Schottland-Spiel stellt Mondlandung in den Schatten

Direkte Qualifikation oder nervenaufreibende Play-off-Spiele? In Moskau geht es am Samstag (ab 17 Uhr, live im ZDF) gegen Russland für die deutsche Nationalmannschaft um das Ticket zur WM 2010 nach Südafrika.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine DFB-Auswahl vor einem so entscheidenden WM-Qualifikationsspiel steht. In einer sechsteiligen Serie erinnert DFB.de-Autor Udo Muras an die spektakulärsten und legendärsten Spiele in der WM- und EM-Qualifikation der DFB-Geschichte.

Teil 3: Deutschland - Schottland, 22. Oktober 1969

Der Herbst 1969 kam früher, als es den Deutschen lieb war. Nach einem ereignisreichen und welthistorisch bedeutsamen Sommer kehrte allmählich Alltag ein. In den Schaufenstern der Buchhandlungen lagen die ersten Bücher von der Mondlandung aus, der Mond selbst war in jenen Tagen von der Erde aus aber nur schwer zu erkennen.

Schon am 4. Oktober legte sich eine dichte Nebelwand über Norddeutschland und machte keinerlei Anstalten zu verschwinden. 18 unendlich lange Tage gingen die Hamburger morgens im Nebel zur Arbeit und kamen abends im Nebel zurück. Die Vorfreude auf das sportliche Großereignis des Herbstes konnte das nur unwesentlich trüben.

Das entscheidende Fußball-Länderspiel in der Qualifikation zur WM 1970 in Mexiko sollte am 22. Oktober in ihrer Stadt stattfinden – gegen die bis dahin unbesiegbaren Schotten. Rund 500.000 Kartenwünsche gingen beim DFB ein, doch kein Stadion der Welt ist groß genug dafür. Am 10. September 1969 gingen die Tickets in den Vorverkauf – und am 10. September 1969 waren sie auch schon weg. Alle 71.925. Der billigste Stehplatz für sechs D-Mark, der teuerste Tribünensitz für 30 DM. Das ZDF übertrug live.

Spiel gegen Schottland hat magische Anziehungskraft

Die Menschen zählten die Tage bis zum Anpfiff, und reihenweise wurden Veranstaltungen abgesetzt, die mit diesem Termin lieber nicht konkurrieren wollten. “Man muss in der Erinnerung schon weit zurückgehen, um ein Beispiel ähnlich magischer Anziehungskraft für ein Länderspiel auf deutschem Boden zu finden”, schrieb der Kicker.

Noch nie hatte eine deutsche Mannschaft ein WM-Qualifikationsspiel verloren, nun gab es den 22. Anlauf. Die Ausgangslage war kompliziert: die Deutschen hatten zwei Punkte Vorsprung, nach damaliger Wertung also einen Sieg, aber auch ein Spiel mehr. Würden sie nicht gewinnen, wären sie im letzten Gruppenspiel auf die Schützenhilfe der Österreicher angewiesen, die mit einer Heimniederlage gegen die Schotten den ungeliebten Nachbarn aus dem Rennen hätten werfen können.

Viele Konstellationen, nur eine optimale Lösung

Es gab nun allerlei theoretische Konstellationen, aber nur einen optimalen Lösungsweg: einen Sieg! Im Hinspiel fehlten nur fünf Minuten dazu, dann glichen die Schotten Gerd Müllers Führungstor in Glasgow noch aus. Und ihr Trainer Bobby Brown posaunte: “Wir haben noch nie gegen die Deutschen verloren. Weshalb eigentlich zum ersten Mal in Hamburg?”

In sein Büro hatte er sich Porträts von den deutschen Spielern an die Wand gehängt, und immer wenn einer seiner Schützlinge hinein kam, deutete er auf eines und sagte: “Schau hin, das ist dein Mann für Hamburg.” Spielvorbereitung in Zeiten ohne Videorekorder…

Schön zieht Kader in Malente zusammen

Kollege Helmut Schön zog den 18er-Kader zum siebten Mal in der DFB-Geschichte – stets vor wichtigen Spielen – in Malente zusammen. “Dort sind wir wie zu Hause”, sagte der Bundestrainer und quartierte die Stars der jungen Bundesliga in Vier-Bett-Zimmern ein. Sechs Tage lang.

Eine gute Gelegenheit, angebliche Dissonanzen zu bereinigen, die zwischen Hamburgern und Münchnern aufgekommen waren. Franz Beckenbauer und Willi Schulz rivalisierten teils öffentlich um den Libero-Posten, Gerd Müller und Uwe Seeler um den Platz im Sturmzentrum. Denn Schön hatte den 31jährigen Seeler, der 1968 bereits zurückgetreten war, zum Comeback überredet, während Müller schon an dessen Stelle getreten war.

Unsicherheitsfaktor Nebel

Und wie: Am 4. Oktober hatte der Bayern-Bomber bereits sein 100. Bundesligator erzielt, mit 23 Jahren. Schön hatte noch ganz andere Sorgen und die hingen mit dem Nebel zusammen. Der verhinderte, dass er seinen Italien-Legionär Helmut Haller in Turin beobachten konnte, das Flugzeug durfte nicht starten. In den Zeitungen wurden derweil unscharfe Fotos gedruckt von deutschen und schottischen Nationalspielern, die in Malente respektive im Volksparkstadion trainierten und weder Ball noch Mitspieler erkennen konnten.

DFB und FIFA machten sich am Tag vor dem Anstoß ernste Sorgen ob der Austragung. So wurde ein worst-case-Szenario entworfen und als Ausweichtermin der Donnerstagnachmittag gewählt. Um 15 Uhr, glaubte man, sei der Nebel wohl nicht so dicht wie am Abend.

Überraschende Aufstellung

Doch dann ging alles planmäßig am Mittwoch ab 19.30 Uhr über die Bühne, weil sich der Nebel etwas lichtete. Vor den Bildschirmen saßen 32 Millionen Deutsche. Dennoch glaubte mancher Zuschauer, nicht richtig zu sehen. Wer stand denn dort auf Rechtsaußen? Nicht der Dortmunder Siggi Held? Und auch nicht der Neu-Braunschweiger Bernd Dörfel?

Nein, Schön interessierten die Prognosen der Presse wenig. Er nominierte den formstarken Schalker Reinhard Libuda, den alle nur “Stan” nannten, weil er dribbeln konnte wie der legendäre Engländer Stan Matthews. Schön sollte diese Entscheidung nicht bereuen. Ebenso wenig, dass er Günter Netzer auf die Tribüne setzte. Er wäre in diesem Kampfspiel “voll unerbittlicher Härte” (Kicker) vielleicht der falsche Mann gewesen.

Schon nach drei Minuten gingen die Schotten durch Johnstone in Führung und Schöns Elf brauchte eine halbe Stunde, um das zu verdauen. Sepp Maier verhinderte mehrmals das 0:2, dann traf der Schalker Klaus Fichtel zum ersten und einzigen Mal im Nationaldress. Nach einer Ecke zog er aus 16 Metern ab und sorgte für den 1:1-Pausenstand (38.). Die Schotten zeigten keine Nerven, kamen entschlossen aufs Feld zurück und trafen binnen vier Minuten zweimal die Latte.

Das obligatorische Müller-Tor

Dann kam nach einer Stunde das obligatorische Müller-Tor, ausgerechnet nach Vorarbeit von Uwe Seeler, und Schön sah sich bestätigt. Aber im Gegenzug schaffte Gilzean von Tottenham, einer von vier England-Profis, per Kopf den Ausgleich. Nun kam Hektik ins Spiel, Berti Vogts und Willi Schulz wurden böse gefoult, auch Gerd Müller teilte aus.

Willi Schulz erinnert sich an seine Zweikämpfe mit 1,90-Meter-Hüne Gilzean: “Der Ball war ganz woanders, da gab es einen Faust-schlag auf die Leber, dass mir die Luft wegblieb. An diesem Tag habe ich gelernt: nie näher als einen Meter an den Mann ran gehen.” Im Spiegel las sich das so: “Fußball-Germanen und Kicker-Kelten bekämpften sich wie in frühgeschichtlicher Zeit vorwiegend Mann gegen Mann mit Fäusten und Füßen.”

"Ich wusste genau: Das Ding sitzt"

Zum Glück wusste Stan Libuda auch in dieser Phase mit den Füßen noch etwas Besseres anzufangen. In der 78. Minute zog er nach einem Haller-Pass von der Mittellinie los, schüttelte seinen Gegenspieler ab und erzielte mit links ein ebenso herrliches wie wichtiges Tor.

“Ich spürte den Atem von Gemmel im Nacken. ‚Der foult’, dachte ich noch und sprang hoch. Gemmel trat ins Leere. Ich lief noch ein paar Meter. Irgendwie bekam ich den Ball an ihm vorbei.”, berichtete der 1996 verstorbene Libuda über seinen größten Moment im DFB-Trikot. “Als ich mit dem linken Fuß losknallte, wusste ich genau: Das Ding sitzt.”

Bild: “Mexiko, wir kooommen!”

Dem Höhepunkt des Abends folgte noch ein trauriger Tiefpunkt: Gemmel stieß Haller brutal um und wurde vom Schweizer Schiedsrichter Droz vom Platz gestellt. Dann tat der schwarze Mann, was alle ersehnten: Er pfiff ab.

Die kollektive Erleichterung sprang am nächsten Morgen aus der Schlagzeile von Bild: “Mexiko, wir kooommen!” Das Hamburger Abendblatt bilanzierte sachlicher: “Schön war es nicht, gut war es auch nicht. Aber dramatisch, faszinierend. Eine Sache für harte Männer.”

Und einen großen Künstler namens Stan Libuda. Auch ihn ließen sie am Abend im Hotel Atlantic hochleben.

Deutschland: Maier – Vogts, Beckenbauer, Schulz, Höttges – Haller, Overath, Fichtel – Seeler – Libuda, Müller.

[dfb]

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Direkte Qualifikation oder nervenaufreibende Play-off-Spiele? In Moskau geht es am Samstag (ab 17 Uhr, live im ZDF) gegen Russland für die deutsche Nationalmannschaft um das Ticket zur WM 2010 nach Südafrika.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine DFB-Auswahl vor einem so entscheidenden WM-Qualifikationsspiel steht. In einer sechsteiligen Serie erinnert DFB.de-Autor Udo Muras an die spektakulärsten und legendärsten Spiele in der WM- und EM-Qualifikation der DFB-Geschichte.

Teil 3: Deutschland - Schottland, 22. Oktober 1969

Der Herbst 1969 kam früher, als es den Deutschen lieb war. Nach einem ereignisreichen und welthistorisch bedeutsamen Sommer kehrte allmählich Alltag ein. In den Schaufenstern der Buchhandlungen lagen die ersten Bücher von der Mondlandung aus, der Mond selbst war in jenen Tagen von der Erde aus aber nur schwer zu erkennen.

Schon am 4. Oktober legte sich eine dichte Nebelwand über Norddeutschland und machte keinerlei Anstalten zu verschwinden. 18 unendlich lange Tage gingen die Hamburger morgens im Nebel zur Arbeit und kamen abends im Nebel zurück. Die Vorfreude auf das sportliche Großereignis des Herbstes konnte das nur unwesentlich trüben.

Das entscheidende Fußball-Länderspiel in der Qualifikation zur WM 1970 in Mexiko sollte am 22. Oktober in ihrer Stadt stattfinden – gegen die bis dahin unbesiegbaren Schotten. Rund 500.000 Kartenwünsche gingen beim DFB ein, doch kein Stadion der Welt ist groß genug dafür. Am 10. September 1969 gingen die Tickets in den Vorverkauf – und am 10. September 1969 waren sie auch schon weg. Alle 71.925. Der billigste Stehplatz für sechs D-Mark, der teuerste Tribünensitz für 30 DM. Das ZDF übertrug live.

Spiel gegen Schottland hat magische Anziehungskraft

Die Menschen zählten die Tage bis zum Anpfiff, und reihenweise wurden Veranstaltungen abgesetzt, die mit diesem Termin lieber nicht konkurrieren wollten. “Man muss in der Erinnerung schon weit zurückgehen, um ein Beispiel ähnlich magischer Anziehungskraft für ein Länderspiel auf deutschem Boden zu finden”, schrieb der Kicker.

Noch nie hatte eine deutsche Mannschaft ein WM-Qualifikationsspiel verloren, nun gab es den 22. Anlauf. Die Ausgangslage war kompliziert: die Deutschen hatten zwei Punkte Vorsprung, nach damaliger Wertung also einen Sieg, aber auch ein Spiel mehr. Würden sie nicht gewinnen, wären sie im letzten Gruppenspiel auf die Schützenhilfe der Österreicher angewiesen, die mit einer Heimniederlage gegen die Schotten den ungeliebten Nachbarn aus dem Rennen hätten werfen können.

Viele Konstellationen, nur eine optimale Lösung

Es gab nun allerlei theoretische Konstellationen, aber nur einen optimalen Lösungsweg: einen Sieg! Im Hinspiel fehlten nur fünf Minuten dazu, dann glichen die Schotten Gerd Müllers Führungstor in Glasgow noch aus. Und ihr Trainer Bobby Brown posaunte: “Wir haben noch nie gegen die Deutschen verloren. Weshalb eigentlich zum ersten Mal in Hamburg?”

In sein Büro hatte er sich Porträts von den deutschen Spielern an die Wand gehängt, und immer wenn einer seiner Schützlinge hinein kam, deutete er auf eines und sagte: “Schau hin, das ist dein Mann für Hamburg.” Spielvorbereitung in Zeiten ohne Videorekorder…

Schön zieht Kader in Malente zusammen

Kollege Helmut Schön zog den 18er-Kader zum siebten Mal in der DFB-Geschichte – stets vor wichtigen Spielen – in Malente zusammen. “Dort sind wir wie zu Hause”, sagte der Bundestrainer und quartierte die Stars der jungen Bundesliga in Vier-Bett-Zimmern ein. Sechs Tage lang.

Eine gute Gelegenheit, angebliche Dissonanzen zu bereinigen, die zwischen Hamburgern und Münchnern aufgekommen waren. Franz Beckenbauer und Willi Schulz rivalisierten teils öffentlich um den Libero-Posten, Gerd Müller und Uwe Seeler um den Platz im Sturmzentrum. Denn Schön hatte den 31jährigen Seeler, der 1968 bereits zurückgetreten war, zum Comeback überredet, während Müller schon an dessen Stelle getreten war.

Unsicherheitsfaktor Nebel

Und wie: Am 4. Oktober hatte der Bayern-Bomber bereits sein 100. Bundesligator erzielt, mit 23 Jahren. Schön hatte noch ganz andere Sorgen und die hingen mit dem Nebel zusammen. Der verhinderte, dass er seinen Italien-Legionär Helmut Haller in Turin beobachten konnte, das Flugzeug durfte nicht starten. In den Zeitungen wurden derweil unscharfe Fotos gedruckt von deutschen und schottischen Nationalspielern, die in Malente respektive im Volksparkstadion trainierten und weder Ball noch Mitspieler erkennen konnten.

DFB und FIFA machten sich am Tag vor dem Anstoß ernste Sorgen ob der Austragung. So wurde ein worst-case-Szenario entworfen und als Ausweichtermin der Donnerstagnachmittag gewählt. Um 15 Uhr, glaubte man, sei der Nebel wohl nicht so dicht wie am Abend.

Überraschende Aufstellung

Doch dann ging alles planmäßig am Mittwoch ab 19.30 Uhr über die Bühne, weil sich der Nebel etwas lichtete. Vor den Bildschirmen saßen 32 Millionen Deutsche. Dennoch glaubte mancher Zuschauer, nicht richtig zu sehen. Wer stand denn dort auf Rechtsaußen? Nicht der Dortmunder Siggi Held? Und auch nicht der Neu-Braunschweiger Bernd Dörfel?

Nein, Schön interessierten die Prognosen der Presse wenig. Er nominierte den formstarken Schalker Reinhard Libuda, den alle nur “Stan” nannten, weil er dribbeln konnte wie der legendäre Engländer Stan Matthews. Schön sollte diese Entscheidung nicht bereuen. Ebenso wenig, dass er Günter Netzer auf die Tribüne setzte. Er wäre in diesem Kampfspiel “voll unerbittlicher Härte” (Kicker) vielleicht der falsche Mann gewesen.

Schon nach drei Minuten gingen die Schotten durch Johnstone in Führung und Schöns Elf brauchte eine halbe Stunde, um das zu verdauen. Sepp Maier verhinderte mehrmals das 0:2, dann traf der Schalker Klaus Fichtel zum ersten und einzigen Mal im Nationaldress. Nach einer Ecke zog er aus 16 Metern ab und sorgte für den 1:1-Pausenstand (38.). Die Schotten zeigten keine Nerven, kamen entschlossen aufs Feld zurück und trafen binnen vier Minuten zweimal die Latte.

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Das obligatorische Müller-Tor

Dann kam nach einer Stunde das obligatorische Müller-Tor, ausgerechnet nach Vorarbeit von Uwe Seeler, und Schön sah sich bestätigt. Aber im Gegenzug schaffte Gilzean von Tottenham, einer von vier England-Profis, per Kopf den Ausgleich. Nun kam Hektik ins Spiel, Berti Vogts und Willi Schulz wurden böse gefoult, auch Gerd Müller teilte aus.

Willi Schulz erinnert sich an seine Zweikämpfe mit 1,90-Meter-Hüne Gilzean: “Der Ball war ganz woanders, da gab es einen Faust-schlag auf die Leber, dass mir die Luft wegblieb. An diesem Tag habe ich gelernt: nie näher als einen Meter an den Mann ran gehen.” Im Spiegel las sich das so: “Fußball-Germanen und Kicker-Kelten bekämpften sich wie in frühgeschichtlicher Zeit vorwiegend Mann gegen Mann mit Fäusten und Füßen.”

"Ich wusste genau: Das Ding sitzt"

Zum Glück wusste Stan Libuda auch in dieser Phase mit den Füßen noch etwas Besseres anzufangen. In der 78. Minute zog er nach einem Haller-Pass von der Mittellinie los, schüttelte seinen Gegenspieler ab und erzielte mit links ein ebenso herrliches wie wichtiges Tor.

“Ich spürte den Atem von Gemmel im Nacken. ‚Der foult’, dachte ich noch und sprang hoch. Gemmel trat ins Leere. Ich lief noch ein paar Meter. Irgendwie bekam ich den Ball an ihm vorbei.”, berichtete der 1996 verstorbene Libuda über seinen größten Moment im DFB-Trikot. “Als ich mit dem linken Fuß losknallte, wusste ich genau: Das Ding sitzt.”

Bild: “Mexiko, wir kooommen!”

Dem Höhepunkt des Abends folgte noch ein trauriger Tiefpunkt: Gemmel stieß Haller brutal um und wurde vom Schweizer Schiedsrichter Droz vom Platz gestellt. Dann tat der schwarze Mann, was alle ersehnten: Er pfiff ab.

Die kollektive Erleichterung sprang am nächsten Morgen aus der Schlagzeile von Bild: “Mexiko, wir kooommen!” Das Hamburger Abendblatt bilanzierte sachlicher: “Schön war es nicht, gut war es auch nicht. Aber dramatisch, faszinierend. Eine Sache für harte Männer.”

Und einen großen Künstler namens Stan Libuda. Auch ihn ließen sie am Abend im Hotel Atlantic hochleben.

Deutschland: Maier – Vogts, Beckenbauer, Schulz, Höttges – Haller, Overath, Fichtel – Seeler – Libuda, Müller.