SC Wiedenbrück im DFB-Pokal: Vollprofis für 24 Stunden

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Beim SC Wiedenbrück ist alles etwas anders. Die Gesetzmäßigkeiten der Branche spielen keine Rolle. Nach sieben Begegnungen hat der West-Regionalligist erst einen Punkt auf dem Konto – letzter Platz, kompletter Fehlstart. Eine Diskussion über Trainer Theo Schneider gibt es dennoch nicht. Der ehemalige Profi genießt volles Vertrauen. Zumindest sind vor der Begegnung in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten SV Sandhausen (Dienstag, ab 19 Uhr, live bei Sky) keine anderen Anzeichen rund um das idyllische Jahnstadion zu erkennen.

Für die Wiedenbrücker ist es eine ganz besondere Partie. Sie sind als Viertligist der klassentiefste verbliebene Teilnehmer im Wettbewerb. Sie wollen für eine Überraschung sorgen, vor allem wollen sie endlich wieder positive Schlagzeilen schreiben.

"Es würde fast zu unserem Saisonverlauf passen, wenn wir auch noch Sandhausen besiegen könnten", sagt Schneider gegenüber DFB.de. Es ist wirklich kurios. Das einzige echte Erfolgserlebnis seit Monaten war das 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf in der ersten Runde des DFB-Pokals. "Natürlich wäre für uns das Weiterkommen erneut eine Sensation. Aber andererseits wäre die Geschichte total typisch für die teilweise verrückten Entwicklungen im Fußball", sagt Schneider. "In der Meisterschaft warten wir seit Saisonbeginn auf einen Sieg. Im DFB-Pokal schalten wir hintereinander zwei Zweitligisten aus. Irgendwie würde das passen."

"Musste Spieler bringen, die teilweise in der Bezirksliga zuhause sind"

Der 53-Jährige weiß jedoch genau, dass das derzeit äußerst unwahrscheinlich ist. Die Krise in der Regionalliga hat einen eindeutigen Grund: Sechs Stammkräfte haben sich schwere Verletzungen zugezogen und fallen teilweise noch bis ins neue Jahr aus. "Ich musste Spieler bringen, die normalerweise sonntags in der Bezirksliga zuhause sind", sagt Schneider. "Wir können diese Ausfälle nicht kompensieren. Deshalb ist es wichtig, dass wir bis zur Winterpause Anschluss halten, um dann die nötigen Punkte für die Rettung zu holen." Denn eines ist ebenfalls klar: Wenn alle fit sind, verfügt Wiedenbrück über einen Kader, der locker das Niveau für die Regionalliga hat.

Einer dieser überdurchschnittlichen Spieler ist Marwin Studtrucker. Tagsüber sitzt der Angreifer im Büro am Schreibtisch, nachmittags geht er zum Training. Der 23-Jährige ist immerhin fit und fiebert dem Duell mit Sandhausen entgegen. Er hat einen gewichtigen Anteil daran, dass diese Begegnung überhaupt zustande kommt. Studtrucker hat gegen Düsseldorf den entscheidenden Elfmeter in der Nachspielzeit herausgeholt und direkt verwandelt. "Als der Schiedsrichter auf den Punkt gezeigt hat, habe ich mir sofort den Ball geschnappt", erinnert sich Studtrucker. "Natürlich hatte ich weiche Knie. Aber ich habe mir eine Ecke ausgesucht, zum Glück ist der Torwart in die andere gesprungen." Der Rest war grenzenloser Jubel.

"Wir können für eine Überraschung sorgen"

Inzwischen ist längst der Alltag zurückgekehrt. Und der ist nicht mehr so strahlend, so glänzend, so lustig, so leicht. Im Moment ist er eher bedrückend, ernst, grau, schwer. "Es ist nicht leicht momentan", bestätigt Studtrucker. "Vielleicht kommt das Pokalspiel für uns genau zur richtigen Zeit. Wir können nur für eine Überraschung sorgen." Komplett das Selbstvertrauen verloren haben die Wiedenbrücker noch nicht. Sie gehen nicht in die Partie, um sie mit einer knappen Niederlage zu beenden. "Wir wollen gewinnen, wir wollen die nächste Sensation schaffen, wie wollen in die nächste Runde", betont Studtrucker.

Vor allem lassen sie trotz aller Probleme nichts unversucht, um ihre Ziele zu erreichen. Trainer Schneider hat den Gegner dreimal beobachtet, zuletzt im Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld. Es war eine kurze Anreise. Es war nur knapp 30 Kilometer über die A2 und die A33. "Es liegt mir fern, den Gegner schwach zu reden", sagt Schneider. "Aber das ist eines der leichtesten Lose, um eine Runde weiter zu kommen. In einem Spiel an einem guten Tag ist immer einiges möglich."

Vorfreude auf Sandhausen

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Inzwischen ist auch die Vorfreude auf das Duell da, das im Stadion in Gütersloh ausgetragen wird. Nach und nach ist die Anspannung gewachsen. Auch weil das Interesse so groß ist. Sky war neulich da und hat einen Beitrag gemacht. Das Spiel wird natürlich live im Pay-TV gezeigt. Später am Abend gibt es Ausschnitte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen. In Wiedenbrück hat es so etwas noch nicht oft gegeben. Und wahrscheinlich kommt es auch so schnell nicht wieder. Oder doch?

Die Underdogs wollen auf jeden Fall nichts dem Zufall überlassen. Vor allem wollen sie sich nachher nicht darüber ärgern, womöglich nicht alles Mögliche versucht zu haben. Deshalb muss am Spieltag selbst niemand arbeiten gehen. Zumindest für 24 Stunde sind alle Vollprofis. Morgens gibt es eine leichte Trainingseinheit, dann im Sporthotel in der Nähe Mittagessen. Anschließend beginnt der Countdown für das größte Ereignis der Vereinsgeschichte. SC Wiedenbrück gegen den SV Sandhausen – dieses Duell soll die Krise beenden.

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Beim SC Wiedenbrück ist alles etwas anders. Die Gesetzmäßigkeiten der Branche spielen keine Rolle. Nach sieben Begegnungen hat der West-Regionalligist erst einen Punkt auf dem Konto – letzter Platz, kompletter Fehlstart. Eine Diskussion über Trainer Theo Schneider gibt es dennoch nicht. Der ehemalige Profi genießt volles Vertrauen. Zumindest sind vor der Begegnung in der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den Zweitligisten SV Sandhausen (Dienstag, ab 19 Uhr, live bei Sky) keine anderen Anzeichen rund um das idyllische Jahnstadion zu erkennen.

Für die Wiedenbrücker ist es eine ganz besondere Partie. Sie sind als Viertligist der klassentiefste verbliebene Teilnehmer im Wettbewerb. Sie wollen für eine Überraschung sorgen, vor allem wollen sie endlich wieder positive Schlagzeilen schreiben.

"Es würde fast zu unserem Saisonverlauf passen, wenn wir auch noch Sandhausen besiegen könnten", sagt Schneider gegenüber DFB.de. Es ist wirklich kurios. Das einzige echte Erfolgserlebnis seit Monaten war das 1:0 gegen Fortuna Düsseldorf in der ersten Runde des DFB-Pokals. "Natürlich wäre für uns das Weiterkommen erneut eine Sensation. Aber andererseits wäre die Geschichte total typisch für die teilweise verrückten Entwicklungen im Fußball", sagt Schneider. "In der Meisterschaft warten wir seit Saisonbeginn auf einen Sieg. Im DFB-Pokal schalten wir hintereinander zwei Zweitligisten aus. Irgendwie würde das passen."

"Musste Spieler bringen, die teilweise in der Bezirksliga zuhause sind"

Der 53-Jährige weiß jedoch genau, dass das derzeit äußerst unwahrscheinlich ist. Die Krise in der Regionalliga hat einen eindeutigen Grund: Sechs Stammkräfte haben sich schwere Verletzungen zugezogen und fallen teilweise noch bis ins neue Jahr aus. "Ich musste Spieler bringen, die normalerweise sonntags in der Bezirksliga zuhause sind", sagt Schneider. "Wir können diese Ausfälle nicht kompensieren. Deshalb ist es wichtig, dass wir bis zur Winterpause Anschluss halten, um dann die nötigen Punkte für die Rettung zu holen." Denn eines ist ebenfalls klar: Wenn alle fit sind, verfügt Wiedenbrück über einen Kader, der locker das Niveau für die Regionalliga hat.

Einer dieser überdurchschnittlichen Spieler ist Marwin Studtrucker. Tagsüber sitzt der Angreifer im Büro am Schreibtisch, nachmittags geht er zum Training. Der 23-Jährige ist immerhin fit und fiebert dem Duell mit Sandhausen entgegen. Er hat einen gewichtigen Anteil daran, dass diese Begegnung überhaupt zustande kommt. Studtrucker hat gegen Düsseldorf den entscheidenden Elfmeter in der Nachspielzeit herausgeholt und direkt verwandelt. "Als der Schiedsrichter auf den Punkt gezeigt hat, habe ich mir sofort den Ball geschnappt", erinnert sich Studtrucker. "Natürlich hatte ich weiche Knie. Aber ich habe mir eine Ecke ausgesucht, zum Glück ist der Torwart in die andere gesprungen." Der Rest war grenzenloser Jubel.

"Wir können für eine Überraschung sorgen"

Inzwischen ist längst der Alltag zurückgekehrt. Und der ist nicht mehr so strahlend, so glänzend, so lustig, so leicht. Im Moment ist er eher bedrückend, ernst, grau, schwer. "Es ist nicht leicht momentan", bestätigt Studtrucker. "Vielleicht kommt das Pokalspiel für uns genau zur richtigen Zeit. Wir können nur für eine Überraschung sorgen." Komplett das Selbstvertrauen verloren haben die Wiedenbrücker noch nicht. Sie gehen nicht in die Partie, um sie mit einer knappen Niederlage zu beenden. "Wir wollen gewinnen, wir wollen die nächste Sensation schaffen, wie wollen in die nächste Runde", betont Studtrucker.

Vor allem lassen sie trotz aller Probleme nichts unversucht, um ihre Ziele zu erreichen. Trainer Schneider hat den Gegner dreimal beobachtet, zuletzt im Auswärtsspiel bei Arminia Bielefeld. Es war eine kurze Anreise. Es war nur knapp 30 Kilometer über die A2 und die A33. "Es liegt mir fern, den Gegner schwach zu reden", sagt Schneider. "Aber das ist eines der leichtesten Lose, um eine Runde weiter zu kommen. In einem Spiel an einem guten Tag ist immer einiges möglich."

Vorfreude auf Sandhausen

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Inzwischen ist auch die Vorfreude auf das Duell da, das im Stadion in Gütersloh ausgetragen wird. Nach und nach ist die Anspannung gewachsen. Auch weil das Interesse so groß ist. Sky war neulich da und hat einen Beitrag gemacht. Das Spiel wird natürlich live im Pay-TV gezeigt. Später am Abend gibt es Ausschnitte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen. In Wiedenbrück hat es so etwas noch nicht oft gegeben. Und wahrscheinlich kommt es auch so schnell nicht wieder. Oder doch?

Die Underdogs wollen auf jeden Fall nichts dem Zufall überlassen. Vor allem wollen sie sich nachher nicht darüber ärgern, womöglich nicht alles Mögliche versucht zu haben. Deshalb muss am Spieltag selbst niemand arbeiten gehen. Zumindest für 24 Stunde sind alle Vollprofis. Morgens gibt es eine leichte Trainingseinheit, dann im Sporthotel in der Nähe Mittagessen. Anschließend beginnt der Countdown für das größte Ereignis der Vereinsgeschichte. SC Wiedenbrück gegen den SV Sandhausen – dieses Duell soll die Krise beenden.