Stefan Leitls schwierige Mission in Ingolstadt

In der vergangenen Saison war Stefan Leitl (36) noch Kapitän des Zweitligisten FC Ingolstadt 04. Jetzt versucht er die B-Junioren des Vereins als Aufsteiger in der Bundesliga Süd/Südwest auf Kurs in Richtung Klassenerhalt zu manövrieren. Mit dem ehemaligen Bundesliga-Profi und U 21-Nationalspieler unterhielt sich Helge Günther für DFB.de über die schwierige Aufgabe des Trainer-Neulings und seinen langfristigen Karriereplan.

DFB.de: Herr Leitl, hatten Sie die Trainertätigkeit schon immer im Hinterkopf oder haben Sie das Angebot des FC Ingolstadt, die B-Junioren zu trainieren, spontan angenommen?

Stefan Leitl: Trainer zu werden war für mich eigentlich schon immer ein Thema. Ich bin als Jüngster praktisch rein geboren in eine Fußballer-Familie mit vier Brüdern und dem Onkel als Trainer und habe von klein auf alles miterlebt.

DFB.de: Was genau?

Leitl: Nun, mein Onkel Toni Plattner ist in Oberbayern eine bekannte Trainergröße, hat SV Lohhof in der Regionalliga sowie Ismaning und Eching in der Bayernliga trainiert und aktuell den VfB Hallbergmoos in die Landesliga geführt. Mein Bruder Reiner hat mit Unterhaching in der 2. Bundesliga gespielt und trainiert jetzt den Bayernligisten BCF Wolfratshausen. Und Christian, der wie Wolfgang und Jürgen ebenfalls Bayernliga gespielt hat, ist noch im Nachwuchsbereich beim FC Ismaning tätig. Ich habe den B-Schein für die Trainertätigkeit noch während meiner aktiven Karriere schon vor vier Jahren erworben.

DFB.de: Da gibt es sicher jede Menge Tipps für den Jüngsten im Leitl-Clan?

Leitl: Klar ist Fußball das Gesprächsthema Nummer eins bei unseren Familientreffen. Und Onkel Toni habe ich kürzlich erst zufällig beim Einkaufen getroffen. Da haben wir natürlich auch gequatscht. Aber Herren- und Jugendfußball, das ist schon ein großer Unterschied.

DFB.de: Manager Harald Gärtner hat gesagt, dass der Verein für Sie einen Karriereplan aufgestellt hat. Wie kam es dazu?

Leitl: Der FC Ingolstadt 04 will Fußballfachleute in die tägliche Arbeit integrieren, die schon lange für den Verein am Ball sind. Ich bin jetzt schon im siebten Jahr dabei, der Verein liegt mir am Herzen und ist meine sportliche Heimat geworden. Ich hatte zwar noch Angebote anderer Vereine als Spieler, aber das kam für mich als dreifachen Vater nicht mehr in Frage, weil die Familie inzwischen in Ismaning verwurzelt ist und sich dort wohlfühlt. Es geht jetzt erst einmal darum, dass ich alle noch ausstehenden Trainerscheine in bestimmten Zeitabschnitten mache, ohne dass die Arbeit mit der Mannschaft zu kurz kommt.

DFB.de: Die Junioren-Bundesliga ist mit 14 Mannschaften und drei Absteigern für jeden Aufsteiger eine große Herausforderung. Haben Sie sich vor Saisonbeginn verstärken können?

Leitl: Wir haben eigentlich nur vier externe Neuzugänge: Zwei Spieler aus Unterhaching, einen vom Karlsruher SC und einen Nürnberger von Rot-Weiß Erfurt, den wir praktisch wieder nach Bayern zurückgeholt haben. Der überwiegende Teil der Spieler kommt aus Oberbayern und dem eigenen Verein.

DFB.de: Die fußball-geografische Lage des FC Ingolstadt 04 ist auch nicht gerade die beste. Auf der Nord-Südachse in der Mitte zwischen den Fußballhochburgen Nürnberg und München. Im Westen der FC Augsburg und im Osten Jahn Regensburg, naja das geht gerade noch.

Leitl: Von wegen! Talente aus Niederbayern und der Oberpfalz, die beim Jahn spielen, finden als nächste Karrierestation nicht den Weg zu uns, sondern gehen direkt nach München, Nürnberg oder Fürth. Wir sind offen und ehrlich im Umgang mit den Spielern, aber wir müssen schneller sein als die anderen bei der Talentsichtung. Im Frühjahr wird unser Jugendhaus fertig gestellt, das verbessert unsere Situation. Insgesamt gibt es aber noch viel zu tun. Unser Nachwuchsleistungszentrum hat einen Stern, Fürth hat drei. Da müssen wir auch hinkommen. Aber der FC Ingolstadt ist ein junger Verein, feiert 2014 erst sein zehnjähriges Jubiläum. Da kann noch nicht alles hundertprozentig perfekt sein.

DFB.de: Wie ist denn so der Umgang als Trainer-Novize mit 16-, 17-Jährigen? Nicht unbedingt die pflegeleichteste Altersgruppe. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Leitl: Eigentlich ist es so wie in jeder Mannschaft: Es gibt die Ruhigen und Besonnenen, die für Teamgeist, Struktur und Zusammenhalt verantwortlich sind. Und dann die weniger pflegeleichten Typen, bei denen schon mal eine strengere Hand erforderlich ist. Aber dann ist es auch wieder gut, denn diese Typen sind es auch, die Spiele entscheiden können.

DFB.de: Was nervt Sie am meisten?

Leitl: Dass die Spieler noch immer nicht richtig begriffen haben, welche Privilegien Sie genießen. Viele von Ihnen sind einfach in den "Wunderbrunnen" Junioren-Bundesliga hineingefallen und wissen nicht warum. Sie müssen sich erst frei schwimmen. Ich sage Ihnen immer: Die meisten jungen Fußballer in eurem Alter beneiden euch, weil ihr zu den 0,02 Prozent gehört, die Bundesliga spielen dürfen. Lebt danach, arbeitet dafür und genießt es! Ihr habt angenehme Rahmenbedingungen, quasi mit Rundumbetreuung. Bei den Profis weht ein anderer Wind, da hat man nur wenige Freunde und ist oft einsam.

DFB.de: Klappt es noch mit dem Klassenerhalt?

Leitl: Es wird schwierig, aber ich glaube an die Jungs! Wie sie zum Beispiel gegen den SC Freiburg einen 0:2-Rückstand weggesteckt und in buchstäblich letzter Sekunde das 2:2 erzielt haben, das hat mir schon imponiert. Der Klassenerhalt wäre schön, aber die Entwicklung der Spieler ist noch wichtiger. Ich habe mir deshalb als Trainer zum Ziel gesetzt, mindestens einen Jugendspieler in vier Jahren zu unseren Profis hinauf gebracht zu haben.

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In der vergangenen Saison war Stefan Leitl (36) noch Kapitän des Zweitligisten FC Ingolstadt 04. Jetzt versucht er die B-Junioren des Vereins als Aufsteiger in der Bundesliga Süd/Südwest auf Kurs in Richtung Klassenerhalt zu manövrieren. Mit dem ehemaligen Bundesliga-Profi und U 21-Nationalspieler unterhielt sich Helge Günther für DFB.de über die schwierige Aufgabe des Trainer-Neulings und seinen langfristigen Karriereplan.

DFB.de: Herr Leitl, hatten Sie die Trainertätigkeit schon immer im Hinterkopf oder haben Sie das Angebot des FC Ingolstadt, die B-Junioren zu trainieren, spontan angenommen?

Stefan Leitl: Trainer zu werden war für mich eigentlich schon immer ein Thema. Ich bin als Jüngster praktisch rein geboren in eine Fußballer-Familie mit vier Brüdern und dem Onkel als Trainer und habe von klein auf alles miterlebt.

DFB.de: Was genau?

Leitl: Nun, mein Onkel Toni Plattner ist in Oberbayern eine bekannte Trainergröße, hat SV Lohhof in der Regionalliga sowie Ismaning und Eching in der Bayernliga trainiert und aktuell den VfB Hallbergmoos in die Landesliga geführt. Mein Bruder Reiner hat mit Unterhaching in der 2. Bundesliga gespielt und trainiert jetzt den Bayernligisten BCF Wolfratshausen. Und Christian, der wie Wolfgang und Jürgen ebenfalls Bayernliga gespielt hat, ist noch im Nachwuchsbereich beim FC Ismaning tätig. Ich habe den B-Schein für die Trainertätigkeit noch während meiner aktiven Karriere schon vor vier Jahren erworben.

DFB.de: Da gibt es sicher jede Menge Tipps für den Jüngsten im Leitl-Clan?

Leitl: Klar ist Fußball das Gesprächsthema Nummer eins bei unseren Familientreffen. Und Onkel Toni habe ich kürzlich erst zufällig beim Einkaufen getroffen. Da haben wir natürlich auch gequatscht. Aber Herren- und Jugendfußball, das ist schon ein großer Unterschied.

DFB.de: Manager Harald Gärtner hat gesagt, dass der Verein für Sie einen Karriereplan aufgestellt hat. Wie kam es dazu?

Leitl: Der FC Ingolstadt 04 will Fußballfachleute in die tägliche Arbeit integrieren, die schon lange für den Verein am Ball sind. Ich bin jetzt schon im siebten Jahr dabei, der Verein liegt mir am Herzen und ist meine sportliche Heimat geworden. Ich hatte zwar noch Angebote anderer Vereine als Spieler, aber das kam für mich als dreifachen Vater nicht mehr in Frage, weil die Familie inzwischen in Ismaning verwurzelt ist und sich dort wohlfühlt. Es geht jetzt erst einmal darum, dass ich alle noch ausstehenden Trainerscheine in bestimmten Zeitabschnitten mache, ohne dass die Arbeit mit der Mannschaft zu kurz kommt.

DFB.de: Die Junioren-Bundesliga ist mit 14 Mannschaften und drei Absteigern für jeden Aufsteiger eine große Herausforderung. Haben Sie sich vor Saisonbeginn verstärken können?

Leitl: Wir haben eigentlich nur vier externe Neuzugänge: Zwei Spieler aus Unterhaching, einen vom Karlsruher SC und einen Nürnberger von Rot-Weiß Erfurt, den wir praktisch wieder nach Bayern zurückgeholt haben. Der überwiegende Teil der Spieler kommt aus Oberbayern und dem eigenen Verein.

DFB.de: Die fußball-geografische Lage des FC Ingolstadt 04 ist auch nicht gerade die beste. Auf der Nord-Südachse in der Mitte zwischen den Fußballhochburgen Nürnberg und München. Im Westen der FC Augsburg und im Osten Jahn Regensburg, naja das geht gerade noch.

Leitl: Von wegen! Talente aus Niederbayern und der Oberpfalz, die beim Jahn spielen, finden als nächste Karrierestation nicht den Weg zu uns, sondern gehen direkt nach München, Nürnberg oder Fürth. Wir sind offen und ehrlich im Umgang mit den Spielern, aber wir müssen schneller sein als die anderen bei der Talentsichtung. Im Frühjahr wird unser Jugendhaus fertig gestellt, das verbessert unsere Situation. Insgesamt gibt es aber noch viel zu tun. Unser Nachwuchsleistungszentrum hat einen Stern, Fürth hat drei. Da müssen wir auch hinkommen. Aber der FC Ingolstadt ist ein junger Verein, feiert 2014 erst sein zehnjähriges Jubiläum. Da kann noch nicht alles hundertprozentig perfekt sein.

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DFB.de: Wie ist denn so der Umgang als Trainer-Novize mit 16-, 17-Jährigen? Nicht unbedingt die pflegeleichteste Altersgruppe. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Leitl: Eigentlich ist es so wie in jeder Mannschaft: Es gibt die Ruhigen und Besonnenen, die für Teamgeist, Struktur und Zusammenhalt verantwortlich sind. Und dann die weniger pflegeleichten Typen, bei denen schon mal eine strengere Hand erforderlich ist. Aber dann ist es auch wieder gut, denn diese Typen sind es auch, die Spiele entscheiden können.

DFB.de: Was nervt Sie am meisten?

Leitl: Dass die Spieler noch immer nicht richtig begriffen haben, welche Privilegien Sie genießen. Viele von Ihnen sind einfach in den "Wunderbrunnen" Junioren-Bundesliga hineingefallen und wissen nicht warum. Sie müssen sich erst frei schwimmen. Ich sage Ihnen immer: Die meisten jungen Fußballer in eurem Alter beneiden euch, weil ihr zu den 0,02 Prozent gehört, die Bundesliga spielen dürfen. Lebt danach, arbeitet dafür und genießt es! Ihr habt angenehme Rahmenbedingungen, quasi mit Rundumbetreuung. Bei den Profis weht ein anderer Wind, da hat man nur wenige Freunde und ist oft einsam.

DFB.de: Klappt es noch mit dem Klassenerhalt?

Leitl: Es wird schwierig, aber ich glaube an die Jungs! Wie sie zum Beispiel gegen den SC Freiburg einen 0:2-Rückstand weggesteckt und in buchstäblich letzter Sekunde das 2:2 erzielt haben, das hat mir schon imponiert. Der Klassenerhalt wäre schön, aber die Entwicklung der Spieler ist noch wichtiger. Ich habe mir deshalb als Trainer zum Ziel gesetzt, mindestens einen Jugendspieler in vier Jahren zu unseren Profis hinauf gebracht zu haben.