Sözer zum Fußball-Lehrer-Lehrgang: "Der beste Input"

Idealer Startzeitpunkt

Nach dem Ende beim VfB Stuttgart war der Zeitpunkt ideal. Von einigen ehemaligen Kursteilnehmern, die im Laufe der Jahre bei Bruno und mir ihr Praktikum absolviert haben, wusste ich, auf welchem Level sich die Ausbildung bewegt. Dieses Bild wurde mir transportiert: Unter Ausbildungsleiter Frank Wormuth hat sich der Kurs zur absoluten Eliteausbildung entwickelt, die Dozenten sind allesamt Topkräfte, das inhaltliche Niveau ist exzellent. Auch weil Wormuth ein Händchen für die Zusammensetzung des Kurses hat. Der Background der Teilnehmer ist es sehr heterogen, die Perspektive auf den Fußball variieren, das Wissen ist dadurch vielfältig und breit. Genau das hatte ich gesucht. Ich wollte meinen Horizont erweitern, wollte in die Details eintauchen und in einigen Bereichen Nachjustierungen vornehmen. Oft spricht man ja von einem Praxistest – bei mir war es umgekehrt. Ich wollte in der Theorie bestätigt bekommen, dass das, was wir über Jahre in der Praxis umgesetzt haben, der richtige Weg ist.

Mit diesen Gedanken kam ich in Hennef an. In einer anderen Welt. An der Rezeption stand ich zufällig neben Martin Lanzinger. Wir kannten uns vorher nicht, haben uns kurz angeschaut und spontan entschieden, dass wir uns ein Zimmer teilen. Das ist schon eine merkwürdige Situation. Eben war man sich noch fremd, auf einmal beschließt man, in den kommenden zehn Monaten den Großteil des Lebens miteinander zu verbringen. Wir haben uns dann aufs Zimmer zurückgezogen und einfach drauflos gequatscht. Dabei habe ich schnell gespürt: Martin ist ein Glückfall. Er ist fast 20 Jahre jünger als ich, gleichwohl haben wir uns prima verstanden. Mit ihm war es immer angenehm, wir haben uns toll ergänzt und liegen komplett auf einer Wellenlänge.

Praktikum bei Fenerbahce Istanbul

Neben dem Unterricht in Theorie und Praxis gehören auch Praktika bei Profivereinen zum Kursprogramm. Ich hatte das Glück, dass ich über Kontakte einen Fuß bei Fenerbahce Istanbul in der Tür hatte. Insgesamt sieben Wochen lang habe ich dort hospitiert, für mich war das eine sehr wertvolle Zeit. Schon immer hat es mich interessiert, wie der Fußball in anderen Ländern gesehen und gelehrt wird. Vor vier Jahren habe ich beim FC Barcelona ein Praktikum absolviert, Pep Guardiola war damals dort Trainer. Ich war fasziniert von seiner natürlichen Autorität, von seiner Art, auf Augenhöhe mit den Spielern umzugehen, auch von seiner Detailverliebtheit.

In Istanbul war das anders, für mich aber nicht weniger spannend. Im Vergleich zur Bundesliga wird dort viel mehr mir Ball gearbeitet, das ganze Training ist dort extrem auf die Offensive ausgerichtet, konditionelle Aspekte spielen kaum eine Rolle, die Defensive eine untergeordnete. Ich will das gar nicht werten, der Ansatz ist ein anderer, und zum Fußball, der in der Türkei gespielt wird, passt das sehr gut.



Erdinc "Eddy" Sözer war Co-Trainer unter Bruno Labbadia in Fürth, beim HSV und in Stuttgart. Nun absolvierte der gebürtige Türke die Fußball-Lehrer-Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie. Auf DFB.de erzählt der Kurssprecher von seinen Erfahrungen des 61. Lehrgangs.

"Deutschland gegen Ungarn, richtig, da war doch was. Unaufhörlicher Regen, Hintergründe, Schäfer, immer wieder Bozsik und schließlich Rahn, der schießen müsste. Kennt jeder, ist Kulturgut in Deutschland. Es gibt also historische Vorbilder des Vergleichs zwischen ungarischen und deutschen Fußballteams, die mindestens für Fußball-Deutschland eine größere Bedeutung haben, als das Spiel, mit dem ich meine Erzählungen vom Fußball-Lehrer-Lehrgang einleiten möchte.

Sommer 2014, das DFB-Team war gerade Weltmeister geworden, die U 19 schickte sich an, den EM-Titel nach Deutschland zu holen. Und wir haben uns angeschickt, gegen die Kollegen der Trainerausbildung des ungarischen Verbandes einen zehn Monate währenden Siegeszug einzuleiten. Schauplatz war nicht das Wankdorfstadion, unser Schauplatz war eine Nummer kleiner. Gespielt haben wir auf dem Sportplatz der Sportschule in Budapest. Unser Sieg ist dafür eine Nummer größer ausgefallen: 3:0. Ganz ohne Rahn und Schäfer. Gegen eine Mannschaft mit nicht wenig Prominenz, Pal Dardai etwa stand für die Gegenseite auf dem Rasen.

Der Trainer Sözer verhindert den Spieler Sözer

Ich wurde von meinen Kollegen gebeten, als Trainer zu fungieren. Ich habe das gerne gemacht, wobei ich durchaus verstanden habe, dass es dafür neben meiner langjährigen Erfahrung als Trainer in der Bundesliga an der Seite von Bruno Labbadia einen weiteren Grund gab: Mit meinen 46 Jahren bin ich nicht mehr der Jüngste, und der Trainer Sözer verhindert den Spieler Sözer, dieses Kalkül war offenkundig.

Gleichwohl: Mir hat es großen Spaß gemacht, die Jungs anzuleiten, angehenden Fußball-Lehrern muss man seine Vorstellungen weniger ausführlich erklären, sie haben sofort verstanden, was ich von ihnen wollte. Das Spiel war ein voller Erfolg, so wie alle weiteren Testspiele im Laufe des Kurses auch. Ich kann mich an kein Spiel erinnern, das wir nicht gewonnen hätten.

###more###

Die Zeit in Ungarn

In Ungarn waren wir natürlich nicht nur, um Fußball zu spielen. Auf dem Plan stand das Modul Spitzenfußballanalyse, nicht auf dem Plan stand, um was es daneben ging: Zusammenwachsen, kennen lernen, Teamgeist entwickeln. Bei meinem Rückblick auf die Zeit an der HWA gehören die knapp zwei Wochen in Ungarn eindeutig zu den Highlights. Obwohl wir dort keinen Urlaub gemacht haben, ganz im Gegenteil: Die Taktung war eng in Budapest. Die Tage begannen jeweils um 8 Uhr morgens mit Projektarbeiten, Spielanalyse, Vorträgen oder klassischem Unterricht. Bis zum Nachmittag ging das so, dann sind wir zu den Spielen der U 19-EM aufgebrochen, zurück in der Sportschule waren wir mitunter erst nach Mitternacht. Mitunter aber auch nicht. Und dann sind wir losgezogen nach Budapest und haben noch etwas unternommen. Mal in kleineren Gruppen, mal waren alle dabei, ganz ungezwungen. Eine Kleinigkeit essen, zwei Bier trinken. Es waren schöne Stunden, schöne Abende, es war einfach eine schöne Zeit.

In Budapest hat sich bestätigt, was sich zuvor schon beim Teambuilding-Seminar von Dr. Babette Lobinger und Werner Mickler angedeutet hatte: Wir waren eine verdammt gute Mannschaft, wir haben hervorragend harmoniert. Während der gesamten zehn Monate haben wir uns als Team begriffen, uns unterstützt, geholfen, angestachelt, ergänzt und auch mal gebremst. Ich sehe diesen Kurs als Gemeinschaftswerk, auch als Gemeinschafswerk nicht nur der Teilnehmer. Frank Wormuth, Brendan Birch und Björn Müller sorgen für eine harmonische, kreative und produktive Atmosphäre. Unsere Dozenten Dr. Hans-Jürgen Tritschoks, Lutz Wagner, Hans Braun und Krunoslav Banovcic sind allesamt Kapazitäten, die inhaltlich, didaktisch und methodisch erstklassig arbeiten. Besonders gut gefallen hat mir der gegenseitige Austausch. Frank Wormuth hat immer wieder den Input der Teilnehmer gefordert, jeder konnte und sollte seine Erfahrungen und sein Wissen einbringen. "Der Kurs lebt vom Wissen der Teilnehmer", hat Wormuth oft gesagt. Ich bin sicher, dass wir es beim 61. Lehrgang an der HWA auch in dieser Hinsicht gut getroffen haben.

Ich glaube nicht, dass wir nur als Zweckbündnis funktioniert haben, ich bin sicher, dass sich in vielen Fälle mehr entwickelt, dass bleibende und verlässliche Freundschaften entstanden sind. Genauso, wie ich mir das erhofft hatte, als ich vor einem knappen Jahr an einem Sonntagabend zum ersten Mal mit dem Zug von Stuttgart nach Hennef gefahren bin. Ich weiß noch, wie ich mich damals voller Vorfreude und Erwartungen auf den Weg gemacht habe. Endlich war es soweit. Ich hatte schon so lange mit dem Gedanken gespielt, den Kurs zu besuchen und die Fußball-Lehrer-Lizenz in Angriff zu nehmen. Ich wollte das unbedingt, ganz persönlich, für mich. Ich habe in der Bundesliga auf höchstem Niveau gearbeitet, ich habe weiter vor, dies zu tun. Und ich habe den Anspruch, innerhalb meines Trainerteams und meiner Mannschaften durch die beste Ausbildung den besten Input geben zu können.

###more###

Idealer Startzeitpunkt

Nach dem Ende beim VfB Stuttgart war der Zeitpunkt ideal. Von einigen ehemaligen Kursteilnehmern, die im Laufe der Jahre bei Bruno und mir ihr Praktikum absolviert haben, wusste ich, auf welchem Level sich die Ausbildung bewegt. Dieses Bild wurde mir transportiert: Unter Ausbildungsleiter Frank Wormuth hat sich der Kurs zur absoluten Eliteausbildung entwickelt, die Dozenten sind allesamt Topkräfte, das inhaltliche Niveau ist exzellent. Auch weil Wormuth ein Händchen für die Zusammensetzung des Kurses hat. Der Background der Teilnehmer ist es sehr heterogen, die Perspektive auf den Fußball variieren, das Wissen ist dadurch vielfältig und breit. Genau das hatte ich gesucht. Ich wollte meinen Horizont erweitern, wollte in die Details eintauchen und in einigen Bereichen Nachjustierungen vornehmen. Oft spricht man ja von einem Praxistest – bei mir war es umgekehrt. Ich wollte in der Theorie bestätigt bekommen, dass das, was wir über Jahre in der Praxis umgesetzt haben, der richtige Weg ist.

Mit diesen Gedanken kam ich in Hennef an. In einer anderen Welt. An der Rezeption stand ich zufällig neben Martin Lanzinger. Wir kannten uns vorher nicht, haben uns kurz angeschaut und spontan entschieden, dass wir uns ein Zimmer teilen. Das ist schon eine merkwürdige Situation. Eben war man sich noch fremd, auf einmal beschließt man, in den kommenden zehn Monaten den Großteil des Lebens miteinander zu verbringen. Wir haben uns dann aufs Zimmer zurückgezogen und einfach drauflos gequatscht. Dabei habe ich schnell gespürt: Martin ist ein Glückfall. Er ist fast 20 Jahre jünger als ich, gleichwohl haben wir uns prima verstanden. Mit ihm war es immer angenehm, wir haben uns toll ergänzt und liegen komplett auf einer Wellenlänge.

Praktikum bei Fenerbahce Istanbul

Neben dem Unterricht in Theorie und Praxis gehören auch Praktika bei Profivereinen zum Kursprogramm. Ich hatte das Glück, dass ich über Kontakte einen Fuß bei Fenerbahce Istanbul in der Tür hatte. Insgesamt sieben Wochen lang habe ich dort hospitiert, für mich war das eine sehr wertvolle Zeit. Schon immer hat es mich interessiert, wie der Fußball in anderen Ländern gesehen und gelehrt wird. Vor vier Jahren habe ich beim FC Barcelona ein Praktikum absolviert, Pep Guardiola war damals dort Trainer. Ich war fasziniert von seiner natürlichen Autorität, von seiner Art, auf Augenhöhe mit den Spielern umzugehen, auch von seiner Detailverliebtheit.

In Istanbul war das anders, für mich aber nicht weniger spannend. Im Vergleich zur Bundesliga wird dort viel mehr mir Ball gearbeitet, das ganze Training ist dort extrem auf die Offensive ausgerichtet, konditionelle Aspekte spielen kaum eine Rolle, die Defensive eine untergeordnete. Ich will das gar nicht werten, der Ansatz ist ein anderer, und zum Fußball, der in der Türkei gespielt wird, passt das sehr gut.

###more###

Intensive Prüfungsphase

Das alles ist schon wieder Vergangenheit. Budapest, Istanbul, auch Hennef. Der Kurs ist vorüber, die Prüfungen liegen hinter uns. Und das ist auch gut so. Denn ganz ehrlich: Die vergangenen drei Monate waren heftig. Die Modultests im Januar und Februar, die Vorbereitung und schließlich die Prüfungen im März. Ein intensiver Lehrgang hat sich immer mehr zugespitzt, die Intensität wurde mit jedem Monat höher. Ich glaube, in diesem Punkt kann ich für alle Teilnehmer des Kurses sprechen: Nach den Prüfungen haben wir einige Zeit benötigt, um runterzufahren, um mal durchzupusten. Die Tage nach den Prüfungen habe ich als Erwachen erlebt, willkommen zurück in der Realität.

Jetzt freue ich mich wahnsinnig, noch einmal in diese andere und besondere Welt zurückzukehren. Bei der Abschlussveranstaltung am Montag in Bonn werden wir unsere Lizenzen erhalten, damit endet eine grandiose Zeit mit einer grandiosen Feier. Mir bleibt, mich zu bedanken. Zunächst bei meiner Familie. Meine Frau und ich haben kurz vor Beginn des Kurses noch einmal Nachwuchs bekommen. Ich weiß genau, dass ich zu Hause oft gefehlt habe und meine Frau ein riesiges Pensum bewältigen musste. Die Entscheidung für den Fußball-Lehrer-Lehrgang haben wir dennoch ganz bewusst und gemeinsam getroffen, meine Frau hat diesen Entschluss nicht lediglich akzeptiert, sie hat ihn voll und ganz mitgetragen und mich in der ganzen Zeit großartig unterstützt. Vielen Dank dafür.

Unterstützung von Labbadia

Bedanken möchte ich mich auch bei Frank Wormuth und seinem Team und natürlich bei meinen Mitstreitern. Wie gesagt: Wir waren ein fantastisches Team, ich habe jeden Tag mit Euch genossen. Ich will niemanden herausheben, mein Dank gilt allen gleichermaßen. Aber nennen will ich sie vollständig, so viel Zeit muss sein. Also los, in alphabethischer Folge: Danke, Steffen Baumgart. Danke, Tom Cichon. Danke, Frank Fahrenhorst. Danke, Torsten Frings. Danke, Günther Gorenzel-Simonitsch. Danke, Vahid Hashemian. Danke, Sascha Hildmann. Danke, Benjamin Hoffmann. Danke, Marcus Jahn. Danke, Florian Kohfeldt. Danke, Martin Lanzinger. Danke, Jana Menzel. Danke, Daniel Meyer. Danke, Rüdiger Rehm. Danke, Thomas Reis. Danke, Marco Rose. Danke, Boris Schommers. Danke, Thomas Seeliger. Danke, Holger Seitz. Danke, Christian Wimmer. Danke, Daniel Wimmer. Danke, Steffen Winter. Danke, Engin Yanova. So, komplett.

Euch allen viel Erfolg und alles Gute für Eure berufliche und private Zukunft. Ihr habt jetzt Rüstzeug und Netzwerk und damit die besten Voraussetzungen, um euren Weg im Fußball weiter zu gehen. Meinen Platz sehe ich nach wie vor an der Seite von Bruno Labbadia. Er hat meinen Entscheidung für die Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie mitgetragen und mich voll unterstützt. Ich bin weiter zu 100 Prozent von unserer Zusammenarbeit und unseren Konzepten überzeugt und optimistisch, dass wir schon bald eine Herausforderung finden werden, bei der wir unsere Vorstellungen voll umsetzen können. Ich bin bereit für ein neues Kapitel. Durch die Ausbildung zum Fußball-Lehrer kann ich sagen: so bereit wie nie.