Selbherr: "Der DFB-Pokal ist zu einer Marke geworden"

Dass da jemand fehlt, mit dem der Fernsehzuschauer über viele Jahre hinweg untrennbar die DFB-Pokalauslosung verbunden hat, wird erst im Sommer dieses Jahres auffallen, wenn die Lose für die ersten DFB-Pokalhauptrunden der Saison 2007/2008 gezogen und via TV ausgestrahlt werden. Nicht mehr dabei bei den Liveübertragungen wird dann Hermann Selbherr sein - der Zeremonienmeister und das Gesicht der wichtigsten Ziehung im bedeutsamsten Pokalwettbewerb des deutschen Sports. Eine Ziehung, die er seit 1992 stets kompetent und in der ihm eigenen, bescheiden-freundlichen Art begleitet hat.

Am Sonntag hatte der 72-Jährige seinen letzten großen TV-Auftritt, als ab 18 Uhr im Rahmen der ARD-Sportschau die Paarungen für das DFB-Pokalhalbfinale vom DFB-Präsidenten Dr. Theo Zwanziger ermittelt worden waren. Als Vorsitzender des DFB-Spielausschusses überwachte Selbherr dann ein letztes Mal das Prozedere, das über Heimrecht, sportliche Chancen und mithin auch finanzielle Aussichten entschied. Kurz: über Hoffnungen, Ängste, Titelträume von Spielern, Trainern und Funktionären der vier verbliebenen Klubs.

Viel Verantwortung für das Vorstandsmitglied des Deutschen Fußball-Bundes, das in der ARD-Sportschau wie immer vor der Kamera zu sehen war, während DFB-Justiziar Dr. Jörg Englisch die Auslosung im Studio, unsichtbar für den Fernsehzuschauer, überwachte. Zum insgesamt 72. Mal stand Hermann Selbherr am Sonntag Moderator und "Glücksfee" zur Seite. "Eine lange Zeit mit sehr vielen schönen Erinnerungen", sagt der Allgäuer im Gespräch mit DFB-Internetredakteur Christian Müller. "Ich bin ja eine Art Dino, jetzt bricht bei der Auslosung eine neue Epoche an mit neuen Ideen und Gesichtern. Aber damit kann ich gut leben - bei mir überwiegt ganz klar der Stolz auf 15 Jahre, in denen die Auslosungen doch immer recht ordentlich über die Bühne gegangen sind."

"Ein amüsantes Spektakel"

Dabei gelte wie überall: "Ausnahmen bestätigen die Regel." Kleinere Pannen und Irritationen, Skurriles und Kuriositäten haben auch den Charme der Ziehung ausgemacht, die über die Jahre bei Fans und Fernsehzuschauern fast schon eine Art Kultstatus erreicht hat. Ad hoc erinnert sich der Oberstudiendirektor a.D. an jene Auslosung, bei der zwei Kugeln partout nicht aufgehen und die mit Spannung erwarteten Vereinsnamen freigeben wollten. "Das hat erst beim vierten oder fünften Versuch geklappt, vorher wollten sich die Gehäuse der Kugeln einfach nicht öffnen", so Selbherr. "Wenn wir es nicht doch noch geschafft hätten, hätte ich Verstärkung holen müssen. Am Ende war es aber ein amüsantes Spektakel."

Bemerkenswert und mehr als nur eine Anekdote war auch die Auslosung der zweiten DFB-Pokalhauptrunde in der Saison 2000/2001: Damals wurde die Paarung zwischen den Amateuren des VfB Stuttgart und den Profis des schwäbischen Vorzeigeklubs gezogen. Ausgerechnet der VfB, bei dem Selbherr - neben seinem Heimatverein FC Wangen - Mitglied ist und dem sein Herz gehört. "Natürlich darf darunter die Neutralität nicht leiden", sagt der ehemalige Vizepräsident des Württembergischen Fußball-Verbandes (WFV), der seinem VfB am Sonntag deshalb nur insgeheim ein gutes Los fürs Halbfinale wünscht.

Das damalige Los, das zum direkten Vereinsduell führte, sorgte laut Selbherr in der Öffentlichkeit jedenfalls "für helle Aufregung". Aus seiner Sicht unverständlich, denn solche internen Vergleiche habe es bereits vorher gegeben. Am Ende waren alle zufrieden: Die Stuttgarter Amateure verkauften ihre Haut am 1. November 2000 teuer, die Profis kamen durch das 3:0 eine Runde weiter - und die DFB-Spielordnung wurde geändert. Seitdem sind direkte Duelle zweier Mannschaften eines Klubs laut Ziehungsordnung nicht mehr möglich.

Stammgast in DFB-Delegationen - unterwegs für UEFA und FIFA

Persönlich schöne Erinnerungen verbindet Selbherr, WFV-Ehrenmitglied und seit 2001 Träger der Goldenen Ehrennadel des DFB, an eine DFB-Pokalauslosung - "ich weiß nicht mehr wann, aber sehr wohl mit wem" -, bei der die "Miss Reykjavik" als "Glücksfee" eine besonders gute Figur machte. Oder an die Ziehung im Sommer 1998, die in Nizza stattfand, weil alle handelnden Akteure seinerzeit bei der WM in Frankreich weilten.

Auch Hermann Selbherr, der zudem 114-mal UEFA- und FIFA-Delegierter bei internationalen Spielen von Kasachstan bis zu den Färöern war, war damals in offizieller Funktion bei der Weltmeisterschaft zugegen. Als Delegationsmitglied des DFB, wie auch bei der WM 1994 und den Europameisterschaften 1996 und 2000. "Der Höhepunkt war natürlich die EM 1996 mit dem Titelgewinn", blickt der Mann zurück, der am 16. August 73 Jahre alt wird. "Als wir danach im Flieger Richtung Heimat saßen, wurden wir von zwei Starfightern der Bundeswehr sicher nach Hause geleitet."

Im Gedächtnis haften geblieben ist auch der Besuch von Altkanzler Dr. Helmut Kohl im deutschen Quartier bei der WM 1998. "Der Abend war überhaupt nicht steif und amtlich", berichtet Selbherr von der Begegnung mit dem damaligen Regierungschef. "Es war ein angenehm lockeres Treffen."

Selbherr: "DFB-Pokalmodus darf nicht verändert werden"

Seine offiziellen Funktionen hat er nach und nach abgegeben, dem DFB-Spielausschuss, dem er seit 1986 angehört und dessen Vorsitzender er seit 1992 ist, steht er noch bis zum DFB-Bundestag im Oktober dieses Jahres vor. Dann scheidet er, ebenso im DFB-Vorstand, aus Altersgründen aus. Ein gutes Stück Altersweisheit darf Hermann Selbherr bereits jetzt für sich reklamieren. Er, der "Herr der Lose", formuliert seine Wünsche und Empfehlungen für den DFB-Pokal präzise - und sein Wort hat qua Erfahrung einiges an Gewicht.

"Der DFB-Pokal ist zu einer Marke geworden, der Slogan ´Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin´ zu einem geflügelten Wort bei den Fans", weiß Selbherr mit Blick auf die stets ausverkauften DFB-Pokalendspiele in der Hauptstadt. "Das Berliner Olympiastadion ist das Pokal-Mekka, diese Tradition muss gewahrt und fortgeführt werden."

Und noch etwas liegt ihm sehr am Herzen: "Der DFB-Pokalmodus darf nicht verändert werden. Der Charme des Pokals liegt vor allem in den Unwägbarkeiten, die das K.o.-System mit sich bringt. Hier liegt die wichtigste Schnittstelle zwischen Profis und Amateuren, die zum Wohle der Basis erhalten bleiben muss."

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Dass da jemand fehlt, mit dem der Fernsehzuschauer über viele Jahre hinweg untrennbar die DFB-Pokalauslosung verbunden hat, wird erst im Sommer dieses Jahres auffallen, wenn die Lose für die ersten DFB-Pokalhauptrunden der Saison 2007/2008 gezogen und via TV ausgestrahlt werden. Nicht mehr dabei bei den Liveübertragungen wird dann Hermann Selbherr sein - der Zeremonienmeister und das Gesicht der wichtigsten Ziehung im bedeutsamsten Pokalwettbewerb des deutschen Sports. Eine Ziehung, die er seit 1992 stets kompetent und in der ihm eigenen, bescheiden-freundlichen Art begleitet hat.

Am Sonntag hatte der 72-Jährige seinen letzten großen TV-Auftritt, als ab 18 Uhr im Rahmen der ARD-Sportschau die Paarungen für das DFB-Pokalhalbfinale vom DFB-Präsidenten Dr. Theo Zwanziger ermittelt worden waren. Als Vorsitzender des DFB-Spielausschusses überwachte Selbherr dann ein letztes Mal das Prozedere, das über Heimrecht, sportliche Chancen und mithin auch finanzielle Aussichten entschied. Kurz: über Hoffnungen, Ängste, Titelträume von Spielern, Trainern und Funktionären der vier verbliebenen Klubs.

Viel Verantwortung für das Vorstandsmitglied des Deutschen Fußball-Bundes, das in der ARD-Sportschau wie immer vor der Kamera zu sehen war, während DFB-Justiziar Dr. Jörg Englisch die Auslosung im Studio, unsichtbar für den Fernsehzuschauer, überwachte. Zum insgesamt 72. Mal stand Hermann Selbherr am Sonntag Moderator und "Glücksfee" zur Seite. "Eine lange Zeit mit sehr vielen schönen Erinnerungen", sagt der Allgäuer im Gespräch mit DFB-Internetredakteur Christian Müller. "Ich bin ja eine Art Dino, jetzt bricht bei der Auslosung eine neue Epoche an mit neuen Ideen und Gesichtern. Aber damit kann ich gut leben - bei mir überwiegt ganz klar der Stolz auf 15 Jahre, in denen die Auslosungen doch immer recht ordentlich über die Bühne gegangen sind."

"Ein amüsantes Spektakel"

Dabei gelte wie überall: "Ausnahmen bestätigen die Regel." Kleinere Pannen und Irritationen, Skurriles und Kuriositäten haben auch den Charme der Ziehung ausgemacht, die über die Jahre bei Fans und Fernsehzuschauern fast schon eine Art Kultstatus erreicht hat. Ad hoc erinnert sich der Oberstudiendirektor a.D. an jene Auslosung, bei der zwei Kugeln partout nicht aufgehen und die mit Spannung erwarteten Vereinsnamen freigeben wollten. "Das hat erst beim vierten oder fünften Versuch geklappt, vorher wollten sich die Gehäuse der Kugeln einfach nicht öffnen", so Selbherr. "Wenn wir es nicht doch noch geschafft hätten, hätte ich Verstärkung holen müssen. Am Ende war es aber ein amüsantes Spektakel."

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Bemerkenswert und mehr als nur eine Anekdote war auch die Auslosung der zweiten DFB-Pokalhauptrunde in der Saison 2000/2001: Damals wurde die Paarung zwischen den Amateuren des VfB Stuttgart und den Profis des schwäbischen Vorzeigeklubs gezogen. Ausgerechnet der VfB, bei dem Selbherr - neben seinem Heimatverein FC Wangen - Mitglied ist und dem sein Herz gehört. "Natürlich darf darunter die Neutralität nicht leiden", sagt der ehemalige Vizepräsident des Württembergischen Fußball-Verbandes (WFV), der seinem VfB am Sonntag deshalb nur insgeheim ein gutes Los fürs Halbfinale wünscht.

Das damalige Los, das zum direkten Vereinsduell führte, sorgte laut Selbherr in der Öffentlichkeit jedenfalls "für helle Aufregung". Aus seiner Sicht unverständlich, denn solche internen Vergleiche habe es bereits vorher gegeben. Am Ende waren alle zufrieden: Die Stuttgarter Amateure verkauften ihre Haut am 1. November 2000 teuer, die Profis kamen durch das 3:0 eine Runde weiter - und die DFB-Spielordnung wurde geändert. Seitdem sind direkte Duelle zweier Mannschaften eines Klubs laut Ziehungsordnung nicht mehr möglich.

Stammgast in DFB-Delegationen - unterwegs für UEFA und FIFA

Persönlich schöne Erinnerungen verbindet Selbherr, WFV-Ehrenmitglied und seit 2001 Träger der Goldenen Ehrennadel des DFB, an eine DFB-Pokalauslosung - "ich weiß nicht mehr wann, aber sehr wohl mit wem" -, bei der die "Miss Reykjavik" als "Glücksfee" eine besonders gute Figur machte. Oder an die Ziehung im Sommer 1998, die in Nizza stattfand, weil alle handelnden Akteure seinerzeit bei der WM in Frankreich weilten.

Auch Hermann Selbherr, der zudem 114-mal UEFA- und FIFA-Delegierter bei internationalen Spielen von Kasachstan bis zu den Färöern war, war damals in offizieller Funktion bei der Weltmeisterschaft zugegen. Als Delegationsmitglied des DFB, wie auch bei der WM 1994 und den Europameisterschaften 1996 und 2000. "Der Höhepunkt war natürlich die EM 1996 mit dem Titelgewinn", blickt der Mann zurück, der am 16. August 73 Jahre alt wird. "Als wir danach im Flieger Richtung Heimat saßen, wurden wir von zwei Starfightern der Bundeswehr sicher nach Hause geleitet."

Im Gedächtnis haften geblieben ist auch der Besuch von Altkanzler Dr. Helmut Kohl im deutschen Quartier bei der WM 1998. "Der Abend war überhaupt nicht steif und amtlich", berichtet Selbherr von der Begegnung mit dem damaligen Regierungschef. "Es war ein angenehm lockeres Treffen."

Selbherr: "DFB-Pokalmodus darf nicht verändert werden"

Seine offiziellen Funktionen hat er nach und nach abgegeben, dem DFB-Spielausschuss, dem er seit 1986 angehört und dessen Vorsitzender er seit 1992 ist, steht er noch bis zum DFB-Bundestag im Oktober dieses Jahres vor. Dann scheidet er, ebenso im DFB-Vorstand, aus Altersgründen aus. Ein gutes Stück Altersweisheit darf Hermann Selbherr bereits jetzt für sich reklamieren. Er, der "Herr der Lose", formuliert seine Wünsche und Empfehlungen für den DFB-Pokal präzise - und sein Wort hat qua Erfahrung einiges an Gewicht.

"Der DFB-Pokal ist zu einer Marke geworden, der Slogan ´Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin´ zu einem geflügelten Wort bei den Fans", weiß Selbherr mit Blick auf die stets ausverkauften DFB-Pokalendspiele in der Hauptstadt. "Das Berliner Olympiastadion ist das Pokal-Mekka, diese Tradition muss gewahrt und fortgeführt werden."

Und noch etwas liegt ihm sehr am Herzen: "Der DFB-Pokalmodus darf nicht verändert werden. Der Charme des Pokals liegt vor allem in den Unwägbarkeiten, die das K.o.-System mit sich bringt. Hier liegt die wichtigste Schnittstelle zwischen Profis und Amateuren, die zum Wohle der Basis erhalten bleiben muss."