Spahn: "Mehr Regulierung durch Fans"

Nach dem 2:1-Siegtor des Nürnbergers Angelos Charisteas brach sich die Gewalt Bahn. Etwa 150 Chaoten stürmten am vergangenen Samstag aus der Fankurve von Hertha BSC in den Innenraum des Berliner Olympiastadions, bewaffnet unter anderem mit den Stangen der Plakate und Banner, die zuvor noch Unterstützung für Hertha signalisiert hatten.

All das passierte eine Woche, nachdem sich die Fan-Beauftragen der Bundesligisten in einem Offenen Brief gegen Gewalt ausgesprochen und die Fans zu mehr Vernunft in den Kurven aufgefordert hatten. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke hat mit Helmut Spahn, dem Sicherheitsbeauftragten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), über die Vorfälle in Berlin und mögliche Konsequenzen gesprochen.

DFB.de: Herr Spahn, nach den Vorfällen im Berliner Olympiastadion haben Sie angekündigt, dass nun alles auf den Prüfstand gestellt werden müsse. Was genau meint das?

Helmut Spahn: Wir haben den Fans seit Jahren mit den verschiedensten Initiativen die Hand gereicht und alles dafür getan, damit die Fankultur in den Kurven erhalten bleibt. Das alles immer unter der Voraussetzung, dass wir darauf vertraut haben, dass die Fans vernünftig mit ihrer Verantwortung umgehen. Wir müssen nun überprüfen, ob wir diese Privilegien aufrecht erhalten können.

DFB.de: Die Masse der Fans wird - auch in Berlin - für sich in Anspruch nehmen, sehr wohl vertrauensvoll mit der Verantwortung umgegangen zu sein.

Spahn: Das stimmt ja auch. Gewalttäter wie die in Berlin benutzen aber die Fan-Kurve als ihre große Bühne. Dann muss die Kurve auch dafür sorgen, dass dieser Missbrauch nicht möglich ist. Ich setze da ein Stück weit auf einen Selbstregulierungsprozess unter den Fans. Das kann nicht mit Offenen Briefen, die ich natürlich sehr begrüße, zu Ende sein. Ich weiß, dass das im Einzelfall nicht immer einfach ist, aber die echten Fans müssen, wenn sie sehen, dass sich in Ihrem Block ein Gewaltpotenzial entwickelt, auch mal beschwichtigend eingreifen und versuchen, die Gewalttäter abzuhalten.

DFB.de: Ist aus Ihrer Sicht in Berlin vom Sicherheitsdienst und von der Polizei alles richtig gemacht worden?

Spahn: Das lässt sich jetzt noch nicht abschließend beurteilen. Aber so, wie sich die Situation für mich jetzt darstellt, kann ich das Verhalten zumindest nachvollziehen. Es gab keine oder nur einige Leichtverletzte. Das wäre wahrscheinlich anders gewesen, wenn sich der Sicherheitsdienst auf Auseinandersetzungen am Graben eingelassen hätte.

DFB.de: Eine Zeitung in Berlin schreibt, dass sich Hertha-Manager Michael Preetz schon vor dem Spiel an den DFB gewandt habe, weil er Kenntnis von möglichen Problemen gehabt habe.

Spahn: Das stimmt so nicht. Wir hatten zu den Vorfällen im Nachgang Kontakt, vorher gab es den üblichen Austausch zwischen dem DFB und Hertha BSC.

DFB.de: Welche Konsequenzen muss Hertha BSC nun fürchten?

Spahn: Das obliegt nicht meiner Beurteilung. Zunächst ist die Angelegenheit eine Sache für die Sportgerichtsbarkeit. Der DFB-Kontrollausschuss wird ermitteln.

DFB.de: Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) hat einmal mehr drastische Maßnahmen vom DFB gefordert. Er verlangt unter anderem „Geisterspiele“ für Hertha BSC und einen personalisierten Ticketverkauf.

Spahn: Ich kann mit solchen populistischen Forderungen nichts anfangen. Unser Gesprächspartner ist die GdP, die Gewerkschaft der Polizei, mit der wir in einem konstruktiven Dialog stehen. Wir müssen die Situation genau analysieren, müssen schauen, welche Versäumnisse vorliegen und daraus die Konsequenzen ziehen.

DFB.de: Wie können diese aussehen?

Spahn: Wir sind gerade dabei, einen Runden Tisch mit Vertretern der Vereine, der Innenminister-Konferenz, des DFB, der DFL, der Polizei und der Fans vorzubereiten. Wir werden alle Betroffenen hören und versuchen, dass wir an den Punkten nachbessern, an denen nachgebessert werden muss. Klar ist, dass durch Vorfälle wie in Berlin der Druck steigt und sich die Situation auch der friedlichen Fans nicht verbessert hat. Denn ich kann nicht ausschließen, dass Maßnahmen getroffen werden müssen, die auch die Rechte der friedlichen Fans beschränken können.

[sl]

[bild1]

Nach dem 2:1-Siegtor des Nürnbergers Angelos Charisteas brach sich die Gewalt Bahn. Etwa 150 Chaoten stürmten am vergangenen Samstag aus der Fankurve von Hertha BSC in den Innenraum des Berliner Olympiastadions, bewaffnet unter anderem mit den Stangen der Plakate und Banner, die zuvor noch Unterstützung für Hertha signalisiert hatten.

All das passierte eine Woche, nachdem sich die Fan-Beauftragen der Bundesligisten in einem Offenen Brief gegen Gewalt ausgesprochen und die Fans zu mehr Vernunft in den Kurven aufgefordert hatten. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke hat mit Helmut Spahn, dem Sicherheitsbeauftragten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), über die Vorfälle in Berlin und mögliche Konsequenzen gesprochen.

DFB.de: Herr Spahn, nach den Vorfällen im Berliner Olympiastadion haben Sie angekündigt, dass nun alles auf den Prüfstand gestellt werden müsse. Was genau meint das?

Helmut Spahn: Wir haben den Fans seit Jahren mit den verschiedensten Initiativen die Hand gereicht und alles dafür getan, damit die Fankultur in den Kurven erhalten bleibt. Das alles immer unter der Voraussetzung, dass wir darauf vertraut haben, dass die Fans vernünftig mit ihrer Verantwortung umgehen. Wir müssen nun überprüfen, ob wir diese Privilegien aufrecht erhalten können.

DFB.de: Die Masse der Fans wird - auch in Berlin - für sich in Anspruch nehmen, sehr wohl vertrauensvoll mit der Verantwortung umgegangen zu sein.

Spahn: Das stimmt ja auch. Gewalttäter wie die in Berlin benutzen aber die Fan-Kurve als ihre große Bühne. Dann muss die Kurve auch dafür sorgen, dass dieser Missbrauch nicht möglich ist. Ich setze da ein Stück weit auf einen Selbstregulierungsprozess unter den Fans. Das kann nicht mit Offenen Briefen, die ich natürlich sehr begrüße, zu Ende sein. Ich weiß, dass das im Einzelfall nicht immer einfach ist, aber die echten Fans müssen, wenn sie sehen, dass sich in Ihrem Block ein Gewaltpotenzial entwickelt, auch mal beschwichtigend eingreifen und versuchen, die Gewalttäter abzuhalten.

DFB.de: Ist aus Ihrer Sicht in Berlin vom Sicherheitsdienst und von der Polizei alles richtig gemacht worden?

Spahn: Das lässt sich jetzt noch nicht abschließend beurteilen. Aber so, wie sich die Situation für mich jetzt darstellt, kann ich das Verhalten zumindest nachvollziehen. Es gab keine oder nur einige Leichtverletzte. Das wäre wahrscheinlich anders gewesen, wenn sich der Sicherheitsdienst auf Auseinandersetzungen am Graben eingelassen hätte.

DFB.de: Eine Zeitung in Berlin schreibt, dass sich Hertha-Manager Michael Preetz schon vor dem Spiel an den DFB gewandt habe, weil er Kenntnis von möglichen Problemen gehabt habe.

Spahn: Das stimmt so nicht. Wir hatten zu den Vorfällen im Nachgang Kontakt, vorher gab es den üblichen Austausch zwischen dem DFB und Hertha BSC.

[bild2]

DFB.de: Welche Konsequenzen muss Hertha BSC nun fürchten?

Spahn: Das obliegt nicht meiner Beurteilung. Zunächst ist die Angelegenheit eine Sache für die Sportgerichtsbarkeit. Der DFB-Kontrollausschuss wird ermitteln.

DFB.de: Der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) hat einmal mehr drastische Maßnahmen vom DFB gefordert. Er verlangt unter anderem „Geisterspiele“ für Hertha BSC und einen personalisierten Ticketverkauf.

Spahn: Ich kann mit solchen populistischen Forderungen nichts anfangen. Unser Gesprächspartner ist die GdP, die Gewerkschaft der Polizei, mit der wir in einem konstruktiven Dialog stehen. Wir müssen die Situation genau analysieren, müssen schauen, welche Versäumnisse vorliegen und daraus die Konsequenzen ziehen.

DFB.de: Wie können diese aussehen?

Spahn: Wir sind gerade dabei, einen Runden Tisch mit Vertretern der Vereine, der Innenminister-Konferenz, des DFB, der DFL, der Polizei und der Fans vorzubereiten. Wir werden alle Betroffenen hören und versuchen, dass wir an den Punkten nachbessern, an denen nachgebessert werden muss. Klar ist, dass durch Vorfälle wie in Berlin der Druck steigt und sich die Situation auch der friedlichen Fans nicht verbessert hat. Denn ich kann nicht ausschließen, dass Maßnahmen getroffen werden müssen, die auch die Rechte der friedlichen Fans beschränken können.