Schröder: Mit Pflichtgefühl und Bibelpsalmen

Irgendwann, wenn er die Zeit und die nötige Muße dazu hat, will sich Bernd Schröder an den Esstisch in seiner Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung setzen und seine Erinnerungen zu Papier bringen. "Es gibt so viele Episoden, die ich in über 40 Jahren mit meinen Mannschaften erlebt habe", sagt der Cheftrainer des 1. FFC Turbine Potsdam, dessen Team am Sonntag (ab 16.30 Uhr) im DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln auf VfL Wolfsburg trifft. "Die will ich aufschreiben - meist nur eine Seite lang. Da hat man 50, 60 Geschichten mit links zusammen."

Noch aber ist es nicht so weit. Noch arbeitet Schröder täglich von früh um neun meist bis nach 20 Uhr auf dem Platz mit seiner Mannschaft und in der Geschäftsstelle für seinen Verein. Ans Aufhören denkt der 70-Jährige auch nach über 40-jähriger Trainertätigkeit nicht. "Ich weiß selbst noch nicht, wann das so weit sein wird", meint der älteste und dienstälteste Übungsleiter der Frauen-Bundesliga. "Ich hatte nie einen Vertrag mit dem Verein. Das war immer eine mündliche Übereinkunft, denn für mich gilt uneingeschränkt das gesprochene Wort."

Der Weg beginnt 1971

Am 5. März 1971 hatte er im Klubhaus des damaligen VEB Energieversorgung Potsdam mit 28 interessierten Frauen, die einem eher als Scherz gedachten Aufruf am Schwarzen Brett des Betriebs gefolgt waren, eine Frauenfußball-Abteilung gegründet - eigentlich durch Zufall, weil er gerade vorbeikam und sich kein anderer Fußball-Fachmann den Hut aufsetzen wollte.

"Da habe ich gesagt: Ich mach's erst mal", erinnert sich der studierte Bergbau-Ingenieur und einstige Torwart. Damals ahnte er noch nicht, dass Turbine einmal sein Lebenswerk werden würde. 42 Jahre später kann Schröder nicht nur auf sechs DDR-Besten- und sechs Deutsche Meistertitel sowie sechs DFB-Hallenpokalsiege zurückblicken, sondern auch auf Triumphe im UEFA-Cup 2005 und in der Champions League 2010. Und im DFB-Pokal soll jetzt in Köln bei der sechsten Finalteilnahme die Trophäe zum vierten Mal nach Potsdam geholt werden.

Prägende Lehrjahre im Bergbau

Bei Turbine sieht er sich auch nach mehr als vier Jahrzehnten in der Pflicht, "weil ich immer noch eine Verantwortung für den Verein fühle", sagt Bernd Schröder, der sich dabei auf seine protestantische Erziehung und auf seine Lehrjahre im Bergbau beruft. "Man hat nicht nur Verantwortung für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut. Die Kohle und die Energiewirtschaft haben mich geprägt."

Nach acht Klassen in der Schule lernte Schröder 1957 drei Jahre Betriebsschlosser im mitteldeutschen Braunkohlenrevier und arbeitete ein Jahr in einer Brikettfabrik, ehe er an der damaligen Arbeiter- und Bauern-Fakultät sein Abitur nachholte, dann studierte. "1961 bin ich in Zwickau das erste Mal im Schacht Karl Marx 1200 Meter unter Tage gefahren, später habe ich in Bischofferode im Salz gearbeitet", sagt er. "Da und in der Energiewirtschaft lernt man, was Verantwortung und Zuverlässigkeit bedeuten - man kann nicht einfach abhauen, wenn es knistert oder wenn die Energie ausfällt."



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Irgendwann, wenn er die Zeit und die nötige Muße dazu hat, will sich Bernd Schröder an den Esstisch in seiner Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung setzen und seine Erinnerungen zu Papier bringen. "Es gibt so viele Episoden, die ich in über 40 Jahren mit meinen Mannschaften erlebt habe", sagt der Cheftrainer des 1. FFC Turbine Potsdam, dessen Team am Sonntag (ab 16.30 Uhr) im DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln auf VfL Wolfsburg trifft. "Die will ich aufschreiben - meist nur eine Seite lang. Da hat man 50, 60 Geschichten mit links zusammen."

Noch aber ist es nicht so weit. Noch arbeitet Schröder täglich von früh um neun meist bis nach 20 Uhr auf dem Platz mit seiner Mannschaft und in der Geschäftsstelle für seinen Verein. Ans Aufhören denkt der 70-Jährige auch nach über 40-jähriger Trainertätigkeit nicht. "Ich weiß selbst noch nicht, wann das so weit sein wird", meint der älteste und dienstälteste Übungsleiter der Frauen-Bundesliga. "Ich hatte nie einen Vertrag mit dem Verein. Das war immer eine mündliche Übereinkunft, denn für mich gilt uneingeschränkt das gesprochene Wort."

Der Weg beginnt 1971

Am 5. März 1971 hatte er im Klubhaus des damaligen VEB Energieversorgung Potsdam mit 28 interessierten Frauen, die einem eher als Scherz gedachten Aufruf am Schwarzen Brett des Betriebs gefolgt waren, eine Frauenfußball-Abteilung gegründet - eigentlich durch Zufall, weil er gerade vorbeikam und sich kein anderer Fußball-Fachmann den Hut aufsetzen wollte.

"Da habe ich gesagt: Ich mach's erst mal", erinnert sich der studierte Bergbau-Ingenieur und einstige Torwart. Damals ahnte er noch nicht, dass Turbine einmal sein Lebenswerk werden würde. 42 Jahre später kann Schröder nicht nur auf sechs DDR-Besten- und sechs Deutsche Meistertitel sowie sechs DFB-Hallenpokalsiege zurückblicken, sondern auch auf Triumphe im UEFA-Cup 2005 und in der Champions League 2010. Und im DFB-Pokal soll jetzt in Köln bei der sechsten Finalteilnahme die Trophäe zum vierten Mal nach Potsdam geholt werden.

Prägende Lehrjahre im Bergbau

Bei Turbine sieht er sich auch nach mehr als vier Jahrzehnten in der Pflicht, "weil ich immer noch eine Verantwortung für den Verein fühle", sagt Bernd Schröder, der sich dabei auf seine protestantische Erziehung und auf seine Lehrjahre im Bergbau beruft. "Man hat nicht nur Verantwortung für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut. Die Kohle und die Energiewirtschaft haben mich geprägt."

Nach acht Klassen in der Schule lernte Schröder 1957 drei Jahre Betriebsschlosser im mitteldeutschen Braunkohlenrevier und arbeitete ein Jahr in einer Brikettfabrik, ehe er an der damaligen Arbeiter- und Bauern-Fakultät sein Abitur nachholte, dann studierte. "1961 bin ich in Zwickau das erste Mal im Schacht Karl Marx 1200 Meter unter Tage gefahren, später habe ich in Bischofferode im Salz gearbeitet", sagt er. "Da und in der Energiewirtschaft lernt man, was Verantwortung und Zuverlässigkeit bedeuten - man kann nicht einfach abhauen, wenn es knistert oder wenn die Energie ausfällt."

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Gläubiger Christ

Von seinen Spielerinnen verlangt er Leidensfähigkeit, "die man auch selbst vorleben muss", so der Coach. Obwohl er mit seinen 1,95 Metern Körpergröße und seiner kräftigen Stimme schnell im Mittelpunkt einer Gesellschaft steht, hat sich Bernd Schröder nach eigenen Worten immer eine gewisse Demut bewahrt. "Wie man es als Christ tun sollte", sagt der Familienvater und inzwischen zweifache Opa, der nie in einer Partei war und sich selbst als gläubig bezeichnet. Er gehe zwar nur an bestimmten Feiertagen in die Kirche, "aber ich gucke jeden Abend in die Bibel, die ich auch zu Auswärtsspielen mitnehme, und lese einen Psalm", erklärt der Coach.

Seine aus Dresden stammende Ehefrau Ulrike, mit der Schröder seit 1968 verheiratet ist, hat ihrem Mann stets den Rücken für sein Lebenswerk freigehalten, hat zu DDR-Zeiten selbst bei Bedarf die kleinen Kinder seiner Spielerinnen während des Trainings am Spielfeldrand oder während eines Auswärtsspiels daheim betreut und ist bei vielen Turbine-Spielen auf der Tribüne dabei. "Zu Hause reden wir aber nicht über Fußball", sagt Bernd Schröder.

Am liebsten entspannt er bei einem guten trockenen italienischen Rotwein und bei klassischer Musik. "Vor allem Mozart", erzählt er. "Ich höre aber beispielsweise auch gern Abba." Gut möglich, dass er sich einen "Roten" einschenkt und solche Musik auflegt, wenn er mal daran gehen wird, seine Erlebnisse handschriftlich zu verewigen. "Die schreibe ich auf", sagt er selbst, "wenn ich 80 bin."