Schürrle in Mainz: Rückkehr voller Hoffnung

Schürrle: "Um wirklich glücklich zu sein, muss auch das Sportliche passen"

Den Weg nach Mainz tritt Schürrle diesmal nicht aus Ludwigshafen an, auch nicht aus Leverkusen oder aus London. Schürrle kommt aus Wolfsburg, und Schürrle kommt mit Hoffnungen. Vor allem darauf, dass sich seine Hoffnungen endlich erfüllen. Es gab ja einige, die sich über seinen Weg wunderten. Aus London nach Wolfsburg. Von Chelsea zum VfL. Wirklich eine gute Idee? Schürrle selbst hatte nie Zweifel. Obwohl er sich in London und beim Club wohlgefühlt hat, obwohl er bei Fans und Mitspielern beliebt und akzeptiert war. Schürrle war glücklich, doch gibt es Abstufungen. Und ein ganz entscheidender Punkt hat am Ende nicht mehr gestimmt. "Um wirklich glücklich zu sein, muss auch das Sportliche passen", sagt er. "Am Ende will ich das machen, was ich über alles liebe, nämlich Fußball spielen."

Das konnte er bei Chelsea nicht mehr. Nicht mehr so oft jedenfalls, wie er es wollte: nämlich immer. Schürrle hatte einige Angebote, aus Frankreich, aus Spanien. In Frage kam für ihn nur Deutschland. Er wollte zurück in die Bundesliga. Und Wolfsburg schien ihm die verlockendste Variante. "Ich habe mir die Mannschaft angeschaut und die Perspektive des Vereins", sagt Schürrle. "Da war für mich schnell klar, wohin mein Weg gehen soll."

Einiges hat sich erfüllt von dem, was Schürrle an Wünschen mit dem Wechsel nach Wolfsburg verbunden hatte. Aber nicht alles, vor allem ein Punkt nicht. So viel spielen, wie er möchte, darf Schürrle auch beim VfL nicht. Trainer Dieter Hecking ist dem Weltmeister wohlgesonnen, auch genießt er den Rückhalt von Geschäftsführer Klaus Allofs, der ihn zurückholte nach Deutschland. Aber rund um die Uhr kann Schürrle auch in Wolfsburg nicht spielen: 428 Minuten lang stand er in dieser Saison bislang in der Bundesliga auf dem Feld, fünfmal stand er in der Startelf, viermal wurde er eingewechselt. Hinzu kommen 169 Minuten in der Champions League und 27 im DFB-Pokal. Zu kurz für einen, der immer spielen will. Einen Weltmeister. Den es aus Ludwigshafen hinauszog. Über Mainz, Leverkusen, London nach Rio de Janeiro. Und nun wieder zurück nach Mainz. Über Wolfsburg und mit Wolfsburg. Seiner neuen Heimat. Die alte ist jetzt wieder das Ziel.

[sl]


Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: André Schürrle, der am Samstag mit dem VfL Wolfsburg beim FSV Mainz 05 antritt (15.30 Uhr, live bei Sky).

Nach Mainz. Wie oft hat André Schürrle diese Stadt schon als Ziel gehabt! Wenn der Weltmeister am Samstag mit dem VfL Wolfsburg beim FSV Mainz 05 antritt (15.30 Uhr, live bei Sky), werden seine Gedanken wohl unweigerlich geflutet von Erinnerungen. Sie führen ihn zurück in seine Kindheit, zurück in seine Jugend. Zurück nach Mainz. Zurück nach Ludwigshafen.

Ludwigshafen, das ist Heimat für ihn. Wohlfühlen. Erinnerung. Noch immer kommt er regelmäßig hierher, mal sind die Besuche länger, mal kürzer. Und spätestens seit seiner Vorarbeit zum finalen WM-Tor von Mario Götze in Brasilien ist er der berühmteste Sohn der Stadt. Kurz vor Weihnachten 2014 bekam er den Silbernen Löwen, die höchste Auszeichnung, die die Stadt ihren Sportlern verleiht, nur an Weltmeister und Olympiasieger. Es kamen so viele Leute, dass selbst die 800 mitgebrachten Autogrammkarten nicht reichten.

Der Ludwigshafener SC, sein Heimatklub, profitiert regelmäßig vom einstigen Jugendspieler, der auszog, einer der Besten seines Fachs zu werden. In der fußballfreien Zeit kommt er auf die Anlage, auf der er einst jede freie Minute verbrachte, um zu trainieren. 2012 leitete er eine Trainingseinheit der F-Junioren. Und Anfang des Jahres bescherte sein Transfer vom FC Chelsea zurück nach Deutschland seinem Heimatverein mehr als 300.000 Euro. Der Solidaritätsmechanismus des Weltverbands FIFA sieht eine finanzielle Beteiligung der Ausbildungsvereine vor. Ludwigshafen und Schürrle – eine Erfolgsgeschichte.

Vorzüge des "Hotel Mama"

Dabei verlief seine Jugend untypisch, gemessen am Standard der heutigen Spielergeneration. Schürrle, der am Freitag seinen 25. Geburtstag feierte, blieb lange in seinem Elternhaus. Auch als er begann, unter professionellen Bedingungen für die A-Jugend von Mainz 05 zu spielen, besuchte er weiter das Gymnasium in Ludwigshafen und genoss die Vorzüge des "Hotel Mama". Und Mainz wurde zum Ziel. Schürrle fuhr täglich mit dem Zug eineinhalb Stunden nach Mainz zum Training und wieder zurück. "Ich war immer in Eile, musste rennen, um die Bahn zu erreichen", sagt er. Für Schürrle war es eine fordernde Zeit, eine Zeit aber auch, die er nicht missen möchte.

Auch die Bahnfahrten nicht, oft hat Schürrle auf dem Heimweg versonnen aus dem Fenster geblickt und von einer großen Karriere geträumt. Von der Nationalmannschaft, vom WM-Titel, von Stationen wie Leverkusen und Chelsea. Landschaften und Orte zogen an ihm vorbei. Und je mehr Schürrle sich Ludwigshafen näherte, desto größer wurde ein Gefühl, das sich in einem Wort ausdrücken lässt: Heimat. Die Vorfreude wuchs mit jeder Station. Nackenheim. Nierstein. Oppenheim. Nächster Halt: Guntersblum, die große Karriere kann noch ein wenig warten. Bald würde er zu Hause sein, und mit ein wenig Glück hatte Mama Luise sein Leibgericht für ihn gemacht: Schnitzel mit Kartoffelbrei.

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Schürrle: "Um wirklich glücklich zu sein, muss auch das Sportliche passen"

Den Weg nach Mainz tritt Schürrle diesmal nicht aus Ludwigshafen an, auch nicht aus Leverkusen oder aus London. Schürrle kommt aus Wolfsburg, und Schürrle kommt mit Hoffnungen. Vor allem darauf, dass sich seine Hoffnungen endlich erfüllen. Es gab ja einige, die sich über seinen Weg wunderten. Aus London nach Wolfsburg. Von Chelsea zum VfL. Wirklich eine gute Idee? Schürrle selbst hatte nie Zweifel. Obwohl er sich in London und beim Club wohlgefühlt hat, obwohl er bei Fans und Mitspielern beliebt und akzeptiert war. Schürrle war glücklich, doch gibt es Abstufungen. Und ein ganz entscheidender Punkt hat am Ende nicht mehr gestimmt. "Um wirklich glücklich zu sein, muss auch das Sportliche passen", sagt er. "Am Ende will ich das machen, was ich über alles liebe, nämlich Fußball spielen."

Das konnte er bei Chelsea nicht mehr. Nicht mehr so oft jedenfalls, wie er es wollte: nämlich immer. Schürrle hatte einige Angebote, aus Frankreich, aus Spanien. In Frage kam für ihn nur Deutschland. Er wollte zurück in die Bundesliga. Und Wolfsburg schien ihm die verlockendste Variante. "Ich habe mir die Mannschaft angeschaut und die Perspektive des Vereins", sagt Schürrle. "Da war für mich schnell klar, wohin mein Weg gehen soll."

Einiges hat sich erfüllt von dem, was Schürrle an Wünschen mit dem Wechsel nach Wolfsburg verbunden hatte. Aber nicht alles, vor allem ein Punkt nicht. So viel spielen, wie er möchte, darf Schürrle auch beim VfL nicht. Trainer Dieter Hecking ist dem Weltmeister wohlgesonnen, auch genießt er den Rückhalt von Geschäftsführer Klaus Allofs, der ihn zurückholte nach Deutschland. Aber rund um die Uhr kann Schürrle auch in Wolfsburg nicht spielen: 428 Minuten lang stand er in dieser Saison bislang in der Bundesliga auf dem Feld, fünfmal stand er in der Startelf, viermal wurde er eingewechselt. Hinzu kommen 169 Minuten in der Champions League und 27 im DFB-Pokal. Zu kurz für einen, der immer spielen will. Einen Weltmeister. Den es aus Ludwigshafen hinauszog. Über Mainz, Leverkusen, London nach Rio de Janeiro. Und nun wieder zurück nach Mainz. Über Wolfsburg und mit Wolfsburg. Seiner neuen Heimat. Die alte ist jetzt wieder das Ziel.