Schweinsteiger: Erst Tor, dann Premierenrot

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

17. Oktober

Vor 90 Jahren ist das 86. Franken-Derby zwischen Meister Spielvereinigung Fürth und dem 1. FC Nürnberg eine einzige Enttäuschung. Im Bayernligaspiel vor 15.000 Zuschauern fallen keine Tore. Ein Kritiker rechnet mit den Mannschaften, in denen 17 (!) Nationalspieler stehen, ab: "Noch so ein Match, und es wird als grober Unfug bestraft, wenn ein Journalist noch einmal so ein Treffen als 'größtes Ereignis Deutschland' zu bezeichnen sich erkühnt."

Vor 80 Jahren verliert die Nationalmannschaft auch ihr zweites Spiel der Britannien-Reise. Nach Schottland (0:2) ist auch Irland zu stark für die letztmals von Otto Nerz betreute Elf. In Dublin unterliegt sie trotz beachtlicher Leistung 2:5. Immerhin drei Minuten (32 - 35) liegt sie nach dem Doppelschlag von Stanislaus Kobierski und Fritz Szepan in Führung, danach treffen nur noch die Iren in diesem Freundschaftsspiel. Der Kicker richtet hart: "Wenn die deutschen Spieler nicht zwei Spiele in der Woche vertragen können (Engländern und im Allgemeinen auch Österreichern macht das nichts aus), so darf Deutschland nicht mehr solche Länderspiel-Tourneen unternehmen."

Vor 60 Jahren tritt Meister Borussia Dortmund im Europapokal bei Manchester United an. Vor 75.600 Zuschauern sieht es zunächst nach einem Debakel aus. Nach 32 Minuten führen die Engländer bereits mit 3:0 und der Kicker-Reporter schwärmt: "Ich habe nach dem Krieg keine englische Vereinself erlebt, die so viel kann, wie diese prächtigen Burschen aus Manchester eine gute Stunde lang zeigten." Doch der BVB gibt nicht auf, während ManUnited allmählich die Puste ausgeht. Helmut Kapitulski (69.) und Adi Preißler (77.) treffen und sorgen für ein Ergebnis von 3:2, das Aussichten weckt für das Rückspiel. Mann des Tages ist Torwart Heinrich Kwiatkowski, an dem die Engländer regelrecht verzweifeln. Die objektiven Zuschauer hindert das nicht daran, die Borussia mit Beifall zu verabschieden.

Vor 40 Jahren wirft Zweitligist Röchling Völklingen den Zweiten der Bundesliga, Eintracht Braunschweig, aus dem Pokal. Die Saarländer führen bis zur 87. Minute 2:0, dann verkürzt Wolfgang Frank. Als derselbe Spieler in der Nachspielzeit erneut trifft, wird der Treffer nicht mehr anerkannt. Schiedsrichter Aldinger gibt zwar den Freistoß noch, pfeift aber ab, während der Ball noch vor der Torlinie ist. Röchling-Trainer Herbert Binkert: "Wir haben die Ehre der Saar im Pokal gerettet." Blamabel ist dagegen das 4:4 n.V. von Bundesligist TeBe Berlin im Heimspiel (!) gegen Drittligist Olympia Bocholt, das bis zur 90. Minute sogar führt. TeBe-Trainer Rudi Gutendorf entschuldigt die Leistung mit dem Einsatz von Reservisten: "Mit kompletter Besetzung sollten wir in Bocholt alles klarmachen".

Vor zehn Jahren unterliegt der HSV in der Champions League beim FC Porto 1:4. Das Ehrentor gelingt Piotr Trochowski in der 89. Minute. Stürmer Danijel Ljuboja steht wegen eines unmotivierten Handspiels im eigenen Strafraum am Pranger, der Elfmeter zum 2:0 Sekunden vor der Pause entscheidet die Partie vorzeitig. Nach drei Auftaktpleiten sind die Achtelfinalchancen schon fast dahin, Thomas Doll steht nach dem 15. sieglosen Pflichtspiel in Folge im Herbst 2006 in der Kritik. Aber er beteuert: "Ich habe das Gefühl, dass ich der Elf noch was geben kann."

18. Oktober

Vor 80 Jahren schlägt der HSV den FC St. Pauli im Gauligaspiel 5:1 und baut seine Siegesserie auf sechs Spiele aus. Drei Tore erzielt Rudolf Noack. In gleicher Höhe fertigt der Tabellenzweite Wormatia Worms im Südwesten die Frankfurter Eintracht ab. Entscheidend ist das Tor zum 3:1 von Eckert, das der Schiedsrichter erst nach Reklamationen der Gastgeber gibt und "von da ab war die Eintracht-Elf sichtlich deprimiert" (Frankfurter Volkszeitung). In Westfalen ist die Staffel dermaßen ausgeglichen, dass Germania Bochum mit 7:5 Punkten Tabellenführer ist - was allerdings auch am Spätstart von Meister Schalke 04 liegt, das an diesem Tag erstmals antritt und mühsam zum Erfolg gegen den SV Rotthausen (2:1) kommt. Souveräner dominiert Arminia Hannover den Niedersachsen-Gau. Das 3:1 im Derby gegen 96 ist der sechste Sieg im sechsten Spiel. In Berlin ist Tennis Borussia nach einem turbulenten 5:4 gegen Viktoria 89 neuer Primus, nach 5:1-Führung kommen die leichtfertigen Veilchen mit einem blauen Auge davon.

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga sechs Unentschieden und nur 19 Tore. Die Ausgeglichenheit der Liga führt sogar dazu, dass der Erste beim Letzten nicht gewinnen kann: Aufsteiger Blau-Weiß 90 Berlin trotzt den ungeschlagenen Bayern einen Punkt ab - es ist eines von vier 1:1-Resultaten des 11. Spieltages. Berlins Held heißt Horst Feilzer, der Jean-Marie Pfaff aus über 20 Metern bezwingt. Uli Hoeneß ist empört: "Fast 90 Minuten lang lassen wir uns hier vom Tabellenletzten unter Druck setzen und müssen am Ende noch froh sein, überhaupt einen Punkt zu holen." Trotzdem bleibt der Meister Erster mit zwei Punkten Vorsprung, denn auch Verfolger HSV spielt 1:1 – weil Dietmar Beiersdorfer auf Schalke ein Eigentor fabriziert. Neuer Zweiter wird Bayer Leverkusen (2:0 am Vortag gegen Eintracht Frankfurt) dank zweier Tore von Herbert Waas. Schützenkönig des Tages ist der Nationalspieler damit nicht, denn Kölns Klaus Allofs schießt ausgerechnet bei seinem Heimatklub Fortuna Düsseldorf einen Hattrick. Fortuna rutscht damit auf den letzten Platz. Wenigstens hat Allofs Gewissensbisse: "Ich hätte lieber gegen eine andere Mannschaft getroffen." Zumal im Fortuna-Tor ein 17 Jahre alter Debütant steht - Frank Kirn geht an diesem Tag als jüngster Torwart in einer Startelf in die Bundesligageschichte ein. Nichts Historisches hat dagegen die Nullnummer zwischen Waldhof Mannheim und dem VfL Bochum. "Fehlpass-Festival - Zuschauer lachten", titelt der Kicker über das Spiel, bei dem einige der 8000 Waldhof-Fans den Rauswurf von Trainer Klaus Schlappner fordern. "Schlappi" bügelt Fragesteller ab: "Die Rufe habe ich nicht gehört - und außerdem sind sie mir piepschnurzegal." Aufregung beim VfB Stuttgart, wo Stürmer Predrag Pasic vor dem Spiel gegen Kaiserslautern das Hotel verlässt und ankündigt: "Ich spiele nie mehr unter Egon Coordes." Der VfB suspendiert ihn.

Vor 25 Jahren verlässt Borussia Mönchengladbach nach einem 1:0-Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg den 20. Platz in der Bundesligatabelle, die 1991/1992 die längste aller Zeiten ist. Den ersten Sieg unter dem neuen Trainer Jürgen Gelsdorf sichert Bachirou Salou. Aufsteiger MSV Duisburg, überraschend Zweiter, führt gegen Meister Kaiserslautern bis zur 87. Minute 1:0, da rettet Demir Hotic den Pfälzern noch einen Punkt. Dadurch rutscht der MSV am nächsten Tag auf Platz drei. Vorletzter ist Reviernachbar VfL Bochum nach dem 0:3 an diesem schwarzen Freitag in Bremen. Trainer Holger Osieck stiehlt sich aus der Verantwortung: "Die Spieler hören auf mich. In den entscheidenden Situationen aber schlafen sie dann."

Vor 20 Jahren endet das hochklassige Spitzenspiel der Bundesliga zwischen dem Dritten, Bayer Leverkusen, und dem Ersten, VfB Stuttgart, torlos. Die Mannschaft von Trainer Joachim Löw bleibt auswärts ungeschlagen und auch nach den Spielen des nächsten Tages Spitzenreiter. Keinen Sieger hat auch die zweite Freitagspartie zwischen Aufsteiger VfL Bochum und dem TSV 1860 München (2:2), wohl aber bringt sie Bemerkenswertes. So schießen in der 66. Minute beide Mannschaften ein Tor, auf Marco Walkers 1:2 reagiert Bochums Thomas Reis postwendend. 1860-Abwehrchef Bernhard Trares sitzt da schon auf der Bank, er wird noch vor der Pause vom Platz gestellt - zum fünften Mal. Zu diesem Zeitpunkt ist es ein Bundesligarekord.

Vor zehn Jahren schießen die Brasilianer Naldo und Diego Werder Bremen zum Sieg in der Champions League. Nach dem 2:0 gegen Levski Sofia ziehen die Hanseaten mit dem FC Barcelona gleich. Der Kicker schreibt: "Auch ohne Spaßfußball bleibt Werder im Rennen ums Achtelfinale." Das hat Bayern München praktisch schon erreicht, ein Treffer von Bastian Schweinsteiger sichert in Lissabon den dritten Vorrundensieg. Aber der Nationalspieler wird zum tragischen Helden, da er unmittelbar nach Wiederanpfiff erstmals in seiner Karriere vom Platz fliegt - mit Gelb-Rot. In der Folge wird es heikel, Sporting erarbeitet sich etliche Chancen, am Ende ist es ein glücklicher Sieg. Den verfolgt Manager Uli Hoeneß von der Tribüne aus, beim 2:0 in Mailand hat er sich eine Innenraumsperre eingehandelt.

19. Oktober

Vor 75 Jahren finden Gau-Ligaspiele statt. Die Erfordernisse des Krieges sorgen mancherorts für Wettbewerbsverzerrung, nicht alle Mannschaften werden im gleichen Maße geschwächt. So kommt es zu immer ungewöhnlicheren Ergebnissen auf der höchsten Ebene des deutschen Fußballs. Im Sudetenland gewinnt der LSV Olmütz in Jägerndorf mit 16:0, im Niederrhein-Gau putzt RW Essen Turu Düsseldorf 11:0, wobei August Gottschalk sieben Tore gelingen. Der Dresdner SC siegt im Lokalderby gegen Guts Muts 9:1. Auch das 6:1 von Eintracht Braunschweig über Hannover 96 zählt der Kicker zu den "Überraschungen des Sonntages".

Vor 30 Jahren kommt es in der 2. Liga zu einem einmaligen Ereignis im deutschen Profifußball. Weil Arminia Bielefeld auf zehn Profis verzichten muss, läuft sie gegen Saarbrücken in Unterzahl auf. Sieben Profis und drei Amateure stehen in der "Zehn" von Arminia, die vergeblich eine Spielverlegung beantragt hat. Die Statuten hätten das nur erlaubt, wenn Arminia nicht auf mindestens acht Spieler gekommen wäre. Nach einer Verletzung des Profis Ostermann sind es nach zehn Minuten nur noch neun. Kurios: In der Schlussphase wechseln die Bielefelder noch zweimal aus, Amateure gegen Amateure. Mehr als drei dürfen nicht spielen. Präsidentin Gisela Schwerdt kündigt nach dem 1:3 Protest gegen die Wertung an.

Vor 25 Jahren endet die längste Sieglosserie des 1. FC Köln in seiner Bundesligageschichte. Nach dem späten Treffer von Pierre Littbarski in Karlsruhe gibt es erstmals seit fünf Monaten und 18 Spielen wieder mal zwei Punkte - und Trainer Jörg Berger gibt den Siegern zwei Tage frei. "Ein herrliches Gefühl, an das man sich aber erst wieder gewöhnen muss", sagt Verteidiger Alfons Higl. Nicht herrlich, aber ungewohnt ist auch das Gefühl auf Tabellenplatz 14 zu stehen für die Spieler des FC Bayern. In Stuttgart muss der neue Trainer Sören Lerby auch im zweiten Spiel eine Niederlage quittieren (2:3). Sein Risiko, den 17-jährigen Max Eberl, heute Sportdirektor in Mönchengladbach, aufzustellen, misslingt. Der Debütant muss zur Pause raus und wird nie mehr für Bayern spielen. Libero Thomas Berthold beruhigt die Reporter: "Wir werden beim FC Bayern auch wieder lachen. Jetzt haben wir halt zu wenig Glück." Weil es nach Stefan Effenbergs Elfmetertor noch mal spannend geworden ist, sagt VfB-Trainer Christoph Daum: "Statt eines Top-Zuschlags wäre eher eine Gefahrenzulage für Herz- und Kreislaufschwäche angebracht gewesen." Der VfB schiebt sich auf Platz zwei vor, doch Tabellenführer Eintracht Frankfurt bleibt vorläufig außer Reichweite. Nach dem 4:2 in Wattenscheid haben die Hessen drei Punkte Vorsprung. Eine Attraktion sind sie trotz ihrer Ballzauberer Uwe Bein (zwei Tore) und Andy Möller noch nicht - nur 8000 kommen in die Lohrheide. Nie sahen weniger Zuschauer einen Tabellenführer. Kaum mehr kommen zum ersten Ostderby der Ligahistorie: Hansa Rostock begrüßt beim 3:0 gegen Dynamo Dresden nur 9000 Fans und schickt die Sachsen auf den 20. und letzten Platz.

Vor zwanzig Jahren gibt es in den Samstagspartien der Bundesliga vor Anpfiff eine Gedenkminute für die 84 Todesopfer einer Stadionkatastrophe in Guatemala vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Costa Rica. Das Spitzenquartett pausiert, weshalb es nur im Keller Bewegung gibt. Allerdings nicht für Schlusslicht Arminia Bielefeld, das zuhause dem 1. FC Köln 1:4 unterliegt. Trainer Ernst Middendorp attestiert dem Team "die schlechteste Saisonleistung", sein Spieler Jörg Bode vermeldet "den Tiefpunkt meiner Karriere" nach seiner Ein- und Auswechslung. Die "Höchststrafe", wie es in Fußballerkreisen heißt, hat sich Bode nach eigener Ansicht selbst verdient: "Das war völlig richtig. Schlechter als ich gespielt habe, geht’s nicht mehr." Selbst die Kölner sind unzufrieden, Trainer Peter Neururer notiert "katastrophale Fehler", Torschütze Toni Polster betont, "dass wir keine überdurchschnittliche Mannschaft sind". Die Tabelle sagt etwas anderes: Köln ist Sechster, punktgleich mit Werder Bremen (3:1 in Karlsruhe). Nach einem Freistoßtor durch Thomas Häßler führt der KSC bis zur 63. Minute, dann dreht Werder das Spiel, auch Andreas Herzog versenkt einen Freistoß. In einem klassischen Kellerderby schlägt der FC St. Pauli den auswärts weiter punktlosen SC Freiburg 2:0 und robbt über den Strich. Historisches ereignet sich auf Schalke, wo der kommende Rekordtrainer des Klubs beim 2:0 gegen den HSV seinen ersten Bundesligasieg feiert: Huub Stevens!

20. Oktober

Vor 70 Jahren findet der 4. Spieltag der Oberliga Süd statt. Tabellenführer 1. FC Nürnberg feiert vor 22.000 weitgehend entsetzten Zuschauern ein 8:1-Schützenfest bei Waldhof Mannheim (vier Tore von Max Morlock) und hat nur noch einen punktgleichen Verfolger: Aufsteiger 1. FC Bamberg (2:0 beim FSV Frankfurt). Schweinfurt 05 und Eintracht Frankfurt beschmutzen sich beim 2:2 gegenseitig die bis dahin weiße Weste, die auch die Waldhöfer noch getragen haben - bis der Club kam. Die Stuttgarter Kickers bleiben ungeschlagen, bringen aus Fürth vor 12.000 Zuschauern ein 1:1 mit. Bayern München glückt gegen den VfL Neckarau (3:0) der erste Saisonsieg, Schlusslicht Karlsruher FV freut sich über den ersten Punkt (3:3 gegen Aschaffenburg).

In der Hamburger Liga kommt der HSV bei Union Altona zu einem 11:0-Kantersieg, zu dem Edmund Adamkiewicz gleich vier Tore beisteuert.

Vor 40 Jahren beginnt die 2. Runde im Europapokal, an der noch alle sieben gestarteten Bundesligisten teilnehmen. Im Landesmeister-Cup schießen die Verteidiger Berti Vogts und Hans Klinkhammer Borussia Mönchengladbach zum 2:1 beim AC Turin, aber "der Held von Turin" ist für den Kicker Torwart Wolfgang Kneib. Titelverteidiger Bayern München dankt einmal mehr Gerd Müller, der bei Banik Ostrau das Anschlusstor zum 1:2 erzielt. Der Flugkopfball des "Bombers" wird später zum Tor des Jahres 1976 gewählt. Pokalsieger HSV schlägt Edinburgh 4:2 und ärgert sich über das zweite Gegentor mit Abpfiff. Im UEFA-Pokal können der 1. FC Köln (2:0 gegen Grashopper Zürich) und Schalke 04 (1:0 bei Sportul Bukarest) mit dem Achtelfinale planen, dagegen wird es für Eintracht Braunschweig (2:1 gegen Espanyol Barcelona) und den 1. FC Kaiserslautern (2:2 gegen Feyenoord Rotterdam) eng. Mann des Tages am Betzenberg ist der 21-jährige Hans-Peter Briegel, der beide Tore erzielt.

Vor 20 Jahren trennen sich Bayern München und Meister Borussia Dortmund im ausverkauften Olympiastadion 0:0. "Im Endeffekt hatte keiner den Sieg verdient", urteilt Bayern-Präsident Franz Beckenbauer über die gutklassige Partie, die nur einen großen Aufreger hat. Andy Möller foult seinen Konkurrenten in der Nationalelf, Mario Basler, mit gestrecktem Bein voraus. Bayern-Vize Karl-Heinz Rummenigge: "Dieses Foul war eines Nationalspielers nicht würdig." Uli Hoeneß regt sich schon vor der Partie auf - über den Anstoßtermin am Sonntagabend (19 Uhr), dem TV zuliebe. "Das ist nicht in Ordnung, dass wir uns auf Kosten unserer Fans Vorschriften machen lassen müssen."

Vor zehn Jahren wird der Mainzer Bundesligatrainer Jürgen Klopp gemeinsam mit Schiedsrichter Urs Meier und Moderator Johannes B. Kerner in Köln mit dem deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Beste Sportsendung" ausgezeichnet. Das Trio hat während der WM 2006 für das ZDF gearbeitet, Klopp war regelmäßig bei den deutschen Spielen als Experte im Einsatz und hat die TV-Nation mit seiner Schlagfertigkeit und seinem Wortwitz überzeugt.

21. Oktober

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Am 10. Spieltag wird West-Spitzenreiter Duisburger SpV erstmals geschlagen, Weltmeister Hans Schäfer erzielt das entscheidende 2:1 für den 1. FC Köln. 45.000 Zuschauer bejubeln den Erfolg der Geißböcke, die auf Platz drei vorrücken. Trainer Hennes Weisweiler: "Wir haben jetzt hoffentlich den Siegesfaden auf unserem Platz gefunden." Vor Köln steht noch Fortuna Düsseldorf, die durch vier Tore der Gramminger-Brüder in Sodingen gewinnt (4:1). Es ist dennoch nicht der höchste Auswärtssieg, Schwarz-Weiß Essen demontiert Preußen Münster sensationell 6:1. Lokalrivale Rot-Weiß fegt Borussia Mönchengladbach 5:1 vom Platz und angesichts von nun 0:18 Punkten fast schon aus der Liga. Und Schalke? Verliert nach zwei Martinelli-Toren 1:2 am Aachener Tivoli und fällt auf Platz elf.
Im Süden wird Kickers Offenbach erstmals geschlagen, bleibt aber auch nach dem 3:4 beim VfB Stuttgart vor 38.000 Zuschauern Erster. Die Kickers holen zwar einen 0:3-Rückstand auf, müssen sich aber nach dem 4:3 von Dieter Praxl (86.) geschlagen geben. Sehr zur Freude von Nürnberg (3:0 in Regensburg) und des KSC (3:2 gegen Stuttgarter Kickers), die aufschließen können. Das Spitzentrio trennt nur noch ein Punkt.
Im Südwesten bleibt Kaiserslautern ohne Punktverlust, hat beim 2:1 in Trier aber einige Mühe. Und Glück: Denn als die Eintracht beim Stand von 0:0 einen Handelfmeter erhält, tritt ausgerechnet Torwart Walter Butscheidt zur Exekution an und trifft nur den Pfosten. Da Verfolger Phönix Ludwigshafen zuhause TuS Neuendorf 1:2 unterliegt, ist es ein ausgesprochen gelungener Sonntag für die "Walter-Elf".
Im Norden rätseln die Experten über den Heimkomplex von Tabellenführer HSV, der seinen Fans gegen Eintracht Nordhorn schon das dritte Remis (1:1) zumutet. Es ist eins von vier Unentschieden des Tages, völlig aus dem Rahmen fällt nur Werder Bremens 5:0 gegen Concordia Hamburg. Knapper der Erfolg von Bremerhaven 93 (2:1 gegen Göttingen), das mit dem HSV gleichzieht. Den Sieg retten sie in Unterzahl über die Zeit, ausgerechnet der Torwart fällt aus und wird von Verteidiger Siegfried Presche bestens vertreten.
In der 2. Liga West sorgt ein gewisser Udo Lattek für Aufregung. Der kommende Meistertrainer erzielt beim 3:0 von Bayer Leverkusen gegen Hamborn 07 ein umstrittenes Tor, angeblich mit der Hand. Gegeben wird es doch.

Vor zehn Jahren enttäuscht Borussia Dortmund seine Anhänger im kleinen Revierderby. Gegen Schlusslicht VfL Bochum reicht es nur zu einem 1:1, erstmals seit 1992 gibt es keinen Heimsieg gegen den Nachbarn. Die 75.100 Zuschauer gehen teilweise auf die Barrikaden. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke muss bereits die Trainerfrage beantworten. Noch wiegelt er in der Personalie Bert van Marwijk ab: "Wir haben keine Trainerdiskussion." Nur Feuer unterm Dach nach Attacken von Christian Wörns gegen Watzke. Am Tag danach wettert Sportdirektor Michael Zorc über die "jämmerlichen Erklärungen" für das schwache Spiel und der Kicker titelt: "Jeder gegen jeden".

22. Oktober

Vor 100 Jahren gewinnt die Spielvereinigung Fürth ein Meisterschaftsspiel beim BSC Nürnberg 13:0, obwohl sie bei Anpfiff nur zehn Spieler auf dem Feld hat.

Vor 50 Jahren findet der 10. Bundesligaspieltag statt. Er bringt einen neuen Torrekord (35), obwohl es keine Elfmeter gibt, und einen alten Tabellenführer, an den sich die Liga allmählich gewöhnen muss. Außenseiter Eintracht Braunschweig besteht auch die Hausaufgabe gegen Europapokalsieger Borussia Dortmund und kommt binnen neun Minuten (68. bis 77.) zu drei Toren, Rudi Assauer kann nur noch verkürzen. Trainer Helmut Johannsen schwärmt vom "wohl stärksten Heimspiel unserer Mannschaft seit Bestehen der Bundesliga". Platz zwei verteidigt die andere Eintracht aus Frankfurt, die beim 4:2 gegen Schalke 04 den dreimaligen Torschützen Siegfried Bronnert feiert. Der HSV gewinnt 3:1 in Stuttgart, bleibt in Sichtweite des Spitzenduos. Mit Aufsteiger Rot-Weiss Essen hat im oberen Drittel niemand gerechnet, aber nach dem in letzter Minute errungenen 2:1-Heimsieg gegen Gladbach ist das Team um "Ente" Lippens Vierter. Die Titelaspiranten des Vorjahres mühen sich in hinteren Regionen ab, nur Bayern München gewinnt (4:2 in Köln), Gerd Müllers Doppelschlag bringt ihm die Führung in der Torjägerliste und seinem Team Platz neun. Meister TSV 1860 dagegen bleibt selbst nach dem 3:0 gegen Fortuna Düsseldorf Vorletzter.

Vor 30 Jahren starten acht deutsche Klubs in die zweite Europapokalrunde. Meister Bayern München schlägt Austria Wien 2:0, Hansi Flick und Lothar Matthäus (per Elfmeter) treffen vor 48.000 Zuschauern im Olympiastadion. Nach den Chancen muss Bayern weit höher gewinnen, doch Franz Wohlfahrt im Austria-Tor erwischt einen Glanztag. DDR-Meister BFC Dynamo Berlin unterliegt bei Bröndby Kopenhagen 1:2, Frank Rohdes spätes Tor (87.) nährt die Hoffnungen. Im Pokalsieger-Cup muss der VfB Stuttgart gewaltig zittern, bei Torpedo Moskau setzt es eine 0:2-Pleite und die Erkenntnis, dass ein Zwilling selten allein trifft: Die Gebrüder Sawitschew schießen die Tore gegen die enttäuschende Coordes-Elf. Zu allem Übel wird die Delegation auch noch patschnass: Es gibt kein Dach im Stadion, VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder und der Vorstand sitzen 90 Minuten im Regen. DDR-Vertreter Lok Leipzig kommt mit einem 1:1 von Rapid Wien zurück, Matthias Lindner erzielt das Tor. Im UEFA-Pokal schießt nur Borussia Mönchengladbach aus dem DFB-Trio Tore - dafür reichlich. Gegen Feyenoord Rotterdam gibt es am Bökelberg ein 5:1-Schützenfest. "Gladbach wie in besten Zeiten", titelt der Kicker. Defensivmann Hans-Georg Drehsen entdeckt seine stürmische Ader an diesem Herbstabend 1986 und erzielt zwei Tore. Die Werksklubs spielen dagegen torlos in der Fremde: Bayer Uerdingen bei Widzew Lodz und Bayer Leverkusen bei Dukla Prag feiern ihre Torhüter. Uerdingens Werner Vollack hält in Lodz einen Elfmeter, Leverkusens Rüdiger Vollborn in Prag alles, was auf sein Tor kommt. DDR-Vertreter Stahl Brandenburg muss nach dem 0:2 in Göteborg mit dem Aus rechnen.

Vor 25 Jahren spielen vier deutsche Klubs im UEFA-Pokal. Bayern München erlebt bei Bröndby Kopenhagen einen schwarzen Nachmittag (Anpfiff: 15 Uhr) und blamiert sich bis auf die Knochen - 2:6. Mehr Tore haben die Bayern im Europapokal noch nie kassiert. Dabei sind sie nach 32 Minuten durch Mazinho in Führung gegangen, noch nach 56 Minuten steht es 1:1 - dann bricht der Bröndby-Sturm los. Trainer Sören Lerby gesteht: "Wir haben den FC Bayern in ganz Europa lächerlich gemacht." Und mit Blick auf die Bundesligatabelle sagt er schier Unerhörtes: "Ab sofort kämpfen wir gegen den Abstieg." Der bereits zurückgetretene Weltmeister Klaus Augenthaler, nunmehr 34, hat noch einen Spielerpass und bietet seine Hilfe an: "Ich bin bereit für Samstag." Die anderen UEFA-Cup-Vertreter schlagen sich wackerer: Der VfB Stuttgart (in Osasuna) und Eintracht Frankfurt (in Gent) ertrotzen jeweils ein 0:0, der HSV schlägt vor nur 8120 Getreuen im Volkspark ZSKA Sofia mit 2:0. Beide Tore schießt Abwehrchef Frank Rohde, dem die Interviews hinterher mehr Probleme bereiten: "Ich habe lange zurückgedacht, aber zwei Tore in einem Spiel habe ich noch nie gemacht."

Vor 20 Jahren beginnt das Achtelfinale im DFB-Pokal. Überraschungen bleiben aus, wenn auch Bundesligist FC St. Pauli gegen Zweitligist Unterhaching große Mühe hat (1:0), ebenso der VfL Bochum bei den Amateuren des KSC (1:0). Der SC Freiburg bezwingt den SV Meppen 2:1. Im reinen Bundesligaduell setzt sich der HSV bei 1860 München durch, bei den Torschützen besteht Verwechslungsgefahr: Das 0:1 erzielt der Österreicher Markus Schopp, das 1:2 Ex-Bayer Markus Schupp. Löwen-Libero Bernhard Trares fliegt binnen vier Tagen zum zweiten Mal vom Platz, wieder in der ersten Halbzeit. Selbst sein als beinhart verschriener Trainer Werner Lorant sagt: "Der Platzverweis geht in Ordnung."

Vor zehn Jahren riecht es in der Bundesliga nach Wachablösung. Tabellenführer Werder Bremen schlägt Meister Bayern München 3:1 und verweist diesen auf Platz vier. Schalke 04 (2:1 gegen Hannover) und Hertha BSC (2:1 gegen Gladbach) ziehen an den Münchnern vorbei. Bayerns dritte Auswärtsniederlage in Folge schreit nach Erklärungen. Verteidiger Willy Sagnol glaubt: "70 Prozent der Mannschaft hatten nach der WM keine Vorbereitung. Außerdem haben wir mit Ballack, Ze Roberto, Lizarazu und Jeremies vier wichtige Spieler verloren." Und nun verlieren sie Spiele, es ist der schlechteste Start seit 1993. Das Spiel in Bremen entscheidet ein Eigentor von Lucio, der verletzt ausscheidet. Bayerns Treffer durch Roy Makaay ist der 3000. ihrer Bundesligahistorie und kann die Tristesse beim Meister doch nicht vertreiben. In Bremen werden sie indes euphorisch: "Wir sind die bessere Elf - kämpferisch und spielerisch", tönt Torwart Tim Wiese nach dem "lockeren Sieg". Das Spiel wird in 93 Ländern live übertragen. Der kommende Meister VfB Stuttgart spielt in Wolfsburg 1:1 und freut sich über das fünfte Spiel in Folge, in dem sein Sturmjuwel Mario Gomez trifft.

23. Oktober

Vor 50 Jahren tritt die DDR-Auswahl in Moskau gegen die Sowjetunion an. Im dritten Treffen erreicht sie erstmals ein Unentschieden (2:2) dank Toren von Otto Fräßdorf und Jürgen Nöldner.

Vor 40 Jahren wird der 10. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Das Spitzenspiel zwischen Eintracht Braunschweig und Meister Borussia Mönchengladbach hat keinen Sieger (1:1), der Däne Allan Simonsen trifft spät (86.) und verhindert die erste Saisonpleite des Meisters. An einem Tag mit 37 Toren bleiben nur zwei Torhüter (Düsseldorfs Wilfried Woyke beim 2:0 gegen den MSV und Schalkes Enver Maric beim 1:0 gegen den HSV) unbezwungen. Sepp Maier hat trotzdem Grund zur Freude: Mit den Bayern gewinnt er 3:2 bei Angstgegner Werder Bremen und vor der Partie wird er für sein 350. Bundesligaspiel in Folge ausgezeichnet. Der Kicker prophezeit: "Das ist einer jener langlebigen Rekorde, die bis zum Jahre 2000 möglicherweise Bestand haben können." Noch länger sogar…
Noch ein Rekord wird aufgestellt: als Übergangslösung nach der Entlassung von Slobodan Cendic setzt der 1. FC Saarbrücken in Köln den 24-jährigen Bernd Stöber auf die Trainerbank. Es bleibt bei diesem Spiel, zumal der FCS 1:5 verliert. Aber jünger war keiner mehr.

Vor 25 Jahren gehen drei weitere deutsche Klubs im Europacup an den Start. Meister 1. FC Kaiserslautern unterliegt beim FC Barcelona 0:2, beide Tore erzielt Beguiristain. Guido Hoffmann hätte auch eines erzielen müssen, doch er vergibt eine unglaubliche Chance. Nachdem er Zubizareta schon umspielt hat, schießt Hoffmann mit dem schwächeren rechten Fuß am Tor vorbei. "Es gibt überhaupt keine Entschuldigung", sagt der arme Sünder. "Kostet der Fehltritt 10 Millionen Mark?", fragt der Kicker. Auch Pokalsieger Werder Bremen muss nach seinem knappen Heimsieg gegen Ferencvaros Budapest (3:2) zittern. Am Sturm liegt's nicht, Frank Neubarth (2x) und Klaus Allofs treffen. Für Außenseiter Rot-Weiß Erfurt, Schlusslicht der 2. Liga Nord, ist Ajax Amsterdam im UEFA-Cup zwar eine Nummer zu groß, aber zur Pause führen die Thüringer dank Uwe Schulz. Ajax dreht das Spiel noch, Nationalspieler Dennis Bergkamp schießt das 2:1 für die Niederländer.

Vor 20 Jahren wirft Drittligist Energie Cottbus den erstklassigen MSV Duisburg aus dem DFB-Pokal. In der 89. Minute kann Thorsten Wohlerts Ausgleich den MSV noch in die Verlängerung retten, auch Jens Melzigs 2:1 gleicht man noch einmal aus, aber im Elfmeterschießen sind die Lausitzer schließlich die Besseren. Während sie alle fünf Bälle verwandeln, scheitert Marc Kienle. Energie-Trainer Eduard Geyer stolz: "Wir haben alles richtig gemacht, teilweise am Optimum gespielt." Weiter im Rennen bleiben der VfB Stuttgart nach dem 2:0-Pflichtsieg gegen Zwickau und der KSC (3:1 in Fürth).

Vor zehn Jahren feiert der HSV nach verkorkstem Start in Leverkusen seinen ersten Saisonsieg. Joker Paulo Guerrero kommt nach 69 Minuten ins Spiel, trifft mit der ersten Aktion zum 1:1 und nach 86 Minuten noch einmal. "Paulo ist jetzt angekommen in Hamburg", freut sich Trainer Thomas Doll über den Auftritt des Zugangs aus München.