Scholz: "Ich wäre zu keinem anderen Letzten gegangen"

Gelb und Blau: Das sind die Farben in seinem Herzen. 23 Jahre nach dem Abschied als Profi beim 1. FC Lokomotive Leipzig kehrte Ex-Nationalspieler Heiko Scholz als Trainer zu "seinem" Verein zurück. Und das in keiner angenehmen Situation. Denn als der 48-Jährige im Oktober 2013 das Traineramt beim Traditionsverein aus Sachsen übernahm, standen die Leipziger in der Regionalliga Nordost schon etwas abgeschlagen am Tabellenende.

Mittlerweile hat sich die Situation in Leipzig verbessert. Mit 28 Zählern ist der 1. FC Lok bis auf zwei Punkte an den ersten Nichtabstiegsplatz (SV Babelsberg 03) herangerückt und darf zwei Spieltage vor dem Saisonende wieder auf den Klassenverbleib hoffen. Noch in der Winterpause krempelte Scholz den Kader zu großen Teilen um. Sieben Zugänge verstärkten die Leipziger, neun Spieler mussten die Segel streichen. Offenbar mit Erfolg: Fünf ihrer sieben Saisonsiege holten die Leipziger in diesem Jahr.

Im aktuellen DFB.de-Interview mit dem Journalisten Carsten Neuhaus spricht Heiko Scholz über das spannende Rennen um den Klassenverbleib, seine besondere Beziehung zum 1. FC Lokomotive und die möglichen Zukunftspläne des Traditionsvereins.

DFB.de: Der 1. FC Lokomotive Leipzig ist seit fünf Begegnungen ungeschlagen. Drei der Partien gewann Ihre Mannschaft und rückte damit an das rettende Ufer heran. Hat Ihre Mannschaft Blut im Rennen um den Klassenverbleib geleckt, Herr Scholz?

Heiko Scholz: Wir haben uns langsam, aber sicher an die Nichtabstiegsplätze herangekämpft. Vor einigen Wochen waren wir für die meisten Experten schon abgestiegen. Doch jetzt haben wir dank unserer guten Serie die Konkurrenz noch einmal aufgeschreckt. Wir wollen unbedingt die Sensation schaffen.

DFB.de: Am vergangenen Spieltag erzielte Ihr Angreifer Gianluca Marzullo erst in der Nachspielzeit das vielumjubelte 2:2 beim FC Viktoria Berlin. Setzen solche Punktgewinne zusätzliche Kräfte frei?

Scholz: Das Spiel war sowohl für die Psyche als auch für unseren Punktestand Gold wert. Wir haben in der Schlussphase sämtliche Offensivspieler in die Partie gebracht und alles nach vorne geworfen. Ich bin froh, dass sich unser Aufwand gelohnt hat und wir damit auch unsere rund 700 mitgereisten Fans belohnen konnten.

DFB.de: Auffällig ist die große Anzahl der geschossenen Tore in den vergangenen Wochen. Elf Treffer in vier Spielen sind ein ordentlicher Wert. Warum klappt es auf einmal bei Ihrer Offensivabteilung?

Scholz: Wir sind eine reine Kontermannschaft und wir haben es in den vergangenen Wochen verstanden, unsere wenigen Chancen zu nutzen. Mittlerweile hat meine Mannschaft Selbstvertrauen getankt und geht die Partien ganz anders an. Meine Spieler glauben an sich.

DFB.de: Aktuell hat der 1. FC Lok Leipzig noch zwei Zähler Rückstand auf den SV Babelsberg 03, der den ersten Platz am rettenden Ufer belegt. Wie groß beziffern Sie die Chancen auf den Klassenverbleib?

Scholz: Auch wenn wir aktuell gut in Form sind, haben wir den Klassenverbleib leider nicht in der eigenen Hand. Wir wissen, dass unsere nächste Partie gegen Magdeburg sehr schwer wird. Aber wir mobilisieren alle Fans und können uns auf eine Superkulisse im eigenen Stadion freuen. Wenn wir beide Spiele gewinnen, haben wir gute Chancen, den Abstieg zu vermeiden.

DFB.de: Worauf wird es in den ausstehenden Spielen gegen den 1. FC Magdeburg und bei Hertha BSC II ankommen?

Scholz: In den letzten beiden Saisonpartien können wir nur über den absoluten Willen und große Kampfbereitschaft punkten. Fußballerisch können wir beiden Gegnern nicht das Wasser reichen.

DFB.de: Seit Anfang Oktober sind Sie als Trainer des 1. FC Lokomotive tätig. Wie fällt Ihr Fazit bislang aus?

Scholz: Es ist die erwartet schwere Aufgabe. Viele Selbstverständlichkeiten, die in anderen Vereinen Alltag sind, sind beim 1. FC Lok leider nicht gegeben. Dafür sind hier alle Beteiligten mit viel Herzblut bei der Sache. Im vergangenen Sommer hat ein Zusammenschluss von Fans den Verein gerettet. Sonst hätte der Klub keine Zukunft mehr gehabt.

DFB.de: Als Trainer waren Sie nach Ihrer Zeit als Co-Trainer beim MSV Duisburg bei Germania Windeck und Viktoria Köln angestellt. Wo sind die Unterschiede zum 1. FC Lok?

Scholz: Sowohl bei Germania als auch bei der Viktoria hatten wir einen großen Mäzen, der viel Geld in die Vereine gesteckt hat. Das ist bei unserem Verein absolut nicht denkbar. Unser größter Sponsor sind die Fans. Dafür haben wir eine lange Tradition, auf die wir stolz sein können.

DFB.de: Als Spieler waren Sie lange Jahre für Leipzig aktiv. Ist das Engagement eine Herzensangelegenheit?

Scholz: Auf jeden Fall! Ich wäre zu keinem anderen Tabellenletzten der Regionalliga gegangen. Ich wollte und will dem Verein unbedingt helfen.

DFB.de: In der Winterpause haben Sie sieben Spieler verpflichtet, neun Spieler mussten gehen. Was waren die Gründe für die zahlreichen Transfers?

Scholz: Bei einigen Spielern hatten das Engagement und die Leistung nicht gestimmt. Durch die Neuverpflichtungen wollte ich für einen erhöhten Konkurrenzkampf im Kader sorgen. Nach der Winterpause haben sich die Trainingsleistungen enorm verbessert. Das war ein wichtiger Grund für die verbesserte Rückrunde.

DFB.de: Wie weit sind trotz der unsicheren Zukunft die Planungen für die kommende Saison bereits fortgeschritten?

Scholz: Aktuell haben wir - unabhängig von der Liga - 13 Spieler für die neue Saison unter Vertrag. Mit anderen Kandidaten stehen wir in Kontakt. Diese Gespräche werden wir schnellstmöglich nach dem Saisonende finalisieren.

DFB.de: Werden die Fans Ihnen beim Klassenverbleib ein Denkmal bauen?

Scholz: Falls wir den Klassenverbleib wirklich schaffen sollten, bin ich nicht alleine dafür verantwortlich. Viele Leute geben für den Verein ihr letztes Hemd, darunter auch die Fans, die uns bei allen Spielen fantastisch unterstützt haben.

DFB.de: Finanziell geht es dem 1. FC Lokomotive nicht besonders gut. Wie sehen Sie die Zukunftschancen für den Verein?

Scholz: In den kommenden ein bis zwei Jahren müssen wir weiterhin kleine Brötchen backen. Aktuell drücken finanzielle Altlasten unsere Möglichkeiten noch enorm. Aber wenn diese geklärt sind, traue ich dem Verein einen ähnlichen Weg wie dem Hallescher FC oder dem Chemnitzer FC zu. Im 1. FC Lok steckt enormes Potenzial.

Das meinen DFB.de-User:

"Gutes Interview, toller Verein, geile Stadt und klasse Trainer!" (Tobias Rabe, Leipzig)

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Gelb und Blau: Das sind die Farben in seinem Herzen. 23 Jahre nach dem Abschied als Profi beim 1. FC Lokomotive Leipzig kehrte Ex-Nationalspieler Heiko Scholz als Trainer zu "seinem" Verein zurück. Und das in keiner angenehmen Situation. Denn als der 48-Jährige im Oktober 2013 das Traineramt beim Traditionsverein aus Sachsen übernahm, standen die Leipziger in der Regionalliga Nordost schon etwas abgeschlagen am Tabellenende.

Mittlerweile hat sich die Situation in Leipzig verbessert. Mit 28 Zählern ist der 1. FC Lok bis auf zwei Punkte an den ersten Nichtabstiegsplatz (SV Babelsberg 03) herangerückt und darf zwei Spieltage vor dem Saisonende wieder auf den Klassenverbleib hoffen. Noch in der Winterpause krempelte Scholz den Kader zu großen Teilen um. Sieben Zugänge verstärkten die Leipziger, neun Spieler mussten die Segel streichen. Offenbar mit Erfolg: Fünf ihrer sieben Saisonsiege holten die Leipziger in diesem Jahr.

Im aktuellen DFB.de-Interview mit dem Journalisten Carsten Neuhaus spricht Heiko Scholz über das spannende Rennen um den Klassenverbleib, seine besondere Beziehung zum 1. FC Lokomotive und die möglichen Zukunftspläne des Traditionsvereins.

DFB.de: Der 1. FC Lokomotive Leipzig ist seit fünf Begegnungen ungeschlagen. Drei der Partien gewann Ihre Mannschaft und rückte damit an das rettende Ufer heran. Hat Ihre Mannschaft Blut im Rennen um den Klassenverbleib geleckt, Herr Scholz?

Heiko Scholz: Wir haben uns langsam, aber sicher an die Nichtabstiegsplätze herangekämpft. Vor einigen Wochen waren wir für die meisten Experten schon abgestiegen. Doch jetzt haben wir dank unserer guten Serie die Konkurrenz noch einmal aufgeschreckt. Wir wollen unbedingt die Sensation schaffen.

DFB.de: Am vergangenen Spieltag erzielte Ihr Angreifer Gianluca Marzullo erst in der Nachspielzeit das vielumjubelte 2:2 beim FC Viktoria Berlin. Setzen solche Punktgewinne zusätzliche Kräfte frei?

Scholz: Das Spiel war sowohl für die Psyche als auch für unseren Punktestand Gold wert. Wir haben in der Schlussphase sämtliche Offensivspieler in die Partie gebracht und alles nach vorne geworfen. Ich bin froh, dass sich unser Aufwand gelohnt hat und wir damit auch unsere rund 700 mitgereisten Fans belohnen konnten.

DFB.de: Auffällig ist die große Anzahl der geschossenen Tore in den vergangenen Wochen. Elf Treffer in vier Spielen sind ein ordentlicher Wert. Warum klappt es auf einmal bei Ihrer Offensivabteilung?

Scholz: Wir sind eine reine Kontermannschaft und wir haben es in den vergangenen Wochen verstanden, unsere wenigen Chancen zu nutzen. Mittlerweile hat meine Mannschaft Selbstvertrauen getankt und geht die Partien ganz anders an. Meine Spieler glauben an sich.

DFB.de: Aktuell hat der 1. FC Lok Leipzig noch zwei Zähler Rückstand auf den SV Babelsberg 03, der den ersten Platz am rettenden Ufer belegt. Wie groß beziffern Sie die Chancen auf den Klassenverbleib?

Scholz: Auch wenn wir aktuell gut in Form sind, haben wir den Klassenverbleib leider nicht in der eigenen Hand. Wir wissen, dass unsere nächste Partie gegen Magdeburg sehr schwer wird. Aber wir mobilisieren alle Fans und können uns auf eine Superkulisse im eigenen Stadion freuen. Wenn wir beide Spiele gewinnen, haben wir gute Chancen, den Abstieg zu vermeiden.

DFB.de: Worauf wird es in den ausstehenden Spielen gegen den 1. FC Magdeburg und bei Hertha BSC II ankommen?

Scholz: In den letzten beiden Saisonpartien können wir nur über den absoluten Willen und große Kampfbereitschaft punkten. Fußballerisch können wir beiden Gegnern nicht das Wasser reichen.

DFB.de: Seit Anfang Oktober sind Sie als Trainer des 1. FC Lokomotive tätig. Wie fällt Ihr Fazit bislang aus?

Scholz: Es ist die erwartet schwere Aufgabe. Viele Selbstverständlichkeiten, die in anderen Vereinen Alltag sind, sind beim 1. FC Lok leider nicht gegeben. Dafür sind hier alle Beteiligten mit viel Herzblut bei der Sache. Im vergangenen Sommer hat ein Zusammenschluss von Fans den Verein gerettet. Sonst hätte der Klub keine Zukunft mehr gehabt.

DFB.de: Als Trainer waren Sie nach Ihrer Zeit als Co-Trainer beim MSV Duisburg bei Germania Windeck und Viktoria Köln angestellt. Wo sind die Unterschiede zum 1. FC Lok?

Scholz: Sowohl bei Germania als auch bei der Viktoria hatten wir einen großen Mäzen, der viel Geld in die Vereine gesteckt hat. Das ist bei unserem Verein absolut nicht denkbar. Unser größter Sponsor sind die Fans. Dafür haben wir eine lange Tradition, auf die wir stolz sein können.

DFB.de: Als Spieler waren Sie lange Jahre für Leipzig aktiv. Ist das Engagement eine Herzensangelegenheit?

Scholz: Auf jeden Fall! Ich wäre zu keinem anderen Tabellenletzten der Regionalliga gegangen. Ich wollte und will dem Verein unbedingt helfen.

DFB.de: In der Winterpause haben Sie sieben Spieler verpflichtet, neun Spieler mussten gehen. Was waren die Gründe für die zahlreichen Transfers?

Scholz: Bei einigen Spielern hatten das Engagement und die Leistung nicht gestimmt. Durch die Neuverpflichtungen wollte ich für einen erhöhten Konkurrenzkampf im Kader sorgen. Nach der Winterpause haben sich die Trainingsleistungen enorm verbessert. Das war ein wichtiger Grund für die verbesserte Rückrunde.

DFB.de: Wie weit sind trotz der unsicheren Zukunft die Planungen für die kommende Saison bereits fortgeschritten?

Scholz: Aktuell haben wir - unabhängig von der Liga - 13 Spieler für die neue Saison unter Vertrag. Mit anderen Kandidaten stehen wir in Kontakt. Diese Gespräche werden wir schnellstmöglich nach dem Saisonende finalisieren.

DFB.de: Werden die Fans Ihnen beim Klassenverbleib ein Denkmal bauen?

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Scholz: Falls wir den Klassenverbleib wirklich schaffen sollten, bin ich nicht alleine dafür verantwortlich. Viele Leute geben für den Verein ihr letztes Hemd, darunter auch die Fans, die uns bei allen Spielen fantastisch unterstützt haben.

DFB.de: Finanziell geht es dem 1. FC Lokomotive nicht besonders gut. Wie sehen Sie die Zukunftschancen für den Verein?

Scholz: In den kommenden ein bis zwei Jahren müssen wir weiterhin kleine Brötchen backen. Aktuell drücken finanzielle Altlasten unsere Möglichkeiten noch enorm. Aber wenn diese geklärt sind, traue ich dem Verein einen ähnlichen Weg wie dem Hallescher FC oder dem Chemnitzer FC zu. Im 1. FC Lok steckt enormes Potenzial.

Das meinen DFB.de-User:

"Gutes Interview, toller Verein, geile Stadt und klasse Trainer!" (Tobias Rabe, Leipzig)