Schalke gegen BVB: Kantersiege, junge Löwen und ein Hundebiss

Der FC Schalke 04 empfängt Borussia Dortmund am 29. Spieltag im Revierderby. Das traditionsreiche Duell geht in der Liga am Sonntag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) bereits in seine 88. Runde. DFB.de wirft einen Blick auf die Historie des Duells.

Das erste Pflichtspielduell auf Schalke: 20. Dezember 1936, Gauliga, Schalke – BVB 4:1

Zehn Jahre nach dem ersten Dortmunder Gastspiel, damals noch in Freundschaft (2:0 am 24. Oktober 1926), ging es auf Schalke erstmals um Punkte. In der Glückauf-Kampfbahn hatten die Gelsenkirchener leichtes Spiel. Der Westfalenmeister und souveräne Tabellenführer führte zur Pause durch Tore von Walter Berg und Ernst Pörttgen 2:0 und zog danach erneut durch Pörttgen und Ernst Kuzorra auf 4:0 davon, ehe Silts das Ehrentor vergönnt war. "Zuschauer gab es nur 3000 bis 4000, die aber recht zufrieden mit dem Dargebotenen waren. Und nun frohe Weihnachten", schreibt der Korrespondent des Fußball.

Die Bundesligapremiere: 7. September 1963: Schalke – BVB 3:1

Schon am dritten Spieltag der neuen Bundesliga kam es in der Glückauf-Kampfbahn zum Revierderby. Vor 38.000 Zuschauern schoss Reinhold Wosab den BVB früh in Führung (6. Minute), aber am Ende lachte der Schalker. Manfred Berz gleicht kurz vor der Pause durch "ein pfundiges Tor" (WAZ) aus (44.). Waldemar Gerhardt (51.) per Solo und Lothar Geisler (55.) per Eigentor nach einer scharfen Flanke von Stan Libuda gaben dem Spiel binnen vier Minuten die entscheidende Wende.

Die WAZ titelt eigentümlich: "Schalke demonstrierte Fußball-Technik". Als wäre das eine Seltenheit. Vor dem Spiel hatte Schalke noch artig dem BVB mit Blumen zum Meistertitel gratuliert, zum Schluss aber hatte es Spaß an der Demütigung des Rivalen und ließ in den Augen älterer Betrachter den legendären Schalker Kreisel wiederaufleben. "Sie zauberten und kreiselten, sie schlugen Haken und zeichneten Arabesken, tanzten Ringelreigen und Walzer, aber das waren brotlose Künste", tadelte das Sport Magazin Schalkes Lust an der Vorführung des Lieblingsfeindes.

Der höchste Heimsieg: 10. Dezember 1985: Schalke – BVB 6:1

Das Parkstadion war nur halbleer kurz vor Beginn der Winterpause der Saison 1985/1986, als der Zwölfte den Dreizehnten empfing. Normalität in den Achtzigern, selbst das Revierderby war kein Kassenschlager damals. Aber die 27.000 Besucher bereuten ihr Kommen an diesem Dienstagabend nicht - oder besser gesagt: ihr Bleiben. Zur Pause stand es noch 0:0 in dieser Nachholpartie, aber nach der Pause holte sie alles nach was zuvor an Unterhaltung ausgeblieben war. "Erst Langeweile - dann Sturmlauf", titelte der Kicker. Gerd Kleppinger (46.) traf gleich mit dem ersten Schuss der zweiten Halbzeit, es war das Startsignal für einen Kantersieg. Der zeichnete sich erst nach 67 Minuten ab, als Jürgen Hartmann und Olaf Thon binnen 60 Sekunden auf 3:0 erhöhten. Bernd Dierßen (72.), wiederum Kleppinger (77.) und Thon (84.) schossen die geschockten Borussen sturmreif, nur der künftige Schalker Ingo Anderbrügge (82.) ließ die Gäste kurz und nicht sonderlich laut jubeln. Nach zuvor vier Siegen regierte Ernüchterung beim BVB. "Das war ein Rückfall in die Steinzeit", fand Torwart Eike Immel deutliche Worte.

Der höchste Auswärtssieg: 26. September 1964: Schalke – BVB 2:6

Am 26. September 1964 verlor Schalke zu Hause mit 2:6. 40.000 Zuschauer konnten schon nach 20 Minuten alle Hoffnung auf ein spannendes Revierderby begraben, da stand es bereits 0:3. Dabei versichern die Quellen der Zeit, dass die Gäste nicht mal besonders gut gespielt hätten. "Aber jeder Schuss flog ins Tor, es war der Wahnsinn", erinnerte sich Borusse Aki Schmidt. Zur Halbzeit hieß es dann 0:6 - bis heute ist das die höchste Pausenführung einer Gastmannschaft in der Ligahistorie. Weshalb die Torschützen unbedingt Erwähnung verdienen: 0:1 Aki Schmidt (10.), 0:2 Franz Brungs (11.), 0:3, 0:4 Timo Konietzka (20., 23.), 0:5 Lothar Emmerich (32.), 0:6 Franz Brungs (36.).

In der BVB-Kabine wurde schon in der Halbzeit mit ausdrücklicher Genehmigung von Trainer Hermann Eppenhoff Sekt kredenzt, auch das dürfte ein Bundesliganovum gewesen und eine Ausnahme geblieben sein. Davon wusste die WAZ noch nichts, als sie am Montag darauf berichtete: "Die Dortmunder indes wirkten im Vergleich zur ersten Halbzeit so, als sei ihnen in der Pause Schlafpulver in den Kaffee geschüttet worden." Wir lernen einmal mehr: Alkohol und Sport, das passt nicht zusammen. Bei den Schalkern, die nach der Pause durch Werner Grau (57.) und Reinhard "Stan" Libuda (89.) noch verkürzen konnten, flossen dagegen Tränen.

Der besondere Moment: 31. Januar 1970: Schalke – BVB 1:1

Nach dem spektakulären Hundebiss von Rote Erde im Hinspiel, der in keinem Rückblick auf die Ligahistorie fehlen darf (der Schäferhund eines Ordners biss dem Schalker Friedel Rausch in den Hintern), gaben die Königsblauen eine originelle Antwort, die typisch für die Rivalität dieses Derby ist. Vor dem Anpfiff lieh sich Präsident Günter Siebert vier zahme Junglöwen vom Tierpark Westerholt und ließ diese an der Leine von Ordnern an der Mittellinie patrouillieren. Den Gag verstand jeder, gebissen wurde aber keiner - was zur friedlichen Punkteteilung beim 1:1 passte.

Das wichtigste Spiel: 21. Mai 1977: Schalke – BVB 4:2

Jeder kennt die "Vier-Minuten-Meisterschaft", als Schalke im Mai 2001 den Titel etwas zu früh feierte. Fast vergessen ist ein anderes Drama am letzten Spieltag, als Schalke schon einmal eine Hand an der Schale hatte. Mit zwei Punkten und einem Tor Rückstand auf Titelverteidiger Borussia Mönchengladbach ging die Mannschaft von Trainer Friedel Rausch ins letzte Saisonspiel. Beide Titelaspiranten hatten Gegner, die ihnen nichts schenken würden. Der BVB war nicht nur Erzrivale der Schalker, er schielte auch noch auf einen Platz im UEFA-Pokal - und das als Aufsteiger. Borussia musste zu den Bayern, auch die hatten den UEFA-Cup-Platz nicht sicher und mit der Borussia zudem so manche Rechnung offen. Daran klammerten sich die Schalker, die natürlich ausverkauftes Haus vermeldeten und sich über 700.000 Mark Kasseneinnahmen freuten.

Die 70.600 Zuschauer bekamen ein torreiches Spiel zu sehen. Rüdiger Abramczik (22.) und Klaus Fischer (26.) schossen eine 2:0-Pausenführung heraus, aber aus München wurde ein 1:2 vermeldet, die Schützenhilfe der Bayern blieb erst mal aus. Schalke ließ aber nicht locker: Nach dem Eigentor des Dortmunders Klaus Ackermanns (48.) war zumindest das Derby entschieden. Burkhard Segler (61.) verkürzte, dann schoss Fischer sein 26. und letztes Saisontor (77.), was damals nur zu Platz drei in der Torjägerliste reichte. Herbert Meyer besorgte den 4:2-Endstand (79.) in einem laut Kicker "mittelmäßigen Bundesligaspiel." Das trudelte unspektakulär aus wie das Saisonfinale, Bayerns Ausgleich zum 2:2 in letzter Minute fiel zu spät, um noch Hoffnung zu spenden. Rüdiger Abramczik sagte enttäuscht: "Ehrlich, ich hatte geglaubt, dass die Bayern die Gladbacher schlagen würden. Als wir das Zwischenergebnis von 0:2 aus München hörten, waren wir geschockt." Am Ende fehlte den Schalkern nur ein Punkt zur ersten Meisterschaft in der Bundesliga, auf die sie bis heute warten.

Das wichtigste Spiel außerhalb der Bundesliga: 18. Mai 1947, Finale um die Westfalenmeisterschaft in Herne, Schalke – BVB 2:3

30.000 Zuschauer im Stadion Am Schloß Strünkede zu Herne wurden im strömenden Regen Zeugen einer kleinen Sensation. Dieses Finale ist eine Zäsur im Verhältnis der Revierrivalen, im Spiel eins nach dem Krieg machte der BVB deutlich, dass er Schalkes Dauerdominanz im Revier nicht länger kampflos hinnehmen wollte. Die großen Tage des Schalker Kreisels waren ohnehin vorbei, auch wenn Ernst Kuzorra, mittlerweile 41, als Spielertrainer noch am Ball war. Zwar gingen die Schalker durch Heinz Hinz (43.) und Otto Tibulski (62.) per Freistoß zweimal in Führung, aber der BVB kam stets zurück. Zunächst durch Max Michaellek (62.), dann durch Adi Preißler (78.). Auf Herbert Sandmanns 3:2 (82.) hatten die Schalker keine Antwort mehr. Erstmals seit 1933 hieß der Westfalenmeister nicht Schalke, erstmals überhaupt hieß er Borussia Dortmund. Das Sport Magazin lobte dessen "unverwüstlichen Kampfgeist bis zur letzten Minute". Das Ergebnis war zu viel für die Schalker Seele, die Verlierer schwänzten verärgert die Siegerehrung.

Serien und Fakten:

Gesamtbilanz: 67-42-60 für Schalke bei 324:262 Toren
In der Oberliga West (1947 bis 1963) hat der BVB eine positive Derbybilanz: 15-10-7
In der Bundesliga (87 Spiele) auch, 32-25-30
In Schalke steht es: 19-12-12
Aber Schalke verlor drei der vergangenen fünf Heimderbys
Von sechs Heimderbys im April gewann Schalke in der Liga nur eins (1:0 am 20. April 1968)
Auffällig ist der geringe Anteil an Heimsiegen (44 Prozent) im Revierderby in der Bundesliga
Torquote in der Bundesliga: 2,98
Auf Schalke fielen seit dem letzten 0:0 am 4. Februar 2006 stets mindestens zwei Tore
Seit 24. August 1991 ist das Derby ununterbrochen ausverkauft
Nach Platzverweisen führt der BVB mit 8:5

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Der FC Schalke 04 empfängt Borussia Dortmund am 29. Spieltag im Revierderby. Das traditionsreiche Duell geht in der Liga am Sonntag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) bereits in seine 88. Runde. DFB.de wirft einen Blick auf die Historie des Duells.

Das erste Pflichtspielduell auf Schalke: 20. Dezember 1936, Gauliga, Schalke – BVB 4:1

Zehn Jahre nach dem ersten Dortmunder Gastspiel, damals noch in Freundschaft (2:0 am 24. Oktober 1926), ging es auf Schalke erstmals um Punkte. In der Glückauf-Kampfbahn hatten die Gelsenkirchener leichtes Spiel. Der Westfalenmeister und souveräne Tabellenführer führte zur Pause durch Tore von Walter Berg und Ernst Pörttgen 2:0 und zog danach erneut durch Pörttgen und Ernst Kuzorra auf 4:0 davon, ehe Silts das Ehrentor vergönnt war. "Zuschauer gab es nur 3000 bis 4000, die aber recht zufrieden mit dem Dargebotenen waren. Und nun frohe Weihnachten", schreibt der Korrespondent des Fußball.

Die Bundesligapremiere: 7. September 1963: Schalke – BVB 3:1

Schon am dritten Spieltag der neuen Bundesliga kam es in der Glückauf-Kampfbahn zum Revierderby. Vor 38.000 Zuschauern schoss Reinhold Wosab den BVB früh in Führung (6. Minute), aber am Ende lachte der Schalker. Manfred Berz gleicht kurz vor der Pause durch "ein pfundiges Tor" (WAZ) aus (44.). Waldemar Gerhardt (51.) per Solo und Lothar Geisler (55.) per Eigentor nach einer scharfen Flanke von Stan Libuda gaben dem Spiel binnen vier Minuten die entscheidende Wende.

Die WAZ titelt eigentümlich: "Schalke demonstrierte Fußball-Technik". Als wäre das eine Seltenheit. Vor dem Spiel hatte Schalke noch artig dem BVB mit Blumen zum Meistertitel gratuliert, zum Schluss aber hatte es Spaß an der Demütigung des Rivalen und ließ in den Augen älterer Betrachter den legendären Schalker Kreisel wiederaufleben. "Sie zauberten und kreiselten, sie schlugen Haken und zeichneten Arabesken, tanzten Ringelreigen und Walzer, aber das waren brotlose Künste", tadelte das Sport Magazin Schalkes Lust an der Vorführung des Lieblingsfeindes.

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Der höchste Heimsieg: 10. Dezember 1985: Schalke – BVB 6:1

Das Parkstadion war nur halbleer kurz vor Beginn der Winterpause der Saison 1985/1986, als der Zwölfte den Dreizehnten empfing. Normalität in den Achtzigern, selbst das Revierderby war kein Kassenschlager damals. Aber die 27.000 Besucher bereuten ihr Kommen an diesem Dienstagabend nicht - oder besser gesagt: ihr Bleiben. Zur Pause stand es noch 0:0 in dieser Nachholpartie, aber nach der Pause holte sie alles nach was zuvor an Unterhaltung ausgeblieben war. "Erst Langeweile - dann Sturmlauf", titelte der Kicker. Gerd Kleppinger (46.) traf gleich mit dem ersten Schuss der zweiten Halbzeit, es war das Startsignal für einen Kantersieg. Der zeichnete sich erst nach 67 Minuten ab, als Jürgen Hartmann und Olaf Thon binnen 60 Sekunden auf 3:0 erhöhten. Bernd Dierßen (72.), wiederum Kleppinger (77.) und Thon (84.) schossen die geschockten Borussen sturmreif, nur der künftige Schalker Ingo Anderbrügge (82.) ließ die Gäste kurz und nicht sonderlich laut jubeln. Nach zuvor vier Siegen regierte Ernüchterung beim BVB. "Das war ein Rückfall in die Steinzeit", fand Torwart Eike Immel deutliche Worte.

Der höchste Auswärtssieg: 26. September 1964: Schalke – BVB 2:6

Am 26. September 1964 verlor Schalke zu Hause mit 2:6. 40.000 Zuschauer konnten schon nach 20 Minuten alle Hoffnung auf ein spannendes Revierderby begraben, da stand es bereits 0:3. Dabei versichern die Quellen der Zeit, dass die Gäste nicht mal besonders gut gespielt hätten. "Aber jeder Schuss flog ins Tor, es war der Wahnsinn", erinnerte sich Borusse Aki Schmidt. Zur Halbzeit hieß es dann 0:6 - bis heute ist das die höchste Pausenführung einer Gastmannschaft in der Ligahistorie. Weshalb die Torschützen unbedingt Erwähnung verdienen: 0:1 Aki Schmidt (10.), 0:2 Franz Brungs (11.), 0:3, 0:4 Timo Konietzka (20., 23.), 0:5 Lothar Emmerich (32.), 0:6 Franz Brungs (36.).

In der BVB-Kabine wurde schon in der Halbzeit mit ausdrücklicher Genehmigung von Trainer Hermann Eppenhoff Sekt kredenzt, auch das dürfte ein Bundesliganovum gewesen und eine Ausnahme geblieben sein. Davon wusste die WAZ noch nichts, als sie am Montag darauf berichtete: "Die Dortmunder indes wirkten im Vergleich zur ersten Halbzeit so, als sei ihnen in der Pause Schlafpulver in den Kaffee geschüttet worden." Wir lernen einmal mehr: Alkohol und Sport, das passt nicht zusammen. Bei den Schalkern, die nach der Pause durch Werner Grau (57.) und Reinhard "Stan" Libuda (89.) noch verkürzen konnten, flossen dagegen Tränen.

Der besondere Moment: 31. Januar 1970: Schalke – BVB 1:1

Nach dem spektakulären Hundebiss von Rote Erde im Hinspiel, der in keinem Rückblick auf die Ligahistorie fehlen darf (der Schäferhund eines Ordners biss dem Schalker Friedel Rausch in den Hintern), gaben die Königsblauen eine originelle Antwort, die typisch für die Rivalität dieses Derby ist. Vor dem Anpfiff lieh sich Präsident Günter Siebert vier zahme Junglöwen vom Tierpark Westerholt und ließ diese an der Leine von Ordnern an der Mittellinie patrouillieren. Den Gag verstand jeder, gebissen wurde aber keiner - was zur friedlichen Punkteteilung beim 1:1 passte.

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Das wichtigste Spiel: 21. Mai 1977: Schalke – BVB 4:2

Jeder kennt die "Vier-Minuten-Meisterschaft", als Schalke im Mai 2001 den Titel etwas zu früh feierte. Fast vergessen ist ein anderes Drama am letzten Spieltag, als Schalke schon einmal eine Hand an der Schale hatte. Mit zwei Punkten und einem Tor Rückstand auf Titelverteidiger Borussia Mönchengladbach ging die Mannschaft von Trainer Friedel Rausch ins letzte Saisonspiel. Beide Titelaspiranten hatten Gegner, die ihnen nichts schenken würden. Der BVB war nicht nur Erzrivale der Schalker, er schielte auch noch auf einen Platz im UEFA-Pokal - und das als Aufsteiger. Borussia musste zu den Bayern, auch die hatten den UEFA-Cup-Platz nicht sicher und mit der Borussia zudem so manche Rechnung offen. Daran klammerten sich die Schalker, die natürlich ausverkauftes Haus vermeldeten und sich über 700.000 Mark Kasseneinnahmen freuten.

Die 70.600 Zuschauer bekamen ein torreiches Spiel zu sehen. Rüdiger Abramczik (22.) und Klaus Fischer (26.) schossen eine 2:0-Pausenführung heraus, aber aus München wurde ein 1:2 vermeldet, die Schützenhilfe der Bayern blieb erst mal aus. Schalke ließ aber nicht locker: Nach dem Eigentor des Dortmunders Klaus Ackermanns (48.) war zumindest das Derby entschieden. Burkhard Segler (61.) verkürzte, dann schoss Fischer sein 26. und letztes Saisontor (77.), was damals nur zu Platz drei in der Torjägerliste reichte. Herbert Meyer besorgte den 4:2-Endstand (79.) in einem laut Kicker "mittelmäßigen Bundesligaspiel." Das trudelte unspektakulär aus wie das Saisonfinale, Bayerns Ausgleich zum 2:2 in letzter Minute fiel zu spät, um noch Hoffnung zu spenden. Rüdiger Abramczik sagte enttäuscht: "Ehrlich, ich hatte geglaubt, dass die Bayern die Gladbacher schlagen würden. Als wir das Zwischenergebnis von 0:2 aus München hörten, waren wir geschockt." Am Ende fehlte den Schalkern nur ein Punkt zur ersten Meisterschaft in der Bundesliga, auf die sie bis heute warten.

Das wichtigste Spiel außerhalb der Bundesliga: 18. Mai 1947, Finale um die Westfalenmeisterschaft in Herne, Schalke – BVB 2:3

30.000 Zuschauer im Stadion Am Schloß Strünkede zu Herne wurden im strömenden Regen Zeugen einer kleinen Sensation. Dieses Finale ist eine Zäsur im Verhältnis der Revierrivalen, im Spiel eins nach dem Krieg machte der BVB deutlich, dass er Schalkes Dauerdominanz im Revier nicht länger kampflos hinnehmen wollte. Die großen Tage des Schalker Kreisels waren ohnehin vorbei, auch wenn Ernst Kuzorra, mittlerweile 41, als Spielertrainer noch am Ball war. Zwar gingen die Schalker durch Heinz Hinz (43.) und Otto Tibulski (62.) per Freistoß zweimal in Führung, aber der BVB kam stets zurück. Zunächst durch Max Michaellek (62.), dann durch Adi Preißler (78.). Auf Herbert Sandmanns 3:2 (82.) hatten die Schalker keine Antwort mehr. Erstmals seit 1933 hieß der Westfalenmeister nicht Schalke, erstmals überhaupt hieß er Borussia Dortmund. Das Sport Magazin lobte dessen "unverwüstlichen Kampfgeist bis zur letzten Minute". Das Ergebnis war zu viel für die Schalker Seele, die Verlierer schwänzten verärgert die Siegerehrung.

Serien und Fakten:

Gesamtbilanz: 67-42-60 für Schalke bei 324:262 Toren
In der Oberliga West (1947 bis 1963) hat der BVB eine positive Derbybilanz: 15-10-7
In der Bundesliga (87 Spiele) auch, 32-25-30
In Schalke steht es: 19-12-12
Aber Schalke verlor drei der vergangenen fünf Heimderbys
Von sechs Heimderbys im April gewann Schalke in der Liga nur eins (1:0 am 20. April 1968)
Auffällig ist der geringe Anteil an Heimsiegen (44 Prozent) im Revierderby in der Bundesliga
Torquote in der Bundesliga: 2,98
Auf Schalke fielen seit dem letzten 0:0 am 4. Februar 2006 stets mindestens zwei Tore
Seit 24. August 1991 ist das Derby ununterbrochen ausverkauft
Nach Platzverweisen führt der BVB mit 8:5