Schuster: "Alles spricht für den KSC"

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2. November 1993: Der Karlsruher SC schafft das "Wunder vom Wildpark". Nach einem 1:3 im Hinspiel beim spanischen Spitzenklub FC Valencia bezwingt der KSC die Spanier vor heimischer Kulisse sensationell 7:0 und zieht ins Achtelfinaledes UEFA-Cups ein. Erst in der Runde der letzten Vier ist später gegen den SV Salzburg Endstation.

Damals gehörte neben dem Vierfach-Torschützen Edgar "Euro-Eddy" Schmitt auch Dirk Schuster zu den umjubelten KSC-Kickern. Heute (ab 14 Uhr, live im hr-fernsehen und auf dem SWR) kommt es in der 3. Liga zum Duell zwischen dem von Ex-Nationalspieler Schuster (45) trainierten und abstiegsbedrohten SV Darmstadt 98 und dem aktuellen Tabellenführer KSC. "Mein Hauptwohnsitz ist immer noch in Karlsruhe", sagt der 45-Jährige Schuster vor dem für ihn so besonderen Spiel gegenüber DFB.de.

Seit Ende Dezember ist Schuster Trainer bei den "Lilien". Zuvor hatte er bis Mitte November beim Aufsteiger und Ligakonkurrenten Stuttgarter Kickers gearbeitet. Pikant: Die Schwaben rangieren nur einen Zähler vor dem SVD und gastieren ausgerechnet am letzten Spieltag (18. Mai) zu einem möglichen "Abstiegsendspiel" in Darmstadt. Im DFB.de-Interview spricht Dirk Schuster mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Situation im Rennen um den Klassenverbleib, die Europapokal-Sensationen mit Karlsruhe und das bevorstehende Duell mit dem KSC.

DFB.de: Herr Schuster, gibt es für Sie noch viele Berührungspunkte mit dem KSC?

Dirk Schuster: Nach wie vor befindet sich mein Hauptwohnsitz in Karlsruhe. Von daher läuft man sich regelmäßig über den Weg oder trifft sich im Stadion. Auch zu Edgar Schmitt, der kürzlich seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, gibt es noch Kontakt.

DFB.de: War das legendäre 7:0 gegen Valencia der Höhepunkt Ihrer Zeit beim Karlsruher SC?

Schuster: Es war einer von vielen. Wir haben damals Europa als Underdog aufgemischt. Das war eine sehr schöne Zeit.

DFB.de: Am Montagabend hat Ihre Mannschaft im Verbandspokal-Halbfinale den Ligakonkurrenten Offenbacher Kickers 1:0 ausgeschaltet. Was bedeutet dieser Sieg?

Schuster: Die Partie hatte wegen des Derby-Charakters eine ganz besondere Brisanz. Wenn man so ein Spiel für sich entscheidet, gibt einem das ein gutes Gefühl. Ein solcher Erfolg ist wichtig fürs Selbstvertrauen, lässt die Brust auch für die bevorstehenden Aufgaben in der Liga wachsen.

DFB.de: Nur drei Tage zuvor gab es in der Meisterschaft in Offenbach ein 2:0 - es war der erste Dreier nach sechs vergeblichen Anläufen. Wie schätzen Sie die Lage in der Liga ein?

Schuster: Es geht oben wie unten ganz eng zu. Die Situation ist sehr wackelig, weil die Tabelle immer noch nicht vollständig begradigt ist. Es bringt uns allerdings nichts, nach rechts und links zu schauen. Wir müssen uns darauf konzentrieren, das zu beeinflussen, was wir auch beeinflussen können.

DFB.de: Woran hatte es vor den Offenbach-Spielen gehapert?

Schuster: Wir waren oft nicht in der Lage, die gegnerische Abwehr so sehr unter Druck zu setzen, damit Großchancen dabei herausspringen. Es fehlte in einigen Situationen der unbedingte Wille, einen Treffer erzielen zu wollen.

DFB.de: Was muss Ihre Mannschaft in die Waagschale werfen, um den Klassenverbleib in der 3. Liga zu schaffen?

Schuster: Die Liga ist brutal ausgeglichen. Wenn es uns gelingt, die Fehlerquote zu minimieren, ist in jeder Partie zumindest ein Punkt möglich. Es wird entscheidend sein, kompakt zu stehen und die Zweikämpfe mit der nötigen Aggressivität anzugehen. Dann müssen wir selbstverständlich daran arbeiten, uns regelmäßiger Großchancen herauszuspielen und diese dann auch zu nutzen.

DFB.de: Nach der Winterpause stand in neun von 14 Partien hinten die Null. Hat die Offensive darunter ein wenig gelitten?

Schuster: Die richtige Balance zwischen Angriff und Defensive ist nicht einfach. Die Automatismen im Defensivverhalten kann man einer Mannschaft ziemlich schnell beibringen. Vor dem gegnerischen Tor ist häufig Kreativität und damit nicht zuletzt auch individuelle Klasse gefragt. Wir haben aber nicht den Ausnahmestürmer, der im zweistelligen Bereich trifft. Wir müssen das Toreschießen breit auf mehrere Schultern verteilen.

DFB.de: Ist das Duell zwischen Darmstadt und Karlsruhe ein Vergleich zwischen David und Goliath?

Schuster: Auf jeden Fall. Der KSC verfügt über die beste Mannschaft der gesamten Liga. Die meisten Karlsruher Ersatzspieler würden bei anderen Vereinen zur Startelf zählen. Eigentlich spricht alles gegen uns: Tabellenplatz, Etat, individuelle Klasse. Alles spricht für den KSC. An einem schlechten Tag ist aber auch Karlsruhe schlagbar. Es muss für uns darum gehen, die verwundbaren Punkte zu treffen.

DFB.de: Sie könnten mit einem Sieg gegen den KSC auch das Aufstiegsrennen noch einmal richtig spannend machen.

Schuster: Das stimmt. Ich gehe aber trotzdem davon aus, dass Karlsruhe den Aufstieg auf jeden Fall schaffen wird. Hoffentlich aber ohne die drei Punkte aus Darmstadt. Dahinter sehe ich Arminia Bielefeld, das sich ebenfalls sehr stabil präsentiert. Für Rang drei kommt für mich am ehesten der 1. FC Heidenheim in Frage.

DFB.de: Ihr ehemaliger Verein Stuttgarter Kickers zählt zu den direkten Konkurrenten der "Lilien". Eine komische Situation?

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Schuster: Man muss das deutlich trennen. Allerdings wäre es mir schon am liebsten, wenn beide Mannschaften ein "Endspiel" am letzten Spieltag vermeiden könnten. Beim Blick auf das Restprogramm wird allerdings wohl mindestens eine Mannschaft noch in der Bredouille stecken.

DFB.de: Haben Sie den Fall X, den Abstieg in die Regionalliga Südwest, schon einmal gedanklich durchgespielt?

Schuster: Damit beschäftige ich mich nicht. Gedanken mache ich mir erst, wenn der Abstieg feststehen sollte. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass wir in der 3. Liga bleiben.

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2. November 1993: Der Karlsruher SC schafft das "Wunder vom Wildpark". Nach einem 1:3 im Hinspiel beim spanischen Spitzenklub FC Valencia bezwingt der KSC die Spanier vor heimischer Kulisse sensationell 7:0 und zieht ins Achtelfinaledes UEFA-Cups ein. Erst in der Runde der letzten Vier ist später gegen den SV Salzburg Endstation.

Damals gehörte neben dem Vierfach-Torschützen Edgar "Euro-Eddy" Schmitt auch Dirk Schuster zu den umjubelten KSC-Kickern. Heute (ab 14 Uhr, live im hr-fernsehen und auf dem SWR) kommt es in der 3. Liga zum Duell zwischen dem von Ex-Nationalspieler Schuster (45) trainierten und abstiegsbedrohten SV Darmstadt 98 und dem aktuellen Tabellenführer KSC. "Mein Hauptwohnsitz ist immer noch in Karlsruhe", sagt der 45-Jährige Schuster vor dem für ihn so besonderen Spiel gegenüber DFB.de.

Seit Ende Dezember ist Schuster Trainer bei den "Lilien". Zuvor hatte er bis Mitte November beim Aufsteiger und Ligakonkurrenten Stuttgarter Kickers gearbeitet. Pikant: Die Schwaben rangieren nur einen Zähler vor dem SVD und gastieren ausgerechnet am letzten Spieltag (18. Mai) zu einem möglichen "Abstiegsendspiel" in Darmstadt. Im DFB.de-Interview spricht Dirk Schuster mit dem Journalisten Thomas Ziehn über die Situation im Rennen um den Klassenverbleib, die Europapokal-Sensationen mit Karlsruhe und das bevorstehende Duell mit dem KSC.

DFB.de: Herr Schuster, gibt es für Sie noch viele Berührungspunkte mit dem KSC?

Dirk Schuster: Nach wie vor befindet sich mein Hauptwohnsitz in Karlsruhe. Von daher läuft man sich regelmäßig über den Weg oder trifft sich im Stadion. Auch zu Edgar Schmitt, der kürzlich seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, gibt es noch Kontakt.

DFB.de: War das legendäre 7:0 gegen Valencia der Höhepunkt Ihrer Zeit beim Karlsruher SC?

Schuster: Es war einer von vielen. Wir haben damals Europa als Underdog aufgemischt. Das war eine sehr schöne Zeit.

DFB.de: Am Montagabend hat Ihre Mannschaft im Verbandspokal-Halbfinale den Ligakonkurrenten Offenbacher Kickers 1:0 ausgeschaltet. Was bedeutet dieser Sieg?

Schuster: Die Partie hatte wegen des Derby-Charakters eine ganz besondere Brisanz. Wenn man so ein Spiel für sich entscheidet, gibt einem das ein gutes Gefühl. Ein solcher Erfolg ist wichtig fürs Selbstvertrauen, lässt die Brust auch für die bevorstehenden Aufgaben in der Liga wachsen.

DFB.de: Nur drei Tage zuvor gab es in der Meisterschaft in Offenbach ein 2:0 - es war der erste Dreier nach sechs vergeblichen Anläufen. Wie schätzen Sie die Lage in der Liga ein?

Schuster: Es geht oben wie unten ganz eng zu. Die Situation ist sehr wackelig, weil die Tabelle immer noch nicht vollständig begradigt ist. Es bringt uns allerdings nichts, nach rechts und links zu schauen. Wir müssen uns darauf konzentrieren, das zu beeinflussen, was wir auch beeinflussen können.

DFB.de: Woran hatte es vor den Offenbach-Spielen gehapert?

Schuster: Wir waren oft nicht in der Lage, die gegnerische Abwehr so sehr unter Druck zu setzen, damit Großchancen dabei herausspringen. Es fehlte in einigen Situationen der unbedingte Wille, einen Treffer erzielen zu wollen.

DFB.de: Was muss Ihre Mannschaft in die Waagschale werfen, um den Klassenverbleib in der 3. Liga zu schaffen?

Schuster: Die Liga ist brutal ausgeglichen. Wenn es uns gelingt, die Fehlerquote zu minimieren, ist in jeder Partie zumindest ein Punkt möglich. Es wird entscheidend sein, kompakt zu stehen und die Zweikämpfe mit der nötigen Aggressivität anzugehen. Dann müssen wir selbstverständlich daran arbeiten, uns regelmäßiger Großchancen herauszuspielen und diese dann auch zu nutzen.

DFB.de: Nach der Winterpause stand in neun von 14 Partien hinten die Null. Hat die Offensive darunter ein wenig gelitten?

Schuster: Die richtige Balance zwischen Angriff und Defensive ist nicht einfach. Die Automatismen im Defensivverhalten kann man einer Mannschaft ziemlich schnell beibringen. Vor dem gegnerischen Tor ist häufig Kreativität und damit nicht zuletzt auch individuelle Klasse gefragt. Wir haben aber nicht den Ausnahmestürmer, der im zweistelligen Bereich trifft. Wir müssen das Toreschießen breit auf mehrere Schultern verteilen.

DFB.de: Ist das Duell zwischen Darmstadt und Karlsruhe ein Vergleich zwischen David und Goliath?

Schuster: Auf jeden Fall. Der KSC verfügt über die beste Mannschaft der gesamten Liga. Die meisten Karlsruher Ersatzspieler würden bei anderen Vereinen zur Startelf zählen. Eigentlich spricht alles gegen uns: Tabellenplatz, Etat, individuelle Klasse. Alles spricht für den KSC. An einem schlechten Tag ist aber auch Karlsruhe schlagbar. Es muss für uns darum gehen, die verwundbaren Punkte zu treffen.

DFB.de: Sie könnten mit einem Sieg gegen den KSC auch das Aufstiegsrennen noch einmal richtig spannend machen.

Schuster: Das stimmt. Ich gehe aber trotzdem davon aus, dass Karlsruhe den Aufstieg auf jeden Fall schaffen wird. Hoffentlich aber ohne die drei Punkte aus Darmstadt. Dahinter sehe ich Arminia Bielefeld, das sich ebenfalls sehr stabil präsentiert. Für Rang drei kommt für mich am ehesten der 1. FC Heidenheim in Frage.

DFB.de: Ihr ehemaliger Verein Stuttgarter Kickers zählt zu den direkten Konkurrenten der "Lilien". Eine komische Situation?

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Schuster: Man muss das deutlich trennen. Allerdings wäre es mir schon am liebsten, wenn beide Mannschaften ein "Endspiel" am letzten Spieltag vermeiden könnten. Beim Blick auf das Restprogramm wird allerdings wohl mindestens eine Mannschaft noch in der Bredouille stecken.

DFB.de: Haben Sie den Fall X, den Abstieg in die Regionalliga Südwest, schon einmal gedanklich durchgespielt?

Schuster: Damit beschäftige ich mich nicht. Gedanken mache ich mir erst, wenn der Abstieg feststehen sollte. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass wir in der 3. Liga bleiben.