Schiedsrichter schulen Journalisten: Rot oder Gelb oder gar nichts?

Dieses Mal bekommt Hellmut Krug die Rote Karte gezeigt. Und nicht nur eine. Gleich mehrere Dutzend werden dem früheren FIFA-Schiedsrichter entgegengereckt. Rote Karte bedeutet in diesem Fall nicht Platzverweis, sondern kein Abseits. Und die, die jetzt die vorgeführte Spielszene zu entscheiden haben, sind diejenigen, die sonst die Schiedsrichter bewerten. Im Fernsehen, im Radio, in der Zeitung, im Internet. "Die armen Schiedsrichter", raunen sich die mehr als 60 Sportjournalisten zu, unter die sich auch DFB.de gemischt hat.

Das Bild bei "Schiedsrichter schulen Sportjournalisten", der jährlichen Veranstaltung der Schiedsrichter-Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VdS), in der DFB-Zentrale ist ein buntes. Sowohl Gelbe als auch Rote Karten werden in die Höhe gehalten. Abseits oder nicht? Die Meinungen gehen auseinander. "Was die Kollegen leisten, ist enorm", sagt Krug. Er erntet keinen Widerspruch.

Schließlich müsse ein Schiedsrichter im Schnitt 220 Entscheidungen pro Spiel treffen. "Mehr als 90 Prozent der Schiedsrichter- und Assistentenentscheidungen sind richtig", sagt Krug. "Suchen sie mal ein Spiel, in dem es 20 Fehlentscheidungen gab." Fündig würde niemand. Dennoch finden sich pro Spieltag in der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga 25 Szenen, die "einer tieferen Analyse unterzogen werden", wie DFB-Schiedsrichter-Abteilungsleiter Lutz Michael Fröhlich sagte. Übrig blieben 40 Szenen pro Monat, die mit den Schiedsrichtern aufgearbeitet würden.

"Der Kommentator liegt nicht immer richtig"

Besonders strittige haben nun die Sportjournalisten zu entscheiden. An dem Ort, an dem am Vortag noch Jérôme Boateng wegen seines Platzverweises zur Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht saß. Gelbe Karte, Rote Karte oder gar nichts? Abseits oder kein Abseits? Notbremse oder taktisches Foul? Elfmeter oder Abstoß? Manchmal hilft auch die zweite Wiederholung auf der Leinwand nicht entscheidend weiter. Die aber steht dem Schiedsrichter im Spiel nicht zur Verfügung. Franck Ribery beschwert sich gestenreich im Video. Der Bayern-Star hat aber Unrecht, er stand tatsächlich im Abseits.



Dieses Mal bekommt Hellmut Krug die Rote Karte gezeigt. Und nicht nur eine. Gleich mehrere Dutzend werden dem früheren FIFA-Schiedsrichter entgegengereckt. Rote Karte bedeutet in diesem Fall nicht Platzverweis, sondern kein Abseits. Und die, die jetzt die vorgeführte Spielszene zu entscheiden haben, sind diejenigen, die sonst die Schiedsrichter bewerten. Im Fernsehen, im Radio, in der Zeitung, im Internet. "Die armen Schiedsrichter", raunen sich die mehr als 60 Sportjournalisten zu, unter die sich auch DFB.de gemischt hat.

Das Bild bei "Schiedsrichter schulen Sportjournalisten", der jährlichen Veranstaltung der Schiedsrichter-Kommission des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VdS), in der DFB-Zentrale ist ein buntes. Sowohl Gelbe als auch Rote Karten werden in die Höhe gehalten. Abseits oder nicht? Die Meinungen gehen auseinander. "Was die Kollegen leisten, ist enorm", sagt Krug. Er erntet keinen Widerspruch.

Schließlich müsse ein Schiedsrichter im Schnitt 220 Entscheidungen pro Spiel treffen. "Mehr als 90 Prozent der Schiedsrichter- und Assistentenentscheidungen sind richtig", sagt Krug. "Suchen sie mal ein Spiel, in dem es 20 Fehlentscheidungen gab." Fündig würde niemand. Dennoch finden sich pro Spieltag in der Bundesliga, 2. Bundesliga und 3. Liga 25 Szenen, die "einer tieferen Analyse unterzogen werden", wie DFB-Schiedsrichter-Abteilungsleiter Lutz Michael Fröhlich sagte. Übrig blieben 40 Szenen pro Monat, die mit den Schiedsrichtern aufgearbeitet würden.

"Der Kommentator liegt nicht immer richtig"

Besonders strittige haben nun die Sportjournalisten zu entscheiden. An dem Ort, an dem am Vortag noch Jérôme Boateng wegen seines Platzverweises zur Verhandlung vor dem DFB-Sportgericht saß. Gelbe Karte, Rote Karte oder gar nichts? Abseits oder kein Abseits? Notbremse oder taktisches Foul? Elfmeter oder Abstoß? Manchmal hilft auch die zweite Wiederholung auf der Leinwand nicht entscheidend weiter. Die aber steht dem Schiedsrichter im Spiel nicht zur Verfügung. Franck Ribery beschwert sich gestenreich im Video. Der Bayern-Star hat aber Unrecht, er stand tatsächlich im Abseits.

###more###

Die Spielszenen laufen ohne Ton ab, damit sich die Zuschauer nur auf das Bild konzentrieren können. Keine Stadiongeräusche, die die Entscheidung beeinflussen könnten. Kein Kommentator, der möglicherweise ein anderes Urteil fällt. "Der Kommentator liegt nicht immer richtig", sagt Krug. Deshalb sitzen einige von ihnen im Publikum, um von den Schiedsrichtern zu lernen. Wer die Regeln kennt, kann eine Situation schneller und besser bewerten.

Ronaldo im Abseits

Mal steht Cristiano Ronaldo im Abseits, mal Mesut Özil. Die Szenen von der Weltmeisterschaft in Brasilien sorgen für Diskussionen. "Die wird es immer geben", sagt Krug. Schließlich gibt es zahlreiche Ausnahmen von der Abseitsregel, um viele Angriffe und damit so viele Tore wie möglich zuzulassen. "Wir kommen der Sache schon näher", sagt Krug, als sich zwischen die vielen hochgereckten Gelben Karten nur vereinzelt noch eine Rote mischt. "Am Ende sind Sie alle Schiedsrichter."

Lutz Michael Fröhlich hat sich mit dem Handspiel kein leichteres Thema ausgesucht. "Wir werden immer in Nuancen anderer Meinung sein", sagt er gleich zu Beginn. Anhand aktueller Szenen vom vergangenen Bundesliga-Spieltag vermittelt er das Regelwerk, das eine "Wahrnehmung der Situation und Bewertung als Absicht" vorschreibt. Alles andere darf nicht gepfiffen werden.

Elfmeter plus Rote Karte?

Wann ist ein Elfmeter ein Elfmeter, will Fröhlich im zweiten Teil der Schulung wissen. Situationen im Strafraum sollten genauso beurteilt werden, als hätten sie im gesicherten Mittelfeld stattgefunden. Nicht der Ort ist erst einmal entscheidend, sondern die Szene. Foul oder kein Foul? Gar nicht so einfach, sich den Strafraum wegzudenken. Und soll es zum Elfmeter auch noch eine Rote Karte hinzugeben oder nicht? Wann zückt der Schiedsrichter überhaupt Rot? Nach "brutalen" Fouls, hatte Krug zuvor aufgeklärt, nach "gesundheitsgefährdenden". Dagegen gibt es für "wüste, heftige oder rücksichtslose Fouls" erst einmal nur die Gelbe Karte.

Auf den richtigen Begriff kommt es also an. Auf Begriffe, mit denen die Sportjournalisten täglich arbeiten. Wenn sie Fouls, Abseitssituationen und Handspiele bewerten - und am Ende die Leistung der Schiedsrichter.