Sebastian Kehl: „Alle leisten ihren Beitrag“

Im Verein ein Führungsspieler, in der Nationalmannschaft derzeit ein Reservist. Sebastian Kehl steckt in einer schwierigen Situation. Der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund weiß jedoch damit umzugehen. Was seine Motivation ist, schildert er im folgenden Interview.

Frage: Wie groß ist Ihre Freude über die Erfolge des deutschen Teams?

Sebastian Kehl: Ich freue mich riesig. Es ist egal, ob das einer aus der Startformation, ein Ersatzspieler oder jemand aus dem Betreuerstab ist, alle haben ihren Beitrag dazu geleistet, dass wir so weit gekommen sind. Alle dürfen sich als vollwertiges Mitglied der Mannschaft fühlen. Diesen Teamgedanken leben wir. Deswegen macht es auch so viel Spaß.

Frage: Wird die Bedeutung der Ersatzspieler intern hervorgehoben?

Sebastian Kehl: Jürgen Klinsmann erwähnt in seinen Ansprachen auch die Spieler, die nicht zum Zug kommen. Aber auch so haben wir niemand dabei, der querschießt. Natürlich gibt es auch Spieler, die gerne die eine oder andere Minute länger gespielt hätten. Da gehöre ich dazu. Aber das ist ganz normal. Dieser Wille, spielen zu wollen, der treibt an. Das sieht man auch, wenn die Reservisten am Tag nach dem Spiel trainieren, da ist Feuer drin, da will sich jeder beweisen und zeigen. Es ist wichtig, sich auf einem guten Niveau zu halten, sowohl körperlich als auch mental.

Frage: Gibt es überhaupt noch die Möglichkeit, ins Team zu rutschen, ohne dass sich ein Spieler verletzt oder gesperrt wird?

Sebastian Kehl: Die Mannschaft steht im Kern. Sie hat sehr gute Spiele abgeliefert, von daher hat sie es auch verdient, weiter in dieser Formation zusammenzuspielen. Ich finde es auch gut, dass Jürgen Klinsmann den Spielern zur Seite steht, die in die Kritik geraten sind. Das ist auch bei uns Spielern gut angekommen. Und es ist auch keiner im Team, der sagt, jetzt hätte der eine oder andere mal eine Auszeit verdient. Wir waren mit den Entscheidungen durchweg einverstanden, die der Bundestrainer getroffen hat. Die Leute, die hinten dran stehen, versuchen sich trotzdem bestmöglich einzubringen.

Frage: Sie haben gesagt, der Kern der Mannschaft steht. Sie gehören nicht dazu. Ist es für Sie jetzt einfacher damit umzugehen, als vor vier Jahren?

Sebastian Kehl: Schwierig. Jeder möchte spielen. Man wäre ja auch fehl am Platz, wenn man sagt, man möchte nicht spielen. Ich habe die Situation so akzeptiert. Es ist schwer damit umzugehen. Auch für mich. Aber ich gehe das sehr, sehr professionell an.

Frage: Nutzen Sie die Erfahrung von der WM 2002, um den Spielern, die noch gar nicht gespielt haben, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen?

Sebastian Kehl: Jeder geht damit auf seine eigene Art mit um. Natürlich ermuntert man einen mal, sagt ihm: Komm, bleibt dran! Manchmal geht es ja ganz schnell, dass gesperrt wird oder sich verletzt. Und wenn etwas passiert, muss man da sein. Insofern wäre es fatal, wenn man sich hängen lässt. Man beißt sich doch in den Hintern, wenn man sich dann sagen muss, dass man sich nicht gut vorbereitet hat.

Frage: Gehen Sie damit lockerer um als vor vier Jahren?

Sebastian Kehl: Damals hatte ich eine ganz andere Ausgangsposition. Ich war vier Jahre jünger und hatte nicht den Stand von heute. Mittlerweile bin ich reifer geworden. Da sehe ich das eine ein bisschen lockerer und das andere ein bisschen kritischer.

Frage: Damals war die Mannschaft nicht so stabil.

Sebastian Kehl: Ja, ich bin damals im Achtelfinale eingewechselt worden und hatte mir durch die Leistung einen Platz fürs Viertelfinale erarbeitet. Ich denke, in dieser Form wird das diesmal nicht passieren. Die Mannschaft steht.

Frage: Denkt man denn in dem Moment, als Torsten Frings gegen Schweden die Gelbe Karte sieht, ich könnte bald zum Einsatz kommen?

Sebastian Kehl: Nein, darauf spekuliere ich nicht. Ich sitze bestimmt nicht auf der Bank und hoffe, dass sich jemand die zweite Gelbe abholt. Das ist totaler Blödsinn. Bei der Situation vom Torsten Frings weiß ich noch, wie wir gehofft hatten, weil die Szene noch ewig lang weiterlief, dass der Schiedsrichter das Handspiel vergessen hat. Man hofft, dass sich keiner verletzt oder gesperrt wird. Wir sind ein Team und da wünscht man keinem etwas Schlechtes.

Frage: Hätten Sie sich gewünscht, im letzten Vorrundenspiel zum Einsatz zu kommen?

Sebastian Kehl: Natürlich hofft man immer auf seinen Einsatz. Aber Jürgen Klinsmann hat sich nun mal anders entschieden. Und der Erfolg gibt ihm Recht. Die Mannschaft hat ihre Sache sehr gut gemacht. Zudem ist sie so im Rhythmus geblieben. Und die Abstände zwischen den Spielen sind ziemlich groß, so dass auch genug Zeit zur Regeneration war.

Frage: Sie haben sich gegen Ecuador lange warm gemacht. Wie enttäuscht waren Sie, das Sie nicht eingewechselt worden sind?

Sebastian Kehl: Wenn man sich lange warm läuft, will man auch reinkommen. Da ist man auch mal ein bisschen frustriert. Aber dann geht es am nächsten Tag schon wieder weiter. Dann geht der Blick wieder nach vorne. Das ist das entscheidende.

Frage: Immerhin sind Sie zweimal eingewechselt worden. War Ihnen das wichtig?

Sebastian Kehl: Mir hat das gut getan. Ich habe mich gefreut, auch wenn ich jeweils nur kurz zum Einsatz gekommen bin. Das ist einfach ein gutes Gefühl. Jeder trainiert hart und gibt alles und das ist dann die Belohnung dafür.

Frage: Können Sie die beiden Mannschaften von 2002 und 2006 miteinander vergleichen?

Sebastian Kehl: Was die Leistungsstärke angeht, da hatte 2002 und 2006 keiner mit uns gerechnet. Jetzt findet das Turnier zwar im eigenen Land statt, aber so richtig hat uns keiner etwas zugetraut. Das ist von Spiel zu Spiel gewachsen in diesem Turnier. Eine weitere Parallele ist, dass beide Mannschaften vom Teamgeist und Zusammengehörigkeitsgefühl leben. Darauf hat Jürgen Klinsmann auch sehr großen Wert gelegt. Fußballerisch müssen wir vielleicht Abstriche gegenüber den anderen Top-Nationen machen. Wir machen halt viel durch Fitness wett. Wenn ich unsere Laufbereitschaft sehe, dann denke ich, ist hier noch einiges möglich.

Frage: Was nehmen Sie persönlich von der WM mit?

Sebastian Kehl: Im Moment fühle ich körperlich sehr gut. Wir haben im Fitnessbereich sehr intensiv gearbeitet. Das war ein bisschen alternativ zu dem, was man in der Bundesliga macht. Ich denke, das ist jetzt eine Stärke von uns, die Laufbereitschaft, die Fitness, der Wille. Also, da kann ich schon sagen, dass mich das nach vorne gebracht hat. Von der Denke her hilft mir das sicherlich auch für die Bundesliga. Ich glaube schon, dass ich mich auf ein höheres Niveau gebracht habe.

Frage: Ist die Fitness-Diskussion berechtigt gewesen?

Sebastian Kehl: Fitness ist im Fußball unheimlich wichtig. Wer am Ende eines Spiels noch Power hat, der wird sich durchsetzen. Das konnte man jetzt auch im Turnier beobachten. Dadurch, dass wir in diesem Bereich sehr gut gearbeitet haben, haben wir einen Pluspunkt gegenüber vielen anderen Teams.

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Im Verein ein Führungsspieler, in der Nationalmannschaft derzeit ein Reservist. Sebastian Kehl steckt in einer schwierigen Situation. Der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund weiß jedoch damit umzugehen. Was seine Motivation ist, schildert er im folgenden Interview.



Frage: Wie groß ist Ihre Freude über die Erfolge des deutschen Teams?


Sebastian Kehl: Ich freue mich riesig. Es ist egal, ob das einer aus der Startformation, ein Ersatzspieler oder jemand aus dem Betreuerstab ist, alle haben ihren Beitrag dazu geleistet, dass wir so weit gekommen sind. Alle dürfen sich als vollwertiges Mitglied der Mannschaft fühlen. Diesen Teamgedanken leben wir. Deswegen macht es auch so viel Spaß.



Frage: Wird die Bedeutung der Ersatzspieler intern hervorgehoben?


Sebastian Kehl: Jürgen Klinsmann erwähnt in seinen Ansprachen auch die Spieler, die nicht zum Zug kommen. Aber auch so haben wir niemand dabei, der querschießt. Natürlich gibt es auch Spieler, die gerne die eine oder andere Minute länger gespielt hätten. Da gehöre ich dazu. Aber das ist ganz normal. Dieser Wille, spielen zu wollen, der treibt an. Das sieht man auch, wenn die Reservisten am Tag nach dem Spiel trainieren, da ist Feuer drin, da will sich jeder beweisen und zeigen. Es ist wichtig, sich auf einem guten Niveau zu halten, sowohl körperlich als auch mental.



Frage: Gibt es überhaupt noch die Möglichkeit, ins Team zu rutschen, ohne dass sich ein Spieler verletzt oder gesperrt wird?


Sebastian Kehl: Die Mannschaft steht im Kern. Sie hat sehr gute Spiele abgeliefert, von daher hat sie es auch verdient, weiter in dieser Formation zusammenzuspielen. Ich finde es auch gut, dass Jürgen Klinsmann den Spielern zur Seite steht, die in die Kritik geraten sind. Das ist auch bei uns Spielern gut angekommen. Und es ist auch keiner im Team, der sagt, jetzt hätte der eine oder andere mal eine Auszeit verdient. Wir waren mit den Entscheidungen durchweg einverstanden, die der Bundestrainer getroffen hat. Die Leute, die hinten dran stehen, versuchen sich trotzdem bestmöglich einzubringen.



Frage: Sie haben gesagt, der Kern der Mannschaft steht. Sie gehören nicht dazu. Ist es für Sie jetzt einfacher damit umzugehen, als vor vier Jahren?


Sebastian Kehl: Schwierig. Jeder möchte spielen. Man wäre ja auch fehl am Platz, wenn man sagt, man möchte nicht spielen. Ich habe die Situation so akzeptiert. Es ist schwer damit umzugehen. Auch für mich. Aber ich gehe das sehr, sehr professionell an.



Frage: Nutzen Sie die Erfahrung von der WM 2002, um den Spielern, die noch gar nicht gespielt haben, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen?


Sebastian Kehl: Jeder geht damit auf seine eigene Art mit um. Natürlich ermuntert man einen mal, sagt ihm: Komm, bleibt dran! Manchmal geht es ja ganz schnell, dass gesperrt wird oder sich verletzt. Und wenn etwas passiert, muss man da sein. Insofern wäre es fatal, wenn man sich hängen lässt. Man beißt sich doch in den Hintern, wenn man sich dann sagen muss, dass man sich nicht gut vorbereitet hat.



Frage: Gehen Sie damit lockerer um als vor vier Jahren?


Sebastian Kehl: Damals hatte ich eine ganz andere Ausgangsposition. Ich war vier Jahre jünger und hatte nicht den Stand von heute. Mittlerweile bin ich reifer geworden. Da sehe ich das eine ein bisschen lockerer und das andere ein bisschen kritischer.



Frage: Damals war die Mannschaft nicht so stabil.


Sebastian Kehl: Ja, ich bin damals im Achtelfinale eingewechselt worden und hatte mir durch die Leistung einen Platz fürs Viertelfinale erarbeitet. Ich denke, in dieser Form wird das diesmal nicht passieren. Die Mannschaft steht.



Frage: Denkt man denn in dem Moment, als Torsten Frings gegen Schweden die Gelbe Karte sieht, ich könnte bald zum Einsatz kommen?


Sebastian Kehl: Nein, darauf spekuliere ich nicht. Ich sitze bestimmt nicht auf der Bank und hoffe, dass sich jemand die zweite Gelbe abholt. Das ist totaler Blödsinn. Bei der Situation vom Torsten Frings weiß ich noch, wie wir gehofft hatten, weil die Szene noch ewig lang weiterlief, dass der Schiedsrichter das Handspiel vergessen hat. Man hofft, dass sich keiner verletzt oder gesperrt wird. Wir sind ein Team und da wünscht man keinem etwas Schlechtes.



Frage: Hätten Sie sich gewünscht, im letzten Vorrundenspiel zum Einsatz zu kommen?


Sebastian Kehl: Natürlich hofft man immer auf seinen Einsatz. Aber Jürgen Klinsmann hat sich nun mal anders entschieden. Und der Erfolg gibt ihm Recht. Die Mannschaft hat ihre Sache sehr gut gemacht. Zudem ist sie so im Rhythmus geblieben. Und die Abstände zwischen den Spielen sind ziemlich groß, so dass auch genug Zeit zur Regeneration war.



Frage: Sie haben sich gegen Ecuador lange warm gemacht. Wie enttäuscht waren Sie, das Sie nicht eingewechselt worden sind?


Sebastian Kehl: Wenn man sich lange warm läuft, will man auch reinkommen. Da ist man auch mal ein bisschen frustriert. Aber dann geht es am nächsten Tag schon wieder weiter. Dann geht der Blick wieder nach vorne. Das ist das entscheidende.



Frage: Immerhin sind Sie zweimal eingewechselt worden. War Ihnen das wichtig?


Sebastian Kehl: Mir hat das gut getan. Ich habe mich gefreut, auch wenn ich jeweils nur kurz zum Einsatz gekommen bin. Das ist einfach ein gutes Gefühl. Jeder trainiert hart und gibt alles und das ist dann die Belohnung dafür.



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Frage: Können Sie die beiden Mannschaften von 2002 und 2006 miteinander vergleichen?


Sebastian Kehl: Was die Leistungsstärke angeht, da hatte 2002 und 2006 keiner mit uns gerechnet. Jetzt findet das Turnier zwar im eigenen Land statt, aber so richtig hat uns keiner etwas zugetraut. Das ist von Spiel zu Spiel gewachsen in diesem Turnier. Eine weitere Parallele ist, dass beide Mannschaften vom Teamgeist und Zusammengehörigkeitsgefühl leben. Darauf hat Jürgen Klinsmann auch sehr großen Wert gelegt. Fußballerisch müssen wir vielleicht Abstriche gegenüber den anderen Top-Nationen machen. Wir machen halt viel durch Fitness wett. Wenn ich unsere Laufbereitschaft sehe, dann denke ich, ist hier noch einiges möglich.



Frage: Was nehmen Sie persönlich von der WM mit?


Sebastian Kehl: Im Moment fühle ich körperlich sehr gut. Wir haben im Fitnessbereich sehr intensiv gearbeitet. Das war ein bisschen alternativ zu dem, was man in der Bundesliga macht. Ich denke, das ist jetzt eine Stärke von uns, die Laufbereitschaft, die Fitness, der Wille. Also, da kann ich schon sagen, dass mich das nach vorne gebracht hat. Von der Denke her hilft mir das sicherlich auch für die Bundesliga. Ich glaube schon, dass ich mich auf ein höheres Niveau gebracht habe.



Frage: Ist die Fitness-Diskussion berechtigt gewesen?


Sebastian Kehl: Fitness ist im Fußball unheimlich wichtig. Wer am Ende eines Spiels noch Power hat, der wird sich durchsetzen. Das konnte man jetzt auch im Turnier beobachten. Dadurch, dass wir in diesem Bereich sehr gut gearbeitet haben, haben wir einen Pluspunkt gegenüber vielen anderen Teams.