Spanien gegen Chile: "Verwundet, aber nicht tot"

Andere ziehen allerlei Statistiken als Beweis dafür heran, dass Spanien gar nicht scheitern kann. Gegen Chile habe es in zehn Duellen bei acht Siegen keine Niederlage gegeben. Außerdem habe Spanien die sehr unbequemen Südamerikaner auch 2010 (2:1) und 1950 just im Maracanã (2:0) jeweils in der Vorrunde bezwungen. Dass sich die höchste WM-Niederlage vor 64 Jahren beim 1:6 gegen Brasilien ebenfalls dort ereignete, wird verdrängt. Genau wie das 0:3 im Confed-Cup-Finale im Maracanã gegen den Gastgeber.

Die Spanier werden "mit viel Wut" kommen, meint Chiles Bester, Arturo Vidal. Aber er sei mit seiner Mannschaft nach Brasilien gekommen, "um Weltmeister zu werden", fügt der frühere Leverkusener an. Und das klappt wohl nur nach einem Sieg gegen die nicht mehr ganz so furchterregende "Furia roja".

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Die "rote Furie" liegt schwer schnaubend am Boden, doch an ein vorzeitiges Ende des nimmersatten Fußball-Ungeheuers will niemand so recht glauben. "Wir sind verwundet, aber es ist noch nicht vorbei", sagt Spaniens Weltmeister-Coach Vicente del Bosque vor dem ersten "Endspiel" in Gruppe B gegen Chile heute (ab 21 Uhr MESZ, live in der ARD). Und Mittelfeldspieler Juan Mata fügt trotzig an: "Wir sind noch nicht tot!"

Dass Spanien als fünfter Titelverteidiger nach Italien (1950 und 2010), Brasilien (1966) und Frankreich (2002) bereits in der Vorrunde scheitern könnte, daran verschwendet keiner auch nur einen Gedanken. "Spanien sieht müde aus", sagt der große Raúl, "aber ich vertraue der Mannschaft weiterhin. Ich möchte nicht glauben, dass das schon das Ende einer Ära ist." Abwehrspieler Sergio Ramos nennt es "Wahnsinn" am "EuropaWeltEuropameister" zu zweifeln.

Casillas und Xavi stehen auf der Kippe

Verbandspräsident Ángel María Villar nannte das 1:5 zum Auftakt gegen die Niederlande bei seinem Besuch im Team-Quartier in Curitiba entsprechend "einen Unfall". Bei einem brasilianischen Grillfest am Sonntag rief er den Stars zu: "Niederlagen gehören zum Fußball. Ihr genießt trotzdem mein vollstes Vertrauen. Kopf hoch, kämpft bis zum Ende!" Und das soll erst am 13. Juli, dem Tag des Finals, kommen.

Beim ersten Versuch, sich das 3:1 der Chilenen zum Start gegen Australien anzuschauen, ist del Bosque noch eingeschlafen. Er war übermüdet vom Rückflug nach der Demütigung gegen Oranje. Damit es in Rio de Janeiros Fußball-Tempel Maracanã kein böses Erwachen gibt, erwägt er Veränderungen. Es müsse niemand "alarmiert sein", wenn er eine andere Elf bringe, baute er möglicher Kritik vor. "Jeder hier hat meine Zuneigung, aber wir brauchen Lösungen."

Ob er sich an die alternden Stars Iker Casillas und Xavi herantraut? Viele Fans und Experten fordern, del Bosque müsse Xavi durch Koke (Atlético Madrid) ersetzen. Zudem solle der gegen Oranje überforderte Piqué im Abwehrzentrum für Bayern-Profi Javi Martínez Platz machen. Im Angriff sind Pedro und Cesc Fàbregas Optionen. Das System wird del Bosque höchstens minimal anpassen. Es gebe "keinen Grund", alles umzuwerfen, meinte Fernando Torres.

Spanische Presse beschwört die Vergangenheit

Der Stürmer sieht Spanien trotz allem "viel besser" als im Titel-Jahr 2010. Damals, daran klammern sich viele, sei die Selección auch mit einer Niederlage gestartet (0:1 gegen die Schweiz). Marca ernannte Deutschland 1954 zum Vorbild. Die DFB-Elf habe nach dem ähnlich "skandalösen" 3:8 gegen Ungarn das "Milagro de Berna" geschafft. Aber, gab das Blatt zu bedenken: auch dank Dopings mit Vitamin C.

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Andere ziehen allerlei Statistiken als Beweis dafür heran, dass Spanien gar nicht scheitern kann. Gegen Chile habe es in zehn Duellen bei acht Siegen keine Niederlage gegeben. Außerdem habe Spanien die sehr unbequemen Südamerikaner auch 2010 (2:1) und 1950 just im Maracanã (2:0) jeweils in der Vorrunde bezwungen. Dass sich die höchste WM-Niederlage vor 64 Jahren beim 1:6 gegen Brasilien ebenfalls dort ereignete, wird verdrängt. Genau wie das 0:3 im Confed-Cup-Finale im Maracanã gegen den Gastgeber.

Die Spanier werden "mit viel Wut" kommen, meint Chiles Bester, Arturo Vidal. Aber er sei mit seiner Mannschaft nach Brasilien gekommen, "um Weltmeister zu werden", fügt der frühere Leverkusener an. Und das klappt wohl nur nach einem Sieg gegen die nicht mehr ganz so furchterregende "Furia roja".