Silvia Neid: "Wir haben es in unserer Hand"

Keine Verschnaufpause für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Das Team von DFB-Trainerin Silvia Neid eilt von einer Herausforderung zur nächsten. Heute (seit 11 Uhr MESZ, Olympiaprogramm im ZDF) trifft ihre Mannschaft auf Nordkorea.

Mit einem Sieg oder einem Unentschieden würde die DFB-Auswahl sicher ins Viertelfinale einziehen. Die Ausgangslage ist günstig, aber dennoch warnt Silvia Neid im dfb.de-Gespräch der Woche mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer davor, den Gegner und die Belastung zu unterschätzen.

Frage: Silvia Neid, zieht die deutsche Mannschaft ins Viertelfinale der Olympischen Spiele ein?

Silvia Neid (schmunzelt): Am liebsten schon. Das haben wir uns vorgenommen, das ist das Ziel. Dafür werden wir alles Erdenkliche tun. Aber versprechen kann ich das nicht, dazu ist die bevorstehende Aufgabe zu schwierig.

Frage: Wie schätzen Sie denn Ihre Chancen ein?

Silvia Neid: Wir haben uns eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet. Darum bin ich schon einmal sehr froh, schließlich wussten wir seit der Auslosung, wie schwer diese Gruppe sein wird. Aber wir haben es in unserer Hand und sind nicht von den Ergebnissen anderer Spiele abhängig. Mit einem Sieg oder Unentschieden sind wir sicher weiter. Doch das wird noch ein ganz harter Brocken gegen Nordkorea, da stehen uns noch einmal sehr, sehr intensive 90 Minuten bevor.

Frage: Was schätzen Sie an den Nordkoreanerinnen?

Silvia Neid: Vieles. Nordkorea ist eine der aufstrebenden Nationen im Frauenfußball. Wie sie die U 20-Weltmeisterschaft 2006 gewonnen haben, das war absolut beeindruckend. Auch unser Spiel im WM-Viertelfinale im vergangenen Jahr ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Das war eine hauchdünne Angelegenheit. Bis zu unserem 2:0 hätte die Partie jederzeit kippen können. Die Nordkoreanerinnen stehen völlig zu Recht in der absoluten Weltspitze.

Frage: Sie haben die bisherigen zwei Spiele der Nordkoreanerinnen hier bei den Olympischen Spielen beobachtet. Was ist Ihnen aufgefallen?

Silvia Neid: Die Erkenntnisse, die wir hier gesammelt haben, decken sich mit denen, die wir schon zuvor hatten. Die Nordkoreanerinnen spielen sehr diszipliniert und sind gut organisiert, das ist Rasenschach, was sie zeigen. Außerdem ist jede einzelne Spielerin von denen agil, wendig und laufstark. Die haben gegen Brasilien, obwohl sie 0:2 zurücklagen, bis zum Schluss nicht nachgelassen. Das ist ein Team, das seinen Gegner in allen Belangen fordert.

Frage: Das klingt nicht so, als könnten Sie irgendwelche Spielerinnen am Dienstag schonen.

Silvia Neid: Richtig, das können wir uns nicht erlauben. Gegen Nordkorea muss man in Bestbesetzung und in Topform antreten, alles andere wäre fahrlässig.

Frage: Wäre denn eine Verschnaufpause für die eine oder andere Spielerin notwendig?

Silvia Neid: Ich habe diesbezüglich bis jetzt keine Signale von Spielerinnen oder unserer medizinischen Abteilung erhalten. Wir wussten ja, was auf uns zukommt. Entsprechend haben wir uns vorbereitet und entsprechend haben wir das Trainingsprogramm hier zwischen den Spielen heruntergefahren. Außerdem ist die Belastung für alle Mannschaften gleich, da gibt es keinen Vorteil oder Nachteil für das eine oder andere Team.

Frage: Dennoch müssen Sie hier ein hartes Programm absolvieren.

Silvia Neid: Ja, das stimmt, das ist aber eher eine grundsätzliche Frage. Im optimalen Fall absolvieren wir hier innerhalb von 15 Tagen sechs Spiele. Die Begegnungen finden auf allerhöchstem sportlichen Niveau statt. Und das bei enormer Hitze, Schwüle und Stickigkeit. Das ist schon eine extreme Belastung für jede Spielerinnen. Für die Zukunft würde ich es daher sinnvoll halten, sich zu überlegen, wie man das ganze ein wenig entzerrt. Da wäre der eine oder andere Ruhetag mehr sicherlich hilfreich gewesen. Oder vielleicht lässt man größere Kader zu, mit einem 18-köpfigen Aufgebot ist man bei einem solchen Turnier doch eher dünn besetzt.

Frage: Der Angriff wurde zuletzt kritisiert, weil erst ein Tor erzielt werden konnte. Hätten Sie gerne im Sturm Optionen?

Silvia Neid: Nein, wir sind in der Offensive sehr gut besetzt. Ich bewerte die Angreiferinnen auch nicht nur nach ihren Toren. Sie erarbeiten sich ja nicht nur ihre Chancen, sondern rackern und kämpfen für die Mannschaft. Wenn sie so weiter machen, werden sie auch wieder treffen, da bin ich mir ganz sicher.

Frage: Vorausgesetzt Sie qualifizieren sich für das Viertelfinale, gibt es dafür einen bevorzugten Gegner?

Silvia Neid: Es gibt sicherlich Mannschaften, die liegen uns besser als andere, aber bei einem so hochkarätig besetzten Wettbewerb wie den Olympischen Spielen darf man nicht erwarten, dass man in der Runde der letzten Acht auf einen angenehmen Gegner trifft. Man sieht das ja schon, wenn man den aktuellen Tabellenstand als Grundlage nimmt. Als Sieger unserer Gruppe würden wir auf den Zweiten der Gruppe G treffen, das ist derzeit die USA. Als Zweiter würden wir es mit dem Zweiten der Gruppe E zu tun bekommen, also mit Schweden oder Kanada. Und wenn wir als Gruppen-Dritter weiterkommen würden, wäre ein Gruppen-Sieger der anderen Gruppen unser Gegner, also Norwegen oder China. Also, wie es auch kommt, man würde auf jeden Fall auf ein weiteres Weltklasse-Team treffen. Aber das wären wir nach dieser Vorrunde ja schon gewohnt.

Frage: Schauen Sie denn derzeit schon auf mögliche Gegner im Viertelfinale?

Silvia Neid: Sich schlau über die teilnehmenden Nationen zu machen, gehört zu den Hausaufgaben, die man im Vorfeld eines solchen Turniers zu erledigen hat. Aktuell arbeiten wir immer nur am nächsten Spiel, am nächsten Gegner. Darauf müssen sich die Spielerinnen fokussieren. Zur Aufgabe des Trainer-Stabs gehört es jedoch, mit Weitsicht zu arbeiten. Dazu gehört es natürlich, sich auf mögliche weitere Gegner vorzubereiten. Deswegen haben wir mit Ralf Peter einen DFB-Trainer als Scout vor Ort. Er beobachtet für uns die Mannschaften, die nicht in unserer Gruppe spielen. Mit ihm werden wir uns dann intensiv austauschen, wenn wir uns für das Viertelfinale qualifiziert haben und den nächsten Gegner kennen. Außerdem werden wir uns zu diesem Gegner noch Video-Material besorgen und uns genauso akribisch auf die nächste Aufgabe vorbereiten wie immer.

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Keine Verschnaufpause für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft. Das Team von DFB-Trainerin Silvia Neid eilt von einer Herausforderung zur nächsten. Heute (seit 11 Uhr MESZ, Olympiaprogramm im ZDF) trifft ihre Mannschaft auf Nordkorea.

Mit einem Sieg oder einem Unentschieden würde die DFB-Auswahl sicher ins Viertelfinale einziehen. Die Ausgangslage ist günstig, aber dennoch warnt Silvia Neid im dfb.de-Gespräch der Woche mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer davor, den Gegner und die Belastung zu unterschätzen.

Frage: Silvia Neid, zieht die deutsche Mannschaft ins Viertelfinale der Olympischen Spiele ein?

Silvia Neid (schmunzelt): Am liebsten schon. Das haben wir uns vorgenommen, das ist das Ziel. Dafür werden wir alles Erdenkliche tun. Aber versprechen kann ich das nicht, dazu ist die bevorstehende Aufgabe zu schwierig.

Frage: Wie schätzen Sie denn Ihre Chancen ein?

Silvia Neid: Wir haben uns eine sehr gute Ausgangsposition erarbeitet. Darum bin ich schon einmal sehr froh, schließlich wussten wir seit der Auslosung, wie schwer diese Gruppe sein wird. Aber wir haben es in unserer Hand und sind nicht von den Ergebnissen anderer Spiele abhängig. Mit einem Sieg oder Unentschieden sind wir sicher weiter. Doch das wird noch ein ganz harter Brocken gegen Nordkorea, da stehen uns noch einmal sehr, sehr intensive 90 Minuten bevor.

Frage: Was schätzen Sie an den Nordkoreanerinnen?

Silvia Neid: Vieles. Nordkorea ist eine der aufstrebenden Nationen im Frauenfußball. Wie sie die U 20-Weltmeisterschaft 2006 gewonnen haben, das war absolut beeindruckend. Auch unser Spiel im WM-Viertelfinale im vergangenen Jahr ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Das war eine hauchdünne Angelegenheit. Bis zu unserem 2:0 hätte die Partie jederzeit kippen können. Die Nordkoreanerinnen stehen völlig zu Recht in der absoluten Weltspitze.

Frage: Sie haben die bisherigen zwei Spiele der Nordkoreanerinnen hier bei den Olympischen Spielen beobachtet. Was ist Ihnen aufgefallen?

Silvia Neid: Die Erkenntnisse, die wir hier gesammelt haben, decken sich mit denen, die wir schon zuvor hatten. Die Nordkoreanerinnen spielen sehr diszipliniert und sind gut organisiert, das ist Rasenschach, was sie zeigen. Außerdem ist jede einzelne Spielerin von denen agil, wendig und laufstark. Die haben gegen Brasilien, obwohl sie 0:2 zurücklagen, bis zum Schluss nicht nachgelassen. Das ist ein Team, das seinen Gegner in allen Belangen fordert.

Frage: Das klingt nicht so, als könnten Sie irgendwelche Spielerinnen am Dienstag schonen.

Silvia Neid: Richtig, das können wir uns nicht erlauben. Gegen Nordkorea muss man in Bestbesetzung und in Topform antreten, alles andere wäre fahrlässig.

Frage: Wäre denn eine Verschnaufpause für die eine oder andere Spielerin notwendig?

Silvia Neid: Ich habe diesbezüglich bis jetzt keine Signale von Spielerinnen oder unserer medizinischen Abteilung erhalten. Wir wussten ja, was auf uns zukommt. Entsprechend haben wir uns vorbereitet und entsprechend haben wir das Trainingsprogramm hier zwischen den Spielen heruntergefahren. Außerdem ist die Belastung für alle Mannschaften gleich, da gibt es keinen Vorteil oder Nachteil für das eine oder andere Team.

Frage: Dennoch müssen Sie hier ein hartes Programm absolvieren.

Silvia Neid: Ja, das stimmt, das ist aber eher eine grundsätzliche Frage. Im optimalen Fall absolvieren wir hier innerhalb von 15 Tagen sechs Spiele. Die Begegnungen finden auf allerhöchstem sportlichen Niveau statt. Und das bei enormer Hitze, Schwüle und Stickigkeit. Das ist schon eine extreme Belastung für jede Spielerinnen. Für die Zukunft würde ich es daher sinnvoll halten, sich zu überlegen, wie man das ganze ein wenig entzerrt. Da wäre der eine oder andere Ruhetag mehr sicherlich hilfreich gewesen. Oder vielleicht lässt man größere Kader zu, mit einem 18-köpfigen Aufgebot ist man bei einem solchen Turnier doch eher dünn besetzt.

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Frage: Der Angriff wurde zuletzt kritisiert, weil erst ein Tor erzielt werden konnte. Hätten Sie gerne im Sturm Optionen?

Silvia Neid: Nein, wir sind in der Offensive sehr gut besetzt. Ich bewerte die Angreiferinnen auch nicht nur nach ihren Toren. Sie erarbeiten sich ja nicht nur ihre Chancen, sondern rackern und kämpfen für die Mannschaft. Wenn sie so weiter machen, werden sie auch wieder treffen, da bin ich mir ganz sicher.

Frage: Vorausgesetzt Sie qualifizieren sich für das Viertelfinale, gibt es dafür einen bevorzugten Gegner?

Silvia Neid: Es gibt sicherlich Mannschaften, die liegen uns besser als andere, aber bei einem so hochkarätig besetzten Wettbewerb wie den Olympischen Spielen darf man nicht erwarten, dass man in der Runde der letzten Acht auf einen angenehmen Gegner trifft. Man sieht das ja schon, wenn man den aktuellen Tabellenstand als Grundlage nimmt. Als Sieger unserer Gruppe würden wir auf den Zweiten der Gruppe G treffen, das ist derzeit die USA. Als Zweiter würden wir es mit dem Zweiten der Gruppe E zu tun bekommen, also mit Schweden oder Kanada. Und wenn wir als Gruppen-Dritter weiterkommen würden, wäre ein Gruppen-Sieger der anderen Gruppen unser Gegner, also Norwegen oder China. Also, wie es auch kommt, man würde auf jeden Fall auf ein weiteres Weltklasse-Team treffen. Aber das wären wir nach dieser Vorrunde ja schon gewohnt.

Frage: Schauen Sie denn derzeit schon auf mögliche Gegner im Viertelfinale?

Silvia Neid: Sich schlau über die teilnehmenden Nationen zu machen, gehört zu den Hausaufgaben, die man im Vorfeld eines solchen Turniers zu erledigen hat. Aktuell arbeiten wir immer nur am nächsten Spiel, am nächsten Gegner. Darauf müssen sich die Spielerinnen fokussieren. Zur Aufgabe des Trainer-Stabs gehört es jedoch, mit Weitsicht zu arbeiten. Dazu gehört es natürlich, sich auf mögliche weitere Gegner vorzubereiten. Deswegen haben wir mit Ralf Peter einen DFB-Trainer als Scout vor Ort. Er beobachtet für uns die Mannschaften, die nicht in unserer Gruppe spielen. Mit ihm werden wir uns dann intensiv austauschen, wenn wir uns für das Viertelfinale qualifiziert haben und den nächsten Gegner kennen. Außerdem werden wir uns zu diesem Gegner noch Video-Material besorgen und uns genauso akribisch auf die nächste Aufgabe vorbereiten wie immer.