SC-Coach Roger Schmidt: "Das ist doch der Wahnsinn"

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Platz drei. Zwölf Siege, sechs Unentschieden, zwei Niederlagen. 32:17 Tore - zusammen mit der SpVgg Greuther Fürth die beste Abwehr der 2. Bundesliga. Und am Sonntag (ab 13.30 Uhr, live bei Sky) treffen die beiden defensivstärksten Teams aufeinander. Vor dem Spitzenspiel beim Tabellenvierten Greuther Fürth liest sich die Bilanz des SC Paderborn nach 20 Spieltagen wie die eines Aufsteigers. Und das ist bei den finanziellen Voraussetzungen eine ziemliche Sensation.

Einen großen Anteil an dieser beachtlichen Entwicklung hat Trainer Roger Schmidt. Für DFB.de hat sich der 44 Jahre alte Erfolgscoach etwas Zeit genommen. Mit Mitarbeiter Sven Winterschladen spricht er über das Topspiel. Er gibt zu, dass Fußball-Lehrer zu werden, nicht sein erster und einziger Berufswunsch war - und redet über das Geheimnis seines Erfolgs. Aber gibt es da überhaupt ein Geheimnis?

DFB.de: Herr Schmidt, mal ehrlich, haben Sie vor dem Duell in Fürth ein schlechtes Gefühl?

Roger Schmidt: Nein, nein, überhaupt nicht. Ich freue mich auf das Spiel. Warum sollte ich mit einem schlechten Gefühl dorthin fahren?

DFB.de: Weil Sie zwei Ihrer drei Niederlagen in dieser Saison gegen den kommenden Gegner kassiert haben: 0:1 im Hinspiel, 0:4 in der zweiten Runde des DFB-Pokals.

Schmidt: Das stimmt, aber beide Niederlagen waren unglücklich. Auch wenn das 0:4 im Pokal klar klingt, war es eng und offen. Das Chancenverhältnis war ausgeglichen. Aber trotzdem haben wir zweimal verloren. Greuther Fürth hat sicher eine sehr gute Mannschaft. Jedoch trauen wir uns schon zu, gegen diesen Gegner nicht jedes Mal zu verlieren.

DFB.de: Im Moment stehen Sie völlig überraschend auf einem Relegationsplatz. Ist man sich in Paderborn schon bewusst, dass der Aufstieg möglich ist?

Schmidt: Ach, wissen Sie, es ist noch ein weiter Weg bis zum Saisonende, es stehen noch 14 Begegnungen auf dem Programm. Da kann noch viel passieren. Wir sind jetzt nicht wie vom Blitz getroffen über diese Entwicklung. Es hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten ja schon abgezeichnet, dass wir eine gute Rolle spielen können.

DFB.de: War diese Entwicklung schon vor der Saison für Sie absehbar?

Schmidt: Nein, damit war nicht zu rechnen. Aber andererseits ist es auch schön zu sehen, was im Fußball alles möglich ist. Natürlich spiegeln sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oft in der Tabelle wider. Aber das ist eben nicht immer der Fall, dafür sind wir ein gutes Beispiel. Für unsere Verhältnisse leisten wir im Moment Außergewöhnliches.

DFB.de: Was macht den SC Paderborn derzeit so stark?

Schmidt: Es gibt nicht einen bestimmten Grund dafür. Man muss in der Gesamtheit Qualität haben, und das haben wir in dieser Saison trotz geringer finanzieller Mittel. Die Spieler wissen ganz genau, was sie auf dem Platz zu tun haben. Außerdem herrscht eine sehr gute Mentalität in der Mannschaft. Jeder fokussiert sich immer nur auf die nächste Aufgabe.

DFB.de: Eigentlich sind Sie ein Verfechter des Offensivfußballs. Aber Ihr Team hat zusammen mit Greuther Fürth die beste Abwehr. Wie passt das zusammen?

Schmidt: Wir denken schon sehr offensiv. Deshalb versuchen wir früh, die Bälle zu gewinnen. Wenn man das konsequent macht, hält man den Gegner vom eigenen Tor fern. Jeder einzelne Spieler hat bei uns eine sehr hohe Verantwortung in der Defensivarbeit. Da nimmt sich niemand heraus. Dadurch fordern wir jedem Gegner ein sehr intensives Spiel ab.

DFB.de: Erwischen Sie sich eigentlich manchmal dabei, dass Sie von der Bundesliga träumen?

Schmidt: Nein, überhaupt nicht. Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir Planungssicherheit haben. Wir werden nicht mehr absteigen, das ist toll. Wenn wir vier oder fünf Spieltage vor Schluss immer noch in einer solchen Situation sind, dann können wir uns vielleicht mit dem Aufstieg beschäftigen. Vorher nicht.

DFB.de: Haben Sie Ihren Spielern verboten, über den Aufstieg zu sprechen?

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Schmidt: Ganz im Gegenteil. Diese Sehnsucht danach und das Träumen davon können ja auch beflügeln oder motivieren. Das will ich keinem Spieler nehmen. Was die Mannschaft bisher geleistet hat, ist doch der Wahnsinn. Da ist es nur völlig in Ordnung und gut, dass sie über den Aufstieg sprechen dürfen. Wir haben überhaupt keinen Druck, deshalb sehen wir das alles sehr locker.

DFB.de: Ist denn Paderborn überhaupt auf die Bundesliga vorbereitet, finanziell wie infrastrukturell?

Schmidt: Die Infrastruktur ist eigentlich noch nicht einmal für die 2. Bundesliga tauglich, speziell was die Trainingsbedingungen angeht. Dafür haben wir ein schönes Stadion. Wenn es denn wirklich so kommen sollte, können wir sicher noch kurzfristig reagieren.

DFB.de: Vor fünf Jahren haben Sie Ihren Beruf als Maschinenbau-Ingenieur gekündigt, obwohl Fußball-Lehrer gar nicht ihr Traumberuf ist. Haben Sie diesen Schritt schon mal bereut?

Schmidt: Bereut habe ich das nicht. Aber ich kann mir auch vorstellen, in einigen Jahren vielleicht in meinen alten Beruf zurückzukehren. Ich habe keine feste Lebensplanung und entscheide mit meiner Familie immer wieder neu. Mittlerweile fühle ich mich natürlich auch als Fußball-Lehrer sehr wohl, es macht mir sehr viel Spaß. Ich habe meinen Vertrag in Paderborn kürzlich um zwei Jahre verlängert. Aber viel weiter nach vorne schauen will ich überhaupt nicht.

DFB.de: Täuscht eigentlich der Eindruck, oder sind Sie sehr heimatverbunden?

Schmidt: Das stimmt schon, aber wie kommen Sie darauf?

DFB.de: Weil Sie sehr auf Ostwestfalen fixiert zu sein scheinen. Sie haben in Verl, Delbrück und Lippstadt gespielt, waren Trainer bei Preußen Münster und sind jetzt beim SCP verantwortlich.

Schmidt: Na ja, ursprünglich komme ich aus dem Sauerland. Aber wegen meines Studiums und des Fußballs bin ich in diese Gegend gekommen. Das hat hervorragend zusammengepasst. Hier habe ich dann meine Familie gegründet, und ich fühle mich sehr wohl in dieser Stadt. Ich bin niemand, der alle zwei Jahre in einer ganz anderen Gegend sein will. Aber mir ist natürlich bewusst, dass man im Fußball flexibel sein muss. Andererseits gehen meine Kinder hier in die Schule, das ist natürlich ein ganz starker bindender Grund.

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Platz drei. Zwölf Siege, sechs Unentschieden, zwei Niederlagen. 32:17 Tore - zusammen mit der SpVgg Greuther Fürth die beste Abwehr der 2. Bundesliga. Und am Sonntag (ab 13.30 Uhr, live bei Sky) treffen die beiden defensivstärksten Teams aufeinander. Vor dem Spitzenspiel beim Tabellenvierten Greuther Fürth liest sich die Bilanz des SC Paderborn nach 20 Spieltagen wie die eines Aufsteigers. Und das ist bei den finanziellen Voraussetzungen eine ziemliche Sensation.

Einen großen Anteil an dieser beachtlichen Entwicklung hat Trainer Roger Schmidt. Für DFB.de hat sich der 44 Jahre alte Erfolgscoach etwas Zeit genommen. Mit Mitarbeiter Sven Winterschladen spricht er über das Topspiel. Er gibt zu, dass Fußball-Lehrer zu werden, nicht sein erster und einziger Berufswunsch war - und redet über das Geheimnis seines Erfolgs. Aber gibt es da überhaupt ein Geheimnis?

DFB.de: Herr Schmidt, mal ehrlich, haben Sie vor dem Duell in Fürth ein schlechtes Gefühl?

Roger Schmidt: Nein, nein, überhaupt nicht. Ich freue mich auf das Spiel. Warum sollte ich mit einem schlechten Gefühl dorthin fahren?

DFB.de: Weil Sie zwei Ihrer drei Niederlagen in dieser Saison gegen den kommenden Gegner kassiert haben: 0:1 im Hinspiel, 0:4 in der zweiten Runde des DFB-Pokals.

Schmidt: Das stimmt, aber beide Niederlagen waren unglücklich. Auch wenn das 0:4 im Pokal klar klingt, war es eng und offen. Das Chancenverhältnis war ausgeglichen. Aber trotzdem haben wir zweimal verloren. Greuther Fürth hat sicher eine sehr gute Mannschaft. Jedoch trauen wir uns schon zu, gegen diesen Gegner nicht jedes Mal zu verlieren.

DFB.de: Im Moment stehen Sie völlig überraschend auf einem Relegationsplatz. Ist man sich in Paderborn schon bewusst, dass der Aufstieg möglich ist?

Schmidt: Ach, wissen Sie, es ist noch ein weiter Weg bis zum Saisonende, es stehen noch 14 Begegnungen auf dem Programm. Da kann noch viel passieren. Wir sind jetzt nicht wie vom Blitz getroffen über diese Entwicklung. Es hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten ja schon abgezeichnet, dass wir eine gute Rolle spielen können.

DFB.de: War diese Entwicklung schon vor der Saison für Sie absehbar?

Schmidt: Nein, damit war nicht zu rechnen. Aber andererseits ist es auch schön zu sehen, was im Fußball alles möglich ist. Natürlich spiegeln sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen oft in der Tabelle wider. Aber das ist eben nicht immer der Fall, dafür sind wir ein gutes Beispiel. Für unsere Verhältnisse leisten wir im Moment Außergewöhnliches.

DFB.de: Was macht den SC Paderborn derzeit so stark?

Schmidt: Es gibt nicht einen bestimmten Grund dafür. Man muss in der Gesamtheit Qualität haben, und das haben wir in dieser Saison trotz geringer finanzieller Mittel. Die Spieler wissen ganz genau, was sie auf dem Platz zu tun haben. Außerdem herrscht eine sehr gute Mentalität in der Mannschaft. Jeder fokussiert sich immer nur auf die nächste Aufgabe.

DFB.de: Eigentlich sind Sie ein Verfechter des Offensivfußballs. Aber Ihr Team hat zusammen mit Greuther Fürth die beste Abwehr. Wie passt das zusammen?

Schmidt: Wir denken schon sehr offensiv. Deshalb versuchen wir früh, die Bälle zu gewinnen. Wenn man das konsequent macht, hält man den Gegner vom eigenen Tor fern. Jeder einzelne Spieler hat bei uns eine sehr hohe Verantwortung in der Defensivarbeit. Da nimmt sich niemand heraus. Dadurch fordern wir jedem Gegner ein sehr intensives Spiel ab.

DFB.de: Erwischen Sie sich eigentlich manchmal dabei, dass Sie von der Bundesliga träumen?

Schmidt: Nein, überhaupt nicht. Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir Planungssicherheit haben. Wir werden nicht mehr absteigen, das ist toll. Wenn wir vier oder fünf Spieltage vor Schluss immer noch in einer solchen Situation sind, dann können wir uns vielleicht mit dem Aufstieg beschäftigen. Vorher nicht.

DFB.de: Haben Sie Ihren Spielern verboten, über den Aufstieg zu sprechen?

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Schmidt: Ganz im Gegenteil. Diese Sehnsucht danach und das Träumen davon können ja auch beflügeln oder motivieren. Das will ich keinem Spieler nehmen. Was die Mannschaft bisher geleistet hat, ist doch der Wahnsinn. Da ist es nur völlig in Ordnung und gut, dass sie über den Aufstieg sprechen dürfen. Wir haben überhaupt keinen Druck, deshalb sehen wir das alles sehr locker.

DFB.de: Ist denn Paderborn überhaupt auf die Bundesliga vorbereitet, finanziell wie infrastrukturell?

Schmidt: Die Infrastruktur ist eigentlich noch nicht einmal für die 2. Bundesliga tauglich, speziell was die Trainingsbedingungen angeht. Dafür haben wir ein schönes Stadion. Wenn es denn wirklich so kommen sollte, können wir sicher noch kurzfristig reagieren.

DFB.de: Vor fünf Jahren haben Sie Ihren Beruf als Maschinenbau-Ingenieur gekündigt, obwohl Fußball-Lehrer gar nicht ihr Traumberuf ist. Haben Sie diesen Schritt schon mal bereut?

Schmidt: Bereut habe ich das nicht. Aber ich kann mir auch vorstellen, in einigen Jahren vielleicht in meinen alten Beruf zurückzukehren. Ich habe keine feste Lebensplanung und entscheide mit meiner Familie immer wieder neu. Mittlerweile fühle ich mich natürlich auch als Fußball-Lehrer sehr wohl, es macht mir sehr viel Spaß. Ich habe meinen Vertrag in Paderborn kürzlich um zwei Jahre verlängert. Aber viel weiter nach vorne schauen will ich überhaupt nicht.

DFB.de: Täuscht eigentlich der Eindruck, oder sind Sie sehr heimatverbunden?

Schmidt: Das stimmt schon, aber wie kommen Sie darauf?

DFB.de: Weil Sie sehr auf Ostwestfalen fixiert zu sein scheinen. Sie haben in Verl, Delbrück und Lippstadt gespielt, waren Trainer bei Preußen Münster und sind jetzt beim SCP verantwortlich.

Schmidt: Na ja, ursprünglich komme ich aus dem Sauerland. Aber wegen meines Studiums und des Fußballs bin ich in diese Gegend gekommen. Das hat hervorragend zusammengepasst. Hier habe ich dann meine Familie gegründet, und ich fühle mich sehr wohl in dieser Stadt. Ich bin niemand, der alle zwei Jahre in einer ganz anderen Gegend sein will. Aber mir ist natürlich bewusst, dass man im Fußball flexibel sein muss. Andererseits gehen meine Kinder hier in die Schule, das ist natürlich ein ganz starker bindender Grund.