Schulte und Ehrmann: "Dieser Aufstieg ist verdient"

Jubel, Trubel, Heiterkeit beim BV Cloppenburg und der TSG Hoffenheim. Denn die beiden Klubs haben den Aufstieg in die Frauen-Bundesliga geschafft. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen reden die Trainer Tanja Schulte (Cloppenburg) und Jürgen Ehrmann (Hoffenheim) über das Geheimnis ihres Erfolgs. Beide sind sich einig: Ihr Aufstieg ist verdient. Aber das Niveau in der Bundesliga ist um einige Klassen höher.

"Für uns geht es ausschließlich um den Klassenerhalt", sagt der 52-jährige Ehrmann. In Cloppenburg haben sie sich sogar den VfL Wolfsburg zum Vorbild genommen. Denn auch die 38 Jahre alte Schulte hat das Triple im Visier - allerdings ein ganz persönliches: "Wir wollen nicht absteigen, wir wollen nicht in der ersten Runde des DFB-Pokals scheitern, wir wollen keine Trainerentlassung während der Saison."

DFB.de: Frau Schulte, Herr Ehrmann, welche Bedeutung hat der Aufstieg für den Verein?

Tanja Schulte: Vor sechs Jahren hat der Verein die Frauenfußballabteilung des SV Höltinghausen übernommen. Cloppenburg hat dann prompt den Aufstieg in die 2.Bundesliga geschafft. Das war damals schon ein kleines Wunder. Dass wir drei Jahre später nun tatsächlich den Sprung in Deutschland höchste Spielklasse geschafft haben, ist mindestens genauso hoch einzuschätzen. Die Euphorie in der Stadt ist im Moment riesig. Am Freitag waren wir im Rathaus, der Bürgermeister hat uns empfangen. Alle freuen sich mit uns. Aber das Entscheidende ist, dass wir diese positive Stimmung auch in die neue Saison mitnehmen und dort aufrechterhalten können.

Jürgen Ehrmann: Schauen Sie sich nur an, welch tolle Stimmung hier bei unserem Endspiel um den Aufstieg geherrscht hat. Über 3000 Zuschauer haben dieses emotionale 3:3 gegen den 1. FC Köln gesehen, das uns letztlich gereicht hat. Ich bin jetzt im vierten Jahr hier Trainer der Frauen. In der Oberliga haben wir angefangen, nun sind wir in der Bundesliga. Das ist überragend. Es entwickelt sich etwas, da bin ich ganz sicher. Am vergangenen Donnerstag waren wir beim ersten Relegationsspiel unserer Männer gegen Kaiserslautern. Das hat uns noch mal einen Extraschub gegeben. Der Frauenfußball ist bei uns voll akzeptiert. Jetzt liegt es an uns, diese positive Atmosphäre auszubauen.

DFB.de: Wie haben Sie die vergangene Saison erlebt?

Schulte: Für viele waren wir der große Favorit. Einige haben mit einem Durchmarsch gerechnet. Aber mir klar, dass das nicht klappen wird. Umso schöner ist dieser Aufstieg jetzt, weil wir wirklich hart dafür arbeiten mussten. Das war mir schon am ersten Spieltag klar, als wir bei Werder Bremen mit 1:0 gewonnen haben und in der letzten Minute einen Elfmeter halten mussten. Danach haben wir zuhause gegen Leipzig nur 1:1 gespielt, und wenig später kam die Niederlage in Meppen. Da gab es schon einige negative Stimmen. Aber wir haben uns wieder nach oben gearbeitet – trotz sechs Punkten Rückstand in der Winterpause. Wir haben immer an uns geglaubt.

Ehrmann: Die ganze Saison stand praktisch im Zeichen dieses dramatischen Aufstiegsduells mit dem 1. FC Köln. Ich kann den Kölnern nur ein riesiges Kompliment für ihre Saison aussprechen. Die haben ebenfalls herausragend gespielt. Es ist bitter für sie, dass sie mit nur einer Niederlage nicht aufsteigen. Aber wir waren eben einen ganz kleinen Tick besser. Wir hatten uns vorgenommen, gegen die vermeintlich Kleineren keine Punkte abzugeben. Das ist uns gelungen. Entscheidend war sicher das 2:1 am vorletzten Spieltag gegen die Reserve des 1.FFC Frankfurt. Zwei Minuten vor Schluss haben wir den Ausgleich kassiert, in der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielt. Diese Einstellung hat die Mannschaft ausgezeichnet.

DFB.de: Was hat Ihre Mannschaft so stark gemacht?

Schulte: Der Teamgeist, ganz klar. Ich weiß, dass das nach Erfolgen immer gerne gesagt wird. Aber bei uns war es wirklich so. Wir hatten in der ganzen Saison nicht eine einzige Auseinandersetzung. Und das ist ja gerade im Frauenfußball schon eher ungewöhnlich. Besonders aus Negativerlebnissen sind wird gestärkt hervorgegangen. Wir haben immer zusammengehalten.

Ehrmann: Auch wir hatten einen herausragenden Zusammenhalt. Ich glaube, dass es nur auf diesem Weg funktionieren kann. Auch die Spielerinnen, die nicht regelmäßig zum Einsatz gekommen sind, waren ein vollwertiger Teil des Teams. Symptomatisch war, dass ich noch am Morgen vor dem finalen Spiel zwei Spielerinnen aus dem Kader streichen musste. Aber auch sie haben das hervorragend aufgenommen und sich genauso über den Aufstieg gefreut, wie der gesamte Rest. Außerdem haben wir immer an unsere Stärke geglaubt. Auch nach Rückschlägen haben wir nie aufgegeben. Das war ebenfalls eine ganz wichtige Charaktereigenschaft in den vergangenen Monaten.

DFB.de: Was muss besser werden?

Schulte: Alles, alles. Ich spreche da aus Erfahrung. Wir müssen unseren Kader weiter verstärken. Wir haben schon jetzt eine gute Basis mit erfahrenen Spielerinnen und einigen hoffnungsvollen Talenten. Aber wir müssen uns breiter aufstellen, sonst haben wir keine Chance.

Ehrmann: Man kann den Fußball in der 2. Bundesliga nicht dem in der Bundesliga vergleichen. Das sind zwei verschiedene Welten. Deshalb ist eines ganz klar: Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern, wenn wir eine Chance auf den Klassenerhalt haben wollen. Das Duell gegen den 1. FC Köln hatte ebenfalls ein sehr hohes Niveau. Einige Spielerinnen hatten in der Schlussphase Krämpfe. Solche Begegnungen haben wir demnächst jede Woche. Aber jetzt feiern wir erst mal ordentlich. Das haben sich die Mädels wirklich verdient.

DFB.de: Wie groß ist der Sprung von in die 1.Bundesliga.

Schulte: Der ist riesig, da spreche ich aus eigener Erfahrung. Mit Cloppenburg ist das nach Herford und Wattenscheid mein dritter Aufstieg. In den beiden vorherigen Fällen habe ich das Ende der Bundesliga-Saison nicht erlebt. Besonders in Herford war es extrem. Durch die 2. Bundesliga sind wir sehr souverän zum Aufstieg marschiert. Im nächsten Jahr hatten wir keine Chance. Das muss jedem klar sein. Ich habe mir am vergangenen Donnerstag natürlich den Champions-League-Sieg von Wolfsburg im Fernsehen angeschaut. Bei dem Tempo ist mir beinahe schwindelig geworden.

Ehrmann: Wie gesagt, das ist eine komplett andere Liga. Es wird vom ersten Spieltag ausschließlich gegen den Abstieg gehen. Da brauchen wir uns gar keinen Illusionen hinzugeben.

DFB.de: Haben Sie Sorge, dass jetzt der direkte Abstieg droht?

Schulte: Diese Sorge muss man immer haben. Wir haben keine Angst, aber wir sind gewarnt. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass wir in Cloppenburg die Chance haben, die Klasse zu halten. Wir haben die Unterstützung der Stadt und einiger wichtiger Sponsoren.

Ehrmann: Das sind Sorgen von morgen. Allerdings kann ich jetzt schon mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass unser bisheriges Potenzial kaum für die Bundesliga ausreichen wird. Wir müssen uns verstärken – aber nach der Philosophie des Vereins. Wir vertrauen unserem Aufstiegskader und ergänzen diesen sinnvoll mit einigen Verstärkungen. Zudem werden wir auch kaum verkraften können, dass uns Birgit Prinz dann nicht mehr zur Verfügung steht. Als sie gegen Köln ins Spiel gekommen ist, hat sie für viel Unruhe in der FC-Defensive gesorgt, auch wenn sie selbst keinen Treffer erzielt hat.

DFB.de: In der vergangenen Saison sind mit Gütersloh und Sindelfingen die beiden Aufsteiger wieder abgestiegen. Ist das eine Warnung?

Schulte: Mich braucht niemand zu warnen. Wie gesagt: Ich habe es zweimal bereits selbst erlebt, wie schwer das Jahr nach dem Aufstieg ist. Ich glaube, Sindelfingen hätte eine Chance gehabt, wenn die Saison noch einige Wochen länger gewesen wäre. Dass Gütersloh wieder runter muss, kommt für mich schon etwas überraschend. Denen hätte ich es mit ihrem sportlichen und finanziellen Potenzial durchaus zugetraut. Außerdem ist Gütersloh mit sieben Punkten aus den ersten vier Begegnungen ja fast schon sensationell gestartet. Vielleicht haben sie die Situation dann etwas unterschätzen. Aber ich kann es nicht beurteilen.

Ehrmann: Es ist ja schon seit Jahren der Fall, dass die Aufsteiger wieder runtermüssen. Allerdings gab es auch einige wenige Ausnahmen. Wir wollen eine weitere sein.

DFB.de: Was sind Ihre kurzfristigen und langfristigen Ziele?

Schulte: Ganz klar, kurzfristig wollen wir irgendwie den Klassenerhalt schaffen. Außerdem wollen wir wie Wolfsburg auch, das Triple schaffen. Aber unser ganz eigenes. Wir wollen nicht in der ersten Runde des DFB-Pokals ausscheiden, wir wollen keine Trainerentlassung während der Saison, wir wollen die Rettung schaffen. Dann hätten wir etwas Großartiges erreicht. Mittel- und langfristig wollen wir uns in der Bundesliga etablieren. Dass das geht, haben Vereine wie Leverkusen oder Freiburg vorgemacht.

Ehrmann: Zunächst müssen wir sehen, dass wir irgendwie zwei Mannschaften hinter uns lassen und so in der Bundesliga bleiben. Danach können wir ganz langsam versuchen, uns dort im Mittelfeld der Tabelle zu etablieren. Neben den sportlichen Zielen wollen wir weiterhin jungen Spielerinnen eine Chance geben. Aber umso weiter wir nach oben kommen, umso schwerer wird das natürlich. Allerdings muss uns eines auch ganz klar sein: Wir brauchen gar nicht erst von der Spitzengruppe zu reden. Das wäre Träumerei.

Das meinen DFB.de-User:

"Wäre schön, wenn sich die Verantwortlichen in einem Jahr noch an die guten Vorsätze erinnern. Glückwunsch an beide Trainer, aber insbesondere an meinen ehemaligen Teamleiter-Ausbilder. Ich drück' Dir die Daumen, Jürgen, dass du den Klassenverbleib schaffst." (Wolfgang Höhfeld, Mannheim)

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Jubel, Trubel, Heiterkeit beim BV Cloppenburg und der TSG Hoffenheim. Denn die beiden Klubs haben den Aufstieg in die Frauen-Bundesliga geschafft. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen reden die Trainer Tanja Schulte (Cloppenburg) und Jürgen Ehrmann (Hoffenheim) über das Geheimnis ihres Erfolgs. Beide sind sich einig: Ihr Aufstieg ist verdient. Aber das Niveau in der Bundesliga ist um einige Klassen höher.

"Für uns geht es ausschließlich um den Klassenerhalt", sagt der 52-jährige Ehrmann. In Cloppenburg haben sie sich sogar den VfL Wolfsburg zum Vorbild genommen. Denn auch die 38 Jahre alte Schulte hat das Triple im Visier - allerdings ein ganz persönliches: "Wir wollen nicht absteigen, wir wollen nicht in der ersten Runde des DFB-Pokals scheitern, wir wollen keine Trainerentlassung während der Saison."

DFB.de: Frau Schulte, Herr Ehrmann, welche Bedeutung hat der Aufstieg für den Verein?

Tanja Schulte: Vor sechs Jahren hat der Verein die Frauenfußballabteilung des SV Höltinghausen übernommen. Cloppenburg hat dann prompt den Aufstieg in die 2.Bundesliga geschafft. Das war damals schon ein kleines Wunder. Dass wir drei Jahre später nun tatsächlich den Sprung in Deutschland höchste Spielklasse geschafft haben, ist mindestens genauso hoch einzuschätzen. Die Euphorie in der Stadt ist im Moment riesig. Am Freitag waren wir im Rathaus, der Bürgermeister hat uns empfangen. Alle freuen sich mit uns. Aber das Entscheidende ist, dass wir diese positive Stimmung auch in die neue Saison mitnehmen und dort aufrechterhalten können.

Jürgen Ehrmann: Schauen Sie sich nur an, welch tolle Stimmung hier bei unserem Endspiel um den Aufstieg geherrscht hat. Über 3000 Zuschauer haben dieses emotionale 3:3 gegen den 1. FC Köln gesehen, das uns letztlich gereicht hat. Ich bin jetzt im vierten Jahr hier Trainer der Frauen. In der Oberliga haben wir angefangen, nun sind wir in der Bundesliga. Das ist überragend. Es entwickelt sich etwas, da bin ich ganz sicher. Am vergangenen Donnerstag waren wir beim ersten Relegationsspiel unserer Männer gegen Kaiserslautern. Das hat uns noch mal einen Extraschub gegeben. Der Frauenfußball ist bei uns voll akzeptiert. Jetzt liegt es an uns, diese positive Atmosphäre auszubauen.

DFB.de: Wie haben Sie die vergangene Saison erlebt?

Schulte: Für viele waren wir der große Favorit. Einige haben mit einem Durchmarsch gerechnet. Aber mir klar, dass das nicht klappen wird. Umso schöner ist dieser Aufstieg jetzt, weil wir wirklich hart dafür arbeiten mussten. Das war mir schon am ersten Spieltag klar, als wir bei Werder Bremen mit 1:0 gewonnen haben und in der letzten Minute einen Elfmeter halten mussten. Danach haben wir zuhause gegen Leipzig nur 1:1 gespielt, und wenig später kam die Niederlage in Meppen. Da gab es schon einige negative Stimmen. Aber wir haben uns wieder nach oben gearbeitet – trotz sechs Punkten Rückstand in der Winterpause. Wir haben immer an uns geglaubt.

Ehrmann: Die ganze Saison stand praktisch im Zeichen dieses dramatischen Aufstiegsduells mit dem 1. FC Köln. Ich kann den Kölnern nur ein riesiges Kompliment für ihre Saison aussprechen. Die haben ebenfalls herausragend gespielt. Es ist bitter für sie, dass sie mit nur einer Niederlage nicht aufsteigen. Aber wir waren eben einen ganz kleinen Tick besser. Wir hatten uns vorgenommen, gegen die vermeintlich Kleineren keine Punkte abzugeben. Das ist uns gelungen. Entscheidend war sicher das 2:1 am vorletzten Spieltag gegen die Reserve des 1.FFC Frankfurt. Zwei Minuten vor Schluss haben wir den Ausgleich kassiert, in der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielt. Diese Einstellung hat die Mannschaft ausgezeichnet.

DFB.de: Was hat Ihre Mannschaft so stark gemacht?

Schulte: Der Teamgeist, ganz klar. Ich weiß, dass das nach Erfolgen immer gerne gesagt wird. Aber bei uns war es wirklich so. Wir hatten in der ganzen Saison nicht eine einzige Auseinandersetzung. Und das ist ja gerade im Frauenfußball schon eher ungewöhnlich. Besonders aus Negativerlebnissen sind wird gestärkt hervorgegangen. Wir haben immer zusammengehalten.

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Ehrmann: Auch wir hatten einen herausragenden Zusammenhalt. Ich glaube, dass es nur auf diesem Weg funktionieren kann. Auch die Spielerinnen, die nicht regelmäßig zum Einsatz gekommen sind, waren ein vollwertiger Teil des Teams. Symptomatisch war, dass ich noch am Morgen vor dem finalen Spiel zwei Spielerinnen aus dem Kader streichen musste. Aber auch sie haben das hervorragend aufgenommen und sich genauso über den Aufstieg gefreut, wie der gesamte Rest. Außerdem haben wir immer an unsere Stärke geglaubt. Auch nach Rückschlägen haben wir nie aufgegeben. Das war ebenfalls eine ganz wichtige Charaktereigenschaft in den vergangenen Monaten.

DFB.de: Was muss besser werden?

Schulte: Alles, alles. Ich spreche da aus Erfahrung. Wir müssen unseren Kader weiter verstärken. Wir haben schon jetzt eine gute Basis mit erfahrenen Spielerinnen und einigen hoffnungsvollen Talenten. Aber wir müssen uns breiter aufstellen, sonst haben wir keine Chance.

Ehrmann: Man kann den Fußball in der 2. Bundesliga nicht dem in der Bundesliga vergleichen. Das sind zwei verschiedene Welten. Deshalb ist eines ganz klar: Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern, wenn wir eine Chance auf den Klassenerhalt haben wollen. Das Duell gegen den 1. FC Köln hatte ebenfalls ein sehr hohes Niveau. Einige Spielerinnen hatten in der Schlussphase Krämpfe. Solche Begegnungen haben wir demnächst jede Woche. Aber jetzt feiern wir erst mal ordentlich. Das haben sich die Mädels wirklich verdient.

DFB.de: Wie groß ist der Sprung von in die 1.Bundesliga.

Schulte: Der ist riesig, da spreche ich aus eigener Erfahrung. Mit Cloppenburg ist das nach Herford und Wattenscheid mein dritter Aufstieg. In den beiden vorherigen Fällen habe ich das Ende der Bundesliga-Saison nicht erlebt. Besonders in Herford war es extrem. Durch die 2. Bundesliga sind wir sehr souverän zum Aufstieg marschiert. Im nächsten Jahr hatten wir keine Chance. Das muss jedem klar sein. Ich habe mir am vergangenen Donnerstag natürlich den Champions-League-Sieg von Wolfsburg im Fernsehen angeschaut. Bei dem Tempo ist mir beinahe schwindelig geworden.

Ehrmann: Wie gesagt, das ist eine komplett andere Liga. Es wird vom ersten Spieltag ausschließlich gegen den Abstieg gehen. Da brauchen wir uns gar keinen Illusionen hinzugeben.

DFB.de: Haben Sie Sorge, dass jetzt der direkte Abstieg droht?

Schulte: Diese Sorge muss man immer haben. Wir haben keine Angst, aber wir sind gewarnt. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass wir in Cloppenburg die Chance haben, die Klasse zu halten. Wir haben die Unterstützung der Stadt und einiger wichtiger Sponsoren.

Ehrmann: Das sind Sorgen von morgen. Allerdings kann ich jetzt schon mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass unser bisheriges Potenzial kaum für die Bundesliga ausreichen wird. Wir müssen uns verstärken – aber nach der Philosophie des Vereins. Wir vertrauen unserem Aufstiegskader und ergänzen diesen sinnvoll mit einigen Verstärkungen. Zudem werden wir auch kaum verkraften können, dass uns Birgit Prinz dann nicht mehr zur Verfügung steht. Als sie gegen Köln ins Spiel gekommen ist, hat sie für viel Unruhe in der FC-Defensive gesorgt, auch wenn sie selbst keinen Treffer erzielt hat.

DFB.de: In der vergangenen Saison sind mit Gütersloh und Sindelfingen die beiden Aufsteiger wieder abgestiegen. Ist das eine Warnung?

Schulte: Mich braucht niemand zu warnen. Wie gesagt: Ich habe es zweimal bereits selbst erlebt, wie schwer das Jahr nach dem Aufstieg ist. Ich glaube, Sindelfingen hätte eine Chance gehabt, wenn die Saison noch einige Wochen länger gewesen wäre. Dass Gütersloh wieder runter muss, kommt für mich schon etwas überraschend. Denen hätte ich es mit ihrem sportlichen und finanziellen Potenzial durchaus zugetraut. Außerdem ist Gütersloh mit sieben Punkten aus den ersten vier Begegnungen ja fast schon sensationell gestartet. Vielleicht haben sie die Situation dann etwas unterschätzen. Aber ich kann es nicht beurteilen.

Ehrmann: Es ist ja schon seit Jahren der Fall, dass die Aufsteiger wieder runtermüssen. Allerdings gab es auch einige wenige Ausnahmen. Wir wollen eine weitere sein.

DFB.de: Was sind Ihre kurzfristigen und langfristigen Ziele?

Schulte: Ganz klar, kurzfristig wollen wir irgendwie den Klassenerhalt schaffen. Außerdem wollen wir wie Wolfsburg auch, das Triple schaffen. Aber unser ganz eigenes. Wir wollen nicht in der ersten Runde des DFB-Pokals ausscheiden, wir wollen keine Trainerentlassung während der Saison, wir wollen die Rettung schaffen. Dann hätten wir etwas Großartiges erreicht. Mittel- und langfristig wollen wir uns in der Bundesliga etablieren. Dass das geht, haben Vereine wie Leverkusen oder Freiburg vorgemacht.

Ehrmann: Zunächst müssen wir sehen, dass wir irgendwie zwei Mannschaften hinter uns lassen und so in der Bundesliga bleiben. Danach können wir ganz langsam versuchen, uns dort im Mittelfeld der Tabelle zu etablieren. Neben den sportlichen Zielen wollen wir weiterhin jungen Spielerinnen eine Chance geben. Aber umso weiter wir nach oben kommen, umso schwerer wird das natürlich. Allerdings muss uns eines auch ganz klar sein: Wir brauchen gar nicht erst von der Spitzengruppe zu reden. Das wäre Träumerei.

Das meinen DFB.de-User:

"Wäre schön, wenn sich die Verantwortlichen in einem Jahr noch an die guten Vorsätze erinnern. Glückwunsch an beide Trainer, aber insbesondere an meinen ehemaligen Teamleiter-Ausbilder. Ich drück' Dir die Daumen, Jürgen, dass du den Klassenverbleib schaffst." (Wolfgang Höhfeld, Mannheim)