Schweinsteiger: "Es gibt keine Garantien"

Bastian Scheinsteiger ist als Vizekapitän eine der zentralen Figuren der deutschen Nationalmannschaft.

Vor dem Spiel gegen Ghana am Mittwoch (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) hat sich der 25-jährige Münchner Zeit für das DFB.de-Gespräch der Woche mit Chefredakteur Ralf Köttker und Onlineredakteur Steffen Lüdeke genommen.

DFB.de: Herr Schweinsteiger, wie hat die Mannschaft die Niederlage gegen Serbien verkraftet, wie erleben Sie die Stimmung im Team?

Bastian Schweinsteiger: Wir waren direkt nach dem Spiel natürlich enttäuscht und wütend. Das ist aber inzwischen verflogen. Schon am nächsten Tag hat sich die Stimmung gewandelt. Wir müssen nach vorne schauen, die Niederlage abhaken und uns auf unser nächstes Ziel konzentrieren. Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, wir können nur beeinflussen, was in der Zukunft liegt.

DFB.de: Ist die Stimmung also wieder genau so gut wie nach dem Spiel gegen Australien und vor dem Spiel gegen Serbien?

Schweinsteiger: Es hat sich schon ein bisschen geändert. Hätten wir das Spiel gewonnen, dann wären wir wahrscheinlich für das Achtelfinale qualifiziert gewesen. So haben wir jetzt schon ein Endspiel. Deswegen merkt man eine gewisse Anspannung in der Mannschaft. Das ist aber auch gut so. Genau so gut ist, dass wir nicht verkrampfen. Wir sind eine Mannschaft, die eine gewisse Lockerheit braucht.

DFB.de: Das Spiel gegen Ghana ist aufgrund der familiären Konstellation mit seinem Halbbruder Kevin-Prince für Jerome Boateng ein ganz Besonderes. Haben Sie mit ihm über die Situation gesprochen?

Schweinsteiger: Ja, ich habe mich gestern kurz mit ihm unterhalten. Es ist ja klar, dass die Situation für ihn außergewöhnlich ist, aber ich glaube nicht, dass es auf seine Art zu spielen, Einfluss nehmen würde, wenn er auf dem Platz stehen sollte.



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Bastian Scheinsteiger ist als Vizekapitän eine der zentralen Figuren der deutschen Nationalmannschaft.

Vor dem Spiel gegen Ghana am Mittwoch (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) hat sich der 25-jährige Münchner Zeit für das DFB.de-Gespräch der Woche mit Chefredakteur Ralf Köttker und Onlineredakteur Steffen Lüdeke genommen.

DFB.de: Herr Schweinsteiger, wie hat die Mannschaft die Niederlage gegen Serbien verkraftet, wie erleben Sie die Stimmung im Team?

Bastian Schweinsteiger: Wir waren direkt nach dem Spiel natürlich enttäuscht und wütend. Das ist aber inzwischen verflogen. Schon am nächsten Tag hat sich die Stimmung gewandelt. Wir müssen nach vorne schauen, die Niederlage abhaken und uns auf unser nächstes Ziel konzentrieren. Die Vergangenheit können wir nicht mehr ändern, wir können nur beeinflussen, was in der Zukunft liegt.

DFB.de: Ist die Stimmung also wieder genau so gut wie nach dem Spiel gegen Australien und vor dem Spiel gegen Serbien?

Schweinsteiger: Es hat sich schon ein bisschen geändert. Hätten wir das Spiel gewonnen, dann wären wir wahrscheinlich für das Achtelfinale qualifiziert gewesen. So haben wir jetzt schon ein Endspiel. Deswegen merkt man eine gewisse Anspannung in der Mannschaft. Das ist aber auch gut so. Genau so gut ist, dass wir nicht verkrampfen. Wir sind eine Mannschaft, die eine gewisse Lockerheit braucht.

DFB.de: Das Spiel gegen Ghana ist aufgrund der familiären Konstellation mit seinem Halbbruder Kevin-Prince für Jerome Boateng ein ganz Besonderes. Haben Sie mit ihm über die Situation gesprochen?

Schweinsteiger: Ja, ich habe mich gestern kurz mit ihm unterhalten. Es ist ja klar, dass die Situation für ihn außergewöhnlich ist, aber ich glaube nicht, dass es auf seine Art zu spielen, Einfluss nehmen würde, wenn er auf dem Platz stehen sollte.

DFB.de: Sein Halbbruder Kevin-Prince steht nach seinem Foul an Michael Ballack in der Kritik. Wie wird die Mannschaft auf ihn reagieren?

Schweinsteiger: Er ist ein spezieller Charakter. Ich kenne ihn aber nicht gut genug, um zu wissen, wie er genau tickt. Wir sollten uns aber nicht zu sehr mit ihm beschäftigen, es spielt nicht Deutschland gegen Kevin Boateng, sondern Deutschland gegen Ghana.

DFB.de: Nach 4:0 über Australien wurde die Mannschaft in den deutschen Medien hochgejubelt, nach dem 0:1 gegen Serbien kam schnell Kritik auf. Wie gehen Sie mit diesen Mechanismen um?

Schweinsteiger: Wir können das nicht beeinflussen, insofern bringt es nichts, sich darüber Gedanken zu machen. Beeinflussen können wir nur die Stimmung innerhalb der Mannschaft. Jeder Spieler von uns wusste nach dem Australien-Spiel, dass es überzogen ist, was die Medien schreiben. Wir wussten, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben, aber wir wussten auch, dass einige Dinge in unserem Spiel auch gegen Australien nicht gestimmt haben.

DFB.de: Zum Beispiel?

Schweinsteiger: Es war nicht ideal, wie wir defensiv gespielt haben. Insbesondere gegen zehn Australier. Es gibt immer Punkte, die man verbessern kann, die gilt es nach jedem Spiel – auch nach einem Sieg – anzusprechen. Sonst entwickeln wir uns als Mannschaft nicht weiter.

DFB.de: Nicht nur die Medien, auch die Fans waren nach dem Auftakt euphorisiert, nach Spiel zwei aber enttäuscht.

Schweinsteiger: Die Fans sind jetzt wieder auf dem Boden der Tatsachen. Aber ich hoffe und bin sicher, dass sie uns alle weiter den Rücken stärken. Selbst wenn sie weit weg sind, spüren wir ihre Unterstützung. Wir wissen, wie viele Menschen in Deutschland unsere Spiele schauen. Das ist schön zu wissen und eine große Motivation für uns.

DFB.de: Ihr Fokus gilt hier dem Fußball, das ist klar. Haben Sie dennoch Zeit, um sich über andere Themen Ihre Gedanken zu machen. Wie haben Sie etwa das Land Südafrika bisher erlebt?

Schweinsteiger: Es gibt eine große Schere zwischen reich und arm. Wir fahren ja hier auch an den Townships vorbei und bekommen mit, wie die Menschen dort leben. Dies zu sehen, ist erdrückend. Umso mehr ist es beeindruckend, wie fröhlich die Menschen sind, sie tanzen und lachen viel und strahlen eine große Lebensfreude aus. Generell haben Sie hier ihre eigene Kultur, die sich komplett von der deutschen und auch der europäischen unterscheidet.

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DFB.de: Inwieweit identifizieren Sie sich mit dem Team des Gastgebers, wie sehr drücken Sie der Bafana Bafana die Daumen, das es doch noch mit dem Erreichen des Achtelfinals klappt?

Schweinsteiger: Natürlich wäre es schön und den Menschen hier zu gönnen. Wir bekommen ja bei den Angestellten im Hotel mit, wie groß die Enttäuschung nach dem Spiel gegen Uruguay war. So geht es dem ganzen Land. Generell ist es für die Stimmung bei einer WM immer gut, wenn die Gastgeber im Turnier bleiben. Deswegen wäre es für das Turnier hier gut, wenn Südafrika in die nächste Runde kommt.

DFB.de: Ihre Entwicklung in der vergangen Saison ist oft beschrieben. Sie selber haben geäußert, dass der wesentliche Unterschied zu früher ist, dass Sie sich nun zu 100 Prozent auf den Fußball konzentrieren…

Schweinsteiger: Diese Aussage war anders gemeint. Es ist nicht so, dass ich, wenn ich nach Hause komme, dann immer nur an Fußball denke. Ich habe abseits des Fußballs ein privates Leben und genieße das sehr.

DFB.de: Was hat sich dann geändert?

Schweinsteiger: Wenn ich beim Fußball bin, dann bin ich professioneller als früher. Früher bin ich zum Training gefahren, habe mich umgezogen, trainiert, geduscht, nach Hause. Jetzt mache ich viel mehr Dinge, die ich früher für nicht so wichtig erachtet habe. Wie Stretching, wie physiotherapeutische Behandlung, wie die Arbeit im Kraftraum. Es hat sich einiges geändert. Ich merke, dass es meinem Körper gut tut. Hinzukommt, dass ich viele Spiele mache und längere Regenerationsstunden brauche, um für das nächste Spiel wieder fit zu sein. Ich bin also länger mit Fußball beschäftigt und habe deswegen weniger Freizeit. Aber diese Stunden genieße ich zu 100 Prozent und ich hoffe, dass ich mich privat nicht verändert habe.

DFB.de: Wie ist denn den Resonanz aus Ihrem privaten Umfeld auf die bisherigen Leistungen bei der WM. Schreiben Ihnen Eltern und Freunde viele E-Mails und SMS?

Schweinsteiger: Viele von denen, die noch in München sind, beneiden mich um das Wetter hier, weil es in München die ganze Zeit regnet. Natürlich gab es sms nach den Spielen gegen Australien und Serbien. Das nimmt aber nicht überhand, weil die meisten wissen, dass ich darauf nicht so großen Wert lege.

DFB.de: Und der Kontakt zu Ihren Teamkollegen vom FC Bayern, die nicht für Deutschland spielen. Tauschen Sie sich während der WM mit Mark van Bommel, Arjen Robben und Franck Ribery aus?

Schweinsteiger: Klar, da gibt es auch mal eine Kurznachricht. Nicht nur mit den Spielern. Auch mit Ottmar Hitzfeld zum Beispiel. Er hat mir nach dem Spiel gegen Serbien geschrieben, ich habe ihm nach dem Sieg gegen Spanien gratuliert.

DFB.de: In den Zeitungen finden sich immer wieder Spekulationen um Ihre Person. Real Madrid soll interessiert sein, auch Chelsea. Wie gehen Sie mit diesen Spekulationen um? Bekommen Sie das mit, ist so etwas eine Belastung?

Schweinsteiger: Natürlich bekomme ich das mit. Ich kann und will dazu aber nichts sagen. Mein Kopf und meine Gedanken sind ganz auf das Spiel gegen Ghana gerichtet. Diese ganzen Spekulationen spielen für mich keine Rolle. Schon gar nicht, wenn ich auf den Platz gehe. Für mich zählt nur die Aufgabe gegen Ghana, darauf ist mein Fokus gerichtet.

DFB.de: Sie haben das Spiel Ghana gegen Australien verfolgt, welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen? Wie stark schätzen Sie Ghana ein?

Schweinsteiger: Ghana hat seine Stärken in der Offensive, dafür sind sie defensiv nicht so stark. Aber, wir müssen auf unser Spiel schauen. Wenn wir Ghana unser Spiel aufdrängen können, dann wird es für Sie schwierig, uns zu schlagen. Klar ist auch, dass wir Ghana nicht spielen lassen dürfen. Wir müssen weit vorne verteidigen, früh Druck auf den Gegner ausüben und ihn an einem vernünftigen Spielaufbau hindern.

DFB.de: Wie sicher sind Sie, dass Sie das Spiel gewinnen?

Schweinsteiger: Es gibt keine Garantien. Wir müssen schauen, dass wir noch mehr als Mannschaft auftreten, wir können defensiv viel besser spielen, in der Offensive haben wir gegen Serbien nicht mehr so diese Spielfreude entwickelt und unglückliche Ballverluste gehabt. Das müssen wir abstellen, dann werden wir sehr gute Chancen haben, gegen Ghana zu bestehen.

DFB.de: Obwohl Sie aller Voraussicht nach ein Auswärtsspiel erwartet?

Schweinsteiger: In gewisser Art wird das so sein, wahrscheinlich werden die afrikanischen Fans der Mannschaft aus Afrika die Daumen drücken. Aber das darf uns nicht beeinflussen. Nochmal: Wir müssen uns auf unser Spiel konzentrieren, alles andere ausblenden und unser Potenzial abrufen.

DFB.de: Ab wann beginnt für Sie der Fokus auf das Spiel, welche Momente lösen bei Ihnen die letzte Motivation aus?

Schweinsteiger: Was mich sehr motiviert ist natürlich die Stimmung im Stadion. Es geht aber schon vorher los, eigentlich bereits mit der Anfahrt. Wenn man die Atmosphäre hier erlebt und die Fans in den Straßen sieht, dann geht das Kribbeln los. Gesteigert wird das dann im Stadion und spätestens wenn ich die Nationalhymne höre, weiß ich, dass ein ganz besonderer Moment und ein ganz besonderes Spiel bevorstehen.