Stefan Beinlich: "Wir werden die Gejagten sein"

Hansa Rostock steht vor der ersten Drittligasaison der Vereinsgeschichte. Das Unternehmen geht der Traditionsklub von der Ostsee mit runderneuertem Personal an: Trainer Peter Vollmann ist neu, mehr als ein Dutzend Spieler sind neu und auch der Sportdirektor. Wobei "neu" hier nur das Amt meint.

Denn Stefan Beinlich ist bei Hansa ein Kultspieler. Als Spieler stieg er zweimal mit dem Klub in die Bundesliga auf, außerdem spielte er für Bayer Leverkusen, Hertha BSC und den Hamburger SV sowie fünfmal in der A-Nationalmannschaft.

Redakteur Gereon Tönnihsen hat sich im DFB.de-Interview mit dem 38-Jährigen über Taten von einst und Aufgaben von heute unterhalten. Eines steht für Beinlich fest: "Dieser Verein gehört weiter nach oben."

DFB.de: Herr Beinlich, Hansa ist gerade zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte in die 3. Liga abgestiegen. Es könnte leichtere Aufgaben für einen "Berufsanfänger" geben, oder?

Stefan Beinlich: Ich glaube, dass die Arbeit als Sportdirektor allgemein nicht gerade leicht ist. Aber klar, diese ist Situation für den Verein nicht einfach. 2007 sind wir noch aufgestiegen in die Bundesliga. Für mich persönlich ist diese neue Aufgabe eine große Herausforderung, und ich freue mich auf die Saison. Wir haben einen sehr großen Umbruch vollzogen, müssen zur alten Stärke Hansas zurückfinden: nämlich eine Mannschaft zu sein, die als Kollektiv, als kompakte Einheit funktioniert. Wir hatten nie die besten Einzelspieler, aber im System haben wir trotzdem meistens ordentlichen Fußball gespielt. Da müssen wir wieder hinkommen.

DFB.de: War das in der Abstiegssaison anders?

Beinlich: Ja, ich glaube das war unser großes Problem. Diesmal hätten wir, was die Einzelspieler angeht, nicht absteigen müssen. Aber in der Mannschaft hat es nicht gestimmt.

DFB.de: Haben Sie auch darum einen Umbruch gestartet?

Beinlich: Nicht nur, das hat natürlich auch finanzielle Gründe.

DFB.de: Tut es Ihnen als früherem Hansa-Spieler weh, wenn Sie sehen, wie es derzeit um den Klub bestellt ist?

Beinlich: "Weh" ist nicht das richtige Wort. Die jetztige Situation ist vielmehr Ansporn, die Ärmel hochzukrempeln und dafür zu sorgen, dass der Verein wieder bessere Tage erlebt.

DFB.de: Wie schätzen Sie die 3. Liga ein?

Beinlich: Sie unterscheidet sich nicht großartig von der 2. Bundesliga. Es geht sehr viel über den Kampf, das Technische wird mitunter hinten angestellt. Seit sie eingleisig ist, hat die 3. Liga enorm aufgeholt, das hat man ja auch in den Relegationsspielen gesehen. Sie ist stärker, als viele denken. Der Abstand nach oben ist deutlich kleiner geworden. Nicht umsonst ist auch eine Mannschaft wie der VfL Osnabrück in der vergangenen Saison ins DFB-Pokalviertelfinale eingezogen.

DFB.de: Wie haben Verein und Umfeld den Abstieg verkraftet?

Beinlich: Der Abstieg war ein großer Schock. So langsam aber habe ich den Eindruck, dass sich hier ein positiver Schub entwickelt, so eine "Jetzt-erst-recht-Mentalität". In der vergangenen Saison ist viel geredet worden, aber auf dem Platz war wenig zu sehen. Diesmal wollen wir es andersherum machen. Nur so kann es zu einem Schulterschluss mit den Fans kommen, nur so können wir sie wieder ins Stadion locken.

DFB.de: Haben Sie deshalb auch einen Teil der Vorbereitung mit Testspielen gegen Teams aus dem Umland verbracht?

Beinlich: Ja, wir sind immer noch das Aushängeschild Mecklenburg-Vorpommerns. Aber dieses Schild hat ein paar Kratzer bekommen. Deshalb war es uns wichtig, in der Region unterwegs zu sein, auf die Zuschauer zuzugehen. Wenn sie sehen, da ist eine Mannnschaft, in der sich jeder für den anderen zerreißt, dann kommen sie auch wieder. Wenn sie aber sehen, dass es Grüppchen gibt und die meisten nur an sich denken, bleiben sie zu Hause. Und wir wollen erreichen, dass sie zu uns kommen und uns unterstützen, denn auch davon hängt unser Erfolg ab.

DFB.de: Sie sprechen mit viel Respekt von der 3. Liga. Der Aufstieg scheint also kein Selbstläufer zu werden?

Beinlich: Nein, ganz bestimmt nicht. Wie gesagt, wir haben unsere Mannschaft zu einem großen Teil erneuert, mit vielen jungen Spielern und ein paar Erfahrenen, drei bis fünf Führungsspieler sind dabei. So viele Neue muss man erst mal integrieren.

DFB.de: Haben Sie den Kader bewusst so zusammengestellt?

Beinlich: Ja, wir wollten lieber eine Mannschaft der Namenlosen, die funktioniert, als Stars, die den Kampf nicht annehmen. Darüber hinaus haben wir, was sehr wichtig ist, mit Peter Vollmann einen sehr erfahrenen Trainer verpflichtet.

DFB.de: Hansas A-Junioren sind in diesem Jahr Deutscher Meister geworden. Werden einige der Spieler aus diesem erfolgreichen Jahrgang schon eingebaut?

Beinlich: Lucas Albrecht und Kevin Müller sind zu unserem Kader gestoßen. Kevin Pannewitz hat ja schon in der vergangenen Saison oben mitgespielt. Dadurch, dass wir jetzt in der 3. Liga spielen, ist der Sprung für sie vielleicht ein wenig einfacher. Generell beobachten wir unsere Nachwuchsteams sehr genau. Sie sind unser Kapital - nicht nur, weil wir weniger Geld zur Verfügung haben als noch vor ein paar Jahren. Es muss uns gelingen, ihnen eine sportliche Perspektive aufzeigen zu können. Finanziell können wir mit manch anderen nicht mithalten.

DFB.de: Inwieweit war auch Junioren-Nationalspieler Felix Kroos eingeplant?

Beinlich: Er hatte sich schon vor unserem Abstieg für einen Wechsel zu Werder Bremen entschieden, darum war es nicht möglich, ihn zu halten. Natürlich hätten wir das gerne getan. Aber so läuft der Fußball halt.

DFB.de: Wären Sie selbst gerne noch Spieler?

Beinlich: Ja, schon. Das war einfach eine wunderbare Zeit. Ich war Nationalspieler, stand bei tollen Vereinen unter Vertrag. Aber auch meine neue Aufgabe macht mir einen Riesenspaß. Ich bin mit viel Engagement bei der Sache, lerne jeden Tag dazu, gerade auch in strukturellen und administrativen Dingen. Das alles erfolgt in Zusammenarbeit mit Peter Vollmann, unserem neuen Vorstandsvorsitzenden Bernd Hofmann und unserem Jugendleiter Juri Schlünz.

DFB.de: Was hat Sie dazu bewogen, diese Aufgabe zu übernehmen?

Beinlich: Mir liegt der Verein am Herzen, das vor allem. Außerdem wollte ich gerne als Sportdirektor arbeiten.

DFB.de: Wieso nicht als Trainer?

Beinlich: Meine Frau, meine drei Kinder und ich fühlen uns in Rostock sehr wohl. Als Trainer ist man selten lange an einem Ort, maximal ein paar Jahre. Doch ich möchte sehr gerne sehr lange bei Hansa und in Rostock bleiben.

DFB.de: Sie haben einiges erlebt mit dem Verein.

Beinlich: Als ich 1994 von Aston Villa kam, kannten mich nur wenige in Deutschland. Die Situation im Verein war damals ähnlich wie heute. Wir hatten nur wenige Zuschauer, die Perspektive war völlig offen. Dann sind wir aufgestiegen, das Stadion war voll. Ich war 25 und Kapitän, als ich den Verein Richtung Leverkusen verließ, später bin ich dann zu Hertha und zum HSV gegangen und habe sogar fünfmal in der Nationalmannschaft gespielt. Das alles habe ich auch Hansa zu verdanken.

DFB.de: 2006 kehrten Sie dann zurück an die Ostsee.

Beinlich: Ja, Hansa war damals in der 2. Bundesliga. Ich selbst habe die Verantwortlichen angesprochen, weil ich zurück wollte. Und dann sind wir aufgestiegen. Im März 2008 habe ich mir bei einem Spiel gegen den MSV Duisburg einen Knorpelschaden im Knie zugezogen. Damit war meine Profikarriere vorbei. Vielleicht trainiere ich bald mal ein bisschen mit, um fit zu bleiben.

DFB.de: Jetzt also ihr drittes Hansa-Engagement. Wird am Ende wieder der Aufstieg stehen?

Beinlich: Darüber reden wir jetzt nicht. Natürlich möchten wir gerne in der Spitzengruppe mitspielen. Aber es wäre unfair den Spielern gegenüber, irgendein hochtrabendes Ziel zu formulieren. Nach fünf, sechs Spielen wissen wir mehr. Wichtig ist vor allem, dass sich die Mannschaft entwickelt.

DFB.de: Ist Hansa Rostock aufgrund seiner Geschichte so etwas wie das "Bayern München der 3. Liga"?

Beinlich: Der Vergleich zieht, glaube ich, nicht. Doch klar dürfte sein, dass Hansa für viele kein Drittligist ist. Jeder wird gegen uns gewinnen wollen. Wir werden die Gejagten sein. Das müssen wir vom Kopf her annehmen, damit müssen wir als Mannschaft umgehen können.

DFB.de: Fällt ein solches Engagement bei seiner großen Liebe eigentlich schwerer oder leichter als eine rein professionelle Liaison?

Beinlich: Ich glaube, es ist einfacher, wenn die Arbeit von Herzen kommt. Dann bringt man immer 100 Prozent. Ich weiß aber auch, dass der Trainer und ich dafür verantwortlich sind, falls es nicht so gut laufen sollte. Davor darf man nicht die Augen verschließen. Eines ist auf jeden Fall klar: Dieser Verein gehört weiter nach oben.

Das meinen DFB.de-User:

"Vielen Dank für das Interview! Ich hoffe, dass mit Stefan Beinlich die Wende kommen kann. Der FCH gehört zumindest in die zweite Liga. Ich bin Stefan Beinlich sehr dankbar, dass er beim FCH arbeitet, obwohl er vom vorherigen Vorstand immer wieder abgewiesen wurde." (Mathias Rahn, Berlin)

"Alle müssen den Aufstieg in die 2. Liga wirklich echt wollen mit dem Ziel, die Bundesliga wieder zu erreichen. Dort gehört Hansa hin. Also, gebt Euch Mühe. Schlicht und ergreifend. Auch im Harz sind Hansa-Fans." (Dietrich Wedler, Wernigerode)

"Ganz herzliche Grüße aus dem Freistaat Sachsen an den Fußballgott Paule Beinlich. Die besten Wünsche für die schwere Drittligasaison der gesamten Mannschaft, dem Trainerstab, der Vereinsführung und ganz besonders dem neuen Teammanager. Viele liebe Grüße aus Sachsen von der hanseatisch-bielefeldisch-stuttgartschen Fangemeinschaft, den Seewäldern." (Jens Seewald, Leutersdorf)

"Ich verfolge seit der Wende die Traditionsvereine aus dem Osten und fand es bitter, dass der FC Hansa den Gang in die Drittklassigkeit antreten musste. Ich glaube, mit Trainer Peter Vollmann und Paule Beinlich als Sportdirektor sowie der Tatsache, kräftig "ausgemistet" zu haben, hat Hansa eine sehr gute Chance, in spätestens drei Jahren wieder zweitklassig zu sein. Dort gehört Rostock mindestens hin. Viel glück für diese Saison von einem Fan aus dem Saarland." (Salvatore Cavaleri, Saarwellingen)

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Hansa Rostock steht vor der ersten Drittligasaison der Vereinsgeschichte. Das Unternehmen geht der Traditionsklub von der Ostsee mit runderneuertem Personal an: Trainer Peter Vollmann ist neu, mehr als ein Dutzend Spieler sind neu und auch der Sportdirektor. Wobei "neu" hier nur das Amt meint.

Denn Stefan Beinlich ist bei Hansa ein Kultspieler. Als Spieler stieg er zweimal mit dem Klub in die Bundesliga auf, außerdem spielte er für Bayer Leverkusen, Hertha BSC und den Hamburger SV sowie fünfmal in der A-Nationalmannschaft.

Redakteur Gereon Tönnihsen hat sich im DFB.de-Interview mit dem 38-Jährigen über Taten von einst und Aufgaben von heute unterhalten. Eines steht für Beinlich fest: "Dieser Verein gehört weiter nach oben."

DFB.de: Herr Beinlich, Hansa ist gerade zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte in die 3. Liga abgestiegen. Es könnte leichtere Aufgaben für einen "Berufsanfänger" geben, oder?

Stefan Beinlich: Ich glaube, dass die Arbeit als Sportdirektor allgemein nicht gerade leicht ist. Aber klar, diese ist Situation für den Verein nicht einfach. 2007 sind wir noch aufgestiegen in die Bundesliga. Für mich persönlich ist diese neue Aufgabe eine große Herausforderung, und ich freue mich auf die Saison. Wir haben einen sehr großen Umbruch vollzogen, müssen zur alten Stärke Hansas zurückfinden: nämlich eine Mannschaft zu sein, die als Kollektiv, als kompakte Einheit funktioniert. Wir hatten nie die besten Einzelspieler, aber im System haben wir trotzdem meistens ordentlichen Fußball gespielt. Da müssen wir wieder hinkommen.

DFB.de: War das in der Abstiegssaison anders?

Beinlich: Ja, ich glaube das war unser großes Problem. Diesmal hätten wir, was die Einzelspieler angeht, nicht absteigen müssen. Aber in der Mannschaft hat es nicht gestimmt.

DFB.de: Haben Sie auch darum einen Umbruch gestartet?

Beinlich: Nicht nur, das hat natürlich auch finanzielle Gründe.

DFB.de: Tut es Ihnen als früherem Hansa-Spieler weh, wenn Sie sehen, wie es derzeit um den Klub bestellt ist?

Beinlich: "Weh" ist nicht das richtige Wort. Die jetztige Situation ist vielmehr Ansporn, die Ärmel hochzukrempeln und dafür zu sorgen, dass der Verein wieder bessere Tage erlebt.

DFB.de: Wie schätzen Sie die 3. Liga ein?

Beinlich: Sie unterscheidet sich nicht großartig von der 2. Bundesliga. Es geht sehr viel über den Kampf, das Technische wird mitunter hinten angestellt. Seit sie eingleisig ist, hat die 3. Liga enorm aufgeholt, das hat man ja auch in den Relegationsspielen gesehen. Sie ist stärker, als viele denken. Der Abstand nach oben ist deutlich kleiner geworden. Nicht umsonst ist auch eine Mannschaft wie der VfL Osnabrück in der vergangenen Saison ins DFB-Pokalviertelfinale eingezogen.

DFB.de: Wie haben Verein und Umfeld den Abstieg verkraftet?

Beinlich: Der Abstieg war ein großer Schock. So langsam aber habe ich den Eindruck, dass sich hier ein positiver Schub entwickelt, so eine "Jetzt-erst-recht-Mentalität". In der vergangenen Saison ist viel geredet worden, aber auf dem Platz war wenig zu sehen. Diesmal wollen wir es andersherum machen. Nur so kann es zu einem Schulterschluss mit den Fans kommen, nur so können wir sie wieder ins Stadion locken.

DFB.de: Haben Sie deshalb auch einen Teil der Vorbereitung mit Testspielen gegen Teams aus dem Umland verbracht?

Beinlich: Ja, wir sind immer noch das Aushängeschild Mecklenburg-Vorpommerns. Aber dieses Schild hat ein paar Kratzer bekommen. Deshalb war es uns wichtig, in der Region unterwegs zu sein, auf die Zuschauer zuzugehen. Wenn sie sehen, da ist eine Mannnschaft, in der sich jeder für den anderen zerreißt, dann kommen sie auch wieder. Wenn sie aber sehen, dass es Grüppchen gibt und die meisten nur an sich denken, bleiben sie zu Hause. Und wir wollen erreichen, dass sie zu uns kommen und uns unterstützen, denn auch davon hängt unser Erfolg ab.

DFB.de: Sie sprechen mit viel Respekt von der 3. Liga. Der Aufstieg scheint also kein Selbstläufer zu werden?

Beinlich: Nein, ganz bestimmt nicht. Wie gesagt, wir haben unsere Mannschaft zu einem großen Teil erneuert, mit vielen jungen Spielern und ein paar Erfahrenen, drei bis fünf Führungsspieler sind dabei. So viele Neue muss man erst mal integrieren.

DFB.de: Haben Sie den Kader bewusst so zusammengestellt?

Beinlich: Ja, wir wollten lieber eine Mannschaft der Namenlosen, die funktioniert, als Stars, die den Kampf nicht annehmen. Darüber hinaus haben wir, was sehr wichtig ist, mit Peter Vollmann einen sehr erfahrenen Trainer verpflichtet.

DFB.de: Hansas A-Junioren sind in diesem Jahr Deutscher Meister geworden. Werden einige der Spieler aus diesem erfolgreichen Jahrgang schon eingebaut?

Beinlich: Lucas Albrecht und Kevin Müller sind zu unserem Kader gestoßen. Kevin Pannewitz hat ja schon in der vergangenen Saison oben mitgespielt. Dadurch, dass wir jetzt in der 3. Liga spielen, ist der Sprung für sie vielleicht ein wenig einfacher. Generell beobachten wir unsere Nachwuchsteams sehr genau. Sie sind unser Kapital - nicht nur, weil wir weniger Geld zur Verfügung haben als noch vor ein paar Jahren. Es muss uns gelingen, ihnen eine sportliche Perspektive aufzeigen zu können. Finanziell können wir mit manch anderen nicht mithalten.

DFB.de: Inwieweit war auch Junioren-Nationalspieler Felix Kroos eingeplant?

Beinlich: Er hatte sich schon vor unserem Abstieg für einen Wechsel zu Werder Bremen entschieden, darum war es nicht möglich, ihn zu halten. Natürlich hätten wir das gerne getan. Aber so läuft der Fußball halt.

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DFB.de: Wären Sie selbst gerne noch Spieler?

Beinlich: Ja, schon. Das war einfach eine wunderbare Zeit. Ich war Nationalspieler, stand bei tollen Vereinen unter Vertrag. Aber auch meine neue Aufgabe macht mir einen Riesenspaß. Ich bin mit viel Engagement bei der Sache, lerne jeden Tag dazu, gerade auch in strukturellen und administrativen Dingen. Das alles erfolgt in Zusammenarbeit mit Peter Vollmann, unserem neuen Vorstandsvorsitzenden Bernd Hofmann und unserem Jugendleiter Juri Schlünz.

DFB.de: Was hat Sie dazu bewogen, diese Aufgabe zu übernehmen?

Beinlich: Mir liegt der Verein am Herzen, das vor allem. Außerdem wollte ich gerne als Sportdirektor arbeiten.

DFB.de: Wieso nicht als Trainer?

Beinlich: Meine Frau, meine drei Kinder und ich fühlen uns in Rostock sehr wohl. Als Trainer ist man selten lange an einem Ort, maximal ein paar Jahre. Doch ich möchte sehr gerne sehr lange bei Hansa und in Rostock bleiben.

DFB.de: Sie haben einiges erlebt mit dem Verein.

Beinlich: Als ich 1994 von Aston Villa kam, kannten mich nur wenige in Deutschland. Die Situation im Verein war damals ähnlich wie heute. Wir hatten nur wenige Zuschauer, die Perspektive war völlig offen. Dann sind wir aufgestiegen, das Stadion war voll. Ich war 25 und Kapitän, als ich den Verein Richtung Leverkusen verließ, später bin ich dann zu Hertha und zum HSV gegangen und habe sogar fünfmal in der Nationalmannschaft gespielt. Das alles habe ich auch Hansa zu verdanken.

DFB.de: 2006 kehrten Sie dann zurück an die Ostsee.

Beinlich: Ja, Hansa war damals in der 2. Bundesliga. Ich selbst habe die Verantwortlichen angesprochen, weil ich zurück wollte. Und dann sind wir aufgestiegen. Im März 2008 habe ich mir bei einem Spiel gegen den MSV Duisburg einen Knorpelschaden im Knie zugezogen. Damit war meine Profikarriere vorbei. Vielleicht trainiere ich bald mal ein bisschen mit, um fit zu bleiben.

DFB.de: Jetzt also ihr drittes Hansa-Engagement. Wird am Ende wieder der Aufstieg stehen?

Beinlich: Darüber reden wir jetzt nicht. Natürlich möchten wir gerne in der Spitzengruppe mitspielen. Aber es wäre unfair den Spielern gegenüber, irgendein hochtrabendes Ziel zu formulieren. Nach fünf, sechs Spielen wissen wir mehr. Wichtig ist vor allem, dass sich die Mannschaft entwickelt.

DFB.de: Ist Hansa Rostock aufgrund seiner Geschichte so etwas wie das "Bayern München der 3. Liga"?

Beinlich: Der Vergleich zieht, glaube ich, nicht. Doch klar dürfte sein, dass Hansa für viele kein Drittligist ist. Jeder wird gegen uns gewinnen wollen. Wir werden die Gejagten sein. Das müssen wir vom Kopf her annehmen, damit müssen wir als Mannschaft umgehen können.

DFB.de: Fällt ein solches Engagement bei seiner großen Liebe eigentlich schwerer oder leichter als eine rein professionelle Liaison?

Beinlich: Ich glaube, es ist einfacher, wenn die Arbeit von Herzen kommt. Dann bringt man immer 100 Prozent. Ich weiß aber auch, dass der Trainer und ich dafür verantwortlich sind, falls es nicht so gut laufen sollte. Davor darf man nicht die Augen verschließen. Eines ist auf jeden Fall klar: Dieser Verein gehört weiter nach oben.

Das meinen DFB.de-User:

"Vielen Dank für das Interview! Ich hoffe, dass mit Stefan Beinlich die Wende kommen kann. Der FCH gehört zumindest in die zweite Liga. Ich bin Stefan Beinlich sehr dankbar, dass er beim FCH arbeitet, obwohl er vom vorherigen Vorstand immer wieder abgewiesen wurde." (Mathias Rahn, Berlin)

"Alle müssen den Aufstieg in die 2. Liga wirklich echt wollen mit dem Ziel, die Bundesliga wieder zu erreichen. Dort gehört Hansa hin. Also, gebt Euch Mühe. Schlicht und ergreifend. Auch im Harz sind Hansa-Fans." (Dietrich Wedler, Wernigerode)

"Ganz herzliche Grüße aus dem Freistaat Sachsen an den Fußballgott Paule Beinlich. Die besten Wünsche für die schwere Drittligasaison der gesamten Mannschaft, dem Trainerstab, der Vereinsführung und ganz besonders dem neuen Teammanager. Viele liebe Grüße aus Sachsen von der hanseatisch-bielefeldisch-stuttgartschen Fangemeinschaft, den Seewäldern." (Jens Seewald, Leutersdorf)

"Ich verfolge seit der Wende die Traditionsvereine aus dem Osten und fand es bitter, dass der FC Hansa den Gang in die Drittklassigkeit antreten musste. Ich glaube, mit Trainer Peter Vollmann und Paule Beinlich als Sportdirektor sowie der Tatsache, kräftig "ausgemistet" zu haben, hat Hansa eine sehr gute Chance, in spätestens drei Jahren wieder zweitklassig zu sein. Dort gehört Rostock mindestens hin. Viel glück für diese Saison von einem Fan aus dem Saarland." (Salvatore Cavaleri, Saarwellingen)