Seitz: "Das 'Mia san mia' wird gelebt"

DFB.de: Ist denn bei den Spielern der Druck größer?

Seitz: Ich denke, die einzige Möglichkeit, im Profifußball erfolgreich zu sein, ist, stets mit Freude und Spaß an die Sache heranzugehen. Gleichzeitig gilt es jedoch, auch Herausforderungen zu sehen, diese zu meistern und an ihnen zu wachsen.

DFB.de: Welche Voraussetzungen sind nötig, damit der Sprung zu den Profis klappt?

Seitz: Grundvoraussetzung ist das Talent, hinzu kommt noch die Persönlichkeit. Das heißt, die Bereitschaft, sich jeden Tag neue Ziele zu stecken. Wenn Spieler aus der U 19 bei den Profis mittrainieren dürfen und somit die Chance haben, mit einem Philipp Lahm, einem Xabi Alonso oder einem Thomas Müller in ein direktes Duell zu gehen, dann müssen sie diese Herausforderung auch annehmen und meistern. Nach dem Training muss der Spieler reflektieren und klare Vorstellungen entwickeln, woran er im nächsten Training arbeiten muss, um besser zu werden. Training ist Disziplin und Wiederholung.

DFB.de: Wie wichtig sind für einen jungen Spieler die Erfahrungen aus Junioren-Nationalmannschaften?

Seitz: Wettkämpfe auf einem hohen Niveau zu bestreiten, ist in der U 19 extrem wichtig. Gerade die Teilnahme an Welt- und Europameisterschaften fördert die Entwicklung der Spieler enorm.

DFB.de: Ihre Spieler befinden sich noch in der Pubertät. Sind Sie auch als Erziehungsperson gefragt? Suchen die Jugendlichen auch bei privaten Fragen Ihren Rat?

Seitz: Mit 19 Jahren sind meine Spieler bereits zu jungen Erwachsenen gereift und nicht mehr mitten in der Pubertät. Ich begegne allen Spielern mit Respekt und versuche, für jeden eine Vertrauensperson darzustellen.

DFB.de: Kommt es für Sie auch in Frage, eine Profimannschaft zu trainieren?

Seitz: Ich sehe mich eher in der Rolle des Ausbilders. Die Aufgabe, der ich mich hier beim FC Bayern stellen darf, ist sehr interessant und ausfüllend. Manchmal denke ich dabei auch an die Zeit zurück, als ich mit 16 Jahren von zu Hause ausgezogen und in das Nachwuchszentrum des 1. FC Nürnberg eingezogen bin. All diese Erfahrungen will ich an meine Spieler weitergeben.

[mspw]


Die U 19 des FC Bayern München hat als einzige Mannschaft aller 42 Nachwuchsmannschaften in den drei Staffeln der A-Junioren-Bundesliga alle vier Spiele zu Saisonbeginn gewonnen, damit die perfekte Ausbeute von zwölf Punkten auf dem Konto. Da auch die Profis mit dem 6:0 zum Bundesligaauftakt gegen den SV Werder Bremen einen perfekten Start erwischten, grüßen sowohl der Doublesieger als auch sein Nachwuchs von der Tabellenspitze.

Was selbstverständlich klingt, ist es keineswegs. Die vergangene Saison beendeten die A-Junioren des FCB auf dem achten Tabellenplatz, auch in den beiden Spielzeiten zuvor sprangen lediglich Mittelfeldplätze heraus. Seit Sommer 2015 steht der Fußball-Lehrer und Ex-Profi Holger Seitz an der Münchner Seitenlinie. Seitz bestritt unter anderem für die zweite Mannschaft des FC Bayern knapp 100 Partien in der damals noch drittklassigen Regionalliga Süd und zwölf Spiele mit dem Karlsruher SC in der 2. Bundesliga. Im DFB.de-Interview spricht der 41-Jährige mit Mitarbeiter Martin Bytomski über den gelungenen Saisonstart, die "Umschulung" von Felix Götze, die Zusammenarbeit mit dem neuen Profi-Cheftrainer Carlo Ancelotti und die Auswirkungen des Vereinsmottos "Mia san mia" auf die Junioren.

DFB.de: Beim Gipfeltreffen in der Staffel Süd/Südwest siegte Ihre Mannschaft beim direkten Konkurrenten TSG 1899 Hoffenheim 5:2, hat damit alle vier Partien dieser Saison gewonnen und ist nun alleiniger Tabellenführer. Haben Sie mit einem so guten Saisonstart gerechnet, Herr Seitz?

Holger Seitz: Vor der Saison die Leistungsfähigkeit einzuschätzen, ist immer schwierig. Wir haben uns gut vorbereitet und sind optimistisch in die Saison gestartet. Ich bin sehr zufrieden mit der überlegten und dominanten Art und Weise, mit der wir im Moment agieren. Dennoch gilt es, sich jetzt von Spiel zu Spiel weiter zu verbessern.

DFB.de: Was genau wollen Sie noch verbessern?

Seitz: Nach Ballverlust müssen wir schneller die richtige Entscheidung treffen, Gegenpressing oder zurückfallen lassen. Dieses Umschaltverhalten hat in der einen oder anderen Situationen zu wenig Klarheit gehabt. Auch in der UEFA Youth League wird dies zu Problemen führen.

DFB.de: Domenico Tedesco, Trainer des Ligakonkurrenten aus Hoffenheim, schwärmte vor allem von Niklas Tarnat, Sohn des ehemaligen Nationalspielers Michael Tarnat. Ist er eine Schlüsselfigur Ihrer Mannschaft?

Seitz: Es ist schön, dass Spieler aus meiner Mannschaft auch von meinen Trainerkollegen geschätzt und gelobt werden. Ich kenne die Stärken meiner Spieler, behandle solche Themen aber lieber intern.

DFB.de: Neben Niklas Tarnat hat auch Felix Götze, Bruder von Nationalspieler und WM-Held Mario Götze, einen bekannten Namen. Welche Rolle spielt er in der Mannschaft?

Seitz: Felix spielt erst seit letzter Saison auf der Position des Innenverteidigers, davor wurde er eher offensiv eingesetzt. Er bringt, mit seiner Größe und Zweikampfstärke, alle Voraussetzungen mit, die er auf dieser Position benötigt. Hinzu kommt, dass er momentan von seiner offensiven Ausrichtung und guten Spieleröffnung profitiert.

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DFB.de: Viele junge Spieler wollen eher in der Offensive spielen. Wie begeistert war Götze von Ihrer Entscheidung?

Seitz: Das mag vielleicht bei den jüngeren Spielern zutreffen. Ansonsten - denke ich - handelt es sich dabei nur um ein Klischee. Erfolgreiche Spieler wissen ganz genau, wo ihre Stärken liegen, und wollen auf der Position spielen, auf der sie diese am besten zeigen können.

DFB.de: In der vergangenen Saison landete die U 19 des FC Bayern München nur auf dem achten Rang. An welchen Stellschrauben haben Sie seitdem gedreht?

Seitz: Durch die hohe Leistungsdichte in der Bundesliga ist man immer auch ein Stück weit abhängig von verletzungsbedingten Ausfällen seiner Spieler. Letztes Jahr hatten wir viel mit Verletzungspech zu kämpfen. Hinzu kommt, dass viele Spieler aus dem jüngeren Jahrgang gespielt haben. Genau diese Spieler profitieren diese Saison von den Erfahrungen, die sie in der Vorsaison gesammelt haben.

DFB.de: Muss es für Nachwuchsmannschaften des FC Bayern immer das Ziel sein, ganz oben mitzuspielen?

Seitz: Ja, das muss es. Das oberste Ziel, von dem wir alle träumen ist, möglichst vielen Spielern den Sprung in die erste Mannschaft zu ermöglichen. Je erfolgreicher die Spieler bereits im Nachwuchs trainieren und spielen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie diesen Schritt später einmal schaffen. Zudem nehmen wir uns vor, unsere Spieler so auszubilden, dass ihnen eine Zukunft im bezahlten Fußball ermöglicht wird. Dabei richten wir unsere Grundidee natürlich auch nach der des Cheftrainers unserer ersten Mannschaft aus.

DFB.de: Haben Sie denn schon mit Carlo Ancelotti gesprochen?

Seitz: Mein erster Ansprechpartner ist Co-Trainer Hermann Gerland. Er fungiert zusammen mit Heiko Vogel, Trainer der U 23 und Nachwuchskoordinator, als Bindeglied zwischen den Nachwuchsteams und den Profis. Wenn Spieler der U 19 bei den Profis mittrainieren, bekomme ich die persönliche Rückmeldung von Hermann Gerland und Heiko Vogel. Auf dieser Basis wird dann das weiter individuelle Training des jeweiligen Spielers festgemacht. Im Laufe der Saison wird es aber sicher auch die Gelegenheit geben, direkt mit Carlo Ancelotti zu reden.

DFB.de: Wie macht sich das Vereinsmotto "Mia san mia" in der Jugend bemerkbar?

Seitz: Es macht sich in vielerlei Hinsicht bemerkbar. Jeder Spieler beim FC Bayern spürt sehr schnell die Größe und das Renommee des Vereins. Spieler von Bayern zu sein, bedeutet, auf dem Platz immer erfolgreich sein zu wollen. Ich persönlich achte bei meinen Spielern zusätzlich noch auf Kleinigkeiten: In meiner Mannschaft pflegt jeder Spieler seine Schuhe selbst, in der Kantine räumt jeder sein Tablett selbst auf und jeder Spieler begegnet allen Mitarbeitern des FC Bayern mit Respekt und Höflichkeit.

DFB.de: Ist der Druck für Trainer beim FC Bayern höher als bei anderen Klubs?

Seitz: Ich denke nicht. Jeder Trainer hat bestimmte Ziele, die er erreichen will. Das ist in anderen Vereinen auch nicht anders.

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DFB.de: Ist denn bei den Spielern der Druck größer?

Seitz: Ich denke, die einzige Möglichkeit, im Profifußball erfolgreich zu sein, ist, stets mit Freude und Spaß an die Sache heranzugehen. Gleichzeitig gilt es jedoch, auch Herausforderungen zu sehen, diese zu meistern und an ihnen zu wachsen.

DFB.de: Welche Voraussetzungen sind nötig, damit der Sprung zu den Profis klappt?

Seitz: Grundvoraussetzung ist das Talent, hinzu kommt noch die Persönlichkeit. Das heißt, die Bereitschaft, sich jeden Tag neue Ziele zu stecken. Wenn Spieler aus der U 19 bei den Profis mittrainieren dürfen und somit die Chance haben, mit einem Philipp Lahm, einem Xabi Alonso oder einem Thomas Müller in ein direktes Duell zu gehen, dann müssen sie diese Herausforderung auch annehmen und meistern. Nach dem Training muss der Spieler reflektieren und klare Vorstellungen entwickeln, woran er im nächsten Training arbeiten muss, um besser zu werden. Training ist Disziplin und Wiederholung.

DFB.de: Wie wichtig sind für einen jungen Spieler die Erfahrungen aus Junioren-Nationalmannschaften?

Seitz: Wettkämpfe auf einem hohen Niveau zu bestreiten, ist in der U 19 extrem wichtig. Gerade die Teilnahme an Welt- und Europameisterschaften fördert die Entwicklung der Spieler enorm.

DFB.de: Ihre Spieler befinden sich noch in der Pubertät. Sind Sie auch als Erziehungsperson gefragt? Suchen die Jugendlichen auch bei privaten Fragen Ihren Rat?

Seitz: Mit 19 Jahren sind meine Spieler bereits zu jungen Erwachsenen gereift und nicht mehr mitten in der Pubertät. Ich begegne allen Spielern mit Respekt und versuche, für jeden eine Vertrauensperson darzustellen.

DFB.de: Kommt es für Sie auch in Frage, eine Profimannschaft zu trainieren?

Seitz: Ich sehe mich eher in der Rolle des Ausbilders. Die Aufgabe, der ich mich hier beim FC Bayern stellen darf, ist sehr interessant und ausfüllend. Manchmal denke ich dabei auch an die Zeit zurück, als ich mit 16 Jahren von zu Hause ausgezogen und in das Nachwuchszentrum des 1. FC Nürnberg eingezogen bin. All diese Erfahrungen will ich an meine Spieler weitergeben.

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