Sandrock: "Vom Finale profitiert der ganze deutsche Fußball"

Das Finale in England wird zur Feierstunde für Deutschland. Borussia Dortmund und Bayern München spielen am 25. Mai im Wembleystadion um den Titel in der UEFA Champions League. Deutschland freut sich, der DFB freut sich. Im Interview mit DFB.de spricht Helmut Sandrock, der Generalsekretär des Deutschen-Fußball-Bundes, über die Erfolge von BVB und FC Bayern - und über die Auswirkung des "deutschen Finales" auf die USA-Reise der deutschen Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Sandrock, ganz Deutschland feiert die Triumphe von Borussia Dortmund und Bayern München über Real Madrid und Barcelona. Freut sich auch der Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes?

Helmut Sandrock: Natürlich. Bayern und Dortmund haben auf höchstem Niveau gezeigt, wie stark der deutsche Fußball ist. Da kann man den Verantwortlichen und jedem einzelnen Spieler nur gratulieren. Jedem Fußballfan in Deutschland geht das Herz auf. Vor allem, wenn man sieht, wie dominant und souverän beide Teams aufgetreten sind. Nach Italien, Spanien und England gibt es nun auch ein rein deutsches Champions-League-Finale. Da kann es nur Freude geben. Welchen Grund also sollten wir haben, hierin etwas Negatives zu sehen?

DFB.de: Weil jetzt feststeht, dass die Nationalspieler beider Mannschaften nicht an der USA-Reise der Nationalmannschaft teilnehmen werden. Es sieht so aus, als müsste Bundestrainer Joachim Löw bei den Länderspielen gegen Ecuador und die USA einige Experimente vornehmen.

Sandrock: Es wäre doch geradezu grotesk, wenn wir uns ausgerechnet in einer Sternstunde des deutschen Fußballs nicht auch freuen würden für die großartigen Erfolge unserer Vereinsmannschaften. Da stellen wir uns mit unserer Nationalmannschaft allzu gerne in die zweite Reihe und gratulieren. Das Luxusproblem, dass uns somit einige etablierte und namhafte Nationalspieler in den USA fehlen werden, habe ich persönlich sehr gern. Von dieser Konstellation profitiert doch der gesamte deutsche Fußball, die Nationalmannschaft, die Vereine. Außerdem beinhaltet die Frage schon die Antwort: Experimente können hilfreich sein, wenn man etwas entwickeln will. Und das wollen wir, auch bei der Nationalmannschaft. Da sind wir noch nicht am Ende.

DFB.de: Dennoch gibt es Kritiker, die den Sinn von Reise und Termingestaltung hinterfragen. Wäre es nicht besser gewesen, an den Spielterminen der FIFA festzuhalten? Dann hätte die Nationalmannschaft erst nach dem 1. Juni gespielt - mit allen Spielern von Bayern München und Borussia Dortmund.

Sandrock: Ein ganz klares Nein. Wir haben uns, gemessen an unseren Zielen, total richtig entschieden. Bereits im Jahr 2011, als die WM-Qualifikationstermine vereinbart wurden, haben wir die Termine am 7. und 11. Juni bewusst freigelassen. Uns ging es darum, den stark belasteten Nationalspielern eine möglichst lange Sommerpause einzuräumen. Dies übrigens auch im Sinne der Vereine mit Blick auf deren Saisonvorbereitung. Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass die Trainer der Bundesligisten dieses Entgegenkommen unsererseits sehr zu schätzen wissen. Jürgen Klopp hat dies auch im Rahmen der Trainertagung Anfang des Jahres bestätigt.

DFB.de: Welche Rolle spielte bei den Planungen die Einladung des US-Verbandes anlässlich dessen 100-jährigen Jubiläums?



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Das Finale in England wird zur Feierstunde für Deutschland. Borussia Dortmund und Bayern München spielen am 25. Mai im Wembleystadion um den Titel in der UEFA Champions League. Deutschland freut sich, der DFB freut sich. Im Interview mit DFB.de spricht Helmut Sandrock, der Generalsekretär des Deutschen-Fußball-Bundes, über die Erfolge von BVB und FC Bayern - und über die Auswirkung des "deutschen Finales" auf die USA-Reise der deutschen Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Sandrock, ganz Deutschland feiert die Triumphe von Borussia Dortmund und Bayern München über Real Madrid und Barcelona. Freut sich auch der Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes?

Helmut Sandrock: Natürlich. Bayern und Dortmund haben auf höchstem Niveau gezeigt, wie stark der deutsche Fußball ist. Da kann man den Verantwortlichen und jedem einzelnen Spieler nur gratulieren. Jedem Fußballfan in Deutschland geht das Herz auf. Vor allem, wenn man sieht, wie dominant und souverän beide Teams aufgetreten sind. Nach Italien, Spanien und England gibt es nun auch ein rein deutsches Champions-League-Finale. Da kann es nur Freude geben. Welchen Grund also sollten wir haben, hierin etwas Negatives zu sehen?

DFB.de: Weil jetzt feststeht, dass die Nationalspieler beider Mannschaften nicht an der USA-Reise der Nationalmannschaft teilnehmen werden. Es sieht so aus, als müsste Bundestrainer Joachim Löw bei den Länderspielen gegen Ecuador und die USA einige Experimente vornehmen.

Sandrock: Es wäre doch geradezu grotesk, wenn wir uns ausgerechnet in einer Sternstunde des deutschen Fußballs nicht auch freuen würden für die großartigen Erfolge unserer Vereinsmannschaften. Da stellen wir uns mit unserer Nationalmannschaft allzu gerne in die zweite Reihe und gratulieren. Das Luxusproblem, dass uns somit einige etablierte und namhafte Nationalspieler in den USA fehlen werden, habe ich persönlich sehr gern. Von dieser Konstellation profitiert doch der gesamte deutsche Fußball, die Nationalmannschaft, die Vereine. Außerdem beinhaltet die Frage schon die Antwort: Experimente können hilfreich sein, wenn man etwas entwickeln will. Und das wollen wir, auch bei der Nationalmannschaft. Da sind wir noch nicht am Ende.

DFB.de: Dennoch gibt es Kritiker, die den Sinn von Reise und Termingestaltung hinterfragen. Wäre es nicht besser gewesen, an den Spielterminen der FIFA festzuhalten? Dann hätte die Nationalmannschaft erst nach dem 1. Juni gespielt - mit allen Spielern von Bayern München und Borussia Dortmund.

Sandrock: Ein ganz klares Nein. Wir haben uns, gemessen an unseren Zielen, total richtig entschieden. Bereits im Jahr 2011, als die WM-Qualifikationstermine vereinbart wurden, haben wir die Termine am 7. und 11. Juni bewusst freigelassen. Uns ging es darum, den stark belasteten Nationalspielern eine möglichst lange Sommerpause einzuräumen. Dies übrigens auch im Sinne der Vereine mit Blick auf deren Saisonvorbereitung. Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass die Trainer der Bundesligisten dieses Entgegenkommen unsererseits sehr zu schätzen wissen. Jürgen Klopp hat dies auch im Rahmen der Trainertagung Anfang des Jahres bestätigt.

DFB.de: Welche Rolle spielte bei den Planungen die Einladung des US-Verbandes anlässlich dessen 100-jährigen Jubiläums?

Sandrock: Eine sehr große, da sich die zeitlichen Planungen von US Soccer mit unseren Ideen deckten. Die USA müssen am 7., 11. und 18. Juni gleich drei Qualifikationsspiele bestreiten, daher ist auch für sie der 2. Juni ein idealer Spieltermin. Außerdem entspricht es nicht dem Stil des DFB, eine Einladung eines großen Fußball-Verbandes wie US Soccer zum hundertjährigen Jubiläum nicht ernsthaft und seriös zu prüfen. Eine solche Einladung hat immer auch eine sportpolitische Dimension.

DFB.de: Dennoch: Eine ähnliche Konstellation gab es auch beim Confed-Cup im Jahr 1999. Auch damals fehlten etliche etabliert Nationalspieler - das Ergebnis ist bekannt: Gegen Brasilien setzte es ein 0:4, gegen die USA wurde 0:2 verloren. Ein ähnliches Szenario fürchten Sie diesmal nicht?

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Sandrock: Man kann die Situationen schon deswegen nicht vergleichen, weil man die Spieler nicht miteinander vergleichen kann. Und damit auch nicht die jeweiligen Teams. Die Nationalmannschaft ist auch dank der hervorragenden Arbeit von Jogi Löw, Hansi Flick, Andreas Köpke und Oliver Bierhoff eine feste Größe, und wir haben großartige Perspektivspieler, denen sich nun die willkommene Chance bietet, sich in der Nationalmannschaft zu präsentieren. Ich bin optimistisch, dass wir eine gute Mannschaft aufs Feld schicken werden. Übrigens: Wenn man schon über den Confed-Cup spricht, sollte man das Szenario nicht übersehen, das eingetreten wäre, wenn wir bei der EURO 2012 das Finale gegen Spanien erreicht hätten. Dann nämlich hätte unsere Mannschaft in der zweiten Juni-Hälfte am Confederations Cup 2013 in Brasilien teilgenommen.

DFB.de: Und Sie meinen, dies hätte auch für Diskussionen gesorgt?

Sandrock: Ich meine, dass wir auch diese Herausforderung sehr gerne angenommen hätten. Ich mag keine hypothetischen Überlegungen, aber auch dann hätte es hinsichtlich des Nationalmannschaftskaders Überschneidungen zwischen der U 21-Europameisterschaft und dem Confed-Cup gegeben. Und die Nationalspieler hätten nach Bundesligaende nicht sofort in Urlaub gehen und wohl auch nicht ohne Unterbrechung in die anschließende Saisonvorbereitung starten können. Ich persönlich stelle mich sehr gerne der Kritik an den Planungen unserer USA-Reise, die wir nun auf Grund eines rein deutschen Champions-League-Finals erhalten. Mit der Kritik können wir sehr gut umgehen, weil wir der Überzeugung sind, dass wir allen Unkenrufen zum Trotz eine Lösung gefunden haben, die im Sinne aller ist und zu der wir zu hundert Prozent stehen.