Schade: "Werden für unser Stadion kämpfen"

Schade: Ohne einen Neubau fehlt uns dazu jegliche Grundlage, die Regionalliga wäre dann das Ende der Fahnenstange und ohnehin nur mit einer Ausweichspielstätte möglich. Auch in weiteren Bereichen wie der Vermarktung können wir so keine neuen Wege gehen und zusätzliche Einnahmen für den Verein erzielen.

DFB.de: Sollte der Stadtrat den Neubau tatsächlich "auf Eis" legen: Was wird der Verein dann unternehmen?

Schade: Schwierig zu sagen, da stecken wir in einer Zwickmühle. Fakt ist: Nach dem Vorbild des Zweitligisten 1. FC Union Berlin können wir uns selbst kein Stadion bauen. Dafür reicht unsere Fanbasis nicht aus. Selbst wenn es uns gelingen sollte, zumindest eine alternative Spielstätte für Regionalliga-Fußball zu finden, dann geht es für uns in dieser Liga nur noch um das nackte Überleben.

[MSPW]


Zwickau in der Zwickmühle: Zwar grüßt der ehemalige Zweitligist FSV Zwickau nach einem fast optimalen Saisonstart mit 13 von 15 möglichen Punkten in der Regionalliga Nordost von der Tabellenspitze. Doch die sonnigen Zukunftsaussichten für den ambitionierten Verein aus der viertgrößten Stadt Sachsens werden aktuell durch einige aufziehende Wolken verdeckt.

Der Grund: Bei der Stadtratssitzung am 18. September könnte der bereits vor einem Jahr mit großer Mehrheit beschlossene Neubau eines Stadions in Zwickau (Kosten: rund 18 Millionen Euro), der eigentlich im Oktober starten und möglichst schon zu Beginn der Saison 2015/2016 abgeschlossen sein sollte, vorläufig gestoppt werden. Das zumindest erwägen einige politische Fraktionen.

"Diese Entscheidung hätte weitreichende Konsequenzen", sagt Jörg Schade (42), der die Entwicklung beim langjährigen DDR-Oberligisten schon seit 1982 als Fan verfolgt und seit 2011 als Geschäftsführer für den FSV tätig ist. Wie der Verein für sein neues Stadion kämpfen will, erklärt Schade im aktuellen DFB.de-Interview mit dem Journalisten Dominik Sander. Außerdem spricht er über die Folgen einer möglichen Aussetzung und die Unterstützung durch andere Vereine.

DFB.de: Nach einem Antrag, der von mehreren Fraktionen in den kürzlich neugewählten Stadtrat eingebracht wurde, ist der Stadionneubau in Zwickau plötzlich wieder in Gefahr. Wie sehr hat diese Nachricht den FSV erschüttert, Herr Schade?

Jörg Schade: Dass der Neubau zu diesem Zeitpunkt wieder zur Disposition steht, kommt für uns sehr überraschend. Kritische Stimmen gab es zwar immer, aber die Stadt hat sich mehrmals zu dem Projekt bekannt. Durch die vermeintliche Planungssicherheit haben wir im Verein unsere sportliche, wirtschaftliche und administrative Ausrichtung für die Zukunft entsprechend ausgelegt.

DFB.de: Der Spatenstich war bereits für Oktober und die Fertigstellung des Neubaus mit einer Kapazität von 11.000 Plätzen bis Mitte 2015 geplant. Fühlen Sie sich im Stich gelassen?

Schade: Schon, schließlich war uns die Unterstützung fest zugesagt worden. Seit vier Jahren ist der Umbau des Stadions der große Wunsch des Klubs. Nur für die Sanierung waren wir damals aus unserer eigentlichen Heimat im Westsachsenstadion ausgezogen. Dass ausgerechnet die CDU, die schon bei der Abstimmung zum Neubau die stärkste Fraktion im Stadtrat stellte, jetzt auch zu den Antragstellern für die Aussetzung des Stadionprojektes gehört und dies mit dem Informationsinteresse der vielen neuen Stadträte begründet, ist für uns nicht nachvollziehbar.

DFB.de: Wie haben die anderen Mitarbeiter und die Mannschaft auf diese Nachricht reagiert?

Schade: Alle sind verunsichert, auch die Spieler. Aktuell weiß niemand, wie es genau weitergeht. Als Verein werden wir nun selbst in die Offensive gehen, für unser Stadion kämpfen und - wenn es nötig sein sollte - die Politik öffentlich unter Druck setzen. Wir versuchen, die Leute in der gesamten Region zu mobilisieren und zu zeigen, dass der Fußball in Zwickau ein wichtiger Faktor ist.

DFB.de: Gab es in den vergangenen Tagen Unterstützung von außen?

Schade: Einige Klubs, darunter auch unser sächsischer Nachbar Dynamo Dresden, zeigen sich solidarisch mit dem FSV. Auch der Bundesligist FC Augsburg, der vor einigen Jahren ebenfalls für sein neues Stadion kämpfen musste, hat uns per E-Mail Mut gemacht.

DFB.de: Welche Folgen hätte ein Baustopp für den Verein?

Schade: Sehr schwerwiegende. Aktuell trägt der FSV seine Heimspiele im Sportforum "Sojus 31", einem ehemaligen Schulsportplatz, aus. Für diese Platzanlage haben wir vom Nordostdeutschen Fußballverband für die Regionalliga nur eine Ausnahmegenehmigung über die Maximallaufzeit von 24 Monaten bekommen, die an den Stadionneubau gekoppelt ist. Wenn wir nicht bald ein regionalliga-taugliches Stadion angeben können, droht uns ein Rückzug in die Oberliga.

DFB.de: Dabei war innerhalb der nächsten drei Jahre der Aufstieg in die 3. Liga geplant!

Schade: Diesen Reiz haben wir vor einigen Monaten ganz bewusst gesetzt. Wenn wir keine Perspektive anbieten können, hätten wir vielleicht einige unserer Zugänge gar nicht bekommen. Die Tabelle zeigt, dass unsere Mannschaft inzwischen eine ganz andere Qualität besitzt. Der Plan war, dieses Team in den nächsten Jahren nur noch punktuell zu verstärken und dann nach und nach in die 3. Liga reinzuwachsen.

DFB.de: Innerhalb Sachsens besitzt Dynamo Dresden bereits eine moderne Arena, beim Chemnitzer FC läuft der Stadionneubau auf Hochtouren. Ist für Zwickau der Neubau ein Muss, um sich gegen die Konkurrenz innerhalb des eigenen Bundeslandes zu behaupten?

Schade: Ohne einen Neubau fehlt uns dazu jegliche Grundlage, die Regionalliga wäre dann das Ende der Fahnenstange und ohnehin nur mit einer Ausweichspielstätte möglich. Auch in weiteren Bereichen wie der Vermarktung können wir so keine neuen Wege gehen und zusätzliche Einnahmen für den Verein erzielen.

DFB.de: Sollte der Stadtrat den Neubau tatsächlich "auf Eis" legen: Was wird der Verein dann unternehmen?

Schade: Schwierig zu sagen, da stecken wir in einer Zwickmühle. Fakt ist: Nach dem Vorbild des Zweitligisten 1. FC Union Berlin können wir uns selbst kein Stadion bauen. Dafür reicht unsere Fanbasis nicht aus. Selbst wenn es uns gelingen sollte, zumindest eine alternative Spielstätte für Regionalliga-Fußball zu finden, dann geht es für uns in dieser Liga nur noch um das nackte Überleben.