St. Paulis Celebi: Blinde Liebe zum Fußball

Gekonnt dribbelt Serdal Celebi auf das Tor zu, der gegnerische Verteidiger ist mit einem Schlenker schnell ausgeschaltet. Aus fünf Metern Entfernung zieht der 27-Jährige ab und trifft in die rechte obere Torecke. An sich eine ganz gewöhnliche Szene im Fußball.

Doch Serdal Celebi ist kein gewöhnlicher Fußballer. Er ist blind. Aufgrund einer Netzhautablösung hat er seit dem zwölften Lebensjahr eine Restsehstärke von 0,0 Prozent. Dass er trotzdem seinem Hobby nachgehen kann, verdankt er den Blindenfußballern des FC St. Pauli.

Seit dem Jahre 2006 besitzt der Kiezklub eine Blindenmannschaft. Das Ehepaar Michael Löffler und Katja Löffler, zwei sehbehinderte Fußballfans, nahmen zuvor in Berlin an einem Blindenfußball-Workshop teil und wollten den Sport nach Hamburg bringen. Mit dem FC St. Pauli war schnell ein Partner gefunden. Seitdem stellt der Zweitligist Trainingsplatz, Trainingsklamotten und einen Mannschaftsbus zur Verfügung.

Nur der Torwart ist nicht sehbehindert

Beim Blindenfußball besteht eine Mannschaft aus fünf Spielern – Männer und Frauen spielen zusammen. Die vier Feldspieler sind blind, lediglich der Torwart ist nicht sehbehindert. In dem Ball befindet sich eine Rassel, sodass jeder Spieler hört, wo sich das runde Leder befindet. Spieler, die nicht am Ball sind, rufen immer wieder "Voy" (spanisch: ich komme), um Zusammenstöße zu vermeiden. Ansonsten gibt es zwischen Fußball und Blindenfußball keine großen Unterschiede.

Und genau das schätzt Serdal Celebi an diesem Sport so sehr. "Ich liebe Fußball, bin ein Fan von Fenerbahce Istanbul und St. Pauli. Die Übertragungen im Radio höre ich mir gerne an", verrät er. Ist der Spieltag der Profis abgeschlossen, kann er es kaum erwarten, am Dienstag selber über den Trainingsplatz zu stürmen.

Taktik, Laufwege, Zweikämpfe

Und das klappt ausgesprochen gut: Während des Laufens spielt er den Ball zwischen seinem linken und rechten Fuß hin und her. "Es dauert eine gewisse Zeit, bis man solch ein Ballgefühl entwickelt", sagt Celebi, der als Physiotherapeut arbeitet. Seit drei Jahren spielt er Blindenfußball, war von der ersten Trainingseinheit an Feuer und Flamme. "Man hat viele Laufwege und Zweikämpfe. Das ist richtig anstrengend", erklärt Serdal Celebi.



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Gekonnt dribbelt Serdal Celebi auf das Tor zu, der gegnerische Verteidiger ist mit einem Schlenker schnell ausgeschaltet. Aus fünf Metern Entfernung zieht der 27-Jährige ab und trifft in die rechte obere Torecke. An sich eine ganz gewöhnliche Szene im Fußball.

Doch Serdal Celebi ist kein gewöhnlicher Fußballer. Er ist blind. Aufgrund einer Netzhautablösung hat er seit dem zwölften Lebensjahr eine Restsehstärke von 0,0 Prozent. Dass er trotzdem seinem Hobby nachgehen kann, verdankt er den Blindenfußballern des FC St. Pauli.

Seit dem Jahre 2006 besitzt der Kiezklub eine Blindenmannschaft. Das Ehepaar Michael Löffler und Katja Löffler, zwei sehbehinderte Fußballfans, nahmen zuvor in Berlin an einem Blindenfußball-Workshop teil und wollten den Sport nach Hamburg bringen. Mit dem FC St. Pauli war schnell ein Partner gefunden. Seitdem stellt der Zweitligist Trainingsplatz, Trainingsklamotten und einen Mannschaftsbus zur Verfügung.

Nur der Torwart ist nicht sehbehindert

Beim Blindenfußball besteht eine Mannschaft aus fünf Spielern – Männer und Frauen spielen zusammen. Die vier Feldspieler sind blind, lediglich der Torwart ist nicht sehbehindert. In dem Ball befindet sich eine Rassel, sodass jeder Spieler hört, wo sich das runde Leder befindet. Spieler, die nicht am Ball sind, rufen immer wieder "Voy" (spanisch: ich komme), um Zusammenstöße zu vermeiden. Ansonsten gibt es zwischen Fußball und Blindenfußball keine großen Unterschiede.

Und genau das schätzt Serdal Celebi an diesem Sport so sehr. "Ich liebe Fußball, bin ein Fan von Fenerbahce Istanbul und St. Pauli. Die Übertragungen im Radio höre ich mir gerne an", verrät er. Ist der Spieltag der Profis abgeschlossen, kann er es kaum erwarten, am Dienstag selber über den Trainingsplatz zu stürmen.

Taktik, Laufwege, Zweikämpfe

Und das klappt ausgesprochen gut: Während des Laufens spielt er den Ball zwischen seinem linken und rechten Fuß hin und her. "Es dauert eine gewisse Zeit, bis man solch ein Ballgefühl entwickelt", sagt Celebi, der als Physiotherapeut arbeitet. Seit drei Jahren spielt er Blindenfußball, war von der ersten Trainingseinheit an Feuer und Flamme. "Man hat viele Laufwege und Zweikämpfe. Das ist richtig anstrengend", erklärt Serdal Celebi.

Nach einem Trainingsspiel schnauft er bereits stark, macht aber immer einen vergnügten Eindruck. Er will nur eins: spielen, spielen, spielen. Wenn Trainer Wolf Schmidt das Training unterbricht und taktische Anweisungen gibt, wird er schnell ungeduldig, möchte endlich weiterspielen.

"Ein gutes Zusammenspiel findet statt"

Doch Blindenfußball ist keine Spaßveranstaltung. Werden seine Anweisungen nicht befolgt, kann der Trainer auch ein wenig lauter werden. "Achte auf die richtige Fußstellung", ruft er Serdal energisch hinterher. "Natürlich soll es Spaß machen", erklärt Co-Trainerin Marita Otto. "Aber das Training ist schon so ausgerichtet, dass ein gutes Zusammenspiel stattfindet und Leistung erbracht wird."

Dass Blindenfußball kein Sport für Weicheier ist, wird spätestens klar, wenn man Serdal Celebi nach seinen bisherigen Verletzungen fragt. "Einmal bin ich gegen den Pfosten gerannt. Im Krankenhaus wurde die Platzwunde genäht, danach bin ich wieder zurück und habe weitergespielt", erzählt er. Bei Zweikämpfen hat er auch schon was auf die Nase bekommen. "Ab und zu passiert so etwas", sagt er lächelnd.

Der Zulauf neuer Spieler ist bei den Blindenfußballern des FC St. Pauli ausbaufähig. Maximal zwei Spieler oder Spielerinnen kommen pro Jahr hinzu. Wegen des Mangels an Fußballern wurde bereits eine Spielgemeinschaft mit Viktoria Dortmund gegründet. "Viele sind am Anfang skeptisch und können sich nicht vorstellen, wie unser Sport funktioniert", weiß Marita Otto. "Manche Blinde haben auch Angst, sich so im freien Raum zu bewegen und hören schnell wieder auf."

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"Viel Eigenverantwortung"

Doch ihre Erfahrung ist, dass der Sport die persönliche Entwicklung vorantreibt. "Alle, die bei uns spielen, haben viel Selbstbewusstsein bekommen, weil sie hier viel Eigenverantwortung haben." Besonders schön findet sie die Gemeinschaftlichkeit: Blindenfußball funktioniert nicht ohne Sehende, aber auch nicht ohne Blinde. "Wir sind alle aufeinander angewiesen", so die Co-Trainerin.

Ihr gemeinsames Ziel lautet schlicht und ergreifend: in der Blindenfußball-Bundesliga erfolgreich sein. Einmal im Monat findet ein Spieltag mit mehreren Spielansetzungen statt. Die St. Paulianer fahren mit einem kleinen Pauli-Bus zu den Spielorten in ganz Deutschland.

Sollte ein Spieltag nicht erfolgreich verlaufen, ist die Stimmung auf der Rückfahrt dementsprechend bedrückt. "Ich bin ein zielorientierter Mensch und möchte Erfolg haben", sagt Serdal Celebi. Irgendwie ist er doch ein ganz gewöhnlicher Fußballer.