Sattelmaier: Früher Bayern, heute Kickers

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Torwart Rouven Sattelmaier von den Stuttgarter Kickers. Am 30. Spieltag trifft der ehemalige Münchner mit den Kickers am Samstag (ab 14 Uhr) auf Preußen Münster.

Der Abstiegskampf ist kräftezehrend - besonders für einen Torhüter. Rouven Sattelmaier hütet das Tor der abstiegsgefährdeten Stuttgarter Kickers. Jeder Fehler kann im Existenzkampf entscheidend sein. Es geht um Arbeitsplätze, das Image des Vereins und seine eigene Zukunft. Der Vertrag des 28-Jährigen gilt lediglich für die 3. Liga. Das heißt: Im Falle eines Abstiegs wäre er vereinslos. "Abstiegskampf ist richtig anstrengend. Es geht um das Überleben. Und es ist sehr schwierig, da unten wieder herauszukommen", sagt er im Gespräch mit DFB.de.

Niemand hätte vor Saisonbeginn erwartet, dass die Stuttgarter Kickers im Tabellenkeller stehen würden. Vergangene Spielzeit, damals noch ohne Sattelmaier, war der Aufstieg zum Greifen nahe. Die hohe Erwartungshaltung bezeichnet der Torwart rückblickend als ein Problem: "Jeder hat gedacht, wir würden durch die Liga marschieren. In der Presse ging es praktisch nur darum, ob wir ungeschlagen aufsteigen oder mit ein bis zwei Niederlagen." Hohe Ansprüche sind für Sattelmaier nichts Neues. Von 2010 bis 2012 war er bei dem Verein mit der denkbar höchsten Erwartungshaltung: dem FC Bayern München.

Gute Erfahrungen mit van Gaal

Der gebürtige Ludwigsburger hatte zuvor beim SSV Jahn Regensburg seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Als die Münchner die Verpflichtung des damals 22-Jährigen bekannt gaben, hieß es in der Pressemitteilung: "Er ist einer der herausragenden Spieler der 3. Liga." Rückblickend spricht Sattelmaier von einer lehrreichen Zeit: "Der Schritt von Jahn Regensburg zum Rekordmeister war riesig. Trotzdem würde ich es genauso wieder machen. Wer die Chance hat, zum FC Bayern München zu gehen, nutzt diese auch."

Plötzlich mit Superstars wie Franck Ribéry, Arjen Robben und Mario Gomez auf dem Trainingsplatz zu stehen, war anfangs ein Erlebnis, wurde aber schnell zur Normalität. Der damalige Trainer Louis van Gaal habe ihm den Einstieg vereinfacht, weil er viel mit ihm sprach: "Er sagte jedem Spieler klipp und klar, was ihm gefällt und was ihm nicht gefällt. Er machte keinen Unterschied, ob du ein großer Star oder ein Unbekannter bist. Bei den jungen Spielern kam das gut an, bei den älteren und erfolgreichen Leuten etwas weniger."

Vom Rekordmeister in die Vereinslosigkeit

Der Einstieg bei den Bayern hätte kaum besser verlaufen können. Gleich beim LIGA Total Cup 2010 stand er im Tor, weil die beiden Torhüter Thomas Kraft und Jörg Butt nicht zur Verfügung standen. Allzu lange währte die Freude darüber nicht. Sattelmaier zog sich einige Wochen später eine Schulterverletzung zu: "Danach war es einfach schwierig, wieder zurückzukommen." Einmal stand er noch im Profikader. Das war im Februar 2012, als der FC Bayern beim Hamburger SV zu Gast war und Sattelmaier auf der Bank saß. Einsätze hatte er ausschließlich für die zweite Mannschaft. In der Spielzeit 2010/2011 noch in der 3. Liga, in der Saison darauf in der Regionalliga. In der Viertklassigkeit konnte er sich nicht für andere Vereine empfehlen. Als sein Vertrag im Sommer 2012 auslief, erlebte er den größtmöglichen Fall: vom Rekordmeister in die Vereinslosigkeit.

Er trainierte bei der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) mit, durfte sich später bei der U 23 des VfB Stuttgart und bei der SG Sonnenhof Großaspach fit halten. "Es war wichtig, das Beste daraus zu machen", resümiert er. Nach einem halben Jahr Arbeitslosigkeit landete er beim damaligen Drittligisten 1. FC Heidenheim. Auch wenn er dort nur gelegentlich zum Einsatz kam, hat er viel Positives aus den zweieinhalb Jahren mitgenommen. Er erlebte den Aufstieg in die 2. Bundesliga mit, hütete dort sogar in fünf Ligaspielen das Tor. "Ich habe bei St. Pauli, 1860 München und Union Berlin gespielt. Ich habe mir also keine schlechten Auswärtsspiele ausgesucht", sagt er lachend.

Tochter sorgt für Ablenkung

Seit Sommer steht Sattelmaier bei den Stuttgarter Kickers unter Vertrag. Er kennt den Verein gut, hat bereits in der Jugend dort gespielt. Sein Elternhaus ist nicht weit entfernt. Er fühlt sich heimisch. Die Stuttgarter Region ist für ihn der ideale Ort, um mit der Familie sesshaft zu werden. Im Januar kam seine Tochter Fiona zur Welt. "Meine Freundin hat das zuhause super im Griff", sagt er in seiner fröhlichen Art und Weise. Das Vaterdasein hilft ihm, vom Abstiegskampf ein wenig abzuschalten: "Wenn ich ein schlechtes Spiel hatte, nach Hause komme und die Kleine sehe, ist alles andere erst einmal zweitrangig." Gerade nach der letzten Partie bei Dynamo Dresden dürfte ihm das gut getan haben. Beim zwischenzeitlichen 0:1 leistete er sich einen Fehlgriff. Letztendlich endete die Partie 1:1.

Um seinen Stammplatz, den er sich im Verlaufe der Saison bereits zum zweiten Mal erkämpft hat, muss er trotzdem nicht fürchten. Zu überzeugend waren die Leistungen der vergangenen Wochen, als dass eine Torwartdiskussion entstehen könnte. "Rouven hat uns schon in so vielen Spielen den Arsch gerettet. Deshalb will ich ihm da keinen zu großen Vorwurf machen", sagte Trainer Tomislav Stipic im kicker. Gegen Preußen Münster (Samstag, ab 14 Uhr) möchte Sattelmaier seinen Teil dazu beitragen, dass die Stuttgarter Kickers wichtige Punkte im Kampf um die Klasse holen. Auch wenn seine Mannschaft den vorletzten Tabellenplatz belegt, sieht er sein Team auf dem richtigen Weg: "Alle haben realisiert, worum es geht. Seit der Rückrunde ist jedem klar, dass es nur noch um das Überleben geht. Die Zeiten, in denen wir schönen Fußball spielen wollten, sind vorbei. Jetzt zählen nur noch die Punkte." Verlieren ist in der entscheidenden Saisonphase also verboten. Das kennt er ja von den Bayern.

[oj]

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Torwart Rouven Sattelmaier von den Stuttgarter Kickers. Am 30. Spieltag trifft der ehemalige Münchner mit den Kickers am Samstag (ab 14 Uhr) auf Preußen Münster.

Der Abstiegskampf ist kräftezehrend - besonders für einen Torhüter. Rouven Sattelmaier hütet das Tor der abstiegsgefährdeten Stuttgarter Kickers. Jeder Fehler kann im Existenzkampf entscheidend sein. Es geht um Arbeitsplätze, das Image des Vereins und seine eigene Zukunft. Der Vertrag des 28-Jährigen gilt lediglich für die 3. Liga. Das heißt: Im Falle eines Abstiegs wäre er vereinslos. "Abstiegskampf ist richtig anstrengend. Es geht um das Überleben. Und es ist sehr schwierig, da unten wieder herauszukommen", sagt er im Gespräch mit DFB.de.

Niemand hätte vor Saisonbeginn erwartet, dass die Stuttgarter Kickers im Tabellenkeller stehen würden. Vergangene Spielzeit, damals noch ohne Sattelmaier, war der Aufstieg zum Greifen nahe. Die hohe Erwartungshaltung bezeichnet der Torwart rückblickend als ein Problem: "Jeder hat gedacht, wir würden durch die Liga marschieren. In der Presse ging es praktisch nur darum, ob wir ungeschlagen aufsteigen oder mit ein bis zwei Niederlagen." Hohe Ansprüche sind für Sattelmaier nichts Neues. Von 2010 bis 2012 war er bei dem Verein mit der denkbar höchsten Erwartungshaltung: dem FC Bayern München.

Gute Erfahrungen mit van Gaal

Der gebürtige Ludwigsburger hatte zuvor beim SSV Jahn Regensburg seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Als die Münchner die Verpflichtung des damals 22-Jährigen bekannt gaben, hieß es in der Pressemitteilung: "Er ist einer der herausragenden Spieler der 3. Liga." Rückblickend spricht Sattelmaier von einer lehrreichen Zeit: "Der Schritt von Jahn Regensburg zum Rekordmeister war riesig. Trotzdem würde ich es genauso wieder machen. Wer die Chance hat, zum FC Bayern München zu gehen, nutzt diese auch."

Plötzlich mit Superstars wie Franck Ribéry, Arjen Robben und Mario Gomez auf dem Trainingsplatz zu stehen, war anfangs ein Erlebnis, wurde aber schnell zur Normalität. Der damalige Trainer Louis van Gaal habe ihm den Einstieg vereinfacht, weil er viel mit ihm sprach: "Er sagte jedem Spieler klipp und klar, was ihm gefällt und was ihm nicht gefällt. Er machte keinen Unterschied, ob du ein großer Star oder ein Unbekannter bist. Bei den jungen Spielern kam das gut an, bei den älteren und erfolgreichen Leuten etwas weniger."

###more###

Vom Rekordmeister in die Vereinslosigkeit

Der Einstieg bei den Bayern hätte kaum besser verlaufen können. Gleich beim LIGA Total Cup 2010 stand er im Tor, weil die beiden Torhüter Thomas Kraft und Jörg Butt nicht zur Verfügung standen. Allzu lange währte die Freude darüber nicht. Sattelmaier zog sich einige Wochen später eine Schulterverletzung zu: "Danach war es einfach schwierig, wieder zurückzukommen." Einmal stand er noch im Profikader. Das war im Februar 2012, als der FC Bayern beim Hamburger SV zu Gast war und Sattelmaier auf der Bank saß. Einsätze hatte er ausschließlich für die zweite Mannschaft. In der Spielzeit 2010/2011 noch in der 3. Liga, in der Saison darauf in der Regionalliga. In der Viertklassigkeit konnte er sich nicht für andere Vereine empfehlen. Als sein Vertrag im Sommer 2012 auslief, erlebte er den größtmöglichen Fall: vom Rekordmeister in die Vereinslosigkeit.

Er trainierte bei der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) mit, durfte sich später bei der U 23 des VfB Stuttgart und bei der SG Sonnenhof Großaspach fit halten. "Es war wichtig, das Beste daraus zu machen", resümiert er. Nach einem halben Jahr Arbeitslosigkeit landete er beim damaligen Drittligisten 1. FC Heidenheim. Auch wenn er dort nur gelegentlich zum Einsatz kam, hat er viel Positives aus den zweieinhalb Jahren mitgenommen. Er erlebte den Aufstieg in die 2. Bundesliga mit, hütete dort sogar in fünf Ligaspielen das Tor. "Ich habe bei St. Pauli, 1860 München und Union Berlin gespielt. Ich habe mir also keine schlechten Auswärtsspiele ausgesucht", sagt er lachend.

Tochter sorgt für Ablenkung

Seit Sommer steht Sattelmaier bei den Stuttgarter Kickers unter Vertrag. Er kennt den Verein gut, hat bereits in der Jugend dort gespielt. Sein Elternhaus ist nicht weit entfernt. Er fühlt sich heimisch. Die Stuttgarter Region ist für ihn der ideale Ort, um mit der Familie sesshaft zu werden. Im Januar kam seine Tochter Fiona zur Welt. "Meine Freundin hat das zuhause super im Griff", sagt er in seiner fröhlichen Art und Weise. Das Vaterdasein hilft ihm, vom Abstiegskampf ein wenig abzuschalten: "Wenn ich ein schlechtes Spiel hatte, nach Hause komme und die Kleine sehe, ist alles andere erst einmal zweitrangig." Gerade nach der letzten Partie bei Dynamo Dresden dürfte ihm das gut getan haben. Beim zwischenzeitlichen 0:1 leistete er sich einen Fehlgriff. Letztendlich endete die Partie 1:1.

Um seinen Stammplatz, den er sich im Verlaufe der Saison bereits zum zweiten Mal erkämpft hat, muss er trotzdem nicht fürchten. Zu überzeugend waren die Leistungen der vergangenen Wochen, als dass eine Torwartdiskussion entstehen könnte. "Rouven hat uns schon in so vielen Spielen den Arsch gerettet. Deshalb will ich ihm da keinen zu großen Vorwurf machen", sagte Trainer Tomislav Stipic im kicker. Gegen Preußen Münster (Samstag, ab 14 Uhr) möchte Sattelmaier seinen Teil dazu beitragen, dass die Stuttgarter Kickers wichtige Punkte im Kampf um die Klasse holen. Auch wenn seine Mannschaft den vorletzten Tabellenplatz belegt, sieht er sein Team auf dem richtigen Weg: "Alle haben realisiert, worum es geht. Seit der Rückrunde ist jedem klar, dass es nur noch um das Überleben geht. Die Zeiten, in denen wir schönen Fußball spielen wollten, sind vorbei. Jetzt zählen nur noch die Punkte." Verlieren ist in der entscheidenden Saisonphase also verboten. Das kennt er ja von den Bayern.

###more###