Schubert: "Lust zu gewinnen größer als Angst zu verlieren"

Respektabler Auftritt der deutschen U 15-Nationalmannschaft beim U 16-Sichtungsturnier in Duisburg. Mit einem Sieg (1:0 gegen Württemberg), einer Niederlage (0:1 gegen Hessen) und zwei Unentschieden (2:2 gegen Sachsen-Anhalt, 1:1 gegen Bremen) erreichte die jüngste Mannschaft des Turniers eine ausgeglichene Bilanz. "Die Ergebnisse stehen für mich aber nicht im Vordergrund", sagt André Schubert.

Was für den U 15-Trainer wirklich zählt, welche Schwerpunkte er bei der Arbeit mit der jüngsten Nationalmannschaft setzt und was einen guten Jugendtrainer für ihn ausmacht, erzählt Schubert im Interview mit DFB.de-Redakteur Peter Scheffler.

DFB.de: Herr Schubert, Sie haben zum ersten Mal als DFB-Trainer am U 16-Sichtungsturnier teilgenommen. Wie lautet Ihr Fazit?

André Schubert: Es stimmt zwar, dass ich das erste Mal als U 15-Trainer hier bin, aber das Turnier kenne ich schon sehr lange, zum Beispiel aus meiner Zeit als DFB-Stützpunktkoordinator. Das Turnier ist sehr gut organisiert und ein absolutes Highlight im Kalender der Landesverbände und natürlich in dem der U 15, denn hier spielen wir das erste Mal unter Wettkampfbedingungen.

DFB.de: Wie waren Sie mit den Auftritten Ihrer Mannschaft zufrieden?

Schubert: Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Es ging uns in Duisburg vor allem darum, den Spielern die Philosophie bei den U-Nationalmannschaften näher zu bringen und an unserer Spielweise zu arbeiten. Natürlich wünscht man sich als Trainer auch immer die bestmöglichen Ergebnisse, aber das stand beim Sichtungsturnier nicht im Vordergrund. Es zählen vor allem Ausbildung und Entwicklung der Spieler.

DFB.de: Wie sehr hilft es den Spielern in ihrer Entwicklung, wenn sie, wie in Duisburg, gegen ein Jahr ältere Spieler antreten?

Schubert: Es ist nicht zwingend wichtig, gegen Ältere zu spielen, dafür aber gegen gute Gegner. Bei Spielen gegen Ältere ist es interessant zu sehen, wie die Jungs gegen körperlich überlegene Spieler Lösungen finden. Dabei rückt die technisch-taktische Komponente in den Vordergrund. Allgemein sollten wir aufpassen, nicht nur kleinere Spieler als talentiert und technisch gut zu bewerten. Wir haben in der U 15 auch große und kräftige Spieler, die richtig gut kicken können.

DFB.de: Sie betonten vorhin Ihre Aufgabe als DFB-Stützpunktkoordinator (2002 bis 2006). Wie helfen Ihnen die Erfahrungen von damals heute weiter?

Schubert: Ich hatte damals doppeltes Glück. Ich war nicht nur Stützpunktkoordinator, sondern auch Sprecher der Gruppe. Zudem handelte es sich damals um eine ganz spannende Phase. Während meiner vier Jahre als Stützpunktkoordinator wurden sowohl die Leistungszentren in den Vereinen als auch die Eliteschulen des Fußballs ins Leben gerufen, dazu noch die Junioren-Bundesligen eingeführt. Als Sprecher der Koordinatoren durfte ich an vielen Sitzungen und Terminen teilnehmen. Nebenbei habe ich Bernd Stöber über drei Jahre als Assistenztrainer bei den U-Nationalmannschaften begleitet. Dadurch kenne ich die Personen, Inhalte und Strukturen im Verband sehr gut.

DFB.de: Nun sind Sie Cheftrainer der U 15. Wie kam es dazu?

Schubert: Nach meinem Engagement bei St. Pauli (2011 bis 2012, Anm. d. Red.) wollte ich vor allem wieder den Spaß am Fußball zurückgewinnen und erst einmal in einem Gebiet arbeiten, wo der Fokus sehr stark auf dem sportlichen Bereich liegt. Plötzlich wurde dann das Thema U-Nationaltrainer aktuell, und ich konnte mich schnell dafür begeistern. Darüber habe ich mich dann mit dem ehemaligen DFB-Sportdirektor Robin Dutt ausgetauscht. Als Robin dann zu Werder Bremen ging, wurden die Gespräche erst einmal aufgeschoben, aber ich war weiterhin mit dem DFB in Kontakt. Mit Hansi Flick kam wieder Bewegung in die Gespräche. In unseren ersten Unterhaltungen haben wir schnell bemerkt, dass wir – was Spielphilosophie und Spielerentwicklung angeht - sehr nahe beieinander liegen. Deshalb wurden wir uns schnell einig.



Respektabler Auftritt der deutschen U 15-Nationalmannschaft beim U 16-Sichtungsturnier in Duisburg. Mit einem Sieg (1:0 gegen Württemberg), einer Niederlage (0:1 gegen Hessen) und zwei Unentschieden (2:2 gegen Sachsen-Anhalt, 1:1 gegen Bremen) erreichte die jüngste Mannschaft des Turniers eine ausgeglichene Bilanz. "Die Ergebnisse stehen für mich aber nicht im Vordergrund", sagt André Schubert.

Was für den U 15-Trainer wirklich zählt, welche Schwerpunkte er bei der Arbeit mit der jüngsten Nationalmannschaft setzt und was einen guten Jugendtrainer für ihn ausmacht, erzählt Schubert im Interview mit DFB.de-Redakteur Peter Scheffler.

DFB.de: Herr Schubert, Sie haben zum ersten Mal als DFB-Trainer am U 16-Sichtungsturnier teilgenommen. Wie lautet Ihr Fazit?

André Schubert: Es stimmt zwar, dass ich das erste Mal als U 15-Trainer hier bin, aber das Turnier kenne ich schon sehr lange, zum Beispiel aus meiner Zeit als DFB-Stützpunktkoordinator. Das Turnier ist sehr gut organisiert und ein absolutes Highlight im Kalender der Landesverbände und natürlich in dem der U 15, denn hier spielen wir das erste Mal unter Wettkampfbedingungen.

DFB.de: Wie waren Sie mit den Auftritten Ihrer Mannschaft zufrieden?

Schubert: Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft. Es ging uns in Duisburg vor allem darum, den Spielern die Philosophie bei den U-Nationalmannschaften näher zu bringen und an unserer Spielweise zu arbeiten. Natürlich wünscht man sich als Trainer auch immer die bestmöglichen Ergebnisse, aber das stand beim Sichtungsturnier nicht im Vordergrund. Es zählen vor allem Ausbildung und Entwicklung der Spieler.

DFB.de: Wie sehr hilft es den Spielern in ihrer Entwicklung, wenn sie, wie in Duisburg, gegen ein Jahr ältere Spieler antreten?

Schubert: Es ist nicht zwingend wichtig, gegen Ältere zu spielen, dafür aber gegen gute Gegner. Bei Spielen gegen Ältere ist es interessant zu sehen, wie die Jungs gegen körperlich überlegene Spieler Lösungen finden. Dabei rückt die technisch-taktische Komponente in den Vordergrund. Allgemein sollten wir aufpassen, nicht nur kleinere Spieler als talentiert und technisch gut zu bewerten. Wir haben in der U 15 auch große und kräftige Spieler, die richtig gut kicken können.

DFB.de: Sie betonten vorhin Ihre Aufgabe als DFB-Stützpunktkoordinator (2002 bis 2006). Wie helfen Ihnen die Erfahrungen von damals heute weiter?

Schubert: Ich hatte damals doppeltes Glück. Ich war nicht nur Stützpunktkoordinator, sondern auch Sprecher der Gruppe. Zudem handelte es sich damals um eine ganz spannende Phase. Während meiner vier Jahre als Stützpunktkoordinator wurden sowohl die Leistungszentren in den Vereinen als auch die Eliteschulen des Fußballs ins Leben gerufen, dazu noch die Junioren-Bundesligen eingeführt. Als Sprecher der Koordinatoren durfte ich an vielen Sitzungen und Terminen teilnehmen. Nebenbei habe ich Bernd Stöber über drei Jahre als Assistenztrainer bei den U-Nationalmannschaften begleitet. Dadurch kenne ich die Personen, Inhalte und Strukturen im Verband sehr gut.

DFB.de: Nun sind Sie Cheftrainer der U 15. Wie kam es dazu?

Schubert: Nach meinem Engagement bei St. Pauli (2011 bis 2012, Anm. d. Red.) wollte ich vor allem wieder den Spaß am Fußball zurückgewinnen und erst einmal in einem Gebiet arbeiten, wo der Fokus sehr stark auf dem sportlichen Bereich liegt. Plötzlich wurde dann das Thema U-Nationaltrainer aktuell, und ich konnte mich schnell dafür begeistern. Darüber habe ich mich dann mit dem ehemaligen DFB-Sportdirektor Robin Dutt ausgetauscht. Als Robin dann zu Werder Bremen ging, wurden die Gespräche erst einmal aufgeschoben, aber ich war weiterhin mit dem DFB in Kontakt. Mit Hansi Flick kam wieder Bewegung in die Gespräche. In unseren ersten Unterhaltungen haben wir schnell bemerkt, dass wir – was Spielphilosophie und Spielerentwicklung angeht - sehr nahe beieinander liegen. Deshalb wurden wir uns schnell einig.

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DFB.de: Als U 15-Coach sind Sie der erste Nationaltrainer, den die talentiertesten Spieler in Deutschland kennen lernen. Worauf legen Sie besonders Wert?

Schubert: Wir Trainer – egal ob im Verein oder der Nationalmannschaft - sind immer für einen gewissen Zeitraum ein Begleiter für die Spieler. Uns alle eint das Ziel, sie auf und neben dem Platz weiter zu entwickeln. Die Hauptarbeit wird dabei im Verein geleistet. Bei uns verbringen die Spieler nur eine kurze Zeit. Was wir ihnen währenddessen bieten können, ist ein Vergleich auf einem noch höheren Niveau, denn bei der Nationalmannschaft messen sich die besten Spieler eines Jahrgangs. Neben den ganzen technischen und taktischen Dingen kommt es mir vor allem darauf an, das Selbstvertrauen der Spieler zu stärken, ihnen Mut zu geben. Die Lust darauf, etwas zu gewinnen muss größer sein als die Angst, einen Fehler zu begehen.

DFB.de: DFB-Chefausbilder Frank Wormuth sagt: "Die besten Pädagogen unter den Trainern gehören in den Jugendbereich." Sehen Sie das auch so?

Schubert: Da stimme ich generell zu, wobei die grundsätzlichen Aufgaben eines Trainers weitgehend gleich sind, nur die Akzentuierungen verschieben sich. Im Profibereich muss ich beispielsweise Interessen von außen wie Berater, Medien, andere Vereine und Fans stärker berücksichtigen als bei den Jugendteams. Trotzdem spielen diese Dinge auch bei den U-Teams schon eine Rolle. Der pädagogisch-psychologische Ansatz ist überall groß. Alle Spieler haben ihre Sorgen, Gedanken oder Ängste, die sich auf ihre Spielweise auswirken können.

DFB.de: Was ist für Sie die größte Herausforderung im Job als U 15-Nationaltrainer?

Schubert: Die Sichtung in dieser Altersklasse ist schon eine besondere Aufgabe. Wir sind letztes Jahr mit zirka 350 Spielern in den Sichtungsturnieren gestartet, aus denen wir im ersten Schritt die etwa 100 Besten gesichtet haben. Im November hatten wir dann einen Lehrgang mit der aktuellen Top 40. Der Kader dieses Jahrgangs kann aber in einem Jahr ganz anders aussehen. In diesem Alter Prognosen abzugeben, ist sehr schwer. Die Herausforderung besteht darin, die aktuell Besten zu fördern, aber natürlich auch die Spieler im Auge zu haben und zu fördern, von denen wir eine besonders gute Entwicklung erwarten.

DFB.de: Eine weitere Herausforderung dürfte die Erarbeitung einer klaren Spielphilosophie mit der Mannschaft sein, denn Sie sehen ihre Spieler nur selten.

Schubert: Klar, im Verein, wenn man die Jungs über mehrere Wochen und Monate zusammen hat, ist so etwas intensiver möglich. Wir müssen ihnen dagegen relativ zügig vermitteln, wie wir uns das Spiel vorstellen. Und es war natürlich wichtig, dass sich die Philosophie des DFB mit meiner eigenen entsprechend deckt. In den Gesprächen mit Hansi Flick ging es vor allem auch um Punkte wie: Wie bauen wir unser Spiel auf? Wie entwickeln wir es weiter? Wie verhalten wir uns bei Ballbesitz oder Ballverlust? Wie schalten wir um?

DFB.de: Wie würden Sie die Spielphilosophie des DFB beschreiben?

Schubert: Wir möchten das Spiel aktiv gestalten, den Rhythmus eines Spiels bestimmen. Wir wollen über ein schnelles und kontrolliertes Kombinationsspiel aus der eigenen Abwehr aufbauen, in allen Bereichen variabel agieren. Dabei geht es weniger um Systeme und starre Passfolgen, sondern mehr um die Art und Weise unseres Spiels. Aktiv, mutig, zielstrebig. Das schließt natürlich auch ein schnelles Umschalten in beide Richtungen mit ein.

DFB.de: Wie studieren Sie diese Spielweise mit dem Team ein, eher individuell oder mannschaftstaktisch?

Schubert: Im U 15-Bereich arbeiten wir weniger mannschaftstaktisch. Hier geht es lange Zeit vor allem um die Basisarbeit, zum Beispiel das grundsätzliche Freilaufverhalten oder den ersten Kontakt. Alles was wir trainieren, ist auf die Entwicklung der Spieler und vor allem auf die Art und Weise unseres Spieles ausgerichtet. Ich finde es aber eh schwierig, den individuellen und mannschaftstaktischen Bereich voneinander zu trennen. Ich trainiere gerne in komplexen Situationen oder Spielformen, in denen wir dennoch individuell coachen können.

DFB.de: Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Schubert: Nehmen wir das Abwehrverhalten eines Außenverteidigers. Ich kann den Außenverteidiger beispielsweise zehnmal hintereinander isoliert im Zweikampf gegen einen Außenstürmer antreten lassen. Oder ich gestalte das Training eben innerhalb eines komplexeren Rahmens durch eine Spielform, in der durch entsprechende Regelungen die bestimmten Situationen besonders häufig und wettkampfnah provoziert werden. Mit nichts kann man das Spiel so gut trainieren wie mit dem Spiel. Deshalb trainiere ich gerne in größeren Spielsituationen, coache aber immer wieder auch individuell.

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DFB.de: Wie läuft der Austausch mit den anderen U-Trainern?

Schubert: Sehr gut und das ist Hansi Flick auch extrem wichtig. Es macht einen Riesenspaß, in diesem Team zu arbeiten. Der Job als U-Trainer bedeutet dabei sehr viel mehr, als nur eine Mannschaft zu betreuen. Wir sind ständig unterwegs, haben Lehrgänge, Spielbeobachtungen, begleiten unsere Lehrgänge gegenseitig, bilden uns fort, pflegen die Kommunikation mit den Vereinen, den Verbandssportlehrern, den Stützpunktkoordinatoren. Und wir arbeiten in Arbeitsgruppen zum Beispiel an unserer Spielphilosophie oder den Weiterentwicklungsmöglichkeiten im Jugendfußball. Wir stehen ständig über Tagungen, Meetings, Telefonate, Mails oder unsere WhatsApp-Gruppe in Kontakt. So haben alle Trainer immer einen guten Überblick über das, was die anderen machen.

DFB.de: Herr Schubert, was macht einen guten Jugendtrainer für Sie aus?

Schubert: Ich denke, es geht vor allem darum, den Spieler zu verbessern und zu entwickeln. Deshalb braucht man einen guten Blick für die Stärken und Schwächen eines Spielers sowie für seine Potenziale. Daran gilt es dann zu arbeiten. An den Schwächen natürlich, aber vor allem auch an seinen Stärken! Man benötigt ein Gespür und Erfahrung dafür, was der Spieler im Moment gerade für seine Entwicklung benötigt. Und natürlich sollte man die Entwicklungsphasen im Auge behalten: Wann setzt das Längenwachstum ein, wann das Breitenwachstum? Wann ist eine spezielle Reifephase? Wann treten Probleme außerhalb des Platzes im Umfeld des Spielers auf und was für welche? Dann gilt es, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um den Spieler entsprechend weiter zu entwickeln. Die Persönlichkeitsentwicklung spielt eine große Rolle! Und schließlich das Wichtigste: Wir müssen den Jungs den Spaß am Fußball erhalten, denn über viele Jahre auf hohem Niveau Fußball zu spielen, kostet Kraft und Ausdauer. Ohne Spaß am Spiel ist das schwer durchzuhalten.