Schweinsteiger gibt richtige Antwort auf Finaldrama

50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Im letzten Teil geht es um Bastian Schweinsteiger, der nach Bayern Münchens Rekordsaison 2012/13 auch noch Fußballer des Jahres wurde.

Wie oft er diesen Elfmeter wohl noch geschossen hat? Aus dem Kopf wird Bastian Schweinsteiger jenen Moment am späten Abend des 19. Mai 2012 sein Leben lang nicht bekommen, als der Traum vom Champions League-Gewinn im eigenen Stadion am Pfosten zerplatzte. Der ganze Verein war in jenen Tagen traumatisiert, nach einer der ungerechtesten Niederlagen in der Geschichte des Fußballs. Der FC Chelsea zog mit dem Pokal davon, die Bayern hatten ihr "Finale dahoam" verloren.

Manch einer sorgte sich um den deutschen Nationalspieler, der auch bei der folgenden EM kein Erfolgserlebnis hatte. Und die Kritiker, die der Generation Schweinsteiger/Lahm so gern auftischten, dass sie keine internationalen Titel gewinnen könnten und es wohl nie schaffen würden, bekamen Oberwasser. Würde Schweinsteiger daran zerbrechen oder stünde er auf, um noch stärker zurück zu kehren? "Ich bin so erzogen worden, dass ich nie aufgebe, sondern dass ich immer versuche zurückzukommen", gab er trotzig zu verstehen.

Richtige Antwort der Bayern

Nun, der Ausgang der Geschichte ist bekannt. Die Bayern schüttelten sich kurz durch und spielten die fantastischste Saison eines Meisters in 50 Bundesliga-Jahren – 91 Punkte, nur eine Niederlage und ein Rattenschwanz an Rekorden. Und am Ende stand das Triple, das noch kein deutscher Verein je geschafft hatte. Mittendrin Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger, und keineswegs nur dabei. Zum Saisonstart in Fürth saß er noch auf der Bank, gab den 18-Minuten-Joker. Trainingsrückstand wie alle EM-Fahrer. Dann aber kehrte er ins Team zurück, bildete mit 40-Millionen-Transfer Javier Martinez das beste "Sechser"-Duo der Liga und kam auf 28 Einsätze in der Bundesliga, sechs mehr als im Vorjahr, als ihn Verletzungen plagten.

Diesmal nicht: "Für mich war das Wichtigste, dass ich gesund durch das Spieljahr kam. Anfang März hatte ich ein Problem mit dem Sprunggelenk, das ich dann auch operieren lassen musste, aber ich konnte immer spielen", sagte er nach getaner Arbeit dem kicker. Und er schoss sieben Tore – persönlicher Rekord für den Umschaltspieler, wie die Experten sagen. Das siebte und letzte machte die Bayern zum Meister; artistisch mit der Ferse nach Flanke von Kapitän Philipp Lahm. So feierten die "Super-Bayern", wie sie von ihren Fans getauft wurden, schon am 28. Spieltag in Frankfurt die Meisterschaft.

Titelhunger mit Meisterschaft nicht gestillt

Nicht sehr lange, denn es war nur die Vorspeise für die Titelhungrigen. Die Hauptspeise wartete am 25. Mai im Wembley-Stadion auf sie und sie bot die große Gelegenheit, Revanche zu nehmen an Borussia Dortmund, dem Meister der beiden vergangenen Jahre. Und das Chelsea-Trauma zu verarbeiten. Bastian Schweinsteiger hat Wochen später erzählt: "In den Momenten vor dem Finale in London, als die Hymne gespielt wurde, kamen immer die Erinnerungen hoch an den Abend in München. Die waren im Kopf drin. Die waren Motivation pur. Natürlich hätte ich gerne auf diese Niederlage gegen Chelsea verzichtet, aber daraus haben wir sehr viel Kraft geholt."

Sie reichte, um anfangs bessere Dortmunder 2:1 zu schlagen. Nun feierten sie schon etwas ausgelassener, aber es galt noch die Nachspeise zu verputzen: den VfB Stuttgart im DFB-Pokal-Finale zu Berlin. Auch das gelang, 3:2 nach 3:0-Führung. Zehn Minuten mussten sie plötzlich noch mal zittern und Schweinsteiger holte sich eine Gelbe Karte ab. Noch mal alles geben für den Triple nach dem Vizetriple 2012.

"Der schönste Moment der Saison"

Dann kam er, "der schönste Moment der Saison" – nicht nur, aber explizit für Schweinsteiger, der dazu sagte: "Der Schlusspfiff in Berlin. Als es so weit war, fiel eine Menge ab. Das war ein Sieg für die Ewigkeit." Nicht der letzte für ihn; Ende Juli, kurz vor seinem 29. Geburtstag, wählten ihn die Sportjournalisten zum Fußballer des Jahres. Gefolgt von den Mitspielern Franck Ribéry und Thomas Müller.

Auch Philipp Lahm und Arjen Robben packten es unter die Top Ten. Entsprechend fiel Schweinsteigers Reaktion auf seinen Sieg aus: "Ohne die Erfolge hätte ich diesen Titel nicht erreichen können, das ist also auch ein Titel für die Mannschaft." Und gegen das Trauma.

Bundesliga-Bilanz: 303 Spiele, 36 Tore, Sechsmal Deutscher Meister (2003, 2005, 2006, 2008, 2010, 2013).

[um]

[bild1]

50 Jahre, 50 Gesichter: Für DFB.de erzählt der Autor und Historiker Udo Muras die Geschichte der Bundesliga an Persönlichkeiten nach, die die deutsche Eliteliga prägten. Jahr für Jahr. Im letzten Teil geht es um Bastian Schweinsteiger, der nach Bayern Münchens Rekordsaison 2012/13 auch noch Fußballer des Jahres wurde.

Wie oft er diesen Elfmeter wohl noch geschossen hat? Aus dem Kopf wird Bastian Schweinsteiger jenen Moment am späten Abend des 19. Mai 2012 sein Leben lang nicht bekommen, als der Traum vom Champions League-Gewinn im eigenen Stadion am Pfosten zerplatzte. Der ganze Verein war in jenen Tagen traumatisiert, nach einer der ungerechtesten Niederlagen in der Geschichte des Fußballs. Der FC Chelsea zog mit dem Pokal davon, die Bayern hatten ihr "Finale dahoam" verloren.

Manch einer sorgte sich um den deutschen Nationalspieler, der auch bei der folgenden EM kein Erfolgserlebnis hatte. Und die Kritiker, die der Generation Schweinsteiger/Lahm so gern auftischten, dass sie keine internationalen Titel gewinnen könnten und es wohl nie schaffen würden, bekamen Oberwasser. Würde Schweinsteiger daran zerbrechen oder stünde er auf, um noch stärker zurück zu kehren? "Ich bin so erzogen worden, dass ich nie aufgebe, sondern dass ich immer versuche zurückzukommen", gab er trotzig zu verstehen.

Richtige Antwort der Bayern

Nun, der Ausgang der Geschichte ist bekannt. Die Bayern schüttelten sich kurz durch und spielten die fantastischste Saison eines Meisters in 50 Bundesliga-Jahren – 91 Punkte, nur eine Niederlage und ein Rattenschwanz an Rekorden. Und am Ende stand das Triple, das noch kein deutscher Verein je geschafft hatte. Mittendrin Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger, und keineswegs nur dabei. Zum Saisonstart in Fürth saß er noch auf der Bank, gab den 18-Minuten-Joker. Trainingsrückstand wie alle EM-Fahrer. Dann aber kehrte er ins Team zurück, bildete mit 40-Millionen-Transfer Javier Martinez das beste "Sechser"-Duo der Liga und kam auf 28 Einsätze in der Bundesliga, sechs mehr als im Vorjahr, als ihn Verletzungen plagten.

Diesmal nicht: "Für mich war das Wichtigste, dass ich gesund durch das Spieljahr kam. Anfang März hatte ich ein Problem mit dem Sprunggelenk, das ich dann auch operieren lassen musste, aber ich konnte immer spielen", sagte er nach getaner Arbeit dem kicker. Und er schoss sieben Tore – persönlicher Rekord für den Umschaltspieler, wie die Experten sagen. Das siebte und letzte machte die Bayern zum Meister; artistisch mit der Ferse nach Flanke von Kapitän Philipp Lahm. So feierten die "Super-Bayern", wie sie von ihren Fans getauft wurden, schon am 28. Spieltag in Frankfurt die Meisterschaft.

[bild2]

Titelhunger mit Meisterschaft nicht gestillt

Nicht sehr lange, denn es war nur die Vorspeise für die Titelhungrigen. Die Hauptspeise wartete am 25. Mai im Wembley-Stadion auf sie und sie bot die große Gelegenheit, Revanche zu nehmen an Borussia Dortmund, dem Meister der beiden vergangenen Jahre. Und das Chelsea-Trauma zu verarbeiten. Bastian Schweinsteiger hat Wochen später erzählt: "In den Momenten vor dem Finale in London, als die Hymne gespielt wurde, kamen immer die Erinnerungen hoch an den Abend in München. Die waren im Kopf drin. Die waren Motivation pur. Natürlich hätte ich gerne auf diese Niederlage gegen Chelsea verzichtet, aber daraus haben wir sehr viel Kraft geholt."

Sie reichte, um anfangs bessere Dortmunder 2:1 zu schlagen. Nun feierten sie schon etwas ausgelassener, aber es galt noch die Nachspeise zu verputzen: den VfB Stuttgart im DFB-Pokal-Finale zu Berlin. Auch das gelang, 3:2 nach 3:0-Führung. Zehn Minuten mussten sie plötzlich noch mal zittern und Schweinsteiger holte sich eine Gelbe Karte ab. Noch mal alles geben für den Triple nach dem Vizetriple 2012.

"Der schönste Moment der Saison"

Dann kam er, "der schönste Moment der Saison" – nicht nur, aber explizit für Schweinsteiger, der dazu sagte: "Der Schlusspfiff in Berlin. Als es so weit war, fiel eine Menge ab. Das war ein Sieg für die Ewigkeit." Nicht der letzte für ihn; Ende Juli, kurz vor seinem 29. Geburtstag, wählten ihn die Sportjournalisten zum Fußballer des Jahres. Gefolgt von den Mitspielern Franck Ribéry und Thomas Müller.

Auch Philipp Lahm und Arjen Robben packten es unter die Top Ten. Entsprechend fiel Schweinsteigers Reaktion auf seinen Sieg aus: "Ohne die Erfolge hätte ich diesen Titel nicht erreichen können, das ist also auch ein Titel für die Mannschaft." Und gegen das Trauma.

Bundesliga-Bilanz: 303 Spiele, 36 Tore, Sechsmal Deutscher Meister (2003, 2005, 2006, 2008, 2010, 2013).