Sportfreunde Lotte: Mit Sturm und Drang auch gegen Bayer

Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen. Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: die Sportfreunde Lotte aus der Regionalliga West.

Erst Platz zwei, dann die Meisterschaft mit dem anschließenden Scheitern in den Relegationsspielen gegen RB Leipzig, im Jahr danach wieder der Vizetitel und zuletzt Rang sechs – die Sportfreunde Lotte zählen ohne jeden Zweifel seit Jahren zu den absoluten Topteams in der Regionalliga West. Seitdem Ismail Atalan die Mannschaft im Januar nach einem enttäuschenden Saisonstart und dem zwischenzeitlichen Absturz in die Abstiegsregionen übernommen hat, läuft es wieder.

Unter dem 35-Jährigen haben die Sportfreunde durchschnittlich zwei Punkte pro Spiel geholt – eine beachtliche Quote. Und nicht nur das: Sie haben auch noch richtig guten und offensiven Fußball gespielt. Das ist Atalan wichtig – am liebsten im 4:3:3-System. Und genauso möge seine Mannschaft bitte auch in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Bayer 04 Leverkusen (heute, ab 15.30 Uhr, live auf Sky) antreten, betont er. Wirklich? Offensiv gegen einen Bundesligisten? Gegen einen Champions-League-Teilnehmer?

"Ja, ganz klar", wiederholt Atalan. Und seine Stimmlage macht eines deutlich: Darüber gibt es keine Diskussion. Denn: "Wir wollen unseren Zuschauern etwas bieten. Wir wollen auch den einen oder anderen schönen Spielzug zeigen. Es kann nicht unser Ziel sein, nur zu verteidigen und zu hoffen, dass wir 0:2 oder vielleicht nur 0:1 verlieren. Unsere Chance auf ein Weiterkommen liegt im Vorfeld bei einem Prozent. Wir werden alles in die Waagschale werfen, um daraus zehn Prozent zu machen. Vielleicht gelingt uns dann die Sensation."

Offensiv zum Erfolg

Die Sportfreunde werden also auch gegen den scheinbar übermächtigen Gegner so auftreten, wie man es von ihnen gewohnt ist: offensiv, spielfreudig, mit drei nominellen Angreifern. So wollen sie die Sensation schaffen. Und wenn das nicht klappen sollte, wollen sie ihren Verein auf der ganz großen Bühne zumindest bestmöglich verkauft haben: "Jeder sollte diese Partie als Chance sehen, sich zu präsentieren", sagt Atalan. "Der Verein natürlich. Aber auch die Spieler und ich als Trainer."

Atalan hat eine erstaunliche Entwicklung genommen. Es ist gerade mal fünf Jahre her, da stand er noch bei einem Kreisligisten unter Vertrag. Über den Oberligisten SC Roland Beckum ist er nun bei einem ambitionierten Regionalligisten angekommen. Dort allerdings soll seine rasante Reise nach oben noch nicht ihr Ende finden. "Ich habe meine Ziele. Ich möchte weiterkommen und den nächsten Schritt machen in die 3. Liga, am liebsten mit den Sportfreunden Lotte."

Und ausgeschlossen ist das keinesfalls, auch wenn es in diesem Sommer einen enormen Umbruch gegeben hat. Stammkräfte wie Torschützenkönig Jesse Weißenfels, der frühere Bundesligatorhüter Benedikt Fernandez, Marco Hansmann, Deniz Cicek oder Matthias Rahn haben den Klub verlassen. Dafür hat Atalan vor allem junge Spieler aus der Umgebung geholt, die er noch nach seinen Wünschen und Ansprüchen formen kann. Natürlich ist immer wieder ein gutes Argument für einen Wechsel nach Lotte das Highlight am zweiten Augustwochenende gegen Leverkusen.

Starke Gegner auf dem Weg zum Aufstieg

Allerdings weiß Atalan auch ganz genau, dass der Aufstieg nur gelingen kann, wenn alles perfekt läuft. Die Konkurrenz ist schließlich groß – Viktoria Köln, Rot-Weiss Essen, Rot-Weiß Oberhausen, Borussia Mönchengladbach II, Borussia Dortmund II und noch der eine oder andere Klub. Sie alle haben die gleichen Ziele, sie alle haben die gleichen Ambitionen.

Die Euphorie im Umfeld ist auf jeden Fall schon riesig. Das Stadion wird wohl ausverkauft sein. Alle fiebern dem Wunder entgegen. Vielleicht klappt das ja wirklich, schließlich hat die Mannschaft zuletzt gezeigt, dass auf sie im entscheidenden Moment Verlass ist – zum Beispiel im Halbfinale des Westfalen Pokals, beim 1:0-Sieg beim Drittligisten Preußen Münster. Oder danach im Endspiel beim 4:3 nach Elfmeterschießen gegen den SC Verl.

Erst diese Erfolge haben Lotte diesen Höhepunkt gegen Leverkusen ermöglicht. So soll es weitergehen. Wer einmal Lunte gerochen hat, der will noch mehr.

[sw]

Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen. Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: die Sportfreunde Lotte aus der Regionalliga West.

Erst Platz zwei, dann die Meisterschaft mit dem anschließenden Scheitern in den Relegationsspielen gegen RB Leipzig, im Jahr danach wieder der Vizetitel und zuletzt Rang sechs – die Sportfreunde Lotte zählen ohne jeden Zweifel seit Jahren zu den absoluten Topteams in der Regionalliga West. Seitdem Ismail Atalan die Mannschaft im Januar nach einem enttäuschenden Saisonstart und dem zwischenzeitlichen Absturz in die Abstiegsregionen übernommen hat, läuft es wieder.

Unter dem 35-Jährigen haben die Sportfreunde durchschnittlich zwei Punkte pro Spiel geholt – eine beachtliche Quote. Und nicht nur das: Sie haben auch noch richtig guten und offensiven Fußball gespielt. Das ist Atalan wichtig – am liebsten im 4:3:3-System. Und genauso möge seine Mannschaft bitte auch in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Bayer 04 Leverkusen (heute, ab 15.30 Uhr, live auf Sky) antreten, betont er. Wirklich? Offensiv gegen einen Bundesligisten? Gegen einen Champions-League-Teilnehmer?

"Ja, ganz klar", wiederholt Atalan. Und seine Stimmlage macht eines deutlich: Darüber gibt es keine Diskussion. Denn: "Wir wollen unseren Zuschauern etwas bieten. Wir wollen auch den einen oder anderen schönen Spielzug zeigen. Es kann nicht unser Ziel sein, nur zu verteidigen und zu hoffen, dass wir 0:2 oder vielleicht nur 0:1 verlieren. Unsere Chance auf ein Weiterkommen liegt im Vorfeld bei einem Prozent. Wir werden alles in die Waagschale werfen, um daraus zehn Prozent zu machen. Vielleicht gelingt uns dann die Sensation."

Offensiv zum Erfolg

Die Sportfreunde werden also auch gegen den scheinbar übermächtigen Gegner so auftreten, wie man es von ihnen gewohnt ist: offensiv, spielfreudig, mit drei nominellen Angreifern. So wollen sie die Sensation schaffen. Und wenn das nicht klappen sollte, wollen sie ihren Verein auf der ganz großen Bühne zumindest bestmöglich verkauft haben: "Jeder sollte diese Partie als Chance sehen, sich zu präsentieren", sagt Atalan. "Der Verein natürlich. Aber auch die Spieler und ich als Trainer."

Atalan hat eine erstaunliche Entwicklung genommen. Es ist gerade mal fünf Jahre her, da stand er noch bei einem Kreisligisten unter Vertrag. Über den Oberligisten SC Roland Beckum ist er nun bei einem ambitionierten Regionalligisten angekommen. Dort allerdings soll seine rasante Reise nach oben noch nicht ihr Ende finden. "Ich habe meine Ziele. Ich möchte weiterkommen und den nächsten Schritt machen in die 3. Liga, am liebsten mit den Sportfreunden Lotte."

Und ausgeschlossen ist das keinesfalls, auch wenn es in diesem Sommer einen enormen Umbruch gegeben hat. Stammkräfte wie Torschützenkönig Jesse Weißenfels, der frühere Bundesligatorhüter Benedikt Fernandez, Marco Hansmann, Deniz Cicek oder Matthias Rahn haben den Klub verlassen. Dafür hat Atalan vor allem junge Spieler aus der Umgebung geholt, die er noch nach seinen Wünschen und Ansprüchen formen kann. Natürlich ist immer wieder ein gutes Argument für einen Wechsel nach Lotte das Highlight am zweiten Augustwochenende gegen Leverkusen.

Starke Gegner auf dem Weg zum Aufstieg

Allerdings weiß Atalan auch ganz genau, dass der Aufstieg nur gelingen kann, wenn alles perfekt läuft. Die Konkurrenz ist schließlich groß – Viktoria Köln, Rot-Weiss Essen, Rot-Weiß Oberhausen, Borussia Mönchengladbach II, Borussia Dortmund II und noch der eine oder andere Klub. Sie alle haben die gleichen Ziele, sie alle haben die gleichen Ambitionen.

Die Euphorie im Umfeld ist auf jeden Fall schon riesig. Das Stadion wird wohl ausverkauft sein. Alle fiebern dem Wunder entgegen. Vielleicht klappt das ja wirklich, schließlich hat die Mannschaft zuletzt gezeigt, dass auf sie im entscheidenden Moment Verlass ist – zum Beispiel im Halbfinale des Westfalen Pokals, beim 1:0-Sieg beim Drittligisten Preußen Münster. Oder danach im Endspiel beim 4:3 nach Elfmeterschießen gegen den SC Verl.

Erst diese Erfolge haben Lotte diesen Höhepunkt gegen Leverkusen ermöglicht. So soll es weitergehen. Wer einmal Lunte gerochen hat, der will noch mehr.