Stefan Kuntz: "Mit Lautrer Herzblut ist alles möglich"

Der Abstieg in die 3. Liga und ins drohende finanzielle Aus schien Ende März für den 1. FC Kaiserslautern schon beschlossene Sache. Mit dem Amtsantritt von Stefan Kuntz als Vorstandsvorsitzender, der zwischen 1989 und 1995 insgesamt 170 Bundesligaspiele mit 75 Toren für die "Roten Teufel" absolviert hat, kam es jedoch zu einer wundersamen Aufbruchstimmung, die verbunden war mit der sportlichen Trendwende zur Rettung am letzten Spieltag der 2. Bundesliga.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Redakteur Wolfgang Tobien, das auch im Stadionheft DFB aktuell zum Länderspiel der Nationalmannschaft am Dienstag (ab 17.45 Uhr, live in der ARD) in Kaiserslautern gegen Weißrussland erscheint, beschreibt der Europameister von 1996, der mit dem FCK 1991 Deutscher Meister und 1990 DFB-Pokalsieger wurde, die Situation am Betzenberg und verweist auf die Bedeutung des vorletzten EM-Testspiels für den pfälzischen Fußball-Standort.

Frage: Herr Kuntz, in Kaiserslautern feierten die Menschen am Sonntag vor einer Woche den Klassenverbleib in der 2. Bundesliga so enthusiastisch wie vor zehn Jahren den Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Wie viel von dieser Begeisterung wird jetzt die Länderspiel-Stimmung beim EM-Test der deutschen Nationalmannschaft gegen Weißrussland prägen?

Stefan Kuntz: Sicherlich ist es von großem Vorteil, wenn unmittelbar vor einem Länderspiel in dem betreffenden Spielort der einheimische Klub für intensive positive Emotionen gesorgt hat. Das wird auch auf die Nationalmannschaft abfärben. Doch echte Stimmungsprobleme hatte man in Kaiserslautern bei Länderspielen noch nie. Die Stadt hat sich nicht nur als ganz toller WM-Spielort präsentiert. Unser Nationalteam wird sich über fehlende Stimmung und Unterstützung nicht beklagen können.

Frage: Welche Bedeutung hat dieser Auftritt der Nationalmannschaft für den gegenwärtigen Stellenwert des Fußball-Standorts Kaiserslautern?

Kuntz: Es ist ja kein Geheimnis, dass wir uns in unserer derzeitigen sportlichen Situation etwas schwerer tun, weil Kaiserslautern im Moment noch nicht wieder die große Ausstrahlungskraft früherer Jahre hat. Daher ein herzliches Dankeschön an den DFB, dass er uns auf diese Weise unterstützt. Das Länderspiel ist auf jeden Fall ein tolles Highlight zum Abschluss einer schwierigen Saison.

Frage: Vor vier Jahren verlief der letzte Test vor der EM in Portugal beim 0:2 gegen Ungarn auf dem Betzenberg nicht gerade verheißungsvoll. Was erwarten Sie diesmal von der DFB-Auswahl?

Kuntz: Joachim Löw hat den EM-Titel als klares Zielsetzung ausgegeben. Daher wird die Mannschaft, obwohl sie sich derzeit in der Vorbereitungsphase befindet, bei diesem Test einiges erkennen lassen, das auf dieses Ziel hinweist. Das Team ist inzwischen so gewachsen und so stabil und hat so erfahrene Kräfte, dass ich mir ein sehr interessantes und gutes Spiel mit einer offensiven Ausrichtung vorstellen kann. Außerdem ist diese Begegnung für den einen oder anderen EM-Kandidaten die letzte Chance, sich für den endgültigen Kader zu qualifizieren, den der Bundestrainer morgen bekannt geben wird.



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Der Abstieg in die 3. Liga und ins drohende finanzielle Aus schien Ende März für den 1. FC Kaiserslautern schon beschlossene Sache. Mit dem Amtsantritt von Stefan Kuntz als Vorstandsvorsitzender, der zwischen 1989 und 1995 insgesamt 170 Bundesligaspiele mit 75 Toren für die "Roten Teufel" absolviert hat, kam es jedoch zu einer wundersamen Aufbruchstimmung, die verbunden war mit der sportlichen Trendwende zur Rettung am letzten Spieltag der 2. Bundesliga.

Im aktuellen "DFB.de-Gespräch der Woche" mit DFB-Redakteur Wolfgang Tobien, das auch im Stadionheft DFB aktuell zum Länderspiel der Nationalmannschaft am Dienstag (ab 17.45 Uhr, live in der ARD) in Kaiserslautern gegen Weißrussland erscheint, beschreibt der Europameister von 1996, der mit dem FCK 1991 Deutscher Meister und 1990 DFB-Pokalsieger wurde, die Situation am Betzenberg und verweist auf die Bedeutung des vorletzten EM-Testspiels für den pfälzischen Fußball-Standort.

Frage: Herr Kuntz, in Kaiserslautern feierten die Menschen am Sonntag vor einer Woche den Klassenverbleib in der 2. Bundesliga so enthusiastisch wie vor zehn Jahren den Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Wie viel von dieser Begeisterung wird jetzt die Länderspiel-Stimmung beim EM-Test der deutschen Nationalmannschaft gegen Weißrussland prägen?

Stefan Kuntz: Sicherlich ist es von großem Vorteil, wenn unmittelbar vor einem Länderspiel in dem betreffenden Spielort der einheimische Klub für intensive positive Emotionen gesorgt hat. Das wird auch auf die Nationalmannschaft abfärben. Doch echte Stimmungsprobleme hatte man in Kaiserslautern bei Länderspielen noch nie. Die Stadt hat sich nicht nur als ganz toller WM-Spielort präsentiert. Unser Nationalteam wird sich über fehlende Stimmung und Unterstützung nicht beklagen können.

Frage: Welche Bedeutung hat dieser Auftritt der Nationalmannschaft für den gegenwärtigen Stellenwert des Fußball-Standorts Kaiserslautern?

Kuntz: Es ist ja kein Geheimnis, dass wir uns in unserer derzeitigen sportlichen Situation etwas schwerer tun, weil Kaiserslautern im Moment noch nicht wieder die große Ausstrahlungskraft früherer Jahre hat. Daher ein herzliches Dankeschön an den DFB, dass er uns auf diese Weise unterstützt. Das Länderspiel ist auf jeden Fall ein tolles Highlight zum Abschluss einer schwierigen Saison.

Frage: Vor vier Jahren verlief der letzte Test vor der EM in Portugal beim 0:2 gegen Ungarn auf dem Betzenberg nicht gerade verheißungsvoll. Was erwarten Sie diesmal von der DFB-Auswahl?

Kuntz: Joachim Löw hat den EM-Titel als klares Zielsetzung ausgegeben. Daher wird die Mannschaft, obwohl sie sich derzeit in der Vorbereitungsphase befindet, bei diesem Test einiges erkennen lassen, das auf dieses Ziel hinweist. Das Team ist inzwischen so gewachsen und so stabil und hat so erfahrene Kräfte, dass ich mir ein sehr interessantes und gutes Spiel mit einer offensiven Ausrichtung vorstellen kann. Außerdem ist diese Begegnung für den einen oder anderen EM-Kandidaten die letzte Chance, sich für den endgültigen Kader zu qualifizieren, den der Bundestrainer morgen bekannt geben wird.

Frage: Wie lange wird es nach diesem Länderspiel dauern, bis das Fritz-Walter-Stadion wieder zur dauerhaften Bühne für großen Fußball, sprich für Bundesliga-Fußball, werden wird?

Kuntz: Da wage ich keine Prognose. Sicherlich ist vieles nicht richtig gelaufen in den vergangenen Jahren. Das lässt sich nicht von heute auf morgen korrigieren und reparieren. Unser Konzept heißt Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Zunächst einmal ist mit dem verhinderten Abstieg eine Riesenlast abgefallen. Jetzt werden wir den Verein Stück für Stück langsam in eine gute Richtung führen und versuchen, mit einer Philosophie der ganz kleinen Schritte wieder dorthin zu kommen, wo der FCK mal war.

Frage: Dass es beim 1. FC Kaiserslautern wenigstens in der 2. Bundesliga weiter geht, verbinden viele Beobachter mit Ihrer Amtsübernahme als Vorstandsvorsitzender vor knapp zwei Monaten. Wie fühlt man sich als der große Hoffnungsträger einer Region, die total auf Fußball und den FCK fixiert ist?

Kuntz: Ich weiß, welche immensen Erwartungen mit meinem Amtsantritt verknüpft waren. Ich konnte damit gut umgehen. Doch das gesamte Vorhaben war und bleibt auf vielen Schultern verteilt.

Frage: Die Verantwortung trägt letztlich aber der Vorstandsvorsitzende, also Stefan Kuntz.

Kuntz: Das wollte ich so haben, und damit komme ich auch klar.

Frage: Die sportliche Rettung gelang in den letzten 20 Minuten dieser Saison. Haben Sie zuvor mal daran gedacht, dass Sie möglicherweise zwei, drei Wochen zu spät zum Betzenberg zurückgekehrt sind?

Kuntz: Im Nachhinein könnte ich jetzt sagen, dass war genau die Dramaturgie, wie wir sie uns vorgestellt haben. Im Ernst: Ich habe nie daran gezweifelt, dass wir den Abstieg verhindern. Ich muss allerdings betonen, dass ich von Anfang an auch bereit gewesen wäre, in die 3. Liga mitzugehen.

Frage: Was hätte der Abstieg in die 3. Liga für Folgen gehabt?

Kuntz: Der Berg der Probleme hätte sich zu einem riesigen Gebirge vergrößert. Zum Glück ist es dazu nicht gekommen. Es grenzt an ein Fußball-Wunder, wie diese letzten sechs, sieben Wochen ihr Ende gefunden haben.

Frage: Vor allem weil die Mannschaft sechs Spieltage vor Schluss acht Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz aufwies. Wie gelang es dem neuen Trainer Milan Sasic, ein fast lebloses Team aus scheinbar aussichtsloser Situation wieder auf die Erfolgsspur zu bringen?

Kuntz: Milan Sasic und die Mannschaft haben den Hauptanteil am Klassenerhalt. Er hat wieder sehr viel Disziplin reingebracht und die Abwehr ungemein stabilisiert. Alle haben sich plötzlich wieder sicher gefühlt. Gegen Köln hat man gemerkt, dass die Spieler, die in diesem letzten entscheidenden Spiel zum Einsatz kamen, nicht den schwarzen Fleck auf ihrer Weste tragen wollten, den Verein in die 3. Liga geschickt zu haben.

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Frage: Die Insolvenz konnte in der abgelaufenen Saison unter anderem dank einem großzügigem Entgegenkommen der Stadt bei der Stadion-Miete gerade noch abgewendet werden. Wie geht es jetzt weiter?

Kuntz: Das war sehr wichtig, daher an die verantwortlichen Politiker ein großes Dankeschön für den Vertrauensvorschuss, wodurch die drohende Insolvenz nicht zustande kam. Ganz sicher ist der großartige Endspurt eine gute Grundlage für weitere fruchtbare Gespräche. Auf jeden Fall müssen wir anders haushalten, als dies in der Vergangenheit der Fall war, und absolut sorgfältig mit unserem Etat umgehen.

Frage: Müssen nicht auch die Gräben zugeschüttet werden, die durch die permanenten gerichtlichen Auseinandersetzungen mit ehemaligen Führungskräften des Klubs ständig aufgerissen werden?

Kuntz: Dort, wo ich Einfluss habe, versuchen wir, diese Prozesse zu beenden. Das ist aber nicht überall möglich. Doch wir werden es genau prüfen, damit wir gerade in diesem Bereich möglichst schnell Ruhe rein bekommen.

Frage: Abschließend noch mal eine Frage zur Nationalmannschaft. In der Rangliste der Vereine mit den meisten Länderspielabstellungen befindet sich der 1. FC Kaiserslautern weiterhin unter den „ersten Zehn“. Der letzte von insgesamt 22 Nationalspielern, darunter auch Stefan Kuntz, war Marco Engelhardt mit drei Einsätzen in der Saison 2004/2005. Wann wird der 23. FCKler im DFB-Trikot für das A-Team auflaufen?

Kuntz: Es wäre vermessen, in der gegenwärtigen Situation, in der wir den Absturz in die Drittklassigkeit gerade so verhindert haben, einen FCK-Spieler mit der Nationalmannschaft in Verbindung zu bringen. Trotzdem wollen wir den 1. FC Kaiserslautern wieder dorthin bringen, wohin er sportlich gehört. "Mit Lautrer Herzblut ist alles möglich" - so lautete unser Motto im Abstiegskampf der vergangenen Wochen. Dieser Slogan hat auch in Zukunft Gültigkeit.