Silvia Neid: "Die EURO verspricht Spannung pur"

Frage: Die Partien bei der EURO sind die letzten Pflichtspiele für die DFB-Auswahl vor der WM 2011. Haben Sie das bereits im Hinterkopf?

Neid: Die WM 2011 ist durch die intensive Arbeit von Steffi Jones und ihres WM-Organisationskomitees sicherlich schon jetzt zu einem großen Thema in der Öffentlichkeit geworden. Und selbstverständlich hat sich dieses Megaereignis auch bei mir mehr als nur im Hinterkopf eingenistet. Aber rein sportlich gesprochen werden wir die EURO nicht zu Testzwecken für die WM 2011 benutzen, in dem Sinn, dass wir dort jungen Spielerinnen Bewährungschancen geben. Wir werden mit der bestmöglichen Mannschaft bei der EURO antreten.

Frage: Haben Sie für 2011 schon einen Masterplan?

Neid: Es stimmt schon, dass wir keine Pflichtspiele nach der EURO mehr haben. Aber wir werden uns bemühen, starke Gegner für Länderspiele zu finden. Wir brauchen Gegner, die uns fordern, von denen wir lernen können, die uns zeigen, woran wir noch arbeiten müssen. Das ist nicht nur sportlich sinnvoll, sondern auch ganz im Sinne unserer Fans. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die Länderspiele im kommenden Frühjahr. Die Partien gegen China am 25. Februar in Bielefeld und gegen Brasilien am 22. April in Frankfurt werden sowohl für die Mannschaft als auch für die Zuschauer sehr reizvoll sein.

Frage: Wie geht es personell weiter?

Neid: Was die Personalplanungen angeht, werden wir weiterhin den Weg beibehalten, den wir schon seit Jahren gehen. Wir verfolgen ein klares Leistungsprinzip ohne dabei die Weitsicht zu verlieren. Das heißt, wir versuchen sukzessive junge Spielerinnen einzubinden. Wir werden jedoch keinen Umbruch erzwingen, es wird auch in Zukunft keine Spielerin nur wegen ihres Alters nominiert oder nicht nominiert.

Frage: Wie sind Sie mit dem deutschen Nachwuchs zufrieden?

Neid: Auf ihn kann man bauen. Schon in den vergangenen Jahren konnten wir einige Talente in die Nationalmannschaft integrieren. Spielerinnen wie Lira Bajramaj, Babett Peter, Melanie Behringer, Simone Laudehr oder Annike Krahn gehören ja mittlerweile zum festen Stamm der Nationalmannschaft. Und ich bin auch ganz zuversichtlich, dass weitere Spielerinnen nachkommen. Wie viel Potenzial unsere Juniorinnen haben, konnte man ja zuletzt bei der U 17- und U 20-Weltmeisterschaft sehen. Nicht nur die Platzierungen mit jeweils Rang drei machen mich zuversichtlich, sondern auch die gezeigten Leistungen.

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Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat nach der WM-Titelverteidigung 2007 auch in diesem Jahr wieder für sportliche Höhepunkte gesorgt. Mit dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Peking und der souveränen Qualifikation für die EM 2009 in Finnland verbuchte die DFB-Auswahl im zu Ende gehenden Jahr beachtliche Erfolge.

Und so soll es auch 2009 weitergehen. DFB-Trainerin Silvia Neid schaut im DFB.de-Exklusivinterview mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer zurück, blickt nach vorne in Richtung EURO und sagt, welche Perspektiven der DFB-Nachwuchs hat.

Frage: Silvia Neid, das Jahr neigt sich dem Ende zu. Werden Sie sich in den kommenden Tagen noch einmal zurücklehnen und eine Bilanz der vergangenen zwölf Monate ziehen?

Silvia Neid: Ich glaube schon. Es bleibt ja nicht aus, dass man das abgelaufene Jahr noch einmal Revue passieren lässt, wenn man zum Jahresende im Freundes- und Verwandtenkreis zusammensitzt. Aber es wird nicht im Sinne einer sportlichen Analyse geschehen, das ist ja unsere tägliche Arbeit, die wir im Trainer-Team der Frauen-Nationalmannschaft zu leisten haben.

Frage: An welche Bilder von Ihrer Mannschaft aus dem Jahr 2008 werden Sie denn denken, wenn Sie ganz privat in Erinnerungen schwelgen?

Neid: Da gibt es jede Menge Szenen, die mir durch den Kopf gehen. Wir haben in diesem Jahr wieder viel Zeit miteinander verbracht, 16 Länderspiele bestritten, da bleibt natürlich vieles hängen. Und in der Hauptsache sind es positive und schöne Erinnerungen. Absoluter Höhepunkt war natürlich die Teilnahme an den Olympischen Spielen und der Gewinn der Bronze-Medaille. Die erfolgreiche Qualifikation für die EURO 2009 fällt mir unweigerlich ein. Aber auch der Abschied von Silke Rottenberg, Renate Lingor und Sandra Smisek aus der Nationalmannschaft sind Ereignisse, die mir präsent sind.

Frage: Und wie fällt das sportliche Fazit aus?

Neid: Ich bin mit diesem Jahr sehr zufrieden. Wir haben die Ziele erreicht, die wir uns gesteckt haben. Natürlich hätten wir bei Olympia gerne die Gold-Medaille geholt, aber unser Ziel war es, überhaupt eine Medaille zu gewinnen. Angesichts der Leistungsdichte in dem Teilnehmerfeld und der Auslosung ist es keine Selbstverständlichkeit wieder unter den besten drei Mannschaften zu stehen. Man konnte das ja auch an den Ergebnissen bei Olympia sehen. Da waren einige Überraschungen dabei. Auch wenn ich mich wiederhole: Dieses Turnier war erneut ein Indiz dafür, dass die Weltspitze im Frauenfußball immer enger zusammenrückt.

Frage: Wie bewerten Sie die Qualifikation zur EURO?

Neid: Für die Leistungen in der Qualifikation muss ich meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Sie war absolut konzentriert bei der Sache und hat die Erwartungen mit acht Siegen in acht Spielen vollauf erfüllt. Um dieses Ergebnis zu bewerten kann man ruhig einmal auf die anderen Gruppen schauen. In der Qualifikation ungeschlagen zu bleiben, hat sonst nur Schweden geschafft.

Frage: Welche Schlüsse können daraus für das Turnier im kommenden August gezogen werden?

Neid: Fakt ist, dass die Europameisterschaft das am besten besetzte kontinentale Turnier ist. Die zwölf teilnehmenden Mannschaft stehen alle unter den Top 20 der FIFA-Weltrangliste. Dieser Umstand allein dokumentiert die Leistungsdichte in Europa. Die EURO verspricht Spannung pur.

Frage: Mit welchen Erwartungen fahren Sie zur EM nach Finnland?

Neid: Nun, man kann nicht unbedingt sagen, dass wir Losglück bei der Auslosung gehabt hätten. Mit Norwegen, Frankreich und Island haben wir die stärkste Gruppe erwischt. Entsprechend formulieren wir unsere Ziele. Zunächst einmal müssen wir uns intensiv auf das Turnier vorbereiten, es gilt, von der ersten Minute an voll da zu sein, schließlich treffen wir in Norwegen gleich im Auftaktspiel auf einen Titelfavoriten. Frankreich ist ebenfalls ein Spitzenteam und Island kann jedem Gegner ein Bein stellen. Insofern liegt unser erstes Augenmerk darauf, die Vorrunde zu überstehen. Wir gehen die Sache Schritt für Schritt an. Grundsätzlich wollen wir unter die besten Vier kommen. Und wenn wir das schaffen, dann ist alles möglich.

Frage: Als amtierender Welt- und Europameister geben Sie nicht den Titelgewinn als Ziel aus?

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Neid: Nein. Natürlich wollen wir immer gewinnen und jeden Titel holen, aber das geht nicht einfach so auf Bestellung. Jeden Erfolg muss man sich hart erarbeiten. Es ist ja allein schon deshalb jedes Mal eine neue Herausforderung, weil sich das Team permanent verändert. Die Mannschaft, mit der wir die EURO 2009 spielen werden, wird ein anderes Gesicht haben, als die, mit der wir die WM 2007 gespielt haben. Seither haben wir gestandene Spielerinnen wie Sandra Minnert, Silke Rottenberg, Renate Lingor oder Sandra Smisek verloren. Diese Spielerinnen haben große Fußspuren hinterlassen, da müssen andere erst hineinwachsen. Was sie geleistet haben, ist enorm. Vielleicht erweckt die Fülle der Titel, die die deutsche Frauen-Nationalmannschaft geholt hat, den Eindruck, dass sie mit einer gewissen Leichtigkeit geholt werden. Aber dem ist nicht so. Das war in der Vergangenheit nicht so – und in der Zukunft wird das auch nicht so sein. Denn der Frauenfußball hat sich in den vergangenen Jahr sehr gut entwickelt – in allen Bereichen, von der Athletik bis zur Technik. Die Konkurrenz wächst. Auch weil immer mehr Verbände den Frauenfußball stärker fördern.

Frage: Die Partien bei der EURO sind die letzten Pflichtspiele für die DFB-Auswahl vor der WM 2011. Haben Sie das bereits im Hinterkopf?

Neid: Die WM 2011 ist durch die intensive Arbeit von Steffi Jones und ihres WM-Organisationskomitees sicherlich schon jetzt zu einem großen Thema in der Öffentlichkeit geworden. Und selbstverständlich hat sich dieses Megaereignis auch bei mir mehr als nur im Hinterkopf eingenistet. Aber rein sportlich gesprochen werden wir die EURO nicht zu Testzwecken für die WM 2011 benutzen, in dem Sinn, dass wir dort jungen Spielerinnen Bewährungschancen geben. Wir werden mit der bestmöglichen Mannschaft bei der EURO antreten.

Frage: Haben Sie für 2011 schon einen Masterplan?

Neid: Es stimmt schon, dass wir keine Pflichtspiele nach der EURO mehr haben. Aber wir werden uns bemühen, starke Gegner für Länderspiele zu finden. Wir brauchen Gegner, die uns fordern, von denen wir lernen können, die uns zeigen, woran wir noch arbeiten müssen. Das ist nicht nur sportlich sinnvoll, sondern auch ganz im Sinne unserer Fans. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die Länderspiele im kommenden Frühjahr. Die Partien gegen China am 25. Februar in Bielefeld und gegen Brasilien am 22. April in Frankfurt werden sowohl für die Mannschaft als auch für die Zuschauer sehr reizvoll sein.

Frage: Wie geht es personell weiter?

Neid: Was die Personalplanungen angeht, werden wir weiterhin den Weg beibehalten, den wir schon seit Jahren gehen. Wir verfolgen ein klares Leistungsprinzip ohne dabei die Weitsicht zu verlieren. Das heißt, wir versuchen sukzessive junge Spielerinnen einzubinden. Wir werden jedoch keinen Umbruch erzwingen, es wird auch in Zukunft keine Spielerin nur wegen ihres Alters nominiert oder nicht nominiert.

Frage: Wie sind Sie mit dem deutschen Nachwuchs zufrieden?

Neid: Auf ihn kann man bauen. Schon in den vergangenen Jahren konnten wir einige Talente in die Nationalmannschaft integrieren. Spielerinnen wie Lira Bajramaj, Babett Peter, Melanie Behringer, Simone Laudehr oder Annike Krahn gehören ja mittlerweile zum festen Stamm der Nationalmannschaft. Und ich bin auch ganz zuversichtlich, dass weitere Spielerinnen nachkommen. Wie viel Potenzial unsere Juniorinnen haben, konnte man ja zuletzt bei der U 17- und U 20-Weltmeisterschaft sehen. Nicht nur die Platzierungen mit jeweils Rang drei machen mich zuversichtlich, sondern auch die gezeigten Leistungen.