Seoul 1988: Die einzige Olympia-Medaille

Nur einmal gab's bislang Edelmetall für eine DFB-Auswahl bei Olympischen Spielen - 1988 in Seoul reichte es zu Bronze. So ganz nebenbei war's auch der erste und einzige Sieg für Deutschland bei Fußballturnieren gegen Angstgegner Italien - bis zum Erfolg nach Elfmeterschießen im EM-Viertelfinale vor genau sechs Wochen. Das 3:0 gegen Italien in Südkorea vor 28 Jahren taugt auch als Vorbild für die aktuelle Olympiaauswahl, die in Rio nach der zweiten Medaille greift. Die ist sicher, wenn sie heute (ab 21 Uhr MESZ, live im ZDF) im Halbfinale von São Paulo auch Nigeria bezwingt. DFB.de wirft einen Blick zurück auf die bislang größte olympische Sternstunde einer westdeutschen Männerauswahl.

1988 mit dabei: Ralf Sievers. Der heute 54 Jahre alte Ex-Profi von Eintracht Frankfurt erinnert sich im Gespräch mit DFB.de gern an diesen 30. September 1988: "Das war einmalig. Auch das ganze Drumherum zu erleben, vor allem im Olympischen Dorf." Spätestens als ihm Steffi Graf auf dem Fahrrad entgegen kam, wusste Sievers, dass er auf einer etwas anderen Veranstaltung war: "Die Mensa war 24 Stunden geöffnet, man sah Sportler aus allen Ländern. Da war eine riesige Basketballerin aus Litauen, die stand nur unter dem Korb und hat die Bälle rein gemacht. Mit Laufen war da nicht mehr viel." Auch Jürgen Hingsens Disqualifikation im Zehnkampf wegen mehrerer Fehlstarts ist noch in bester Erinnerung.

Und natürlich das Fußballturnier. Sievers war ein Nachrücker, kam erst im letzten Moment ins Aufgebot und schaute in den ersten fünf Partien nur zu. Nach dem im Elfmeterschießen verlorenen Halbfinale gegen Brasilien, glaubt Sievers, sah der inzwischen verstorbene "Trainer Hannes Löhr die Zeit gekommen, etwas zu ändern". Er belohnte Sievers' gute Trainingsleistungen und stellte ihn im Olympiastadion von Seoul vor 61.000 Zuschauern auf. An seiner Seite mit Jürgen Klinsmann, Frank Mill und Wolfram Wuttke drei Spieler, die schon im Juni an der EM in Deutschland teilgenommen und ebenfalls das Halbfinale - 1:2 gegen die Niederlande - verloren hatten.

"Bronze - das funkelt wie Gold"

Das Spiel in Seoul entwickelte sich unerwartet gut, schon nach 17 Minuten hatten Jürgen Klinsmann und Gerhard Kleppinger eine 2:0-Führung heraus geschossen. Sievers: "Man hatte nie das Gefühl, dass es in die Hose gehen konnte. Es war ein relativ faires Spiel, auch wenn es ordentlich zur Sache ging." Er bekam es mit Colombo vom AC Mailand zu tun, bekannteste Namen im Team der Italiener waren Mauro Tassotti und Andrea Carnevale. Der kommende Münchner Ruggiero Rizzitelli wurde eingewechselt, er sollte dem Spiel eine Wende geben. Aber kurz darauf erhöhte der Leverkusener Christian Schreier auf 3:0. Das war auch der Endstand.

Augenzeuge auf der Tribüne war Teamchef Franz Beckenbauer, der in der Kabine allen die Hand schüttelte. Sievers: "Ich war ganz stolz, dass er meinen Namen kannte." Die Sieger feierten ausgelassen, aber nicht zu lange, denn zu Hause mussten sie gleich wieder in der Bundesliga ran, die extra wegen des Turniers vier Wochen pausierte. Es sollte sich lohnen. Großes Lob erntete vor allem Trainer Löhr. Wolfram Wuttke bilanzierte damals: "Der Hannes nahm auf die Spieler Rücksicht und wir auf ihn. Nach zwei Jahren gemeinsamen Weges halte ich das für eine Sensation. Es gab nie einen internen Krach oder Theater in dieser Elf. Das ist mehr wert als eine Goldmedaille."

Auch der kicker stufte das Ergebnis als erstklassig ein: "Bronze - das funkelt wie Gold!" Es war trotzdem "nur" Bronze. Ralf Sievers kann es bezeugen, irgendwo im Keller hat er die Medaille noch. Natürlich, denn "es war ein Höhepunkt meiner Karriere." Ein Gefühl, dass die Olympioniken von 2016 möglichst bald teilen möchten.

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Nur einmal gab's bislang Edelmetall für eine DFB-Auswahl bei Olympischen Spielen - 1988 in Seoul reichte es zu Bronze. So ganz nebenbei war's auch der erste und einzige Sieg für Deutschland bei Fußballturnieren gegen Angstgegner Italien - bis zum Erfolg nach Elfmeterschießen im EM-Viertelfinale vor genau sechs Wochen. Das 3:0 gegen Italien in Südkorea vor 28 Jahren taugt auch als Vorbild für die aktuelle Olympiaauswahl, die in Rio nach der zweiten Medaille greift. Die ist sicher, wenn sie heute (ab 21 Uhr MESZ, live im ZDF) im Halbfinale von São Paulo auch Nigeria bezwingt. DFB.de wirft einen Blick zurück auf die bislang größte olympische Sternstunde einer westdeutschen Männerauswahl.

1988 mit dabei: Ralf Sievers. Der heute 54 Jahre alte Ex-Profi von Eintracht Frankfurt erinnert sich im Gespräch mit DFB.de gern an diesen 30. September 1988: "Das war einmalig. Auch das ganze Drumherum zu erleben, vor allem im Olympischen Dorf." Spätestens als ihm Steffi Graf auf dem Fahrrad entgegen kam, wusste Sievers, dass er auf einer etwas anderen Veranstaltung war: "Die Mensa war 24 Stunden geöffnet, man sah Sportler aus allen Ländern. Da war eine riesige Basketballerin aus Litauen, die stand nur unter dem Korb und hat die Bälle rein gemacht. Mit Laufen war da nicht mehr viel." Auch Jürgen Hingsens Disqualifikation im Zehnkampf wegen mehrerer Fehlstarts ist noch in bester Erinnerung.

Und natürlich das Fußballturnier. Sievers war ein Nachrücker, kam erst im letzten Moment ins Aufgebot und schaute in den ersten fünf Partien nur zu. Nach dem im Elfmeterschießen verlorenen Halbfinale gegen Brasilien, glaubt Sievers, sah der inzwischen verstorbene "Trainer Hannes Löhr die Zeit gekommen, etwas zu ändern". Er belohnte Sievers' gute Trainingsleistungen und stellte ihn im Olympiastadion von Seoul vor 61.000 Zuschauern auf. An seiner Seite mit Jürgen Klinsmann, Frank Mill und Wolfram Wuttke drei Spieler, die schon im Juni an der EM in Deutschland teilgenommen und ebenfalls das Halbfinale - 1:2 gegen die Niederlande - verloren hatten.

"Bronze - das funkelt wie Gold"

Das Spiel in Seoul entwickelte sich unerwartet gut, schon nach 17 Minuten hatten Jürgen Klinsmann und Gerhard Kleppinger eine 2:0-Führung heraus geschossen. Sievers: "Man hatte nie das Gefühl, dass es in die Hose gehen konnte. Es war ein relativ faires Spiel, auch wenn es ordentlich zur Sache ging." Er bekam es mit Colombo vom AC Mailand zu tun, bekannteste Namen im Team der Italiener waren Mauro Tassotti und Andrea Carnevale. Der kommende Münchner Ruggiero Rizzitelli wurde eingewechselt, er sollte dem Spiel eine Wende geben. Aber kurz darauf erhöhte der Leverkusener Christian Schreier auf 3:0. Das war auch der Endstand.

Augenzeuge auf der Tribüne war Teamchef Franz Beckenbauer, der in der Kabine allen die Hand schüttelte. Sievers: "Ich war ganz stolz, dass er meinen Namen kannte." Die Sieger feierten ausgelassen, aber nicht zu lange, denn zu Hause mussten sie gleich wieder in der Bundesliga ran, die extra wegen des Turniers vier Wochen pausierte. Es sollte sich lohnen. Großes Lob erntete vor allem Trainer Löhr. Wolfram Wuttke bilanzierte damals: "Der Hannes nahm auf die Spieler Rücksicht und wir auf ihn. Nach zwei Jahren gemeinsamen Weges halte ich das für eine Sensation. Es gab nie einen internen Krach oder Theater in dieser Elf. Das ist mehr wert als eine Goldmedaille."

Auch der kicker stufte das Ergebnis als erstklassig ein: "Bronze - das funkelt wie Gold!" Es war trotzdem "nur" Bronze. Ralf Sievers kann es bezeugen, irgendwo im Keller hat er die Medaille noch. Natürlich, denn "es war ein Höhepunkt meiner Karriere." Ein Gefühl, dass die Olympioniken von 2016 möglichst bald teilen möchten.

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