Silvia Neid: "Es wird schwer, gegen uns zu gewinnen"

DFB.de: Würden Sie sagen, dass Ihr Team für das Spanien-Spiel gewappnet ist?

Neid: Am liebsten würde ich morgen gegen die Spanierinnen spielen - damit wir unseren Zwei-Tages-Spielrhythmus beibehalten können. (lacht) Aber im Ernst: Wenn wir an die Leistungen vom Algarve Cup anknüpfen können, dann wird es schwer, gegen uns zu gewinnen. Ich hoffe, dass wir gegen Spanien genauso konzentriert und fokussiert zur Sache gehen wie in Portugal. Die EM-Qualifikation ist in diesem Jahr unser großes Ziel. Wir wollen uns direkt für die Endrunde 2013 in Schweden qualifizieren, das würde nämlich bedeuten, dass wir im Oktober zwei Termine frei hätten für Testspiele. Dafür würden wir uns dann um Gegner bemühen, die ein Kaliber haben, vergleichbar dem der Gegner hier beim Algarve Cup.

DFB.de: Zum Schluss doch noch mal zu den Ergebnisse: Sie haben doch insofern ein Gutes, dass man sich jetzt eher an die anderen hochkarätigen Gegner herantraut?

Neid: Das habe ich ja schon gesagt. Die Siege stärken das Selbstvertrauen. Aber wir haben ja auch sehr hohe Ansprüche an uns selbst. Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen. Und das wird auch so bleiben.

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Einen Pokal und wertvolle Erkenntnisse nimmt DFB-Trainerin Silvia Neid vom Algarve Cup mit. Denn mit dem zweiten Sieg beim Traditionsturnier der Weltklasse nach 2006 hat die deutsche Frauen-Nationalmannschaft nicht nur einen großen sportlichen Erfolg gefeiert, sondern auch einen eindrucksvollen Beweis ihrer Leistungsfähigkeit abgeliefert. Gerade nach der verpatzten Heim-WM mit dem Aus im Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister ist das wichtig.

Kein Wunder also, dass Silvia Neid sehr zufrieden die Heimreise von Portugal zurück nach Deutschland angetreten hat. Im DFB.de-Gespräch mit Redakteur Niels Barnhofer zieht die Bundestrainerin eine Bilanz der Zeit an der Südküste Portugals und schaut voraus auf die nächsten Ziele in der EM-Qualifikation.

DFB.de: Silvia Neid, herzlichen Glückwunsch zum Gewinn des Algarve Cups. Sind Sie zufrieden mit der Leistung Ihrer Mannschaft?

Silvia Neid: Auf jeden Fall, ich bin sehr zufrieden. Meine Erwartungen sind übertroffen worden. Hätte man mir das vor dem Turnier gesagt, dass wir hier solche Leistungen zeigen, wäre ich zumindest skeptisch gewesen.

DFB.de: Wie wichtig ist der Turniersieg?

Neid: Der Turniersieg ist sehr schön. Er ist etwas für das Selbstvertrauen. Wir haben hier immerhin den amtierenden Weltmeister Japan und den WM-Dritten Schweden geschlagen.

DFB.de: Das klingt, als würde ein Aber kommen?

Neid: Ja, genau. Wir sind hier hergefahren und haben gesagt, dass die Ergebnisse nicht das Wichtigste sind. Deswegen möchte ich mich jetzt auch nicht hinstellen und in meinem Fazit an erster Stelle mit Platzierung und Resultaten argumentieren.

DFB.de: Womit wollen Sie anfangen?

Neid: Uns ging es hauptsächlich darum, das Turnier zu nutzen, um wertvolle Erkenntnisse zu sammeln. Und davon haben wir hier jede Menge erhalten.

DFB.de: Welche zum Beispiel?

Neid: Da bitte ich um Verständnis, dass ich nicht zu sehr ins Detail gehen möchte. Aber wir wollten natürlich den Leistungsstand unserer Spielerinnen überprüfen. Da haben uns die Spielerinnen sehr viel Positives angeboten. Wir konnten uns hier im Turnierverlauf von Spiel zu Spiel steigern. Es ist einfach schön, diese Entwicklung zu sehen, darauf kann man aufbauen.

DFB.de: Möchten Sie Namen nennen?

Neid: Gerne! Wir hatten ja einige Ausfälle zu verzeichnen: Kim Kulig, Simone Laudehr, Inka Grings, Martina Müller und Tabea Kemme sind auf Grund ihrer Verletzungen gar nicht erst mitgereist. Dann hatten wir noch einige Ausfälle vor Ort zu verkraften. Nadine Angerer und Lira Bajramaj konnten gar nicht spielen - Bianca Schmidt, Dzsenifer Marozsan und zuletzt Linda Bresonik fehlten phasenweise. Das war natürlich die Chance für andere, sich zu beweisen oder Verantwortung zu übernehmen. So war Melanie Behringer hier eine tolle Spielführerin. Oder Viola Odebrecht hat auf der Position sechs auf sich aufmerksam gemacht, sie ist topfit, war der Dreh- und Angelpunkt in unserem Spiel. Und natürlich hat Celia Okoyino da Mbabi einen tollen Eindruck hinterlassen. Je drei Tore gegen Schweden und Japan zu erzielen, spricht für ihre Klasse.

DFB.de: Konnte sich jemand aus der zweiten Reihe aufdrängen?

Neid: Es haben alle Spielerinnen, die einsatzfähig waren, auch Spielzeit erhalten. Wir konnten sehen, dass sich alle auf einem hohen Niveau bewegen. Nach Einwechslungen konnte das Level gehalten werden. Das ist ein gutes Zeichen.

DFB.de: Wie haben sich die jungen Spielerinnen geschlagen?

Neid: Sehr gut. Lena Lotzen hatten wir zum ersten Mal dabei, und sie hat sich sehr gut eingeführt. Wir hatten uns entschieden, sie ins kalte Wasser zu werfen, damit sie auch mal ein Gefühl dafür erhält, was auf diesem Niveau gefordert ist, wie schnell und athletisch gespielt wird. Dafür ist ein Turnier wie der Algarve Cup genau richtig. Auch Luisa Wensing hat ihr Debüt gefeiert, Svenja Huth und Dzsenifer Marozsan konnten wertvolle Erfahrungen sammeln. Almuth Schult und Josephine Henning haben hier viermal über 90 Minuten gespielt. Also: Die nehmen hier alle etwas mit nach Hause. Das freut mich, dass wir das ermöglichen konnten.

DFB.de: Josephine Henning hat mit Annike Krahn in allen vier Spielen die Innenverteidigung gebildet. Ist das ein Wink für das Spanien-Spiel am 31. März, wenn Saskia Bartusiak gesperrt ist?

Neid: Wir hatten gesagt, dass wir den Ernstfall proben wollten. Das ist gelungen. Was wir an Annike Krahn haben, wissen wir schon seit langem. Aber auch Josephine Henning hat sich als Alternative angeboten, sie hat hier von Anfang an einen guten Eindruck hinterlassen und sich durch gute Leistung gegen unterschiedliche Spielerinnentypen einen Einsatz nach dem anderen verdient. Das erweitert unsere Möglichkeiten für das Spanien-Spiel. Aber bis dahin sind es noch knapp drei Wochen. Mal sehen, wer dann zur Verfügung steht. Dann werden wir uns sehr genau überlegen, wer wo spielt.

DFB.de: Wie bewerten Sie in diesem Zusammenhang die Leistung von Saskia Bartusiak in Portugal?

Neid: Sie wusste, dass sie hier das Mädchen für alles sein würde. Das hatten wir vorher mit ihr besprochen. Klar war, dass wir für sie eine Vertreterin für das Spanien-Spiel suchen wollten. Diese Rolle hat sie angenommen und klasse umgesetzt. Sie war diejenige, die auf verschiedenen Positionen eingesprungen ist, wenn andere eine Pause brauchten. Sie hat sich damit voll in den Dienst der Mannschaft gestellt, das war vorbildlich und sehr professionell.

DFB.de: Sie haben drei Spiele zu Null gewonnen. Wie groß ist daran das Verdienst der Doppelsechs?

Neid: Natürlich hatten Viola Odebrecht und Lena Goeßling ihren Anteil daran. Ich habe viel Gutes von den beiden gesehen. Auch das freut mich natürlich. Schließlich fehlte uns auf dieser Position mit Kim Kulig und Simone Laudehr die WM-Besetzung.

DFB.de: Würden Sie sagen, dass Ihr Team für das Spanien-Spiel gewappnet ist?

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Neid: Am liebsten würde ich morgen gegen die Spanierinnen spielen - damit wir unseren Zwei-Tages-Spielrhythmus beibehalten können. (lacht) Aber im Ernst: Wenn wir an die Leistungen vom Algarve Cup anknüpfen können, dann wird es schwer, gegen uns zu gewinnen. Ich hoffe, dass wir gegen Spanien genauso konzentriert und fokussiert zur Sache gehen wie in Portugal. Die EM-Qualifikation ist in diesem Jahr unser großes Ziel. Wir wollen uns direkt für die Endrunde 2013 in Schweden qualifizieren, das würde nämlich bedeuten, dass wir im Oktober zwei Termine frei hätten für Testspiele. Dafür würden wir uns dann um Gegner bemühen, die ein Kaliber haben, vergleichbar dem der Gegner hier beim Algarve Cup.

DFB.de: Zum Schluss doch noch mal zu den Ergebnisse: Sie haben doch insofern ein Gutes, dass man sich jetzt eher an die anderen hochkarätigen Gegner herantraut?

Neid: Das habe ich ja schon gesagt. Die Siege stärken das Selbstvertrauen. Aber wir haben ja auch sehr hohe Ansprüche an uns selbst. Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen. Und das wird auch so bleiben.