Sandrock: "Alle sind an ihre körperlichen Grenzen gegangen"

Sandrock: Ich bin mit Stefan Hans, meinen Stellvertreter, jeden Tag im Austausch. Wir stimmen uns über das Tagesgeschäft und unsere großen Projekte ab, die nicht stehen bleiben, weil die WM aktuell läuft. Das betrifft zum Beispiel jetzt schon ganz wesentlich die DFB-Akademie.

DFB.de: Was wird Ihnen aus Frankfurt atmosphärisch berichtet. Wie sehr wird in der Otto-Fleck-Schneise mitgefiebert?

Sandrock: Wir haben über eine entsprechende Arbeitszeitregelung dafür gesorgt, dass alle Mitarbeiter alle Spiele unserer Mannschaft sehen können. Die Begeisterung ist groß, schon bei der Verabschiedung in Frankfurt war zu spüren, wie sehr sich alle Mitarbeiter mit der Nationalmannschaft identifizieren. Alle fiebern mit, alle drücken die Daumen. So muss es sein, und so ist es. Das ist aber nicht nur im DFB so. Es ist wie bei allen Turnieren: Das ganze Land steht hinter uns.

DFB.de: Bei der WM 2006 waren Sie als Organisations-Chef für die reibungslosen Abläufe des Turniers verantwortlich. Damals gab es keinerlei Probleme. Wie schätzen Sie die WM in Brasilien aus organisatorischer Sicht ein?

Sandrock: Was die Abläufe um die Teams, den Service und die gesamte Logistik angeht, dürfen wir zufrieden sein. Auch die Sicherheit rund um die Mannschaft ist gut, bisher gab es keine nennenswerten Probleme. Daneben gab es in den Spielorten und in den Stadien aber das eine oder andere Problem. Der Regen in Recife war sicherlich höhere Gewalt, aber es gab auch hausgemachte Probleme. Das Stadion in Sao Paulo war beim Eröffnungsspiel nicht fertig. Aber mit eine paar Abstrichen kann man den Organisatoren Lob aussprechen. Brasilien ist ein großes Land, es ist eine große Herausforderung, hier ein so Turnier zu organisieren.

DFB.de: In einem Schreiben an FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke haben Sie sich für die Belange der deutschen Fans eingesetzt. Können Sie den Anlass noch einmal näher erläutern?

Sandrock: Wir waren und sind irritiert, dass unseren Fans nicht mehr entgegengekommen wird. Die Fans investieren wahnsinnig viel: Geld, Zeit, Leidenschaft. Alles, um unsere Mannschaft zu unterstützen und den Spielen einen friedlichen und fröhlichen Rahmen zu bieten. Sie haben aufwendig und liebevoll Choreografien entwickelt, Fahnen und Banner gestaltet. All das ist von der FIFA untersagt worden, obwohl alles vor Monaten angemeldet wurde.

DFB.de: Sie klingen verärgert.



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Auch der "General" war gezeichnet. Das Viertelfinale war erreicht, das Achtelfinale steckte noch in seinen Nerven. Helmut Sandrock hat erlebt, was 80 Millionen Deutsche auch erlebt haben. Er hat gebangt, gehofft, gezittert - und sich am Ende gefreut. Im Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der DFB-Generalsekretär über das Drama gegen Algerien, die Organisation der WM und seine Unterstützung für die deutschen Fans.

DFB.de: Herr Sandrock, das Viertelfinale ist erreicht. 120 Minuten Drama liegen hinter dem Team und auch hinter dem Generalsekretär des DFB. Wie ist Ihre Gemütslage nach dem Spiel?

Helmut Sandrock: Wir wussten vorher, dass es ein nicht einfaches Spiel werden würde. Aber dass es so schwer würde, hatte ich dann doch nicht erwartet. Speziell in der ersten Halbzeit hatten wir Probleme. Danach haben wir uns gesteigert, hatten diverse gute Chancen, das Spiel schon in der regulären Spielzeit zu entscheiden. In der Verlängerung haben wir dies dann nachgeholt. Wir stehen in der Runde der letzten Acht, das ist nicht selbstverständlich, deswegen bin ich glücklich.

DFB.de: Das Spiel war sehr intensiv, zum Schluss war es auch eine Frage des Willens. Ist der Erfolg auch Ausdruck der guten Moral des Teams?

Sandrock: Unbedingt, daran gibt es ohnehin keinen Zweifel. Schon im Spiel gegen Ghana hat die Mannschaft gezeigt, dass sie fähig ist, sich zu wehren und über den Willen zurück zu kommen. Und gegen Algerien sind alle körperlich an ihre Grenze gegangen. Die Algerier sowieso, aber wir eben auch. Und ohne das wäre es nicht gegangen. Deswegen: Ein Kompliment an die Mannschaft.

DFB.de: Wir sprechen im Flugzeug auf dem Rückweg nach Porto Seguro. Die Mannschaft sitzt vor uns. Wie erleben Sie die Atmosphäre an Bord?

Sandrock: Es ist faszinierend und unspektakulär zu gleich. Man spürt, dass die Spieler kaputt sind und froh sind, auf dem Flug ein wenig Ruhe zu haben. Die Anspannung fällt nach und nach ab, von allen, die an Bord sind. Es ist Erleichterung zu spüren.

DFB.de: Als Generalsekretär stehen Sie den 230 Festangestellten der DFB-Zentrale vor. Wie eng ist Ihr Draht in die Heimat? Was hören Sie hier in Brasilien aus Frankfurt?

Sandrock: Ich bin mit Stefan Hans, meinen Stellvertreter, jeden Tag im Austausch. Wir stimmen uns über das Tagesgeschäft und unsere großen Projekte ab, die nicht stehen bleiben, weil die WM aktuell läuft. Das betrifft zum Beispiel jetzt schon ganz wesentlich die DFB-Akademie.

DFB.de: Was wird Ihnen aus Frankfurt atmosphärisch berichtet. Wie sehr wird in der Otto-Fleck-Schneise mitgefiebert?

Sandrock: Wir haben über eine entsprechende Arbeitszeitregelung dafür gesorgt, dass alle Mitarbeiter alle Spiele unserer Mannschaft sehen können. Die Begeisterung ist groß, schon bei der Verabschiedung in Frankfurt war zu spüren, wie sehr sich alle Mitarbeiter mit der Nationalmannschaft identifizieren. Alle fiebern mit, alle drücken die Daumen. So muss es sein, und so ist es. Das ist aber nicht nur im DFB so. Es ist wie bei allen Turnieren: Das ganze Land steht hinter uns.

DFB.de: Bei der WM 2006 waren Sie als Organisations-Chef für die reibungslosen Abläufe des Turniers verantwortlich. Damals gab es keinerlei Probleme. Wie schätzen Sie die WM in Brasilien aus organisatorischer Sicht ein?

Sandrock: Was die Abläufe um die Teams, den Service und die gesamte Logistik angeht, dürfen wir zufrieden sein. Auch die Sicherheit rund um die Mannschaft ist gut, bisher gab es keine nennenswerten Probleme. Daneben gab es in den Spielorten und in den Stadien aber das eine oder andere Problem. Der Regen in Recife war sicherlich höhere Gewalt, aber es gab auch hausgemachte Probleme. Das Stadion in Sao Paulo war beim Eröffnungsspiel nicht fertig. Aber mit eine paar Abstrichen kann man den Organisatoren Lob aussprechen. Brasilien ist ein großes Land, es ist eine große Herausforderung, hier ein so Turnier zu organisieren.

DFB.de: In einem Schreiben an FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke haben Sie sich für die Belange der deutschen Fans eingesetzt. Können Sie den Anlass noch einmal näher erläutern?

Sandrock: Wir waren und sind irritiert, dass unseren Fans nicht mehr entgegengekommen wird. Die Fans investieren wahnsinnig viel: Geld, Zeit, Leidenschaft. Alles, um unsere Mannschaft zu unterstützen und den Spielen einen friedlichen und fröhlichen Rahmen zu bieten. Sie haben aufwendig und liebevoll Choreografien entwickelt, Fahnen und Banner gestaltet. All das ist von der FIFA untersagt worden, obwohl alles vor Monaten angemeldet wurde.

DFB.de: Sie klingen verärgert.

Sandrock: Ich würde mir dafür mehr Verständnis wünschen. Zumal wir auf der anderen Seite gesehen haben, dass beispielsweise Fangruppierungen der Elfenbeinküste mit Trommeln und anderen Musikinstrumenten im Stadion waren, ihre Fankultur ausleben konnten und viel Spaß hatten. Mir fehlt es hier an Fingerspitzengefühl, denn unsere Fans wollen nichts anderes: Ihre Fankultur leben, die Mannschaft unterstützen und Spaß haben.

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DFB.de: Welche Reaktion haben Sie auf Ihr Schreiben erhalten?

Sandrock: Die FIFA hat sich dafür entschuldigt, dass unseren Fans im zweiten Spiel in Fortaleza die Fahnen und Banner weggenommen und teilweise noch nicht wieder herausgegeben wurden. Aber ansonsten bleibt es bei den Verboten, auch bei dem Verbot Choreografien durchzuführen. Die Fans sind sauer und enttäuscht - ich kann das nachvollziehen. Mir tut das leid. Die Unterstützung durch unsere Fans ist dennoch großartig. Wir haben auch das Fancamp des Fan Club Nationalmannschaft in Recife besucht und vor Ort erlebt, wie großartig und kreativ unsere Fans sind. Wir haben im Schnitt zehn- bis zwölftausend Fans in den Stadien, ich finde das sehr bemerkenswert. Auch wie toll sie sich im Stadion verhalten, das ist klasse. Ein großes Dankeschön dafür!

DFB.de: Die Organisation durch die FIFA ist das Eine, wie bewerten Sie die interne Organisation rund um die deutsche Mannschaft und Delegation?

Sandrock: Im Dezember des vergangenen Jahres habe ich zusammen mit Oliver Bierhoff und Georg Behlau die Entstehung des Campo, des Trainingsplatzes und des Medienzentrums hautnah miterlebt. Als Gesamtverantwortlicher rund um den Bereich Nationalmannschaft ist Oliver Bierhoff zuständig. Da kann man ihm eigentlich nur die Note eins aussprechen. Das Team hat tolle Bedingungen, eine tolle Atmosphäre, die Spieler sind zufrieden, die Abläufe in der Organisation auch des Betreuerstabes sind meiner Meinung nach perfekt. Es ist alles optimal aufeinander abgestimmt. Auch wir als Delegation sind in allen Abläufen ideal integriert, es könnte nicht besser sein.

DFB.de: Das Viertelfinale ist erreicht, es geht nach Rio. Möglicherweise geht es auch ein zweites Mal nach Rio. Inwieweit wird im DFB schon für den Fall des Finaleinzugs geplant?

Sandrock: Da muss ich aufpassen, was ich sage (lacht). Ich wäre ein schlechter Generalsekretär, wenn wir nicht für jeden Fall vorbereitet wären. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Der Fokus gilt momentan ganz dem nächsten Spiel. Alles andere kommt danach.