Sören Osterland: "Junge Spieler brauchen die U 23 als Heimat"

Obwohl erst 29 Jahre alt, hat Sören Osterland bereits einige beachtliche Trainerstationen hinter sich. Im Jahre 2006 wurde er Co-Trainer der U 17 vom 1. FC Magdeburg, drei Jahre später erfolgte die Beförderung zum Cheftrainer. Nach der Zwischenstation RB Leipzig, wo er als Co-Trainer ebenfalls für die U 17 zuständig war, ging er 2012 zum FC Bayern München und trainierte als Assistent von Mehmet Scholl die zweite Mannschaft. Seit Sommer 2013 ist er nun Cheftrainer der U 23 von Hannover 96. Aktuell steht seine Mannschaft auf Tabellenplatz elf der Regionalliga Nord. Das erste Pflichtspiel im neuen Jahr steht am 14. Februar an, wenn die zweite Mannschaft von Werder Bremen im Beekestadion gastiert.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Oliver Jensen spricht Sören Osterland über die durchwachsene Hinrunde, die Förderung von Nachwuchsspielern und sein Karrieresprungbrett Bayern München.

DFB.de: Herr Osterland, wie bewerten Sie die bisherige Saison?

Sören Osterland: Es war ergebnismäßig eine Hinrunde mit Höhen und Tiefen. Nach einem sehr ordentlichen Start haben wir sicherlich einige Punkte liegen lassen. Als Trainer einer U 23-Mannschaft geht es für mich um zwei wesentliche Aufgaben: Einerseits muss ich vermitteln, dass es im Fußball um das Gewinnen geht. Auf der anderen Seite müssen wir die Ergebnisse soweit hintenan stellen, dass die Spielerentwicklung im Vordergrund steht.

DFB.de: Was genau heißt das für Ihre Arbeit?

Osterland: Es geht darum, unsere Top-Talente für die Bundesliga vorzubereiten. Sie erhalten bei uns die Spielpraxis, die für ihre Entwicklung wichtig ist. Dabei ist es ganz normal, dass sie Formschwankungen unterliegen.

DFB.de: Hat Ihre Mannschaft aus diesem Grund nur zwei der letzten zehn Saisonspiele gewonnen?

Osterland: Nein. Nach einem guten Saisonstart geht es los, dass einige gute Spieler oben bei den Profis im Trainingskader sind. Dadurch steht einem nicht immer die komplette Mannschaft zur Verfügung. Teilweise kommen auch Profis herunter, um Spielpraxis zu sammeln. Das macht es schwierig, die Automatismen in der Defensive und Offensive so beizubehalten wie zu Saisonbeginn. Daher beunruhigen mich die letzten Ergebnisse nicht.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie aktuell mit der Heranführung der Talente an den Erstligakader?

Osterland: Ich sehe uns auf einem guten Weg und jeder im Nachwuchsleistungszentrum arbeitet täglich intensiv dafür. Zuletzt waren fünf Spieler aus der U 23 im Trainingslager der Profis in Belek dabei.

DFB.de: Sebastian Ernst ist mit sieben Toren der erfolgreichste Torjäger Ihrer Mannschaft. Trauen Sie ihm den Durchbruch in der ersten Mannschaft zu? Im DFB-Pokal hat er bereits zehn Minuten gespielt.

Osterland: Er hat uns im Training überzeugt, genauso das Trainerteam bei den Profis um Tayfun Korkut. Er hat sich die Chance absolut verdient. Aber es gibt auch einige andere Spieler mit guten Chancen. Mike-Steven Bähre ist nach der Muskelverletzung von Edgar Prib zum Beispiel in das Trainingslager nachgeflogen. Wichtig ist, dass man die jungen Spieler langsam in das Training integriert und ihnen gleichzeitig die U 23-Mannschaft gewissermaßen als Heimat zur Verfügung stellt.

DFB.de: Können Sie als U 23-Trainer verstehen, dass andere Vereine wie Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt ihre zweite Mannschaft abgeschafft haben?

Osterland: Nach meiner persönlichen Auffassung sollte man jungen Spielern im Übergangsbereich zwischen Jugend- und Herrenbereich eine Entwicklungsplattform geben. Warum die von Ihnen angesprochenen Klubs sich anders entschieden haben, kann ich aber nicht bewerten.

DFB.de: Welche Qualitäten müssen die Junioren für den Sprung zu den Bundesligaprofis mitbringen?

Osterland: Die Körperlichkeit, die Technik und die Taktik unter höherem Tempo sind etwas ganz Anderes. Die U 23 in der Regionalliga ist sehr wertvoll, weil sich die Spieler dort den Feinschliff holen können.

DFB.de: Bis auf Maurice Hirsch und Patrick Schwarz wurden nur Spieler aus der eigenen U 19 hochgezogen. Ist das der Grund dafür, dass man nicht mit den zweiten Mannschaften vom Hamburger SV oder dem VfL Wolfsburg mithalten kann, die vielfach gestandene Regionalliga- oder sogar Drittligaspieler verpflichtet haben?

Osterland: Ganz genau. Unser Fokus ist es nicht, zwingend um die ersten drei Plätze zu spielen oder sofort in die 3. Liga aufzusteigen. Das unterscheidet uns tatsächlich von anderen Klubs in unserer Liga. Unser Hauptziel hingegen ist, dass Talente aus Hannover und der Region irgendwann bei uns in der HDI Arena spielen. Deshalb arbeiten wir mit vielen Spielern aus der eigenen U 19, die im vergangenen Sommer das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft erreicht haben.

DFB.de: Gelegentlich werden Spieler von den Profis heruntergeschickt, um Spielpraxis zu sammeln. So zum Beispiel zuletzt Salif Sane, der in der Defensive für Stabilität sorgte. Mittlerweile ist er wieder bei den Profis. Wie schwierig war es, plötzlich so eine Lücke schließen zu müssen?

Osterland: Das ist nicht einfach. Aber so eine Fluktuation gehört dazu. Auch an Spieltagen muss ich flexibel sein. Es gibt halt keinen festgelegten Kader für die ganze Saison.

DFB.de: Mit nur 26 Jahren haben Sie den Fußballlehrer gemacht, wurden somit der mit Abstand jüngste Fußball-Lehrer Deutschlands. Wie kam es dazu, dass Sie sich so schnell für den Trainerberuf entschieden haben?

Osterland: Ich habe schnell gemerkt, dass mich nicht nur das Bewegen auf dem Platz interessiert. Ich habe bereits während der A-Jugend meine C-Lizenz gemacht. Als ich mich im Übergangsbereich von der Jugend zu den Herren befand und eventuell in den Drittligakader von Magdeburg übernommen werden sollte, musste ich eine Entscheidung treffen. Die Chance, dauerhaft im Fußball tätig zu sein, habe ich als Trainer größer eingeschätzt. Das lief dann mit den weiteren Stationen über RB Leipzig, Bayern München II und aktuell Hannover 96 sehr gut.

DFB.de: Sie sind Jugendspieler beim VfL Wolfsburg gewesen. Was fehlte Ihnen für den Sprung in die Bundesliga?

Osterland: Ich habe mir auf und neben dem Feld zu viele Gedanken gemacht. Wenn man versucht, für zehn andere Leute mitzudenken, kann das eine hemmende Wirkung haben. Dadurch war ich zu wenig auf mein eigenes Spiel fokussiert.

DFB.de: Sie haben den Fußbal-Llehrer mit 1,0 abgeschlossen. Um die Frage einmal im Schuljargon zu stellen: Sind Sie ein Streber oder fallen Ihnen gute Noten einfach in den Schoß?

Osterland: Ich bin niemand, der den ganzen Tag in die Bücher schaut. Die gute Note war eher das Resultat eines planvollen Handelns. Aber ob man den Fußball-Lehrer nun mit 1,0 oder 3,0 macht - erst auf dem Platz zeigt sich, ob man ein guter Trainer ist.

DFB.de: In der Saison 2012 / 2013 waren Sie bei der zweiten Mannschaft von Bayern München Co-Trainer von Mehmet Scholl. Wie kam es zu diesem Engagement?

Osterland: Wir haben den Fußballlehrer zusammen gemacht, saßen sogar nebeneinander. Es hat sich schnell eine gute menschliche Ebene und ein guter Austausch über fachliche Themen entwickelt. Als Mehmet das Angebot als Trainer der zweiten Mannschaft erhielt, fragte er mich, ob ich sein Co-Trainer werden möchte.

DFB.de: Ist Bayern München für einen jungen Trainer das ideale Sprungbrett?

Osterland: Natürlich findet Bayern als Plattform eine große Beachtung. Diese Station ist sicherlich hilfreich gewesen. Aber ich hoffe nicht, dass ein Verein mich verpflichtet oder den Vertrag verlängert, weil ich mal bei den Bayern war. Die Arbeit sollte im Vordergrund stehen.

DFB.de: Sie haben bei Bayern München zum Beispiel Spieler wie Emre Can oder Pierre Emile Højbjerg trainiert, die mittlerweile sehr erfolgreiche Profis sind. Haben Sie als Trainer sofort erkannt, dass es diese Spieler weiter bringen würden als die meisten anderen?

Osterland: Erst einmal fällt das fußballerische Talent ins Auge. Das bekamen diese Spieler in die Wiege gelegt. Wichtig ist aber auch die Eigenmotivation. Junge Spieler müssen immer den Willen haben, besser zu werden und dürfen niemals nachlassen.

DFB.de: Erkennt ein Trainer dies unter anderem daran, dass ein Spieler der erste auf dem Trainingsplatz ist und später der letzte, der den Platz wieder verlässt?

Osterland: Könnte man so sagen. Bin ich bereit, an meinen fußballerischen Stärken und Schwächen zu arbeiten? Bin ich bereit, an meinen athletischen Stärken und Schwächen zu arbeiten? Bereite ich mich professionell auf das Training vor? Bin ich länger vor Ort als andere? Lasse ich mich auch behandeln beziehungsweise pflegen, wenn ich keine Verletzung oder Schmerzen habe? All das hat Einfluss darauf, ob es ein Spieler zu den Profis schafft oder nicht.

DFB.de: In München waren Sie Co-Trainer, in Hannover sind Sie nun Cheftrainer. Inwiefern mussten Sie Ihre Arbeitsweise dadurch ändern?

Osterland: Ich hatte immer einen engen Austausch mit Mehmet Scholl. Wir haben vieles gemeinsam vor- und nachbereitet. Das war eine gute Lehre. Allzu viel musste ich nicht umstellen.

DFB.de: Konnten Sie als Co-Trainer vielleicht eher noch der Kumpel der Spieler sein?

Osterland: Sicherlich ist ein Co-Trainer etwas näher dran an der Mannschaft, hat auch neben dem Platz mehr mit den Spielern zu tun. Als Cheftrainer vermeidet man das eher. Es wäre allerdings Unsinn, sich durch die Distanz zu den Spielern Autorität zu erarbeiten. Entweder bin ich fachlich gut oder nicht.

DFB.de: Ist es merkwürdig, wenn Ihre Spieler manchmal älter sind als Sie selber?

Osterland: Sicherlich muss man in diese Rolle erst einmal hineinwachsen. Das war bereits in München so. Wir hatten zum Beispiel erfahrene Spieler wie Altin Lala oder Stefan Buck. Von daher bin ich das bereits gewohnt. Für die Spieler ist es ohnehin nur wichtig, dass der Trainer ihnen Dinge vermittelt, die sie besser machen.

DFB.de: Ihr Vertrag in Hannover läuft im Sommer aus. Wie sehen Ihre weiteren Planungen aus?

Osterland: Gerade in meinem Alter ist das Traineramt einer U 23 eines Bundesligavereins ein richtig guter Job. Ich arbeite gerne langfristig an so einem Projekt. Ich gehe davon aus, dass der Klub in nächster Zeit auf mich zukommt. Ich fühle mich in Hannover sportlich und privat sehr wohl.

DFB.de:

Und Ihr langfristiges Ziel ist die Bundesliga?

Osterland: Das ist ein Fernziel, welches sich aber mittelfristig kaum umsetzen lässt. Da bin ich ein Realist. Eine U 23 eines Bundesligavereins zu trainieren, ist kurz- und mittelfristig eine tolle Aufgabe für mich.

[oj]

Obwohl erst 29 Jahre alt, hat Sören Osterland bereits einige beachtliche Trainerstationen hinter sich. Im Jahre 2006 wurde er Co-Trainer der U 17 vom 1. FC Magdeburg, drei Jahre später erfolgte die Beförderung zum Cheftrainer. Nach der Zwischenstation RB Leipzig, wo er als Co-Trainer ebenfalls für die U 17 zuständig war, ging er 2012 zum FC Bayern München und trainierte als Assistent von Mehmet Scholl die zweite Mannschaft. Seit Sommer 2013 ist er nun Cheftrainer der U 23 von Hannover 96. Aktuell steht seine Mannschaft auf Tabellenplatz elf der Regionalliga Nord. Das erste Pflichtspiel im neuen Jahr steht am 14. Februar an, wenn die zweite Mannschaft von Werder Bremen im Beekestadion gastiert.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Oliver Jensen spricht Sören Osterland über die durchwachsene Hinrunde, die Förderung von Nachwuchsspielern und sein Karrieresprungbrett Bayern München.

DFB.de: Herr Osterland, wie bewerten Sie die bisherige Saison?

Sören Osterland: Es war ergebnismäßig eine Hinrunde mit Höhen und Tiefen. Nach einem sehr ordentlichen Start haben wir sicherlich einige Punkte liegen lassen. Als Trainer einer U 23-Mannschaft geht es für mich um zwei wesentliche Aufgaben: Einerseits muss ich vermitteln, dass es im Fußball um das Gewinnen geht. Auf der anderen Seite müssen wir die Ergebnisse soweit hintenan stellen, dass die Spielerentwicklung im Vordergrund steht.

DFB.de: Was genau heißt das für Ihre Arbeit?

Osterland: Es geht darum, unsere Top-Talente für die Bundesliga vorzubereiten. Sie erhalten bei uns die Spielpraxis, die für ihre Entwicklung wichtig ist. Dabei ist es ganz normal, dass sie Formschwankungen unterliegen.

DFB.de: Hat Ihre Mannschaft aus diesem Grund nur zwei der letzten zehn Saisonspiele gewonnen?

Osterland: Nein. Nach einem guten Saisonstart geht es los, dass einige gute Spieler oben bei den Profis im Trainingskader sind. Dadurch steht einem nicht immer die komplette Mannschaft zur Verfügung. Teilweise kommen auch Profis herunter, um Spielpraxis zu sammeln. Das macht es schwierig, die Automatismen in der Defensive und Offensive so beizubehalten wie zu Saisonbeginn. Daher beunruhigen mich die letzten Ergebnisse nicht.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie aktuell mit der Heranführung der Talente an den Erstligakader?

Osterland: Ich sehe uns auf einem guten Weg und jeder im Nachwuchsleistungszentrum arbeitet täglich intensiv dafür. Zuletzt waren fünf Spieler aus der U 23 im Trainingslager der Profis in Belek dabei.

DFB.de: Sebastian Ernst ist mit sieben Toren der erfolgreichste Torjäger Ihrer Mannschaft. Trauen Sie ihm den Durchbruch in der ersten Mannschaft zu? Im DFB-Pokal hat er bereits zehn Minuten gespielt.

Osterland: Er hat uns im Training überzeugt, genauso das Trainerteam bei den Profis um Tayfun Korkut. Er hat sich die Chance absolut verdient. Aber es gibt auch einige andere Spieler mit guten Chancen. Mike-Steven Bähre ist nach der Muskelverletzung von Edgar Prib zum Beispiel in das Trainingslager nachgeflogen. Wichtig ist, dass man die jungen Spieler langsam in das Training integriert und ihnen gleichzeitig die U 23-Mannschaft gewissermaßen als Heimat zur Verfügung stellt.

DFB.de: Können Sie als U 23-Trainer verstehen, dass andere Vereine wie Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt ihre zweite Mannschaft abgeschafft haben?

Osterland: Nach meiner persönlichen Auffassung sollte man jungen Spielern im Übergangsbereich zwischen Jugend- und Herrenbereich eine Entwicklungsplattform geben. Warum die von Ihnen angesprochenen Klubs sich anders entschieden haben, kann ich aber nicht bewerten.

DFB.de: Welche Qualitäten müssen die Junioren für den Sprung zu den Bundesligaprofis mitbringen?

Osterland: Die Körperlichkeit, die Technik und die Taktik unter höherem Tempo sind etwas ganz Anderes. Die U 23 in der Regionalliga ist sehr wertvoll, weil sich die Spieler dort den Feinschliff holen können.

DFB.de: Bis auf Maurice Hirsch und Patrick Schwarz wurden nur Spieler aus der eigenen U 19 hochgezogen. Ist das der Grund dafür, dass man nicht mit den zweiten Mannschaften vom Hamburger SV oder dem VfL Wolfsburg mithalten kann, die vielfach gestandene Regionalliga- oder sogar Drittligaspieler verpflichtet haben?

Osterland: Ganz genau. Unser Fokus ist es nicht, zwingend um die ersten drei Plätze zu spielen oder sofort in die 3. Liga aufzusteigen. Das unterscheidet uns tatsächlich von anderen Klubs in unserer Liga. Unser Hauptziel hingegen ist, dass Talente aus Hannover und der Region irgendwann bei uns in der HDI Arena spielen. Deshalb arbeiten wir mit vielen Spielern aus der eigenen U 19, die im vergangenen Sommer das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft erreicht haben.

DFB.de: Gelegentlich werden Spieler von den Profis heruntergeschickt, um Spielpraxis zu sammeln. So zum Beispiel zuletzt Salif Sane, der in der Defensive für Stabilität sorgte. Mittlerweile ist er wieder bei den Profis. Wie schwierig war es, plötzlich so eine Lücke schließen zu müssen?

Osterland: Das ist nicht einfach. Aber so eine Fluktuation gehört dazu. Auch an Spieltagen muss ich flexibel sein. Es gibt halt keinen festgelegten Kader für die ganze Saison.

DFB.de: Mit nur 26 Jahren haben Sie den Fußballlehrer gemacht, wurden somit der mit Abstand jüngste Fußball-Lehrer Deutschlands. Wie kam es dazu, dass Sie sich so schnell für den Trainerberuf entschieden haben?

Osterland: Ich habe schnell gemerkt, dass mich nicht nur das Bewegen auf dem Platz interessiert. Ich habe bereits während der A-Jugend meine C-Lizenz gemacht. Als ich mich im Übergangsbereich von der Jugend zu den Herren befand und eventuell in den Drittligakader von Magdeburg übernommen werden sollte, musste ich eine Entscheidung treffen. Die Chance, dauerhaft im Fußball tätig zu sein, habe ich als Trainer größer eingeschätzt. Das lief dann mit den weiteren Stationen über RB Leipzig, Bayern München II und aktuell Hannover 96 sehr gut.

DFB.de: Sie sind Jugendspieler beim VfL Wolfsburg gewesen. Was fehlte Ihnen für den Sprung in die Bundesliga?

Osterland: Ich habe mir auf und neben dem Feld zu viele Gedanken gemacht. Wenn man versucht, für zehn andere Leute mitzudenken, kann das eine hemmende Wirkung haben. Dadurch war ich zu wenig auf mein eigenes Spiel fokussiert.

DFB.de: Sie haben den Fußbal-Llehrer mit 1,0 abgeschlossen. Um die Frage einmal im Schuljargon zu stellen: Sind Sie ein Streber oder fallen Ihnen gute Noten einfach in den Schoß?

Osterland: Ich bin niemand, der den ganzen Tag in die Bücher schaut. Die gute Note war eher das Resultat eines planvollen Handelns. Aber ob man den Fußball-Lehrer nun mit 1,0 oder 3,0 macht - erst auf dem Platz zeigt sich, ob man ein guter Trainer ist.

DFB.de: In der Saison 2012 / 2013 waren Sie bei der zweiten Mannschaft von Bayern München Co-Trainer von Mehmet Scholl. Wie kam es zu diesem Engagement?

Osterland: Wir haben den Fußballlehrer zusammen gemacht, saßen sogar nebeneinander. Es hat sich schnell eine gute menschliche Ebene und ein guter Austausch über fachliche Themen entwickelt. Als Mehmet das Angebot als Trainer der zweiten Mannschaft erhielt, fragte er mich, ob ich sein Co-Trainer werden möchte.

DFB.de: Ist Bayern München für einen jungen Trainer das ideale Sprungbrett?

Osterland: Natürlich findet Bayern als Plattform eine große Beachtung. Diese Station ist sicherlich hilfreich gewesen. Aber ich hoffe nicht, dass ein Verein mich verpflichtet oder den Vertrag verlängert, weil ich mal bei den Bayern war. Die Arbeit sollte im Vordergrund stehen.

DFB.de: Sie haben bei Bayern München zum Beispiel Spieler wie Emre Can oder Pierre Emile Højbjerg trainiert, die mittlerweile sehr erfolgreiche Profis sind. Haben Sie als Trainer sofort erkannt, dass es diese Spieler weiter bringen würden als die meisten anderen?

Osterland: Erst einmal fällt das fußballerische Talent ins Auge. Das bekamen diese Spieler in die Wiege gelegt. Wichtig ist aber auch die Eigenmotivation. Junge Spieler müssen immer den Willen haben, besser zu werden und dürfen niemals nachlassen.

DFB.de: Erkennt ein Trainer dies unter anderem daran, dass ein Spieler der erste auf dem Trainingsplatz ist und später der letzte, der den Platz wieder verlässt?

Osterland: Könnte man so sagen. Bin ich bereit, an meinen fußballerischen Stärken und Schwächen zu arbeiten? Bin ich bereit, an meinen athletischen Stärken und Schwächen zu arbeiten? Bereite ich mich professionell auf das Training vor? Bin ich länger vor Ort als andere? Lasse ich mich auch behandeln beziehungsweise pflegen, wenn ich keine Verletzung oder Schmerzen habe? All das hat Einfluss darauf, ob es ein Spieler zu den Profis schafft oder nicht.

DFB.de: In München waren Sie Co-Trainer, in Hannover sind Sie nun Cheftrainer. Inwiefern mussten Sie Ihre Arbeitsweise dadurch ändern?

Osterland: Ich hatte immer einen engen Austausch mit Mehmet Scholl. Wir haben vieles gemeinsam vor- und nachbereitet. Das war eine gute Lehre. Allzu viel musste ich nicht umstellen.

DFB.de: Konnten Sie als Co-Trainer vielleicht eher noch der Kumpel der Spieler sein?

Osterland: Sicherlich ist ein Co-Trainer etwas näher dran an der Mannschaft, hat auch neben dem Platz mehr mit den Spielern zu tun. Als Cheftrainer vermeidet man das eher. Es wäre allerdings Unsinn, sich durch die Distanz zu den Spielern Autorität zu erarbeiten. Entweder bin ich fachlich gut oder nicht.

DFB.de: Ist es merkwürdig, wenn Ihre Spieler manchmal älter sind als Sie selber?

Osterland: Sicherlich muss man in diese Rolle erst einmal hineinwachsen. Das war bereits in München so. Wir hatten zum Beispiel erfahrene Spieler wie Altin Lala oder Stefan Buck. Von daher bin ich das bereits gewohnt. Für die Spieler ist es ohnehin nur wichtig, dass der Trainer ihnen Dinge vermittelt, die sie besser machen.

DFB.de: Ihr Vertrag in Hannover läuft im Sommer aus. Wie sehen Ihre weiteren Planungen aus?

Osterland: Gerade in meinem Alter ist das Traineramt einer U 23 eines Bundesligavereins ein richtig guter Job. Ich arbeite gerne langfristig an so einem Projekt. Ich gehe davon aus, dass der Klub in nächster Zeit auf mich zukommt. Ich fühle mich in Hannover sportlich und privat sehr wohl.

DFB.de:

Und Ihr langfristiges Ziel ist die Bundesliga?

Osterland: Das ist ein Fernziel, welches sich aber mittelfristig kaum umsetzen lässt. Da bin ich ein Realist. Eine U 23 eines Bundesligavereins zu trainieren, ist kurz- und mittelfristig eine tolle Aufgabe für mich.