St. Paulis Coach Bargfrede vor Derby: "Dem HSV ein Bein stellen"

Bargfrede: Unser großes Manko liegt in der Offensive. Wir verstehen es zu selten, Torchancen herauszuspielen. Wir müssen unsere Kreativität und unsere Durchschlagskraft vergrößern. Nur dann können wir dem HSV gefährlich werden.

DFB.de: Nach einer starken Hinserie ist der HSV in den ersten drei Spielen nach der Winterpause ohne Zähler geblieben. Ist der "angeschlagene Boxer" daher umso gefährlicher?

Bargfrede: Ich bereite meine Mannschaft auf alles vor. Das Derby ist immer eine besondere Partie, in der auch die HSV-Spieler außergewöhnlich motiviert sind. Die aktuelle Tabellensituation ist dabei eher nebensächlich.

DFB.de: Wen können Sie nicht einsetzen?

Bargfrede: Es fehlen weiterhin die langzeitverletzten Ante-Akira Kutschke, Edmund Saß und Alexander Laukart. Außerdem ist Gillian Jurcher nach seinem Schlüsselbeinbruch noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte.

DFB.de: Aktuell rangiert der FC St. Pauli mit 16 Punkten auf Platz zehn. Der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz beträgt lediglich einen Zähler. War Ihnen schon vor der Spielzeit klar, dass es eine schwierige Saison werden könnte?

Bargfrede: Um ganz ehrlich zu sein: Für uns kommt der Saisonverlauf recht unerwartet. Wir wollten eine ruhigere Saison im Tabellenmittelfeld spielen und uns mit dem HSV in etwa auf Augenhöhe bewegen. Doch bereits seit Saisonbeginn haben wir immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, sind nie zur Ruhe gekommen. Oft haben Kleinigkeiten die Spiele entschieden, so dass wir die meisten Begegnungen knapp mit einem Tor Unterschied verloren haben.

DFB.de: Alexander Laukart und Gillian Jurcher sind Ihre besten Torschützen. Besitzen die beiden das Potenzial, Profi zu werden?



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Schon während seiner Karriere als Profi erwarb er erste Kenntnisse für sein Leben nach der Spieler-Laufbahn. Hans-Jürgen Bargfrede, der einst für den SV Werder Bremen, den FC St. Pauli und Preußen Münster am Ball war, betreute bereits mit 20 Jahren erstmals eine Jugendmannschaft und legte somit den Grundstein für seine spätere Trainer-Karriere.

Heute trainiert der inzwischen 54-Jährige schon seit einigen Jahren die U 17 des FC St. Pauli in der Staffel Nord/Nordost der B-Junioren-Bundesliga. Am Samstag (ab 11 Uhr) steht für Bargfrede und seine Mannschaft das Derby beim Hamburger SV an. Für die Braun-Weißen aus St. Pauli könnte die Begegnung richtungweisend werden. Mit 16 Zählern weist der Nachwuchs des Kiez-Klubs lediglich einen Punkt Vorsprung auf die Abstiegsplätze auf.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Carsten Neuhaus spricht Hans-Jürgen Bargfrede über das anstehende Derby, die Entwicklung des Fußballs und seinen Sohn Philipp, der mit der Bundesliga-Mannschaft des SV Werder Bremen ebenfalls in einer sportlich schwierigen Situation steckt.

DFB.de: Am Samstag steht für Ihre Mannschaft das Derby beim Hamburger SV auf dem Programm. Ist es für Sie trotz ihrer großen Erfahrung noch immer eine besondere Partie, Herr Bargfrede?

Hans-Jürgen Bargfrede: Für mich ist es auch nach all den Jahren noch immer ein nicht alltägliches Spiel. Das Derby findet innerhalb der Stadt immer größere Beachtung als unsere anderen Ligaspiele. Für uns ist der HSV der große Nachbar, dem wir ein Bein stellen wollen.

DFB.de: Im Hinspiel unterlag der FC St. Pauli 1:2. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Begegnung?

Bargfrede: Wir haben diese Partie vollkommen verdient verloren. Die erste Halbzeit war nicht gut von uns, die hatten wir komplett verschlafen. Der HSV nutzte seine Chancen clever und ging durch einen Doppelschlag in Führung. Danach ist uns leider nur noch der Anschlusstreffer gelungen.

DFB.de: Wie kann Ihre Mannschaft diesmal etwas Zählbares mitnehmen?

Bargfrede: Unser großes Manko liegt in der Offensive. Wir verstehen es zu selten, Torchancen herauszuspielen. Wir müssen unsere Kreativität und unsere Durchschlagskraft vergrößern. Nur dann können wir dem HSV gefährlich werden.

DFB.de: Nach einer starken Hinserie ist der HSV in den ersten drei Spielen nach der Winterpause ohne Zähler geblieben. Ist der "angeschlagene Boxer" daher umso gefährlicher?

Bargfrede: Ich bereite meine Mannschaft auf alles vor. Das Derby ist immer eine besondere Partie, in der auch die HSV-Spieler außergewöhnlich motiviert sind. Die aktuelle Tabellensituation ist dabei eher nebensächlich.

DFB.de: Wen können Sie nicht einsetzen?

Bargfrede: Es fehlen weiterhin die langzeitverletzten Ante-Akira Kutschke, Edmund Saß und Alexander Laukart. Außerdem ist Gillian Jurcher nach seinem Schlüsselbeinbruch noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte.

DFB.de: Aktuell rangiert der FC St. Pauli mit 16 Punkten auf Platz zehn. Der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz beträgt lediglich einen Zähler. War Ihnen schon vor der Spielzeit klar, dass es eine schwierige Saison werden könnte?

Bargfrede: Um ganz ehrlich zu sein: Für uns kommt der Saisonverlauf recht unerwartet. Wir wollten eine ruhigere Saison im Tabellenmittelfeld spielen und uns mit dem HSV in etwa auf Augenhöhe bewegen. Doch bereits seit Saisonbeginn haben wir immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, sind nie zur Ruhe gekommen. Oft haben Kleinigkeiten die Spiele entschieden, so dass wir die meisten Begegnungen knapp mit einem Tor Unterschied verloren haben.

DFB.de: Alexander Laukart und Gillian Jurcher sind Ihre besten Torschützen. Besitzen die beiden das Potenzial, Profi zu werden?

Bargfrede: Sowohl Alexander Laukart als auch Gillian Jurcher stehen bei unserem U 19-Trainer Joachim Philipkowski und auch bei unserem Chef-Trainer Roland Vrabec unter ständiger Beobachtung. Sie dürfen noch zweieinhalb Jahre in der Jugend spielen. Wenn ihre Entwicklung weiter so anhält, haben beide gute Chancen, den Durchbruch zu schaffen.

DFB.de: Welche Ziele haben Sie für den weiteren Saisonverlauf?

Bargfrede: Für uns steht ganz klar der Klassenverbleib im Vordergrund. Alles andere müssen wir ausblenden und uns voll auf den Abstiegskampf konzentrieren.

DFB.de: Sie waren als Spieler lange für den FC St. Pauli in der ersten und zweiten Bundesliga aktiv, arbeiten jetzt auch schon lange als Trainer bei "Ihrem" Verein. Wie hat sich der Fußball in dieser Zeit verändert?

Bargfrede: Es ist nicht mehr allzu viel von dem Fußball aus meiner eigenen Jugendzeit übrig geblieben. Heute haben wir Trainer viel bessere Möglichkeiten, die Leistungen der Spieler zu kontrollieren. Auch die Trainingslehre hat sich fast grundlegend geändert. Vieles ist positiver geworden.

DFB.de: Was können Sie Ihren Spielern dank Ihrer eigenen Erfahrungen mit auf den Weg geben?

Bargfrede: Es ist ein hohes Maß an Eigenmotivation nötig, um im Fußball erfolgreich zu sein. In meiner Jugendzeit habe ich mich mit meinen Mannschaftskollegen schon zwei Stunden vor dem Training am Platz getroffen und dann haben wir erst einmal unsere eigene Einheit absolviert. Natürlich müssen die Jugendlichen heute ein viel strafferes Programm bewältigen als wir in der Kindheit. Doch bei manchen Jungs vermisse ich schon die letzte, entscheidende Gier.

DFB.de: Neben Ihrer Tätigkeit am Millerntor sind Sie auch Inhaber eines Sportartikelladens in Ihrer Heimatstadt Zeven, nördlich von Bremen. Wie lassen sich die beiden Jobs miteinander vereinbaren?

Bargfrede: Das ist kaum möglich. Ich habe den Laden zwar gegründet und aufgebaut, aber die täglichen Aufgaben habe ich an meinen ältesten Sohn Jenning übergeben. Ab und zu sehe ich natürlich noch nach dem Rechten, doch der Aufwand ist schon sehr groß.

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DFB.de: Ihr jüngerer Sohn Philipp ist in Ihre Fußstapfen getreten und Profifußballer geworden. Aktuell läuft er für den SV Werder Bremen auf und hat schon fast 100 Erstligapartien bestritten. Sprechen Sie mit ihm über seine Leistungen?

Bargfrede: Wir diskutieren nach jeder Begegnung über den Spielverlauf. Er hört sich gerne an, was ich zu kritisieren habe. Lange Zeit konnte ich ihn damit piesacken, dass ich trotz nur 15 Bundesliga-Spielen mehr Tore als er erzielt hatte. Als er jedoch in der Hinrunde beim 4:4 in Hoffenheim traf, hat er mit seinem ersten Bundesliga-Tor mit mir gleichgezogen.

DFB.de: Belastet die Familie die schwierige sportliche Situation beim SV Werder auch?

Bargfrede: Ich fiebere natürlich mit meinem Sohn mit. Ich versuche, so oft wie möglich bei seinen Spielen im Stadion zu sein. Doch leider ist es wegen den Partien meiner eigenen Mannschaft nicht immer möglich. Oft überschneiden sich unsere Anstoßzeiten.