschaft kombinieren und damit Fußball spielen zu lassen. Es gibt so gut wie keine Mannschaften, die sich ausschließlich auf die Defensive beschränken. Das fördert bei den Spielern Kreativität und Individualität. Die Liga wird außerdem attraktiv für Zuschauer.

DFB.de: Würden Sie etwas ändern?

Steffen: Das ist schwer zu sagen. Ab und zu gab es recht lange Pausen wegen der Abstellungen von Auswahlspielern. Die U-Nationalmannschaften sind allerdings auch Aushängeschilder des deutschen Fußballs und von daher sind diese Unterbrechungen auch notwendig.

DFB.de: Mit den Stuttgarter Kickers läuft es für Sie recht gut. Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt dank einer Aufholjagd aktuell vier Punkte!

Steffen: Die vier Zähler sind nur eine Momentaufnahme. Aber in der Tat ist es so, dass es recht gut läuft. Vor allem haben sich erste Erfolge schnell eingestellt. Das hat es sicher etwas einfacher gemacht. Wir sind aktuell so weit, dass wir an guten Tagen gegen jeden Gegner in der Liga gewinnen können. Andersherum können wir aber auch gegen jede Mannschaft verlieren. Das verhindert, dass wir unaufmerksam werden.

DFB.de: Was waren Ihre wichtigsten Veränderungen?

Steffen: Auch in Bedrängnis versuchen wir, uns immer spielerisch zu befreien. Wir sind bestrebt, viel Ballbesitz zu haben. Es gibt nun einmal immer ein besseres Gefühl, den Ball zu haben und den Gegner hinterher laufen zu lassen. Im ersten Saisonabschnitt hatte die Mannschaft gleich mehrere Punkte im Schlussabschnitt verloren. Mittlerweile sind wir in der Lage, Partien in den letzten Minuten noch für uns zu entscheiden.

DFB.de: Besonders die Heimbilanz kann sich nach sieben Siegen in Serie vor eigenem Publikum sehen lassen. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Steffen: Das ist schwer. Grundsätzlich unterscheidet sich unsere Spielweise bei Heim- und Auswärtsbegegnungen gar nicht so sehr. Vielleicht legen wir daheim eine größere Selbstverständlichkeit an den Tag, profitieren von der Unterstützung unserer Fans. Mittlerweile haben die Spieler aber gemerkt, dass sie auch auswärts die Möglichkeit besitzen, Spiele zu gewinnen. Ich hoffe, dass wir an das 2:1 in Erfurt - unseren ersten Auswärtssieg in dieser Saison - anknüpfen können.

DFB.de: Sie haben am Sonntag die einmalige Gelegenheit, im heimischen Stadion den zweiten Auswärtsdreier zu landen. Sie treten zum Derby "beim" VfB Stuttgart II an, der für seine Heimspiele ebenfalls das Kickers-Stadion nutzt.

Steffen: Das ist schon eine ungewöhnliche Situation. Wir sind Auswärtsmannschaft und werden uns daher auch in der Gästekabine umziehen. Wir hoffen selbstverständlich auf die Unterstützung unserer Anhänger, die hoffentlich für Heimspielatmosphäre sorgen werden. Dass die VfB-Reserve seit der Gründung der 3. Liga ununterbrochen dabei ist, zeigt die Qualität der Nachwuchsarbeit. Die U 23 ist sehr spielstark. Trotzdem wollen wir unsere Serie mit zehn Zählern aus den vergangenen vier Begegnungen auch im Derby fortsetzen.