Sandrock: "Das Campo Bahia ist eine hervorragende Option für uns"

Hinter Helmut Sandrock liegen ereignisreiche zwölf Monate. Der Blick geht nach vorn. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke spricht der Generalsekretär über die WM und die Planung auf dem Weg nach Brasilien.

DFB.de: Herr Sandrock, Weihnachten steht an, das Jahr geht zu Ende. Wie fällt die Bilanz des DFB-Generalsekretärs aus? Welche Ereignisse haben das Jahr 2013 aus Ihrer Sicht besonders geprägt?

Helmut Sandrock: Im sportlichen Bereich die Europameistertitel der Frauen und der U 17-Juniorinnen. Ansonsten vor allem der Bundestag des DFB im Oktober in Nürnberg. In meiner Amtszeit als Generalsekretär war es der erste ordentliche Bundestag, den ich gemeinsam mit meinen Mitarbeitern planen, organisieren und durchführen durfte. Ein Höhepunkt war für mich auch die Auslosung der WM-Gruppen in Costa do Sauipe. Die Tage in Brasilien haben die Vorfreude auf die WM 2014 noch einmal gesteigert. Man weiß jetzt, wo man spielt, man kennt die Gegner, weiß, wie die Gruppenverläufe und der weitere Fortgang des Turniers sind. Planerisch war die Auslosung der Startschuss der WM.

DFB.de: Der Fahrplan des Teams auf dem Weg nach Brasilien steht. Allerdings werden noch der Gegner für das Länderspiel in Mainz gesucht. Gibt es da schon etwas Neues zu verkünden?

Sandrock: Das Spiel am 1. Juni in Mönchengladbach werden wir gegen Kamerun bestreiten, für den 6. Juni in Mainz stehen wir derzeit noch in Verhandlungen. Auf beide Spiele freuen wir uns sehr. Joachim Löw und das Team werden sich mit diesen Gegnern optimal auf die WM einstellen können, bevor sie nach Brasilien aufbrechen.

DFB.de: Wohnen wird die Mannschaft im Campo Bahia unweit von Porto Seguro. In den Medien kursierte die Falschmeldung, dass der DFB die Anlage errichten lassen würde.

Sandrock: Bedauerlicherweise. Und es ist erschreckend, dass uns so etwas überhaupt zugetraut wird. Die Fakten liegen völlig anders. Oliver Bierhoff hat dies schon gesagt, ich betone es aber gerne noch einmal: Das Campo Bahia wird nicht von uns, nicht für uns und nicht nach unseren Wünschen errichtet. Der DFB baut sich natürlich kein Basecamp. Die simple Wahrheit ist, dass das Campo Bahia ein offiziell von der FIFA unter Vertrag genommenes Team-Basecamp für die an der WM beteiligten Nationalverbände ist. Und wir haben uns dafür entschieden, dieses Basecamp für die WM anzumieten.

DFB.de: Wieder andere kritisieren, dass sich der DFB nicht für ein bereits bestehendes Hotel entschieden hat.

Sandrock: Wer so urteilt, sollte zunächst einmal alle Fakten kennen.

DFB.de: Also bitte: Erklären Sie doch mal Schritt für Schritt, wie so eine Suche nach einem Team-Basecamp abläuft.

Sandrock: Wir müssen drei Zeitpunkte unterscheiden: Vor dem Confed-Cup, nach dem Confed-Cup und nach der Gruppenauslosung. Die Basecamp-Suche beginnt immer damit, dass die FIFA für die Nationalverbände einen Katalog mit Hotels zusammenstellt, aus denen diese ein mögliches Team-Basecamp wählen können. So haben wir das auch 2006 gemacht, für die WM in Deutschland hatten wir 120 Hotels ausgewählt. In Brasilien waren es zu Beginn nur 50 Hotels – bei einem Land, das 24 Mal größer als Deutschland ist.

DFB.de: Und bei den 50 Hotels war keines dabei, das den Vorstellungen des DFB entsprochen hätte?

Sandrock: Doch. Im August 2012 hatten wir von den 50 Hotels bereits ein Hotel gewählt: In der Nähe von Sao Paulo in Itu. Dieses Hotel hat unseren Vorstellungen exakt entsprochen, deswegen haben wir sehr früh das Hotel in Itu bei der FIFA optioniert. Wir haben es also für uns geblockt.

DFB.de: Sie haben von drei Zeitpunkten gesprochen. Was hat sich mit dem Confed-Cup geändert?

Sandrock: Wir haben das Land und seine Verhältnisse noch besser kennen gelernt. Joachim Löw ist damals von Sao Paulo aus einem relativ gemäßigten Klima zu einem Spiel nach Fortaleza in tropische Gefilde geflogen. Bei dieser Reise hat er erlebt, wie gravierend die klimatischen Unterschiede sind. Diese Erfahrung und die Reisedistanzen haben dazu geführt, dass wir uns noch intensiver Gedanken darüber gemacht haben, wie wir mit der Situation umgehen, sollten wir bei der Auslosung in den Norden gelost werden.

DFB.de: Also wurde die Suche nach einem Basecamp im Norden forciert?

Sandrock: Ja. Wobei man dabei wissen muss, dass von den 50 FIFA-Hotels allein die Hälfte in der Region Sao Paulo angesiedelt ist. Und noch mal ein großer Teil in der Region Rio de Janeiro. Die Auswahl im Norden war nicht groß. Auf das Campo Bahia sind wir dann fast zufällig gestoßen. Uns hat die Lage überzeugt, die Nähe zum Flughafen in Porto Seguro. Wir sind mit der Hirmer-Unternehmensgruppe ins Gespräch gekommen, haben uns das Bauvorhaben im Detail erklären lassen und festgestellt, dass dieses Projekt eine hervorragende Option für uns sein könnte. Also haben wir veranlasst, dass die Unternehmensgruppe mit der FIFA Gespräche führt, damit das Campo Bahia nachträglich in den offiziellen Katalog des Weltverbandes aufgenommen werden kann.

DFB.de: Wie ungewöhnlich ist dieser Vorgang, diese nachträgliche Aufnahme in den FIFA-Katalog?

Sandrock: Es ist ein normaler Vorgang. So etwas gab es bei der WM 2006 auch in Deutschland, auch beim Velmore Grande, unserem Team-Basecamp in Südafrika, war es nicht anders. In Brasilien ist dies Vorgehen kein Einzelfall. Die Zahlen sprechen da eine eindeutige Sprache. Mittlerweile ist der Katalog auf 80 Hotels gewachsen, das Campo Bahia ist also eine von 30 Anlagen, die nachträglich in den Katalog aufgenommen wurden. Eben weil etliche Nationalverbände sich bei den logistischen Herausforderungen weitere Optionen ermöglichen wollten, nicht nur der DFB.

DFB.de: Die Entscheidung für das Campo Bahia ist endgültig erst nach der Gruppenauslosung am 6. Dezember gefallen?

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Sandrock: Zeitpunkt Nummer drei. Nachdem feststand, dass wir tatsächlich alle drei Vorrundenspiele im Norden bestreiten, haben wir uns final für das Campo Bahia entschieden und das Hotel in Itu als Option an die FIFA zurückgegeben. Die russische Mannschaft profitiert davon und wird dort einziehen. Unser Quartier in Porto Seguro muss zwar noch fertig gestellt werden, aber wir haben überhaupt keinen Zweifel daran, dass dies rechtzeitig geschehen wird. Und nebenbei gesagt ist es auch nicht das teuerste Quartier im Katalog.

DFB.de: Auch der Trainingsplatz muss noch errichtet werden, aktuell befinden sich dort Sanddünen.

Sandrock: Die Errichtung des Trainingsplatzes ist eine Baumaßnahme, die unter Hoheit der FIFA steht. Und auch hier kann ich sagen: Wir sind felsenfest überzeugt, dass pünktlich zur WM alles fertig sein wird. Das gilt in vielen Bereichen. Aktuell sind einige Stadien noch nicht fertig, auch einige Basecamps und Trainingplätze. Überall wird noch gebaut - das wird bis in den März hinein so sein. Aber das ist ein völlig normaler Vorgang, ähnlich haben wir es auch in Südafrika erlebt. Und sogar in Deutschland. Beim Confed-Cup 2005 ist das Stadion in Frankfurt erst am Abend vor dem ersten Spiel gegen Australien abgenommen worden. Ich war damals selbst nachts noch mit dabei. Was ich damit sagen will: Man sollte einfach auch mal Vertrauen haben. Bisher haben die Brasilianer nicht den geringsten Anlass gegeben, daran zu zweifeln.

DFB.de: Kritik gibt es auch daran, dass für den DFB ein eigener Trainingsplatz errichtet wird.

Sandrock: So war es in Danzig bei der EM 2012 auch. Und hinterher waren alle dankbar, weil wir den Platz nach dem Turnier einer Jugendmannschaft in Danzig zur Verfügung gestellt haben. Es ist doch bei allen Projekten so, dass der DFB um Nachhaltigkeit bemüht ist, auch 2014 wird es wieder so sein. Und mir kann niemand erzählen, dass es im Fußball-Land Brasilien keinen Bedarf an erstklassigen Fußballplätzen gibt.

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Hinter Helmut Sandrock liegen ereignisreiche zwölf Monate. Der Blick geht nach vorn. Im Interview mit DFB.de-Redakteur Steffen Lüdeke spricht der Generalsekretär über die WM und die Planung auf dem Weg nach Brasilien.

DFB.de: Herr Sandrock, Weihnachten steht an, das Jahr geht zu Ende. Wie fällt die Bilanz des DFB-Generalsekretärs aus? Welche Ereignisse haben das Jahr 2013 aus Ihrer Sicht besonders geprägt?

Helmut Sandrock: Im sportlichen Bereich die Europameistertitel der Frauen und der U 17-Juniorinnen. Ansonsten vor allem der Bundestag des DFB im Oktober in Nürnberg. In meiner Amtszeit als Generalsekretär war es der erste ordentliche Bundestag, den ich gemeinsam mit meinen Mitarbeitern planen, organisieren und durchführen durfte. Ein Höhepunkt war für mich auch die Auslosung der WM-Gruppen in Costa do Sauipe. Die Tage in Brasilien haben die Vorfreude auf die WM 2014 noch einmal gesteigert. Man weiß jetzt, wo man spielt, man kennt die Gegner, weiß, wie die Gruppenverläufe und der weitere Fortgang des Turniers sind. Planerisch war die Auslosung der Startschuss der WM.

DFB.de: Der Fahrplan des Teams auf dem Weg nach Brasilien steht. Allerdings werden noch der Gegner für das Länderspiel in Mainz gesucht. Gibt es da schon etwas Neues zu verkünden?

Sandrock: Das Spiel am 1. Juni in Mönchengladbach werden wir gegen Kamerun bestreiten, für den 6. Juni in Mainz stehen wir derzeit noch in Verhandlungen. Auf beide Spiele freuen wir uns sehr. Joachim Löw und das Team werden sich mit diesen Gegnern optimal auf die WM einstellen können, bevor sie nach Brasilien aufbrechen.

DFB.de: Wohnen wird die Mannschaft im Campo Bahia unweit von Porto Seguro. In den Medien kursierte die Falschmeldung, dass der DFB die Anlage errichten lassen würde.

Sandrock: Bedauerlicherweise. Und es ist erschreckend, dass uns so etwas überhaupt zugetraut wird. Die Fakten liegen völlig anders. Oliver Bierhoff hat dies schon gesagt, ich betone es aber gerne noch einmal: Das Campo Bahia wird nicht von uns, nicht für uns und nicht nach unseren Wünschen errichtet. Der DFB baut sich natürlich kein Basecamp. Die simple Wahrheit ist, dass das Campo Bahia ein offiziell von der FIFA unter Vertrag genommenes Team-Basecamp für die an der WM beteiligten Nationalverbände ist. Und wir haben uns dafür entschieden, dieses Basecamp für die WM anzumieten.

DFB.de: Wieder andere kritisieren, dass sich der DFB nicht für ein bereits bestehendes Hotel entschieden hat.

Sandrock: Wer so urteilt, sollte zunächst einmal alle Fakten kennen.

DFB.de: Also bitte: Erklären Sie doch mal Schritt für Schritt, wie so eine Suche nach einem Team-Basecamp abläuft.

Sandrock: Wir müssen drei Zeitpunkte unterscheiden: Vor dem Confed-Cup, nach dem Confed-Cup und nach der Gruppenauslosung. Die Basecamp-Suche beginnt immer damit, dass die FIFA für die Nationalverbände einen Katalog mit Hotels zusammenstellt, aus denen diese ein mögliches Team-Basecamp wählen können. So haben wir das auch 2006 gemacht, für die WM in Deutschland hatten wir 120 Hotels ausgewählt. In Brasilien waren es zu Beginn nur 50 Hotels – bei einem Land, das 24 Mal größer als Deutschland ist.

DFB.de: Und bei den 50 Hotels war keines dabei, das den Vorstellungen des DFB entsprochen hätte?

Sandrock: Doch. Im August 2012 hatten wir von den 50 Hotels bereits ein Hotel gewählt: In der Nähe von Sao Paulo in Itu. Dieses Hotel hat unseren Vorstellungen exakt entsprochen, deswegen haben wir sehr früh das Hotel in Itu bei der FIFA optioniert. Wir haben es also für uns geblockt.

DFB.de: Sie haben von drei Zeitpunkten gesprochen. Was hat sich mit dem Confed-Cup geändert?

Sandrock: Wir haben das Land und seine Verhältnisse noch besser kennen gelernt. Joachim Löw ist damals von Sao Paulo aus einem relativ gemäßigten Klima zu einem Spiel nach Fortaleza in tropische Gefilde geflogen. Bei dieser Reise hat er erlebt, wie gravierend die klimatischen Unterschiede sind. Diese Erfahrung und die Reisedistanzen haben dazu geführt, dass wir uns noch intensiver Gedanken darüber gemacht haben, wie wir mit der Situation umgehen, sollten wir bei der Auslosung in den Norden gelost werden.

DFB.de: Also wurde die Suche nach einem Basecamp im Norden forciert?

Sandrock: Ja. Wobei man dabei wissen muss, dass von den 50 FIFA-Hotels allein die Hälfte in der Region Sao Paulo angesiedelt ist. Und noch mal ein großer Teil in der Region Rio de Janeiro. Die Auswahl im Norden war nicht groß. Auf das Campo Bahia sind wir dann fast zufällig gestoßen. Uns hat die Lage überzeugt, die Nähe zum Flughafen in Porto Seguro. Wir sind mit der Hirmer-Unternehmensgruppe ins Gespräch gekommen, haben uns das Bauvorhaben im Detail erklären lassen und festgestellt, dass dieses Projekt eine hervorragende Option für uns sein könnte. Also haben wir veranlasst, dass die Unternehmensgruppe mit der FIFA Gespräche führt, damit das Campo Bahia nachträglich in den offiziellen Katalog des Weltverbandes aufgenommen werden kann.

DFB.de: Wie ungewöhnlich ist dieser Vorgang, diese nachträgliche Aufnahme in den FIFA-Katalog?

Sandrock: Es ist ein normaler Vorgang. So etwas gab es bei der WM 2006 auch in Deutschland, auch beim Velmore Grande, unserem Team-Basecamp in Südafrika, war es nicht anders. In Brasilien ist dies Vorgehen kein Einzelfall. Die Zahlen sprechen da eine eindeutige Sprache. Mittlerweile ist der Katalog auf 80 Hotels gewachsen, das Campo Bahia ist also eine von 30 Anlagen, die nachträglich in den Katalog aufgenommen wurden. Eben weil etliche Nationalverbände sich bei den logistischen Herausforderungen weitere Optionen ermöglichen wollten, nicht nur der DFB.

DFB.de: Die Entscheidung für das Campo Bahia ist endgültig erst nach der Gruppenauslosung am 6. Dezember gefallen?

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Sandrock: Zeitpunkt Nummer drei. Nachdem feststand, dass wir tatsächlich alle drei Vorrundenspiele im Norden bestreiten, haben wir uns final für das Campo Bahia entschieden und das Hotel in Itu als Option an die FIFA zurückgegeben. Die russische Mannschaft profitiert davon und wird dort einziehen. Unser Quartier in Porto Seguro muss zwar noch fertig gestellt werden, aber wir haben überhaupt keinen Zweifel daran, dass dies rechtzeitig geschehen wird. Und nebenbei gesagt ist es auch nicht das teuerste Quartier im Katalog.

DFB.de: Auch der Trainingsplatz muss noch errichtet werden, aktuell befinden sich dort Sanddünen.

Sandrock: Die Errichtung des Trainingsplatzes ist eine Baumaßnahme, die unter Hoheit der FIFA steht. Und auch hier kann ich sagen: Wir sind felsenfest überzeugt, dass pünktlich zur WM alles fertig sein wird. Das gilt in vielen Bereichen. Aktuell sind einige Stadien noch nicht fertig, auch einige Basecamps und Trainingplätze. Überall wird noch gebaut - das wird bis in den März hinein so sein. Aber das ist ein völlig normaler Vorgang, ähnlich haben wir es auch in Südafrika erlebt. Und sogar in Deutschland. Beim Confed-Cup 2005 ist das Stadion in Frankfurt erst am Abend vor dem ersten Spiel gegen Australien abgenommen worden. Ich war damals selbst nachts noch mit dabei. Was ich damit sagen will: Man sollte einfach auch mal Vertrauen haben. Bisher haben die Brasilianer nicht den geringsten Anlass gegeben, daran zu zweifeln.

DFB.de: Kritik gibt es auch daran, dass für den DFB ein eigener Trainingsplatz errichtet wird.

Sandrock: So war es in Danzig bei der EM 2012 auch. Und hinterher waren alle dankbar, weil wir den Platz nach dem Turnier einer Jugendmannschaft in Danzig zur Verfügung gestellt haben. Es ist doch bei allen Projekten so, dass der DFB um Nachhaltigkeit bemüht ist, auch 2014 wird es wieder so sein. Und mir kann niemand erzählen, dass es im Fußball-Land Brasilien keinen Bedarf an erstklassigen Fußballplätzen gibt.