Schiedsrichter mit Pfiff: Ehepaar mit Pfeife und Fahne

Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Von wegen klassische Rollenverteilung. Wenn SIE den kleinen Finger hebt, spurt ER sofort. Meistens zumindest. Jedenfalls, wenn SIE mit dem Finger den ganzen Arm in Bewegung setzt, um Abseits, Aus und Ähnliches anzuzeigen. Dann bleibt Herrn Rahlfs nichts anderes übrig, als sich zu fügen und ausführendes Organ seiner Frau Nadine zu sein.

Seit 17 Jahren ist Christian Rahlfs Schiedsrichter, seit drei Jahren sie, seit drei Jahren sind beide häufig zwei Drittel eines Gespanns, seit einem Jahr ein Ehepaar. Verliebt, verlobt, verheiratet. Und vergnügt auf dem grünen Viereck.

Namen angenommen - und die Leidenschaft fürs Pfeifen

Angefangen hat die gemeinsame Geschichte des Unparteiischen-Ehepaares vor sechs Jahren. Über das Internet lernten sie einander kennen. Das erste Treffen, der erste Kuss, schnell hat es gefunkt. 2007 zog sie zu ihm, 2009 gaben beide einander das Ja-Wort.

„Am ersten September“, wie er sich nach kurzem Zögern und unter dem Lachen seiner Frau richtig erinnert. Sie nahm seinen Namen an - und später auch seine Leidenschaft für das Wirken als Schiedsrichter.

Christian Rahlfs bereits mit 14 Jahren an der Pfeife

Seine Vita ist klassisch: Begonnen als Spieler, frühes Karriereende, ab zum Schiedsrichterkurs. Bei der SV Fortuna Werxhausen spielte er in der Jugend als Verteidiger. Doch schnell musste Christian Rahlfs erkennen, dass es größere Talente in Deutschland gibt als ihn.



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Sie gehören zum Spiel wie der Ball ins Tor. 80.000 Schiedsrichter sorgen auf Deutschlands Fußballplätzen für Recht und Ordnung. DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke stellt immer donnerstags Referees mit ungewöhnlichen Geschichten vor. Engagiert und unparteiisch - Schiedsrichter mit Pfiff!

Von wegen klassische Rollenverteilung. Wenn SIE den kleinen Finger hebt, spurt ER sofort. Meistens zumindest. Jedenfalls, wenn SIE mit dem Finger den ganzen Arm in Bewegung setzt, um Abseits, Aus und Ähnliches anzuzeigen. Dann bleibt Herrn Rahlfs nichts anderes übrig, als sich zu fügen und ausführendes Organ seiner Frau Nadine zu sein.

Seit 17 Jahren ist Christian Rahlfs Schiedsrichter, seit drei Jahren sie, seit drei Jahren sind beide häufig zwei Drittel eines Gespanns, seit einem Jahr ein Ehepaar. Verliebt, verlobt, verheiratet. Und vergnügt auf dem grünen Viereck.

Namen angenommen - und die Leidenschaft fürs Pfeifen

Angefangen hat die gemeinsame Geschichte des Unparteiischen-Ehepaares vor sechs Jahren. Über das Internet lernten sie einander kennen. Das erste Treffen, der erste Kuss, schnell hat es gefunkt. 2007 zog sie zu ihm, 2009 gaben beide einander das Ja-Wort.

„Am ersten September“, wie er sich nach kurzem Zögern und unter dem Lachen seiner Frau richtig erinnert. Sie nahm seinen Namen an - und später auch seine Leidenschaft für das Wirken als Schiedsrichter.

Christian Rahlfs bereits mit 14 Jahren an der Pfeife

Seine Vita ist klassisch: Begonnen als Spieler, frühes Karriereende, ab zum Schiedsrichterkurs. Bei der SV Fortuna Werxhausen spielte er in der Jugend als Verteidiger. Doch schnell musste Christian Rahlfs erkennen, dass es größere Talente in Deutschland gibt als ihn.

Gerade Teenager geworden, machte er den Schnitt, weg mit den Töppen, her mit der Pfeife. 1993 meldete er sich zum Anwärterlehrgang an, wenige Wochen später hatte er den Schein in der Tasche. Bereits im Alter von 14 Jahren stand er in Verantwortung auf dem Fußballplatz.

Die zwei besten Entscheidungen seines Lebens

Es war eine der besten Entscheidung seines Lebens; nach der Hochzeit selbstverständlich. „Die Erfahrungen als Schiedsrichter haben mir sehr viel für meine Persönlichkeitsentwicklung gebracht“, sagt der 31-Jährige.

Entscheidungen fällen, zu ihnen stehen, Kommunizieren, Verantwortung tragen. All das hat ihn selbstbewusster werden lassen, all das bereitet ihm nach wie vor große Freude.

Deswegen hat Christian Rahlfs den nächsten Schritt gemacht, 17 Jahre nach seinem ersten Pfiff ist er nicht nur Schiedsrichter, sondern im Kreis Göttingen Vorsitzender des Schiedsrichter-Ausschusses.

Nur ein wenig nachgeholfen

Und sie? Kam über ihn zum Fußball. Stimmt nicht ganz. „Fußballbegeistert war ich schon immer“, sagt Nadine, „aber für die Herren in Schwarz habe ich mich nicht sonderlich interessiert.“

Zur Schiedsrichterei kam sie über ihren Mann. Zunächst lediglich als Begleitung bei den Spielen und Lehrabenden, später wurde aus der Ehefrau die Assistentin. Die Metamorphose geschah nicht ganz freiwillig. „Gezwungen hat er mich“, sagt sie mit gespielter Entrüstung. Hat er natürlich nicht. Ein wenig nachgeholfen, das ja.

Ohne Wissen beim Lehrgang angemeldet

Ohne ihr Wissen meldete Christian Rahlfs seine Frau zum Schiedsrichterlehrgang an. Hingegangen ist sie freiwillig. Aus Interesse, aus Neugier, aus Liebe zu ihrem Mann. Schnell hat sie gefallen gefunden und schnell den Schein in der Tasche gehabt.

In ihrer Funktion als Assistentin geht sie auf, sie fühlt sich wohl an der Linie. Den Schritt auf den Platz wird sie nicht setzen. Weil sie nie selber Fußball gespielt hat, glaubt die 29-Jährige, dass ihr die Fähigkeit fehlt, sich in die Spieler hineinzuversetzen. „Ich wollte nie pfeifen, sondern immer nur Assistentin sein“, sagt sie. Nicht nur, aber am liebsten die ihres Mannes.

Blindes Verständnis

Und? Wie funktioniert das Duo? Hat es im Miteinander auf dem Fußballplatz Vorteile, wenn das Gespann der Unparteiischen sich in und auswendig kennt? Ja! Ohne Wenn und Aber. Blindes Verständnis ist für die Aktiven wichtig, für die Schiedsrichter noch mehr.

Zwischen Nadine und Christian Rahlfs genügt oft eine winzige Geste, ein Blick, oder die Körperhaltung. Das Paar harmoniert abseits des Platzes, auf dem Platz natürlich auch. „Das ist ein großer Vorteil“, sagen beide. Deswegen freuen sie sich auch immer, wenn sie zu einem Spiel gemeinsam eingesetzt werden.

Angenehm, Rahlfs. Gestatten, Rahlfs. Freut mich, Rahlfs

Manchmal wird das Rahlfs-Duo sogar zum Trio erweitert. Christians Bruder Fabian ist ebenfalls Schiedsrichter, der Name Rahlfs findet sich im Kreis Göttingen deswegen nicht selten gleich dreifach auf dem Spielberichtsbogen. „Wenn wir uns bei den Mannschaften vorstellen, ist das schon manchmal lustig“, sagt Christian Rahlfs.

Angenehm, Rahlfs. Gestatten, Rahlfs. Freut mich, Rahlfs. Dreimal Rahlfs und mindestens so viele Fragezeichen in den Gesichtern. „Es haben sich schon einige über diese Konstellation gewundert“, sagt Nadine Rahlfs.

Früher häufiger, heute weniger. Mittlerweile kennt man das pfeifende Ehepaar auf den Fußballplätzen in und um Göttingen. Mittlerweile hat es auch wenig Sinn, dass Christian Rahlfs seine Frau nicht als solche, sondern als seine Assistentin vorstellt, wenn er gemeinsam mit ihr den Fußballplatz betritt.

Klare Trennung zwischen den Bereichen

Zu Beginn der gemeinsamen Auftritte hat er dies noch so gehandhabt. „Wir wollten das Private und die Schiedsrichterei trennen“, nennt er den Grund, seine Frau zu leugnen. „Mir war das auch lieber“, sagt Nadine.

Doch der Aufwand war vergeblich, nach und nach hat sich im Kreis Göttingen herumgesprochen, das beide mehr verbindet als die Liebe zur Schiedsrichterei. Also treten Christian und Nadine mittlerweile auch auf dem Fußballplatz als das auf, was sie sind: ein Ehepaar.

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Die Trennung zwischen den Bereichen ist ihnen dennoch wichtig. In den besten Ehen kommen schließlich Meinungsverschiedenheiten vor, auch bei den Rahlfs. „Wir nehmen das aber nie mit zum Fußball“, sagt sie. Fußball ist Fußball, Ehe ist Ehe. Auch umgekehrt ist diese Unterteilung wichtig und notwendig.

Nur zu Hause schweigt die Pfeife

Natürlich sind nicht alle seine Entscheidungen richtig, selbstverständlich macht auch sie mal einen Fehler. Und natürlich sind Schiedsrichter und Assistentin nicht immer einer Meinung. Direkt nach dem Spiel wird darüber gesprochen, wird analysiert und diskutiert.

„Nachgearbeitet wird eigentlich immer, man hinterfragt sich ständig“, sagt Christian. Nur zu Hause dann nicht mehr. Daheim ist daheim, dort ruht der Ball und schweigt die Pfeife - auch bei einem Schiedsrichter-Ehepaar.